*3. Sieben Tage
Professor Sprout ließ uns in das Gewächshaus und nachdem alles abgedunkelt wurde, bekamen wir die ehrenwerte Aufgabe Teufelsschlingen zu versorgen, beziehungsweise sie umzutopfen und einen Ableger zu züchten, soweit man das alles in einer Schulstunde machen konnte.
Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als Black beinahe erdrosselt wurde und Peter ihm zur Hilfe eilte, dabei allerdings von seiner eigenen Teufelsschlinge angegriffen wurde. Peter tat mir beinahe etwas Leid. Mir schien es, als wäre er super hilfsbereit, doch dann passierte immer etwas falsches, sodass er da stand wie der letzte Idiot.
Als all die Arbeit getan war, entließ uns Professor Sprout etwas früher, allerdings nicht ohne uns einen Aufsatz über Teufelsschlingen aufzugeben. Zwar wollte ich nichts sagen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass wir so einen Aufsatz schon vor Jahren mal geschrieben hatten. Manchmal ging den Lehrern auch wirklich die Phantasie aus.
Ich flüchtete aus dem Gewächshaus und machte mich sogleich auf den Weg in die Bibliothek, um meine Hausaufgaben so schnell wie möglich zu erledigen. Dabei fing ich einen weiteren Blick von Rosier auf, welcher eine Gänsehaut bei mir verursachte. So langsam bekam ich ein schlechtes Gefühl, was ihn anging.
In der Bibliothek blieb ich leider nicht lange, denn meine Hausaufgaben hatte ich schon in Blitzgeschwindigkeit beendet, weswegen ich beschloss, Hailee, Marlene und Edelina von ihrem Nachmittagsunterricht abzuholen. Sie hatten zusammen mit den Slytherins Verteidigung gegen die dunklen Künste gehabt und wie immer machten sie lange Gesichter.
„Es ist so bescheuert, Verteidigung mit den Slytherins zu üben, wo die doch sowieso lieber schwarze Magie anwenden", beschwerte sich Hailee.
„Komm schon, Hailee, nicht alle Slytherins haben einen Hang zu den dunklen Künsten", widersprach Marlene treuherzig, doch ich sah sie nur verwirrt an.
„Die Jungs in unserem Jahrgang allerdings schon ausnahmslos", konterte ich und wie erwartete, konnte dagegen niemand etwas sagen. Die Mädchen waren noch ganz in Ordnung, doch jeder wusste, dass Snape, Mulciber, Avery, Wilkes und Rosier alle den dunklen Künsten verfallen waren. Das schlimmste dabei war, dass wir rein gar nichts dagegen unternehmen konnten.
„Hey Arlyn, ich hab gehört, du hast heute Abend Nachsitzen?", meinte Dedalus Diggle, der wie aus dem Nichts neben Marlene aufgetaucht war. Ich konnte mir schon denken, woher er von der Sache mit dem Nachsitzen wusste.
„Jep", antwortete ich kurz angebunden.
„Vielleicht hast du ja Glück und die Rumtreiber leisten dir Gesellschaft. Ich habe gehört, dass sie heute morgen Filch in den Wahnsinn getrieben haben", erwiderte Dedalus.
„Glück würde ich das nicht nennen, ich habe wohl eher Pech gehabt, weil ich wirklich mit denen bei Professor McGonagall sitzen darf. Und Filch rastet doch selbst aus, wenn man seiner blöden Katze auch nur über den Weg läuft", konterte ich.
„Ach was, die Rumtreiber sind vollkommen in Ordnung, Arlyn!" Der Blick, den ich Dedalus daraufhin zuwarf, hätte sicher einen Orden verdient, aber leider gab es zu wenige Zeugen. So ein Mist aber auch!
„Weißt du was? Ich werde einfach nichts dagegen sagen, denn ich weiß, dass das wieder in einer Moralpredigt enden wird. Du bist ein Hufflepuff und siehst immer das Gute in Menschen. Alles in Ordnung, dagegen habe ich nichts einzuwenden, aber das gilt leider nicht für mich", meinte ich.
„Das war ganz schön gemein, Arlyn!", bemerkte Hailee. Vielleicht war es das, aber Dedalus Diggle konnte sowieso kein Wässerchen trüben und so schaffte er es auch in diesem Moment weiterhin vollkommen fröhlich zu sein.
„Wenn du meinst, also ich habe mich mit den Rumtreibern schon immer gut verstanden", erwiderte Dedalus schulterzuckend. Ich schnitt eine Grimasse. Na wenigstens hatte er die Möglichkeit gehabt, ein gutes Verhältnis zu den Rumtreibern aufzubauen, zumindest in seinem Kopf. Ich wiederum stand mit den werten Herren schon seit der ersten Klasse auf dem Kriegsfuß. Okay, vielleicht war es nicht ganz so dramatisch, aber wir hatten uns noch nie wirklich verstanden. Für sie war ich die Spinnerin, die kein bisschen nach Gryffindor passte und demnach auch nicht vom Haus aufgenommen werden sollte.
„Schön für dich, ich mich noch nie", gab ich zurück, woraufhin Dedalus nur nachdenklich das Gesicht verzog. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, hatte Marlene sich zwischen uns gedrängt, was eine klare Anweisung war, dieses Gesprächsthema fallen zu lassen.
„Fahrt ihr eigentlich in den Ferien nach Hause?", fragte sie. Es war offensichtlich, dass sie legendlich vom Thema ablenken wollte.
„Marlene, wir haben noch einen ganzen Monat Zeit, um das zu entscheiden", wies Edelina sie höflich darauf hin, woraufhin sie nur ein schiefes Grinsen bekam.
„Also ich weiß schon, dass ich die Ferien auf jeden Fall zu Hause verbringen möchte!", kam es von Hailee.
„Welches Zuhause meinst du denn?", hakte ich nach, obwohl ich die Antwort bereits kannte. Hailee verdrehte die Augen, allerdings mit einem Lächeln auf den Lippen, sodass sie es mal wieder schaffte, kein bisschen genervt auszusehen.
„Das weißt du ganz genau. Und ich glaube auch, dass du in diesen Ferien wieder zu deinen Eltern fährst", erwiderte sie.
„Wie kommst du denn darauf?", fragte ich aufrichtig verwirrt, denn ich hatte in keinster Weise irgendwelche derartigen Pläne gemacht. Merlin, ich hatte mir darüber überhaupt noch keine Gedanken gemacht. Hailee lächelte geheimnisvoll.
„Nur so. Ich hab so ein Gefühl, dass du an Weihnachten mit deiner Familie zusammen bist. Vorallem sollte deine Mum erfahren, was du hier so alles anstellst!" Ich zog die Augenbrauen hoch. Das hörte sich ja an, als wäre ich der totale Rebell geworden, dabei war ich nur faul und immer zur falschen Zeit am falschen Ort wie es schien.
„Ach, wer will jetzt wieder von dem schlechten Omen anfangen?", rief ich resigniert und warf einen Seitenblick auf Edelina, welche mich ganz unschuldig ansah. Wenn die so weiter machten, dann wurde ich noch paranoid.
Leider musste ich mich wenig später wieder von meinen Freunden verabschieden, da diese noch Hausaufgaben zu tun hatten, welche sie üblicherweise in ihrem Gemeinschaftsraum erledigten. Jedes Mal, wenn wir uns trennen mussten, wünschte ich mir, ich könnte mit ihnen gehen, denn Erzählungen nach fühlte sich der Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs immer sonnig an und vermittelte gute Laune, die ich nur zu gut gebrauchen könnte.
Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, einen Sparziergang über die Ländereien zu machen, doch dann kam mir wieder in den Sinn, dass es draußen noch kälter sein würde, als sowieso schon auf den Korridoren. So war es nun einmal Ende November irgendwo in der Pampa Schottlands.
Gerade schlug ich eine Abkürzung zum Gryffindorturm ein, als ich auf einmal vor einer Person stand, der ich so gar nicht begegnen wollte. Rosier starrte auf mich hinab und ein böses Grinsen zierte sein Gesicht. Mir war die Situation etwas unangenehm und ich fühlte mich ganz ehrlich auch nicht wohl, aber Angst hatte ich nicht vor ihm.
„Ich habe eine Nachricht für dich bekommen, Halbblut!", zischte er, wobei er Halbblut wie etwas furchtbar abscheuliches aussprach. Whoa, ich konnte doch nichts dafür, was für ein Blut ich hatte. Sorry, dass ich geboren wurde!
„Und die lautet, du Riesenkalb?", zischte ich zurück, wobei ich Riesenkalb genauso aussprach, wie er zuvor Halbblut ausgesprochen hatte. Er zog die Stirn kraus und sah dennoch vollkommen gefasst und teuflisch aus. Davon könnten sich andere Leute vielleicht mal 'ne Scheibe abschneiden.
„Sieben Tage", meinte Rosier, was mich nur noch mehr verwirrte.
„Sieben Tage, was?", fragte ich genervt und seufzte. Ich konnte genau sehen, dass es ihm lieber wäre, wenn ich mich von ihm einschüchtern lassen würde, aber mich einzuschüchtern war ungefähr so schwer, wie Hailee dazu zu bekommen, jemanden zu beleidigen – also unmöglich!
„Das wirst du schon noch sehen, du dreckiges Halbblut!", zischte Rosier, woraufhin ich die Arme vor der Brust verschränkte.
„Jetzt mal ehrlich, Rosier, du bist verwirrt, redest von sieben Tagen und sagst mir dann nicht mal, was es damit auf sich hat? Du bist echt der böseste Zauberer, der mir je begegnet ist", erwiderte ich trocken. Selbst Rosier hatte den Sarkasmus verstanden, denn seine Mundwinkel zuckten.
„Im Ernst, du hast sieben Tage. Genieße sie!"
„Und warum sagst du mir das jetzt?", hakte ich verwirrt nach.
„Weil ich es dir sagen soll, Schlammblut!" Rosiers Stimme bebte vor unterdrückter Wut und ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis er mir einen Fluch auf den Hals hetzen würde.
„Oh, also jetzt bin ich kein Halbblut mehr, sondern ein Schlammblut! Wie ich sehe, geht es mit unserer Beziehung bergauf!" Ich hatte keine Ahnung, woher ich den Sarkasmus nahm und insbesondere den Nerv, mich mit jemanden wie Rosier anzulegen. Andererseits hatte er selbst scheinbar auch den Nerv gefunden, sich mit mir anzulegen, also waren wir wohl beide Idioten.
„An deiner Stelle würde ich mir das Grinsen verkneifen", meinte Rosier weniger wütend. Mein Grinsen wurde dadurch natürlich nur noch breiter und es würde nicht mehr lange dauern, bis ich lauthals loslachen würde. Dabei sah ich Rosier an und beobachtete mit Genugtuung, dass mein Grinsen scheinbar ansteckend war. Er kämpfte damit, seine Maske aufrecht zu erhalten, scheiterte allerdings kläglich, als ich anfing zu lachen.
„Verfluche dich!", meinte er entrüstet,was mich nur noch mehr zum lachen brachte. Wie erwartet zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf mich, ehe er versuchte, mir einen Folterfluch auf den Hals zu jagen. Nichts passierte, abgesehen von meinem Lachen, das verstummte.
„Whoa, jetzt mal langsam!", meinte ich geschockt, während Rosier die Stirn kraus zog und sich darüber zu wundern schien, warum sein Fluch nicht gewirkt hatte. „Du weißt schon, dass du den Fluch meinen musst, damit er funktioniert, oder?" Ich hatte schließlich nicht umsonst Verteidigung gegen die dunklen Künste gebüffelt, wie sonst was. Nur wunderte es mich, dass jemand, der vernarrt in die dunklen Künste war, sowas nicht wusste.
Rosier stand einfach da und schien scheinbar darüber nachzudeken, welchen Fluch er mir stattdessen auf den Hals hetzen sollte.
„Und wag es ja nicht, mir einen Levicorpus aufzuhetzen! Ich trage einen Rock!", zischte ich nun, schließlich war das der zweitbeliebteste Schikanezauber, den es gab. Rosier musterte mich von oben bis unten, bis ein teuflischen Grinsen auf seinen Lippen erschien. Er hob den Zauberstab erneut, doch bevor er etwas machen konnte, hatte ich ihm eben diesen Zauber aufgehetzt.
Rosiers Zauberstab fiel zu Boden, als er mit dem Kopf nach unten vor mir hing. Ich stemmte meine Arme in die Seite und schritt auf ihn zu, ehe ich kurz vor ihm anhielt und ihm fest in die Augen sah. Erst dann setzte ich ein süffisantes Lächeln auf.
„Mich freut es ja, dass du mich zumindest nicht genug hasst, um mir einen Cruciatus aufhalsen zu können. Ich hoffe mal, du wirst hier noch etwas Zeit haben, um darüber nachzudenken, warum du mir verwirrte Worte einflüsterst und noch viel schlimmer: Warum du einem Mädchen einen Levicorpus aufhetzen würdest!" Ich entfernte mich wieder einige Schritte, nahm meinen Blick allerdings nicht von ihm. Aus meinem süffisanten Lächeln, wurde ein Trauriges.
„Übrigens, sorry, dass ich dich hier abhängen lasse!" Rosier strafte mich mit Schweigen, als ich mich umdrehte und mich nun wirklich auf den Weg zu meinem Gemeinschaftsraum machte. Leider nicht ohne dass mich ein schlechtes Gewissen plagte.
Andererseits konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken, warum Rosier mir sagen sollte, ich hätte noch sieben Tage. Würde ich in sieben Tagen sterben, oder wie? Als ob! Rosier hatte ja eben bewiesen, wie viel er mir anhaben konnte – nämlich gar nichts! Vielleicht würde Hogwarts in sieben Tagen auch von Gras rauchenden Ökos eingenommen werden, wer wusste das schon.
Natürlich kam ich auf meinem Weg in den Gemeinschaftsraum noch einmal zu viel an den Rumtreibern vorbei, die dabei waren, Benjy Fenwick in irgendwelche krummen Sachen zu verwickeln.
„Hör mal, Benjy, wir brauchen dich nur, damit du McGonagall ein Alibi versicherst. Das ist alles!", hörte ich Black murmeln. Eindeutig krumme Dinge! Ich wollte gar nicht wissen, was die jetzt schon wieder vorhatten, aber einmischen wollte ich mich auch nicht. Wie hieß es noch so schön? Leben und leben lassen!
Ich ging weiter die Treppen hinauf, bis ich endlich beim Protrait der fetten Dame ankam und ihr das äußerst unkreative Passwort nannte. Lily und Potter sollten sich mal lieber mehr Mühe dabei geben, auch wenn ich mir sicher war, dass Koboldkichern auf Potters Mist gewachsen war.
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