*10. Nächtliche Gespräche

T a g  3

Es war weit nach Mitternacht und ich hatte bereits mein gesamtes Zaubertränkebuch gelesen und ging nun noch einmal die gesamte Zaubereigeschichte durch. Ich wurde zugegeben langsam träge, was allerdings mehr als verständlich war, schließlich würde es bald dämmern.

Ich schreckte hoch, als ich hörte, wie das Portrait zur Seite schwang und ich ein erstauntes Zischen hörte. Augenblicklich drehte ich mich zum Portraitloch um, konnte aber niemanden entdecken. Doch irgendjemand musste da sein, denn ich sah dabei zu, wie das Portrait wieder zu schwang. Desillusionszauber, schoss es mir durch den Kopf, weswegen ich die Augen zusammenkniff und den Raum genau absuchte. Doch ich konnte rein gar nichts erkennen. Das hieß wohl improvisieren und einen Schritt ins Unbekannte wagen.

„Black, Potter, ich weiß genau, dass ihr da seid!", zischte ich. Ich spürte genau die Anwesenheit von anderen Menschen und wer sollte es denn schließlich sonst sein?

Für einen kurzen Moment passierte gar nichts, doch dann nahm ich leise Schritte war, welche sich auf die Treppe der Jungenschlafsäle zu bewegten. Oho, das würden diese Schlawiner nicht mit mir machen können! Ich sprang auf und rannte auf die Treppe zu, nur um die unsichtbaren Gestalten ab zu fangen. Meine Finger berührten etwas seltsames, etwas, was sich fast wie fließendes Wasser anfühlte. Ich bohrte meine Finger hinein und riss es an mich. Es baute sich ein Widerstand auf, doch das änderte nichts daran, dass ich bereits vier Beine erkennen konnte.

„Ein Tarnumhang also", stellte ich fest, während ich noch immer den Stoff fest umklammerte. „Das erklärt so einiges!" Erst jetzt gaben die beiden auf und ließen zu, dass ich ihnen den Umhang vom Kopf zog. Zum Vorschein kamen Potter und Black, welche mich aus einer Mischung von Hass und Angst musterten. Oha, da hatte jemand Angst, ich könnte sie verpetzen.

„Findet ihr nicht, ihr solltet eure Spitznamen etwas geschickter wählen? Leute, die sich wirklich Gedanken über euch machen, würden schon innerhalb eines Monats dahinter kommen. Ich kann selbst nicht glauben, dass es bei mir ein paar Jahre gedauert hat!" Die zwei Rumtreiber pressten die Lippen aufeinander und sahen mich so an. Es war wirklich zum lachen!

„Ist es nicht seltsam, dass Lupin andauernd so krank ist? Und dann auch noch etwa alle achtundzwanzig Tage. Mysteriös, nicht wahr?" Ich genoss meinen Triumph, als die beiden leicht panisch aussahen.

„Und wisst ihr was, aus irgendeinem Grund habe ich einen Hund und einen Hirsch gesehen, welche einfach nebeneinander standen, dabei würde der Hund einen normalen Hirsch doch sofort in die Flucht schlagen. Findest du nicht, Tatze?" Mit diesem Satz brachen sowohl Potter als auch Black ein.

„Was willst du von uns, Tidwell?", zischte Black. Gute Frage. Ich hatte selbst keine Ahnung, was genau ich damit erreichen wollte. Mit Sicherheit wäre das noch ein super Druckmittel!

„Im Moment noch nichts, aber ich bin mir sicher, mir fällt irgendwann noch etwas ein, womit ich mir helfen könnt", erwiderte ich trocken. Wir starrten uns weiter an, ehe ich meine Lippen zu einem fiesen Grinsen verzog und meinte: „Also ist Lupin ein Werwolf und ihr beide seid unregistrierte Animagi. Um ehrlich zu sein, überrascht es mich nicht, dass ich das geschafft habt."

„War das ein Kompliment?", hakte Black zwinkernd nach, woraufhin ich nur die Augen verdrehte.

„Na ja, das war eher im Sinne von ihr seid viel zu große Dickköpfe, als es nicht zu schaffen gemeint!", versuchte ich die Situation zu retten und gleichzeitig auch richtig zu stellen. Zugegeben, die beiden hatten ein großes Talent für Verwandlung.

„Tidwell, jetzt sag uns, was du von uns willst, damit du die Klappe hältst!", wendete Potter sich genervt an mich. Ich überlegte eine Weile. Ich selbst war auch sehr gut in Verwandlung.

„Bringt mir bei, wie ich zur Animaga werde!", forderte ich mit einem dicken Grinsen auf den Lippen. Selbstverständlich erntete ich daraufhin nur entsetzte Blicke. Ich wiederum konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass die Verwandlung zum Animagus eine solch schwierige Sache war, schließlich hatten Potter und Black das vor mindestens zwei Jahren schon gemeistert. Warum sollte ich das also nicht in einem Augenschlag lernen können? Okay, das hörte sich jetzt wirklich arrogant an.

„Was willst du denn jetzt schon wieder als Animaga anstellen?", kam es von dem perplexen Black. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Es wäre interessant, zu sehen, in welches Tier ich mich verwandle", erwiderte ich.

„Da ist alles?", meinte Potter entsetzt. Ich nickte, hatte allerdings im Hinterkopf, dass es mir eventuell so einige Dinge erleichtern könnte. Black wiederum stöhnte nur genervt.

„Lass es einfach, Tidwell, aus dir wird sowieso nicht mehr als ein Regenwurm!"

„Wenigstens trägt man als Regenwurm noch in gewisser Weise etwas zum Wohl der Menschheit bei", erwiderte ich, wobei ich innerlich erleichtert ausatmete. Ich hatte doch noch eine Konter gefunden. Das war manchmal wirklich nicht einfach!

„Schon klar, was machen Regenwürmer denn schon, was zu unserem Vorteil ist?", kam es von Black. Dummkopf! Augenblicklich schlich sich ein schadenfrohes Grinsen auf meine Lippen und ich freute mich mehr als ich vielleicht sollte darauf, ihm eine kleine Lehrstunde zu geben.

„Also wirklich Black, Regenwürmer sind wichtig für den Abbau organischer Substanzen und machen den Boden Nährstoffreicher. Dass du das nicht weißt!", erwiderte ich. Natürlich wusste er das nicht. Er hatte schließlich nicht seine Ferien damit verbracht, sich Vorträge über das Ökosystem der Erde anzuhören. Was war mein Dad auch so ein leidenschaftlicher Pfadfinder gewesen? „Ach so, und um das so auszudrücken, damit auch beschränkte Gehirne wie deins das kapieren: Sie fressen tote Pflanzen, kacken sie wieder aus, sodass daraufhin wieder gut neue Pflanzen wachsen können", fügte ich hinzu, da Black mich vollkommen verwirrt anstarrte.

„Alter, Mund zu, du sabberst!", kam es von Potter und stieß Black mit seinem Ellenbogen in die Seite. Dieser starrte mich noch immer verwirrt an, sabbern tat er allerdings eher weniger.

„Ach und Black, wo deine Haare jetzt gerade doch halb weggebrannt sind, ist dein Fell als Hund dann auch angesengt?", fragte ich süffisant. Es machte einfach viel zu viel Spaß, mich über diesen Kerl lustig zu machen. Potter konnte seine Belustigung nicht verbergen, was diese Situation sehr seltsam gestaltete, denn seit wann fand mich irgendjemand der Rumtreiber lustig, wenn es nicht gerade darum ging, dass ich mich in irgendeiner Weise blamierte.

Black wiederum war offensichtlich beleidigt, was mir alles andere als Leid tat. Der Typ wusste doch nicht einmal, wie ein Flubberwurm aussah! Aber wen kümmerte das schon, er sah gut aus und konnte sich in einen Hund verwandeln, was wollte ein Mädchen mehr? Ich hörte, wie meine innere Stimme ein Hustanfall bei dem Gedanken bekam. Merlin, ich war wirklich nicht mehr ganz richtig im Kopf. Oder alle anderen Leute waren nicht richtig im Kopf und ich war die normale Person, die viel lieber einen Mann an ihrer Seite hätte, der auch ein paar Gehirnzellen übrig hatte.

„Wie geht es eigentlich deinen Pocken?", hakte ich nach. Blacks Blick verfinsterte sich und er sah beinahe furchteinflößend aus, nur leider war es so ziemlich unmöglich mich einzuschüchtern.

„Halt deine Fresse, Tidwell, die Explosion war nicht meine Schuld, okay?", zischte er.

„Ja ja, immer schön die Schuld auf andere schieben, so kommst du mit Sicherheit in deinem Leben weiter, Black!", erwiderte ich. Super, ich hatte meinen Sarkasmus wiedergefunden. Was war denn auch eine Arlyn Tidwell ohne ihre sarkastischen Kommentare? Blacks Blick wurde noch finsterer, sodass ich das Gefühl verspürte, ihm meinen Zauberstab ins Gesicht zu stecken und Lumos zu sprechen.

„Snape hat meinen Trank manipuliert, okay?", kam es aufgebracht von Black. Ich fing augenblicklich an zu lachen.

„Alles, was der manipuliert hat, war deine Nase! Bei dem Gestank ist es kein Wunder, dass du den Trank vermasselst, schließlich umgeben Snape giftige Dämpfe!", erwiderte ich. Hätte ich gewusst, dass dieser Kommentar den wirklich gruseligsten Moment meines Lebens verursachen würde, dann hätte ich das niemals von mir gegeben. Aber Fakt war, dass Black und Potter ernsthaft anfingen über das zu lachen, was ich gesagt hatte. Und das nicht, weil sie es lächerlich fanden, sondern weil es in ihren Augen tatsächlich lustig war. Merlin, der Blutige Baron war nichts gegen diese gruselige Situation gewesen!

Ich erschrak, als etwas über meine Füße huschte, doch als ich mich zu dem Etwas umdrehen wollte, war es schon verschwunden. Na super, jetzt bildete ich mir auch schon Ungeziefer ein, vielleicht sollte ich doch langsam mal schlafen gehen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Jungen verstummten und sich gegenseitig fassungslos ansahen. Wahrscheinlich fragten sie sich gerade, woher ich den Humor genommen hatte.

„Jetzt aber mal zurück zum Thema, Tidwell, du willst, dass wir dir beibringen, wie du zur Animaga wirst?", meinte Potter ruhig. Zumindest versuchte er sein Missfallen nicht in seiner Stimme auszudrücken.

„Wenn ich mir es so recht überlege, dann könnte ihr mir auch einfach sagen, wie ihr es gemacht habt und dann komme ich allein hinter den Rest, denn um ehrlich zu sein, habe ich keinen Bock, mich noch mehr als nötig mit euch herum zu schlagen!", erwiderte ich schulterzuckend.

„Ich bezweifle zwar, dass du das schaffen wirst, aber wenn du es unbedingt wissen willst, sagen wir es dir", kam es von Black. Ich spürte sofort, wie sich eine dicke Lüge anbahnte. Natürlich würde er mir nicht erzählen, wie genau er und Potter zu Animagi geworden waren. Andererseits war ich wirklich gespannt darauf, wie er mich anlügen würde. Vielleicht war er sogar kreativ genug, um diese Lüge so zu verpacken, dass sie so wirkte als könne sie wahr sein.

„Okay, Tidwell, alles, was du tun musst, ist dein Inneres Tier finden! Mehr braucht es nicht, um ein Animagus zu werden", erklärte Black mit gesenkter Stimme. Ich nickte verstehend und gab ihm dadurch das Gefühl, ich würde ihm glauben. Seine Mundwinkel zuckten allerdings verdächtig, weswegen es für mich schwer war, meine Fassade aufrecht zu erhalten. Irgendwie machte es Spaß, Black etwas an der Nase herum zu führen, auch wenn es nicht für lange Zeit war. Da es allerdings schon nach wenigen Sekunden unmöglich schien, nicht laut loszulachen, gab ich es schließlich auf.

„Black, du glaubst doch nicht allen Ernstes, ich würde dir das abkaufen. Wer bei Merlin gesagt hat, du wärst ein guter Lügner, hat mit Sicherheit einen Knick im Zauberstab!", meinte ich zugegeben etwas sehr undeutlich, weil ich nebenbei von Lachkrämpfen geschüttelt wurde. Black und Potter fanden es weniger witzig, dass ich mich so über sie lustig machte. War ja nicht meine Schuld!

„Okay, okay, es gibt da ein Buch in der Verbotenen Abteilung, welches sich mit diesem Thema beschäftigt. Das haben wir damals geklaut, um die Verwandlung zu lernen. Wir machen einen Deal: Wir besorgen dir das Buch und du hältst die Klappe, was Moony und den Rest von uns angeht!", schlug Potter großzügig vor. Für einen Moment war ich misstrauisch, denn wie sollte ich wissen, ob die beiden sich an die Abmachung halten würden? Andererseits hatte ich ein optimales Druckmittel, sollten sie nicht ihre Seite des Vertrags erfüllen. Noch dazu waren sie Gryffindors und Gryffindors standen bekannterweise zu ihrem Wort.

„Klingt nach einem Deal!", meinte ich in einem geschäftlichen Ton. Die beiden Rumtreiber nickten mir zu und machten sich endlich auf den Weg in ihren Schlafsaal, während ich weiterhin da stand und mich fragte, was Pettigrew wohl die ganze Zeit getrieben hatte. War er denn nicht auch ein Animagus geworden oder hatte er die Verwandlung nicht geschafft? Das wiederum konnte ich mir nicht vorstellen, schließlich war Pettigrew alles andere als ein Taugenichts! Und noch dazu hatte auch er einen Spitznamen — Wurmschwanz —, wobei ich mir nicht sicher war, wofür das jetzt schon wieder stand. Um ehrlich zu sein klang der Name nicht sonderlich charmant und es hörte sich an, als wäre Pettigrew der Regenwurm und nicht ich. Na ja, vielleicht würde ich irgendwann mal hinter dieses Geheimnis kommen. Was war mein Leben auch im Moment so mysteriös?

Ich warf einen Blick aus dem Fenster und bemerkte die Dämmerung, welche langsam aber sicher anbrach. Die ganze Nacht über hatte ich mich nicht sonderlich müde gefühlt, doch nun übermannte sie mich und ich fühlte mich elend. Mein ganzer Körper fing an zu zittern, weswegen ich eilig meine Schulsachen einsammelte und die Treppe erklomm. Nun war mein Schlafrhythmus ganz sicher im Eimer!

Schließlich ließ ich mich auf mein Bett fallen und zog die Vorhänge zu, nur um schnell meine schweren Lider zu schließen. Normalerweise stand ich um diese Zeit schon wieder auf, deswegen war es einfach so seltsam, nun erst ins Bett zu gehen. Nun gut, das hier war eine Ausnahmesituation, schließlich hatten wir noch ein pelziges Problem zu besprechen gehabt.

Zu einem ausgeklügelten Fazit war ich allerdings nicht mehr gekommen, denn mein Gehirn schaltete schnell ab, ließ sich ablenken und ich verlor die Kontrolle über meine Gedanken, sodass ich träumte. Und in diesem Traum explodierten eine Menge Kessel und ich selbst hatte eine Menge Pocken am ganzen Körper!

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