23
„Du hast nicht ernsthaft vor, zu Matthias zu fahren, oder?"
Entsetzt starrte Alexandra Stefan an. „Bitte?"
In seinen Augen loderten Flammen. „Verarsch mich nicht, Alex. Ich hab genug von deinen Spielchen."
Sie musste irgendetwas verpasst haben. Hier stand Stefan vor ihr, offensichtlich wütend, und offensichtlich wütend auf sie, und sie verstand einfach nicht, was sie falsch gemacht hatte.
„Ich fahr dann jetzt", rief der Taxifahrer ihr zu und lehnte sich zur Seite, um die noch offene Beifahrertür zu schließen.
Sie hatte keine Gelegenheit, darauf zu reagieren. Stefan zerrte sie von der Straße weg, hinein in die dunkle Gasse, die zum Hinterhof der Bar führte. Unsanft stieß er sie gegen die kalte Steinmauer und stemmte seine Hände links und rechts von ihrem Kopf dagegen. „Sag mir, Alexandra Berger, hattest du wirklich vor, die Nacht mit Matthias zu verbringen? Ausgerechnet Matthias?"
Schwer atmend schaute Alexandra ihn an. Seine Anschuldigung war ungerecht, aber die Worte blieben ihr im Halse stecken. Er war ihr so nahe. Seine Brust berührte beinahe ihre, sein Gesicht, seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt, und er hatte sie jenseits des Trubels in einer dunklen Ecke gefangen. Ihr Herz klopfte hektisch und aufgeregt und in ihrem Magen schienen die sprichwörtlichen Schmetterlinge zu tanzen. Sie konnte nicht aus ihrer Haut, sie wollte diesen Mann vor sich mit jeder Faser ihres Seins.
„Antworte mir!", befahl Stefan schneidend.
„Nein", hauchte sie atemlos: „Das war nie der Plan."
„Lüg mich nicht an. Glaubst du, ich bin blind?", verlangte er zu wissen: „Du lässt mich an der Bar sitzen, um ausgerechnet in die Arme von Matthias zu fallen? Seit wann seid ihr so dicke?"
Nervös befeuchtete Alex ihre Lippen. „Du verstehst das nicht. Matthias ist verliebt."
Stefan ließ sie nicht ausreden. Er ließ ihr keine Chance zu erklären, warum sie wirklich zu Matthias gegangen war. Er überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen und presste seine Lippen hart auf ihre.
Schockiert riss Alexandra die Augen auf.
Damit hatte sie nicht gerechnet.
Doch ihrem Körper war offensichtlich egal, wie wenig Sinn die ganze Situation gerade machte. Jedes Härchen stellte sich auf und mit einem Seufzen schloss sie ihre Augen, schmolz gegen Stefans Körper und gab sich dem Kuss hin.
Ein beinahe animalisches Knurren entfuhr Stefan, als er realisierte, dass Alexandra den Kuss begierig erwiderte. Seine Hände, die vorher noch auf der kalten Wand gelegen hatten, wanderten ihren Körper entlang hinunter, bis sie auf ihrem Hintern zu liegen kamen und sie eng an seine Hüfte ziehen konnten.
Wie eine Ertrinkende klammerte Alex sich an Stefan fest, umschlang seinen Hals mit ihren Armen, und drängte sich immer weiter an ihn, um möglichst jeden Zentimeter seines Körpers zu spüren. Es war ihr egal, dass sie praktisch in der Öffentlichkeit waren, es war ihr egal, dass sie ohne Jacke in der kalten Frühlingsluft stand. Es war ihr egal, dass sie nicht wusste, warum Stefan sie gerade küsste.
Was zählte, war, sich hier und jetzt ihm ganz hinzugeben.
Unbewusst hatte sie angefangen, ihre Hüfte an seiner zu reiben. Ihr ausgehungerter Körper wusste ganz genau, was er wollte, doch offensichtlich war das ein Signal für Stefan, um den Kuss zu unterbrechen.
„Stopp", flüsterte er außer Atem: „Alex, stopp, stopp. Was tust du hier?"
Flatternd öffnete sie ihre Lider. Nur langsam kehrte ihr Verstand in die Realität zurück. „Ich küsse dich."
Er grinste schief. „Ja, das habe ich bemerkt. Warum?"
Unsicherheit stieg in ihr auf. „Weil du mich geküsst hast? Du hast mich doch geküsst, oder?"
Leise lachend nahm er ihr Gesicht in beide Hände. „Ja, das habe ich. Aber das erklärt nicht, warum du mich geküsst hast."
Unsicher schaut Alex ihm in die Augen. Das war er, der Moment der Wahrheit. Stefan wollte ganz offensichtlich wissen, was sie von ihm erwartete. Nicht, dass ihr Kuss nicht schon eine eigene, deutliche Sprache gesprochen hätte. Doch das genügte ihm offensichtlich nicht. Mit einem unsicheren Lächeln erklärte sie: „Ich habe dich geküsst, weil ich das wollte."
Bei den Worten wurde Stefans Gesicht sehr ernst. Schon befürchtete Alex, dass sie etwas Falsches gesagt hatte, oder dass er ihr nun sagen würde, dass er einen Fehler gemacht hatte. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen legte er beide Arme um sie und zog sie fest an sich. „Das höre ich gerne. Darf ich dich mitnehmen?"
„Mitnehmen?", erwiderte sie überrumpelt.
„Ja, mitnehmen", wiederholte er: „Zu mir, in meine Wohnung. Über Nacht."
Sie war froh, dass Stefan sie festhielt, denn ihre Knie waren plötzlich ganz weich geworden. Nervös leckte sie sich erneut über die Lippen. „Wozu?"
Wieder lachte er. „Wozu? Nach dem Kuss fragst du, wozu?"
Sie sah ein, dass das eine blöde Frage gewesen war, doch eigentlich hatte sie auch etwas ganz anderes wissen wollen. Eigentlich hatte sie wissen wollen, ob er es ernst meinte, oder ob es wirklich nur für die eine Nacht sein sollte. Doch wenn sie ehrlich zu sich war, interessierte es sie nicht mehr wirklich. Schon der Kuss alleine hatte so viele Versprechungen in sich getragen, dass sie unmöglich wieder davon laufen konnte. Sie musste mehr haben, sie musste mehr von ihm spüren.
Scheu sagte sie: „Nimm mich mit."
Das Strahlen in seinen Augen und das breite, erleichterte Lächeln ließen Alexandras Herz beinahe platzen vor Glück. Innerhalb von wenigen Wimpernschlägen hatte Stefan ihren Mantel aus der Bar geholt, sie zu seinem Auto geführt und war mit ihr davongefahren.
Die Fahrt verlief schweigend, auch wenn Alexandra Stefan immer wieder dabei ertappte, wie er ihr kurze Seitenblicke zuwarf. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gedacht, dass er nervös war. Doch natürlich war ein Mann wie Stefan nicht nervös. Sie war diejenige, die vor Nervosität beinahe starb. Tat sie das gerade wirklich? Ließ sie sich gerade wirklich von dem Mann, vor dem sie so lange weggelaufen war, zu ihm nach Hause entführen? Hitze ergriff ihren Körper, Hitze, die zwischen ihren Beinen ihren Ausgangspunkt hatte.
Würde er tatsächlich fortführen, was der Kuss versprochen hatte?
Schweigend parkte er den Wagen vor seinem Wohnhaus, schweigend führte er sie hinein. Schweigend nahm er ihr den Mantel ab und deutete ihr den Weg ins Wohnzimmer.
Zitternd und mit schwitzenden Händen ließ Alexandra sich auf das riesige Sofa sinken. Nur einen Augenblick später gesellte sich Stefan zu ihr. Das Schweigen dehnte sich aus. Sie traute sich nicht, von ihren Fingern aufzusehen, doch sie konnte seinen Blick heiß auf ihrem Gesicht spüren.
„Du machst es einem Mann echt nicht leicht", brach Stefan schließlich die Stille.
Vorsichtig sah sie zu ihm. Er hatte seine Augen geschlossen, den Kopf auf die Rückenlehne abgelegt, beide Arme weit ausgebreitet. Er wirkte erschöpft, wie er da saß.
„Wie meinst du das?"
Seine Augen sprangen auf und fixierten sie mit demselben heißen Blick, den sie zuvor gespürt hatte. „Du hast dir ordentlich Mühe gegeben, meine Signale zu ignorieren."
„Ich war mir nicht sicher", gab sie zu: „Woher sollte ich wissen, was du denkst, wenn du nie was sagst? Und mit Kathi ständig um dich herum?"
Sein Blick wurde grimmig. „Ja, Kathi. Ich hätte nicht gedacht, dass mein harmloses Schäkern so viel Schaden anrichten könnte."
„Also war da nie was zwischen euch?"
Finster starrte er sie an. „Das habe ich dir doch schon gesagt. Sie ist nicht die Art von Frau, die mich reizt."
Entschuldigend zog Alexandra beide Schultern hoch. „Du hast dir beste Mühe gegeben, den gegenteiligen Eindruck zu erwecken."
„Und du nicht, oder was?", konterte er: „Dein dummes Flirten mit Matthias?"
„Entschuldige mal!", empörte sich Alexandra: „Wir sind gute Freunde, ich habe nie mit ihm geflirtet."
Ungläubig hob er beide Augenbrauen, doch er sagte nichts weiter dazu. Wieder breitete sich Schweigen zwischen beiden aus. Alexandra wusste genau, warum sie hier war. Was sie wollte. Doch erst musste sie etwas anderes wissen.
„Stefan?", fing sie vorsichtig an.
„Ja?"
„Warum bin ich hier?"
Er schaute sie lange an. Ohne zu blinzeln hielt er den Blickkontakt, sah ihr in die Augen, als wäre darin irgendetwas Interessantes zu lesen. Schließlich seufzte er tief und rieb sich ergeben den Nasenrücken. „Du bist unglaublich. Ich muss es wirklich ausbuchstabieren, damit du es begreifst, oder?"
Hilflos zuckte sie mit den Schultern und nickte.
„Du bist hier, weil ich dich endlich dazu bringen will einzusehen, dass du mir gehörst."
Alexandras meinte, ihr Herz müsste augenblicklich aufhören zu schlagen. Wow. Das war eine deutliche Aussage. Ein wenig intelligentes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. „Aber nur, wenn du auch mir gehörst."
Sie hatte nicht bemerkt, dass Stefan die ganze Seite angespannt neben ihr gesessen hatte, doch jetzt sah sie deutlich, wie sein ganzer Körper sich entspannte, wie er kurz die Augen schloss, als sei er erleichtert, um dann mit zufriedenem Grinsen zu erklären: „Also das versteht sich doch von selbst."
Mit diesen Worten war es endgültig um Alexandra geschehen. In einer einzigen, fließenden Bewegung schwang sie sich auf Stefans Schoß, vergrub ihre Hände in seinem Haar und küsste ihn, als gäbe es kein Morgen mehr. Er zögerte nicht zu reagieren. Seine Hände schoben den Saum ihres Rockes hoch, damit sie breitbeinig auf ihm sitzen konnte, und ehe sie sich versah, spürte sie seine Erregung deutlich zwischen ihren Beinen.
Ein Seufzen entkam ihren Lippen.
Viel zu lange hatte sie sich genau hiernach gesehnt. Stefans Hände wanderten unaufhörlich über ihren Körper, knöpften ihre Bluse auf, um ohne störenden Stoff ihre Haut erkunden zu können. In kürzester Zeit verlor sie erst ihre Bluse, dann folgte die Unterwäsche. Während ihre Zunge damit beschäftigt war, seinen Mund zu erkunden, sich an seiner Zunge zu reiben und ihn vollständig auszukosten, widmete Stefan sich ganz der Mission, sie zu entkleiden.
Ohne, dass Alexandra wusste, wie genau es dazu gekommen war, fand sie sich plötzlich liegend auf dem Sofa, Stefan über ihr, ein überlegenes Grinsen im Gesicht. „So, meine Schöne. Wenn du nach dieser Nacht noch irgendwelche Zweifel an meinen Intentionen hast, dann stimmt irgendetwas in deinem Kopf nicht."
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie das Feuer in seinen Augen sah. Er meinte es ernst mit ihr, mindestens ebenso ernst wie sie selbst. Und da war die Art, wie er seine Kiefer aufeinander presste, wie seine Mundwinkel trotz des Lächelns angespannt zuckten. Er wollte sie, er wollte sie verschlingen, mit Haut und Haar, und nie wieder loslassen. Doch er hielt sich zurück, unsicher, ob sie bereit dafür war.
Lächelnd hob sie einen Arm und legte ihre Hand auf seine Wange. „Dann komm nur, wilder Mann, fall über mich her und zeig mir, wie sehr du mich willst."
Lasziv leckte sie sich über die Lippen, drückte ein wenig ihren Rücken durch, um ihre nackten Brüste an Stefan zu pressen. Das war alle Ermunterung, die er brauchte. Mit einem Knurren senkte er sein ganzes Gewicht auf sie, küsste sie und schob ihre Schenkel auseinander. Nur zu willig öffnete sie sich ihm und gab sich ganz hin. Für die heutige Nacht würde sie alle Sorgen vergessen und einfach nur genießen, dass dieser Mann, der unbemerkt von ihr selbst ihr Herz erobert hatte, sie wollte.
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