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„Und jetzt sag mir bitte, dass nicht ich die Wahnsinnige bin, sondern er", schloss Alexandra ihre Erzählung ab. Sie hatte über das bizarre Mittagessen mit Stefan reden müssen, aber da sie über sowas nur mit Matthias reden konnte, hatte sie sich noch drei Tage gedulden müssen. Unter der Woche schien er schwer beschäftigt und auch an diesem Samstag hatte er laut eigener Aussage nur zwei Stunden am Nachmittag Zeit für sie.

Sie presste ihr Sofakissen fester an sich, während sie darauf wartete, dass Matthias ihr eine Antwort gab. Doch er ließ sich Zeit. Statt direkt zu erwidern, rührte er ewig in seinem Schwarztee mit Zucker und Zitrone, und ließ seinen Blick durch ihr kleines Wohnzimmer wandern.

„Erde an Matthias?", sagte sie ungeduldig: „Ich hab dir hier gerade einen Vortrag gehalten und du schaust dir lieber meine Bücherregale an?"

Mit ausdrucksloser Miene blickte er sie an. „Ich weiß nicht so richtig, was du hören willst."

„Ich will gar nichts hören", gab sie aufgebracht zurück: „Ich will nur, dass du mir deine Meinung dazu sagst."

Er nahm einen tiefen Schluck, ehe er erwiderte: „Für mich wirkt es eher so, als ob du willst, dass ich dein Urteil bestätige. Aber ich sehe es halt anders."

„Was ist denn dein Problem?", fuhr sie ihn wütend an. Sie konnte nicht verstehen, dass er so kühl und abweisend reagierte, nachdem sie ihm so viel über sich erzählt hatte. Was war nur plötzlich in ihn gefahren?

Seufzend stellte Matthias seine Tasse auf den kleinen Tisch. „Okay, hör zu. Mir scheint, du willst gerade unbedingt vor der Wahrheit davon laufen, aber ein gewisser Jemand will das nicht zulassen. Hast du mal überlegt, ob es möglich sein könnte, dass Stefan Interesse an dir hat?"

Sie schnaubte nur. „Das hat er mir ja gesagt. Aber ich will einfach keine Affäre mit ihm, warum verstehst du das nicht? Ich bin sowieso schon verliebt, wenn da jetzt noch Sex hinzukommt, werde ich nie über ihn hinwegkommen. Das will ich nicht. Ich habe schon einmal den Fehler gemacht, ewig in einen Mann verliebt zu sein. Das hat mir in der Uni diverse schlechte Noten beschert, und hier wird es nur dazu führen, dass meine Arbeit leidet. Ist das so schwer zu verstehen?"

Matthias wendete seinen ganzen Körper ihr zu, einen Arm auf der Rückenlehne des Sofas abgestützt, die andere auf seinem Knie. Er wirkte ernst, aber auch frustriert, als wäre unzufrieden mit ihrer Antwort. Er sprach die Wörter langsam und überdeutlich aus: „Hast du mal überlegt, ob es möglich sein könnte, dass Stefan auf die gleiche Art Interesse an dir hat wie du an ihm?"

Das ließ Alex verstummen. Sie hatte nie bewusst darüber nachgedacht, doch jetzt, wo Matthias diese Möglichkeit ausgesprochen hatte, bemerkte sie, dass ihr Unterbewusstsein offensichtlich schon eine ganze Weile daran gedacht hatte. Hoffnung stieg in ihr auf, gefolgt von Nervosität und Angst. Alexandra wusste schon, warum sie diesen Gedanken nie an die Oberfläche gelassen hatte. „Matthias. Sag sowas nicht. Das ist gefährlich. Ich kann es mir nicht leisten, darauf zu hoffen. Ich bin in Stefan verliebt, verstehst du? Und Hoffnung, dass er es ernst meinen könnte, gibt dem nur immer neue Nahrung. Ich ... ich kann das nicht. Ich kann nicht in der Redaktion auftauchen und gute Arbeit abliefern, wenn meine Gedanken und Gefühle ständig um ihn kreisen."

„Okay, Madam", sagte Matthias ungeduldig: „Ich habe das Gefühl, du misst mit zweierlei Maß. Mir sagst du, dass ich offen mit meinen Gefühlen umgehen soll, weil ich sonst nicht gewinnen kann, aber selbst willst du das nicht? Was ist bei dir anders?"

Alexandra sank in sich zusammen. Wenn er es so darstellte, hatte er natürlich recht. Sie hatte Angst davor, etwas zu riskieren, weil sie sich scheute, erneut verletzt zu werden. Doch in ihrem Falle war da noch mehr, was auf dem Spiel stand: „Hier geht es nicht nur darum, dass ich eventuell mit einem Korb rechnen muss. Hier geht es um meine Professionalität am Arbeitsplatz. Ich bin nicht mehr fünfzehn und kann mein Leben um meine Gefühle kreisen lassen. Ich bin Arbeitnehmerin, von der etwas erwartet wird."

„Und warum sagst du Stefan dann nicht einfach, was Sache ist?", schlug Matthias vor: „Wenn er dir einen Korb gibt, hast du eine kurze Zeit lang intensiven Liebeskummer, aber zumindest kannst du drüber hinwegkommen. Das waren deine Worte. Und wenn er tatsächlich ernsthaft interessiert ist an dir – Jackpot."

Mehrmals fuhr Alexandra sich mit beiden Händen durch ihr Haar. Sicher, genau das hatte sie Matthias selbst geraten. Aber mit Stefan war die Sache irgendwie nicht so leicht. Irgendetwas in ihr sperrte sich immer noch dagegen, doch sie hatte Mühe, das in Worte zu formulieren. Langsam erklärte sie: „Ich weiß nicht. Was, wenn Stefan sich über mich lustig macht? Oder damit angibt? Sein Ego ist eh schon riesig, weißt du? Oder er erzählt es Katharina, das wäre ... unendlich furchtbar."

Verärgert zog Matthias beide Augenbrauen zusammen. „Jetzt mach aber mal einen Punkt, Alex. Ja, ich hab auch meine Probleme mit Stefan, aber er ist nun wirklich nicht so ein Arschloch. Denkst du echt, er würde so auf deinen Gefühlen rumtrampeln? Das ist ziemlich unfair."

Frustriert vergrub Alexandra den Kopf in ihren Händen. „Ich weiß doch. Ich weiß das doch, Matthias. Aber das sind eben einfach Ängste, die da sind. Verliebt sein macht einen so unendlich angreifbar. Ich hasse es, mich so verletzbar und unsicher zu fühlen. Ich hasse es. Wenn ich bloß nie bemerkt hätte, dass ich verliebt bin. Bisher war doch auch alles gut. Und jetzt bin ich nur noch so ein Schluck Wasser in der Kurve."

Der Blick von Matthias wurde weich. „Ich wollte nicht so hart mit dir sein."

„Nein, nein", wehrte sie ab: „Du hast ja recht. Ich bin ein emotionales Wrack. Ich bin so gut da drin, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten, dass ich völlig überfordert bin, wenn ich die Kontrolle mal verliere. Ich fühle mich einfach überwältigt."

„Dann geht es dir wie mir", sagte Matthias leise: „Dieses ganze Verliebtsein ist wirklich nichts für mich. Ich will einfach nur, dass sie mir glaubt. Sie muss ja nicht mal selbst in mich verliebt sein, aber Vertrauen wäre schön."

Mitfühlend legte Alexandra ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich kann mir vorstellen, dass sich das scheiße anfühlt, wenn sie dir einfach nicht glauben will."

„Hab ich dir übrigens schon gedankt, dass ich letztens bei dir übernachten durfte?", fragte Matthias unvermittelt.

Grinsend lehnte Alexandra sich wieder zurück. „Nur ungefähr tausend Mal. Wirklich, das ist völlig okay. Tu einfach das gleiche für mich, wenn ich mal das Bedürfnis habe, mich zu betrinken, und alles ist fein."

Er schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. „Du bist echt ein guter Kerl. Warum kann ich nicht in dich verliebt sein?"

Amüsiert zog sie eine Augenbraue hoch. „Weil du dann einen Korb bekommen und an Liebeskummer sterben würdest. Damit wäre auch keinem geholfen."

„Auch wieder war", grinste er: „Und nun? Was ist dein Plan?"

Langsam stieß Alexandra die Luft aus. Ja, was war eigentlich ihr Plan? Weitermachen wie bisher? Konnte sie das überhaupt? Nachdenklich meinte sie: „Ich glaube, ich will als erstes rausfinden, wie viel da wirklich zwischen Stefan und Katharina ist. Ob du es glaubst oder nicht, die Vorstellung, dass ausgerechnet sie sein Herz erobern könnte, macht mich rasend. Wenn ich wüsste, dass er es wirklich nicht ernst meint, ginge es mir wohl schon besser."

„Du willst deine Eifersucht ausstellen? Na, viel Glück damit."

Gespielt wütend schlug sie mit einem Sofakissen nach ihm. „Als ob man seine Eifersucht ausstellen könnte. Nein, ich will einfach nur mal beobachten, ob ich irgendetwas entdecken kann, was auf ... keine Ahnung ... mehr zwischen den beiden hindeutet."

Lachend nahm Matthias ihr das Kissen ab. „Schön. Ich helfe dir dabei und halte auch beide Augen offen. Und dann? Wenn du weißt, dass da wirklich nichts ist, was dann?"

„Das sehen wir dann. Weiter kann ich grad echt nicht planen. Als ob man irgendetwas planen könnte, wenn es um Gefühle geht", erwiderte Alexandra: „Darum bevorzuge ich rationales Handeln. Das kann ich planen und wenn andere auch rational handeln, kann ich ihr Verhalten vorhersehen. Das ist angenehm und stressfrei. Gefühle machen einen nur unberechenbar."

Ein Lachen entfuhr Matthias. „Genau, weil du dich auch in Stefan verliebt hast, weil er so vorhersehbar und rational ist, mh? Genau!"

Da musste Alexandra ihm recht geben. Sie hatte sich gekonnt eingeredet, dass sie den flirtenden Stefan, der so gerne in ihre Privatsphäre eindrang und ihre Mauern zum Einsturz brachte, hasste. Dabei war es genau jene Seite von ihm gewesen, die ihr Herz zum Schlagen gebracht hatte. Sicher, der andere Stefan, der höflich war und mit ihr angeregt über Politik oder Literatur sprach, der war nett. Aber wie Stefan selbst gesagt hatte: Nett war der kleine Bruder von Arschloch und war definitiv kein Grund, sich in jemanden zu verlieben. Dass er ihr so mühelos das Gefühl geben konnte, die Kontrolle zu verlieren und vor ihm schutzlos zu sein, das hatte ihr Blut in Wallung gebracht.

Bevor sie darauf jedoch näher eingehen konnte, waren die zwei Stunden, die Matthias für sie Zeit hatte, um. Er entschuldigte sich mehrfach, doch insgeheim vermutete Alexandra, dass er sich heute noch mit seiner Angebeteten treffen würde, und so war sie ihm kein Stück böse. Sie wünschte ihm von Herzen alles Gute, auch wenn ein ungutes Gefühl in ihr nagte. Matthias schien eher wie König Heinrich beim Gang nach Canosssa. Doch er war ein erwachsener Mann und sie war zuversichtlich, dass er heil überstehen würde, was auch immer jetzt auf seinem Terminkalender stand.

Entschlossen, auf andere Gedanken zu kommen, griff Alexandra nach dem Buch, das heute endlich mit der Post bei ihr eingetroffen war. Vielleicht konnte sie die Lektüre über das Wochenende beenden, um dann am Montag mit Stefan über diesen so anderen Wirtschaftsthriller zu sprechen. Oder vielleicht sollte sie ihm auch gar nicht sagen, dass sie es nun hatte. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie unter den veränderten Umständen noch an einem Nachmittag alleine bei ihm in der Wohnung interessiert war.

Achselzuckend schlug sie die erste Seite auf. Sie konnte ihre Gefühle sowieso gerade nicht beherrschen, da machte es keinen Sinn, über die Zukunft nachzudenken. Stattdessen versenkte sie sich tief in das spannende Universum, das ihr Lieblingsautor auch mit diesem Buch einmal wieder geschaffen hatte.

***


„Bevor wir heute die Konferenz beenden", verkündete der Chefredakteur und gewann damit Alexandras Aufmerksamkeit zurück, „habe ich noch eine letzte Sache für euch. Wie ihr alle wisst, haben wir seit einiger Zeit eine Volontärin in unserer Mitte. Sie ist Teil der Online-Redaktion, aber hilft auch an vielen anderen Stellen aus. Unter der großartigen Führung unserer Katharina hat sie sich schnell zu einem wertvollen Mitglied der Redaktion entwickelt. Und heute kann ich erfreut sagen, dass sie mit ihrem Artikel gestern unseren Klickrekord des Monats aufgestellt hat! Nicht schlecht, Frau Berger, nicht schlecht! Ich erwarte noch Großes von Ihnen hier!"

Applaus brandete auf. Peinlich berührt und mit hochrotem Gesicht deutete Alexandra mehrere knappe Verbeugungen zu ihren Kollegen an. Normalerweise wurde der Klickrekord des Monats nur innerhalb des Online-Teams gefeiert. Warum musste sie jetzt so vor allen hervorgehoben werden? Natürlich klopfte ihr Matthias anerkennend auf die Schulter, doch sie selbst fand die Situation eher unangenehm. Klickzahlen sagten nicht unbedingt etwas über Qualität aus, das wusste sie selbst.

„Dass du mich so schnell schlagen konntest", flüsterte er ihr zu, während sie gemeinsam mit den anderen Redakteuren den Konferenzraum verließen: „Beachtlich. Ich habe in den letzten sechs Monaten jeden Rekord aufgestellt, und jetzt kommst du daher ..."

„Ach, ich hatte doch nur Glück", winkte sie ab: „Die Geschichte, an der Joana und ich gearbeitet haben, war eben brisant, weil sie von lokalpolitischer Bedeutung ist. Sowas zieht immer."

„Mach dich nicht kleiner, als du bist", entgegnete Matthias: „Erstens hast du die Geschichte überhaupt erst ans Licht gebracht und zweitens reicht das noch lange nicht aus, um viele Klicks zu kriegen. Das weiß ich besser als sonst jemand."

„Da hat er recht", schaltete sich Katharina ein, die plötzlich neben ihnen aufgetaucht war. Ihr Gesicht zierte ein fröhliches Lächeln, doch Alexandra sah deutlich, dass ihre Augen eiskalt blieben. „Das wichtigste für Klickzahlen sind schließlich die Überschriften. Wenn die Überschrift nicht stimmt, klickt niemand den Artikel an. Du hast dich innerhalb von wenigen Wochen offenbar zu einer Meisterin der Titel gemausert. Herzlichen Glückwunsch."

Verbissen starrte Alexandra geradeaus. Sie wusste genau, was Katharina mit ihren Worten eigentlich sagen wollte, doch sie war nicht in der Stimmung, sich provozieren zu lassen. Sollte sie nur denken, was sie wollte, für kindische Spielchen wie diese hier war Alexandra ihre Zeit zu schade.

Leider verstanden offensichtlich nicht alle, dass Katharina ihre Worte nicht als Kompliment gemeint hatte. Chantal, die wie immer an ihrer Seite war, gab entsetzt von sich: „Das meinst du doch nicht ernst, oder, Kathi? Wir wissen doch alle, dass in einem Online-Artikel der größte Müll stehen kann, solange die Überschrift stimmt, kriegt er Klicks. Dazu sollte man niemandem gratulieren."

Ein triumphierendes Grinsen huschte über Katharinas Gesicht, doch ihr Tonfall war tadelnd, als sie antwortete: „Sag doch sowas nicht, Chantal. Ich bin mir sicher, unsere Kollegen vom Online-Team geben sich sehr viel Mühe, wenn sie die Artikel umformulieren, die wir geschrieben haben. Du darfst ja nicht vergessen, dass online eigentlich nur Texte stehen, die vorher von uns alten Print-Redaktionen geschrieben wurden. Es kann also nicht nur Mist sein."

Wütend ballte Alexandra die Fäuste. Ja, natürlich, so konnte man die ganze Sache auch sehen. Sie sah zu Matthias hoch, dessen Mund sich ebenfalls zu einem dünnen Strich verzogen hatte. Sie hatten beide schon oft genug solche Beschwerden gehört. Und obwohl eigentlich jeder wusste, dass das nicht stimmte, wurde es doch immer wieder gerne ausgepackt, um es gegen die ungeliebten Leute von Online zu verwenden.

Chantal stieg entsprechend voll darauf ein: „Wenn du es so ausdrückst ... eigentlich ist es noch viel unfairer, dass Alex so gelobt wurde. Der Artikel ist doch eigentlich von Joana. Sie hätte das Lob kriegen sollen."

Ein nachsichtiges Lächeln erschien auf Katharinas Gesicht: „Ich glaube, unser guter Chefredakteur wollte einfach nur mal einen Grund haben, Alex zu loben. Da hat sich das angeboten. Er will natürlich, dass alle sehen, wie toll die Volontärin ist, die er aus so vielen hochkarätigen Bewerbern ausgesucht hat. Da greift man schon mal zu dünnen Ausreden."

Alexandra wollte gerade doch etwas zu dem Gespräch sagen, da mischte sich ein ganz unerwarteter Teilnehmer ein. Stefan war offenbar die ganze Zeit hinter ihnen gegangen, und jetzt drängelte er sich zwischen sie und Katharina, und erklärte schneidend: „Der Artikel, der online zu lesen ist, wurde zuerst geschrieben. Es ist seit einigen Wochen ein Testprojekt, brisante Themen, die insbesondere die lokale Leserschaft interessieren könnten, mit den Mittagsnachrichten rauszubringen. Entsprechend wird erst der Online-Artikel geschrieben und dann schreibt die jeweilige Print-Redaktion den Artikel um. Das Thema und der Text selbst stammen also original aus Frau Bergers Feder, und es war Joana, die ihn umgeschrieben hat."

Alexandra musste sich zusammen reißen, Stefan nicht einfach nur mit großen Augen anzustarren. Sie hatte nicht erwartet, dass er sich so offen auf ihre Seite stellen würde – oder so offen gegen Katharina. Dass Matthias neben ihr ihr bedeutungsvoll in die Seite boxte, half ihr auch nicht weiter. Sie wollte Stefans Worte nicht überinterpretieren, immerhin hatte er am Ende des Tages einfach nur die Wahrheit gesagt.

Das schien jedoch Katharina nicht groß zu stören. „Ach, das ist ja süß von dir Stefan. Lieb, wie du Alex in Schutz nimmst. Aber diese einmalige Sache ändert ja nichts an den Tatsachen."

Mit einem zuckersüßen Lächeln packte sie Chantal am Arm und zog sie auf die Damentoilette, wohin Stefan ihr schlecht folgen konnte. Stattdessen steuerte er kopfschüttelnd auf sein Büro zu, wo er Matthias und Alex noch einmal zu sich rief: „Müsst ihr euch sowas öfter anhören?"

Schnaubend schlug Matthias ihm gegen die Schulter. „Echt jetzt, Mann? Lebst du hinterm Mond? Das dürfen wir uns ständig gefallen lassen."

Finster schaute Stefan an ihn an. „Das weiß ich doch. Ich meine eher Kathi. Ich bin überrascht, sowas ausgerechnet von ihr zu hören."

Mit klopfendem Herzen schaute Alexandra zwischen Matthias und Stefan hin und her. Sie konnte nicht fassen, dass sich gerade die Gelegenheit bot, Katharinas wahres Gesicht zu zeigen. Immerhin hatte diese Frau sich mehr oder weniger selbst in diese Situation manövriert. Alex wusste immer noch nicht, wie viel genau zwischen Stefan und Kathi war, aber falls sie jetzt die Chance hatte, ihm eine negative Seite von ihr zu zeigen, sie würde sie ergreifen. Auch, wenn sie das selbst zu einem schlechten Menschen machte, das war ihr egal. Sie konnte einfach nicht länger zusehen, wie gut Stefan von Katharina dachte. Herausfordernd schaute Alex ihn an: „Und Sie haben immer gedacht, ich würde mir Katharinas Abneigung nur einbilden."

„Es passt einfach nicht zu der Kathi, die ich kenne", verteidigte Stefan sich: „Sie ist eigentlich wirklich hilfsbereit und offen. Vielleicht hat sie die Sache auch nur in den falschen Hals bekommen, weil sie mit Joana eng befreundet ist, und sie gar nicht erwähnt wurde."

Alexandra rollte bloß mit den Augen und auch Matthias schien keine große Geduld mehr zu haben. „Jo, red dir das nur ein. Wenn man will, findet man auch für das zickigste Verhalten einer Frau eine guter Erklärung."

Sie nickte zustimmend und bedeutete ihm dann, ihr zu folgen. Sollte Stefan alleine zusehen, was er mit Katharinas neuer Seite anstellte. Ganz offensichtlich schien er ja nicht bereit, ihre negativen Verhaltensweisen anzuerkennen. Solche Blindheit hatte in Alexandras Erfahrung meistens immer nur eine Ursache: Verliebtheit. Und mit der Aussicht, dass Stefan vielleicht doch mehr für Katharina empfand, als er selbst zugab, wollte sie sich gerade nicht auseinander setzen.



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