Kapitel 68
[Lagerfeuergeschichten]
~Nur weil deine Geschichte keinen guten Anfang hatte, bestimmt dies nicht dein Ende...~
Feuer. Es hatte verschiedene Bedeutungen, für verschiedene Menschen. Für manche, war es ein sicherer Platz. Eine Stätte, an der man sich ausruhen konnte ohne Angst zu haben, jederzeit zu sterben. Wie ein Hafen, in dem sie bleiben konnten und die hohen Wellen auf der wilden See fern blieben. Nur die kleinen, sanften Wallungen des Meeres erreichte sie und sang sie in den Schlaf, von dem sie erholt und aufgeweckt aufwachten und voller Tatendrang wieder in den unbekannten Ozean fahren konnten.
Für andere war es Schmerz. Feuer war heiß, es konnte dich verbrennen. Ikarus, der Neffe von dem großen, griechischem Erfinder Dädalus, ist zu nahe an die Sonne geflogen und ist verbrannt. Seine Flügel haben Feuer gefangen und er landete im Meer, umgeben von Felsen und den schlagenden Wellen. Er hatte sich die Flügel verbrannt, denn Feuer war unantastbar. Unkontrollierbar. Man konnte nicht vorhersagen, was es machen würde, wohin der Wind es blies. Den Feuer war sein eigener Herr und niemand war in der Lage sich diesem zu stellen.
Aber für seltene Fälle, war Feuer beides. Ein sicherer Hafen, an dem man sich wärmen konnte, aber sie vergaßen nie, welche Gefahr von diesem ausging. Sie sahen die seltsame Schönheit in den Flammen, wenn man von ihnen umgeben war und im Zentrum der Zerstörung stand. Wenn man mit seiner Umgebung unterging, wie der Kapitän mit seinem eigenen Schiff.
Für Theseus war Feuer aber vollkommen anders. Schon seit dem ersten Feuer, das jemals auf der Erde gebrannt hat, war es eine Art Zuhause. Es hat Wärme, Schutz und Vertrauen ausgesendet und war somit zum Mittelpunkt der Gemeinschaft geworden. Für Theseus war Feuer also Familie.
Natürlich waren die Menschen, mit denen man das Feuer teilte, der wichtige Bestandteil. Schließlich könnte Theseus sich auch mit einem vollkommen Fremden ans Feuer setzen und es wäre dennoch nicht dasselbe. Die Menschen machen die Familie aus, aber Theseus hatte viele Erinnerungen durch das Feuer gesammelt, Gute sowie Schlechte aber der Mann hatte eine außergewöhnliche Begabung, sich nur an das Gute zu erinnern, wenn diese Momente ihm besser gefielen als die Schlechten.
Casmiel Tripe könnte sich ein Stück dieser Gabe abschneiden, er hatte sie bitter nötig. Bei ihm war es das genaue Gegenteil. Er sah das Feuer auch anders. Nicht so friedlich und sanft, wie Theseus es tat (wobei man bedenken musste, das Theseus scheinbar alles friedlich und sanft sehen konnte) sondern wild und frei. Die Flammen, die um einen schlängelten und nicht aufzuhalten waren, das Feuer, das um sich schlug und niemanden zu seinem Kern ließ. Cas wollte wie das Feuer sein. Wild, frei, unabhängig und vor allem unnahbar. Er wollte seinen tiefsten Kern hinter einer Wand aus lodernden Flammen verstecken und ihn am liebsten ganz verbrennen, sodass nur mehr diese perfekte Fassade von ihm bestand, die nichts beschützte, nur seine Leere als Kern beherbergte. Das war Casmiels sehnlichster Wunsch. Man möchte denken, es wäre eigentlich seinen Vater zu töten oder die Arena zu stürzen, aber nein. Casmiel Tripe dachte nicht an solche Kleinigkeiten. Diese waren mehr ein Zeitvertreib für ihn, Training, um ihn auf sein wahres Ziel vorzubereiten. Die Perfektion.
Denn obwohl er den Fängen seines Vaters entkommen war, obwohl er sich selbst mit nur ein paar Worten von der gesamten Tripe-Familie abgeschottet hatte, waren da noch Spuren von den Worten und Taten, die ihn getroffen hatten.
Casmiel trug viele dieser Spuren. In Form von Narben, wie die, die seinen gesamten Rücken schmückten. Oder die, die seinen Unterarm zierten. Er hatte auch diese Narbe, die sein Vater ihm zugefügt hatte. Das Wort „Schande" auf der Innenseite seines Unterarms in weißen, hervorgehobenen Buchstaben, die mit einer scharfen Klinge eingeritzt Worten waren. Mit Sorgfalt, Gefühl aber nicht mit Liebe. Sondern mit purer Belustigung dabei.
Man möchte denken, Charon Tripe hätte seinem Sohn all diese Narben nur hinzugefügt, weil er sauer war, weil Casmiel die Perfektion nicht erreicht hatte. Weil er einen Fehler begangen hatte und somit eine Bestrafung verdiente.
Aber so wie auch Casmiel, dachte Charon weiter als ein gewöhnlicher Mensch. Viel weiter. Wenn Charon etwas tat, dann mit vollem Interesse und Wissen über diese Tat. Er war ein überlegter Mann, der seine Gedanken nicht verschwendete, sondern so präzise und durchdacht auswählte, dass er keine Schwachstellen mehr übrig ließ. Alles was geschehen war, alles was Charon jemals getan hatte, hatte einen Grund. Man musste ihn nicht nachvollziehen, würde ihn niemals verstehen, aber Charon Tripe war ein Genie und er würde immer eines bleiben. Solange er immer alles überdachte, sein Verstand auf Hochtoure lief, würde niemals jemand ihm die Stirn bieten können. Weder Theseus, noch der Präsident und auch nicht Casmiel. Niemand.
Bisher hatte es nur ein einziger Mensch es geschafft Charon Tripe in einem Zweikampf der Strategie und Täuschung zu besiegen, doch selbst dieser Mann würde den Krieg verlieren, auch wenn er einen Kampf gewonnen hatte.
Man konnte das Feuer also als einen Ort sehen, der die Familie zusammenführte und der Sicherheit vermittelte oder auch als eine Art Vorbild, das man sich zu Eigen machen wollte. Eine unzerstörbare, freie Mauer oder ein guter, bequemer Ort, der die Familie schützt.
Doch als Asperia in die Flammen starrte, die die kleine Feuerstelle langsam aber sicher verspeisten, sah sie weder ein Zuhause, noch ein Vorbild. Sie sah sich selbst.
Wenn sie Casmiels Gedanken zum Thema Feuer teilen würde, könnte dieser Kommentar vielleicht arrogant und selbstgefällig wirken, aber die Gedanken sind frei und jeder Mensch dachte anders. Auch wenn Casmiel und Aspen einige Parallelen hatten, bedeutet das nicht, das sie sich dieselben Gedanken teilten.
Wenn Aspen in das Feuer sah, konnte sie auch die Wildheit und Entschlossenheit erkennen, die von dem prasselten Ungetüm ausging. Sie sah die Stärke, die es ausstrahlte und auch die Gefahr. Das Feuer war heiß, wenn man sich näherte, würde man sich verbrennen und kein Mensch erleidet gerne Schmerzen (wenn man von den Masochisten mal absieht), jedenfalls nicht diese Schmerzen, die Aspen den Leuten zufügte, denen sie nahe stand.
Noch war alles gut. Sie konnte sich beherrschen, die Flammen eindämmen und die Leute davor bewahren, ihre Hände nach ihr auszustrecken und sich zu verbrennen. Sie war gefährlich, wild. Man konnte sie nicht lieben und das wusste sie. Es gab viele Männer, die sie schön fanden und nach einem Date fragten und genügend davon fand sie interessant oder mindestens attraktiv, aber letztendlich war ihr immer das Herz gebrochen worden. Sie war es nie, die jemanden verließ, betrog oder ganz einfach abservierte mit den Worten, dass es nicht an ihnen läge, aber Aspen kannte die Wahrheit.
Sie war wild, ein Freigeist. Sehr kompliziert und direkt, das mochten die Menschen nicht. Die Menschen mochten Perfektion. Sie lieben es, wenn alles so lief, wie sie es sich vorgestellt hatten. Alles nach Plan. Aber Aspen schwamm gegen den Strom wie ein sehr sturer Fisch, der die Richtung des Flusses einfach nicht akzeptieren wollte. Aspen wollte sich der Meinung der Gesellschaft nicht fügen. Sie wollte weiterhin frei sein, den Fluss aufwärts schwimmen und die Strömungen ignorieren.
Aber solche Fische waren selten. Nur wenige kamen gegen den Strom an, aber hier hatte Aspen solche Leute kennengelernt. Casmiel Tripe, beispielsweise. Er war nicht nur ein Fisch, der in die verkehrte Richtung schwamm, der brachte den Fluss auch noch dazu, sich kurz seinem Willen zu fügen und ihm zu folgen, bevor er sich wieder in seine wahre Richtung zurückbegab. Casmiel war ein eigener Fluss, der sich mit dem Fluss der Gesellschaft vermischte und ihn so aufwirbelte.
Dann war da noch Theseus. Er war ein offenes Buch und doch ein Rätsel, denn Aspen verstand ihn nur in 86% aller Fälle. Meistens schwamm er mit dem Strom, breitete eine gelassene und fröhliche Stimmung aus und obwohl er hunderte Jahre schon auf dieser Erde wandelte, war er noch immer so naiv wie ein kleines Kind. Er hatte ihr sofort vertraut und obwohl Aspen ziemlich schuldig geklungen hatte und alle anderen sich gegen sie gestellt hatten, war Theseus plötzlich stehen geblieben. Die Strömung war ihm egal, denn er hatte bemerkt, das Aspen sich in einem Fischernetz verfangen hatte. Theseus konnte sich ein solches Szenario nicht vorstellen, also befreite er Aspen einfach aus dieser misslichen Lage und beschloss, sie mit seinem Leben zu beschützen (schließlich hatte er mehrere davon).
Dieser Mann. Dieser tausende Jahre alte Mann, der mehr war als nur ein gewöhnlicher Phoenix. Er hatte das Herz eines Kindes und seine Seele war rein. Sie war mehr als nur rein, Aspen konnte sich darin spiegeln und ihre eigene, zerfressene Gestalt erkennen. Sie konnte sich selbst sehen, ihr verdorbenes Herz und ihre schwarze Seele. Ihr Gesicht, das mit Blut bespritzt war, das langsam von ihrer Wange tropfte und auf dem bereits blutüberströmten Boden landete.
Man sollte sie nicht falsch verstehen. Das Töten war eine spezielle Sache, die ihr Leben weitgehend verändert, sogar geprägt hatte, doch nicht alle Monster töteten und nicht alle Mörder waren Monster.
Zu ihrem Pech war sie beides.
„Woran denkst du?" fragte der Mann neben ihr plötzlich und Aspen sah in diese besonderen, dunkelgrünen Augen, in denen scheinbar kein wirklicher Hass zu sehen war. Nicht einmal, als er in der Arena gewesen war, bei seinem ersten Kampf gegen Ketara. Er hatte versucht mit den Leuten zu sprechen, die ihn zuvor noch ausgebuht und beschimpft hatten. Diese Leute, die ihn ausgelacht und beleidigt hatten. Er hatte tatsächlich versucht ihre Augen zu öffnen und ihnen zu zeigen, das die Phoenixe nicht böse waren. Sie waren wie jeder andere Mensch auch, besonders und einzigartig.
„An nichts Besonderes" war ihre kurze aber bündige Antwort. Das war alles, was Theseus im Moment hören musste. Wenn er wüsste, das Aspen gerade an das Feuer dachte, was Theseus darin sah und wie verdorben ihre Seele doch im Gegensatz zu seiner war, würde er sie vielleicht auslachen und als Träumerin bezeichnen. Schließlich war sie immer als eine Träumerin beschimpft worden, wenn ihre Gedanken in unerkenntliche Weiten abgetaucht waren. Wenn sie in diese unendlichen Weiten getaucht war und nur dank einem Wort oder einem Hieb wieder im Hier und Jetzt landete.
Träumen hatte in ihrer Welt keinen Platz.
„Jeder Gedanke ist besonders" antwortete Theseus nur ruhig und seine dunkelgrünen Augen, die Aspen an einen schattigen Nadelwald erinnerten, trifteten ab gen Sternenhimmel und betrachteten die explodierenden Himmelskörper, die Millionen von Meilen entfernt waren und ihr kaltes Licht auf die Erde warfen, als ein letztes Zeichen ihrer Existenz.
Bei diesen Worten horchte Aspen jedoch auf. Ihre eigenen Gedanken hatten natürlich schon des Öfteren gezählt, waren relevant und sogar wichtig gewesen, doch noch nie hatte jemand ihre Gedanken als selbstverständlich gesehen. Vor allem nicht solche Gedanken, die nichts mit ihrer Tätigkeit zu tun hatten.
Sie waren schließlich gegen ihre Aufgaben, gegen ihren Job. Aspen durfte sich nicht ablenken lassen, das könnte die Perfektion ihres Berufes gefährden und die gesamte Mission ruinieren. Das durfte sie nicht.
„Du sagtest bei dem Ritual, du hättest deine Mutter getötet und weder Casmiel noch der Lügendetektor konnten eine Unwahrheit in deinen Worten entdecken. Cas' Kraft steht auch stark mit Lügen in Verbindung, also bezweifle ich das, egal wie gut du bist, du gelogen hast" meinte Theseus plötzlich und schon hatte Aspen ihr Messer gezückt, das sie in ihrem Ärmel versteckt gehalten hatte. Die Klinge war nun sichtbar, während deren Griff noch immer im Ärmel verborgen lag, genauso wie Aspens Hand, die diese Klinge führen würde.
„Keine Sorge. Ich denke sie hat es verdient. Du tötest nicht ohne Grund. Du bist kein schlechter Mensch, Aspen" beruhigte er sie und diese Worte ließen sie kurz stoppen. Sie hatte nicht vor, Theseus weh zu tun (auch wenn sie ihn absichtlich von der Klippe stoßen würde, sollte er nerven), das könnte sie nicht. Aber diese Worte hatten sie geschockt. Du bist kein schlechter Mensch, Aspen. Also steckte sie die Klinge wieder weg und ließ sie verschwinden.
"Ich meine, kein Mensch hat den Tod wirklich verdient und es hat lange gedauert, bis ich es wirklich verstehen konnte, aber du könntest auch noch deinen Vater töten und ich würde dich niemals dafür hassen, Aspen" versicherte Theseus noch leicht lachend. So unbeschwert. So rein.
Aspen. Der Spitzname, den sie selbst erfunden hatte, da ihr der Name Asperia nicht gefallen hatte. Es war der Name, den ihre Mutter immer benutzt hatte, egal wann. Aber wenn diese schreckliche Frau ihren Namen ausgesprochen hatte, dann war es meistens schlecht.
„Das hat sie wohl. Casmiel hat keine Lüge entdeckt, weil es die Wahrheit ist. Kurz bevor ich in die Arena kam, habe ich meine Mutter erstochen." Erzählte sie nur komplett sachlich und ohne jegliche Emotionen in der Stimme, als würde sie über den Tod einer vollkommen fremden Person sprechen.
„Es war einfach zu viel. All die Jahre...sie war keine schlechte Mutter, aber ich musste es einfach tun und ihre Taten haben es schließlich geschafft, mich tatsächlich dazu zu bringen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Sie hat den Spitznamen Aspen nicht gut geheißen, den Liope mir gegeben hat und als er verschwand, redete sie immer so schlecht über ihn, als wäre er eine Schande für die Familie. Aber ich habe ihn nie gehasst. Ich könnte ihn niemals hassen. Er hat mir den Spitznamen Aspen vorgeschlagen, da er bemerkt hat, wie sehr ich Asperia verabscheue" bei dieser Erinnerung lächelte sie leicht.
Mein Name ist nicht sehr geläufig, Aspen ist wenigstens ein bisschen bekannter und komm sogar in diesen Namensgebungs-Büchern vor, aber eigentlich nannte er mich immer Ass. Sein Ass, das er im Ärmel trug" es fühlte sich gut an so frei über die Vergangenheit zu sprechen, sich daran zu erinnern.
Sie konnte förmlich sehen, wie Liope sie schelmisch angrinste und meinte, das er sich keine Sorgen machen müsste, weil er immer ein Ass im Ärmel trug. Wortwörtlich, er hatte tatsächlich immer eine Spielkarte in seinem Ärmel versteckt, die mit Rasierklingen zu einer Waffe umgebaut worden war.
„Das ist süß. Dir scheint dein Bruder wirklich viel zu bedeuten" erwiderte Theseus ebenso leicht lächelnd, sein Blick noch immer abgewandt. Aber es war nicht so, als könnte er Aspen nicht in die Augen sehen. Er sah sie nicht an, weil die Sterne seinen Blick eingefangen hatten und ihn nicht mehr losließen.
„Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Wir waren nie wirkliche Geschwister. Mehr sowas wie...Arbeitskollegen. Gefährten. Aber niemals Geschwister. Zwar nannte ich ihn immer meinen Bruder und wir standen und auf jeden Fall nahe, aber wir hatten nie eine wirkliche Verbindung" sie lachte leicht bitter auf, „Ich weiß nichts über ihn. Nur das sein Name Liope Salem lautet und wo er ist. Dass er einen eigenen Widerstand gegründet hatte, weil Casmiel ihn so inspiriert hatte. Ich weiß nicht einmal wann sein Geburtstag ist...es war nie von Bedeutung."
Aspen seufzte. Sie hatte in diesem Widerstand richtige Geschwister kennengelernt. Beispielsweise Pandora und Pamelon (vor allem Pandora war ihr ans Herz gewachsen), die Chaoszwillinge, die nichts wirklich ernst nehmen konnten, wenn sie zusammen waren. Pandora war immer ganz vorne dabei, war laut und temperamentvoll und sie und Jason schienen nicht besonders gute Freunde zu sein, wenn man ihre ganzen Streitereien mal betrachtete. Aber Pamelon war eher still. Er plante alles ganz genau, seine Augen waren wachsam und ihm entging nichts. Er fiel nicht auf, war eher klein und trotz seinen roten Haaren unscheinbar, aber die beiden schienen sich nur durch Blicke zu verständigen. Ein Blick genügte und sie schienen sich sofort ihre Gedanken zu teilen. Pam und Pan waren richtige Geschwister, Aspen und Liope nur Gefährten auf einem Weg, der bereits geendet hatte.
„Du bist meine beste Freundin und trotzdem kenne ich deinen Geburtstag nicht genauso wenig wie du den meinen kennst. Aber das bedeutet doch nicht, dass wir uns nicht kennen. Denn obwohl ich beinahe nichts über dich weiß und du, genauso wie Cassy ein wahres Rätsel bist, vertraue ich dir." Sagte er nur, scheinbar unbekümmert als wären dies nur leere Worte. Aber Aspen wusste, das Theseus ein grauenhafter Lügner war (außer es ging um seine Freunde).
Kurz dachte sie über diese Worte nach. Das Feuer verzerrte immer mehr von dem Holz, das das Lagerfeuer bildete und inzwischen waren sie alleine. Zuvor waren noch mehrere Leute da gewesen, Casmiel hatte ausgesetzt. Aber dafür hatten sie ein kleines Liedchen gesungen, vollkommen schief und grässlich aber es hatte Spaß gemacht zu irgendwelchen Liedern zu singen, während die Hälfte der Anwesenden etwas zu viel getrunken hatte. Aspen hatte sich wohl zwischen den ganzen Idioten gefühlt. Sie war umgeben von ihrer Familie.
„Darf ich dir etwas erzählen, Theseus? Etwas, das niemand weiß und auch niemand wissen soll?" fragte Aspen nur kleinlaut, ihr Blick hing noch immer auf den lodernden Flammen aber dafür konnte sich Theseus von den Sternen lösen und seine Augen betrachteten wieder Aspen.
„Natürlich darfst du das. Du kannst mir alles erzählen und egal wie schlimm es ist, du wirst immer meine beste Freundin sein. Vielleicht hat diese Geschichte dein Leben verändert oder geprägt, aber ich werde niemals vergessen, wie oft du mir schon den Arsch gerettet hast" meinte er nur und Aspen legte ihren Kopf auf seine Schulter. Es war angenehm, Theseus war angenehm. Er strahlte eine seltsame Wärme aus, dieselbe Wärme, die Aspen verspürt hatte, als sie mit ihrer Familie am Lagerfeuer gesessen hatte und I was made for loving you von KISS gegrölt hatte.
„Ich...ich wünschte ich könnte meine Vergangenheit in einen Safe sperren und für immer Vergessen, aber scheinbar hat das Leben andere Pläne mit mir. Scheinbar will es, das es irgendwann herauskommt und das habe ich durch Casmiel erfahren..." begann sie zu erzählen, aber schon unterbrach Theseus sie.
„Cas? Wieso wusste er schon davon?" fragte er nur verwirrt und scheinbar...eifersüchtig? Nein, Theseus war nicht eifersüchtig. Er war eher etwas empört, weil Cas schon wieder etwas wusste, was Theseus erst erfuhr.
„Jap. Cassy höchst selbst. Er kennt meine Familie, denn die Tripes und die Salems sind schon lange Geschäftspartner. Mehr noch, sie sind Freunde, jedenfalls mein Vater und Charon Tripe, dieser unfassbar perfekte Charmeur," sagte sie nur und bevor Theseus etwas erwidern konnte, schlug Aspen ihn ziemlich leicht, für ihre Verhältnisse, gegen die Schulter. Er jedoch schrie kurz auf, bevor er sich die Hand vor den Mund hielt und sich so davor stoppen konnte, die Wut von der gesamten Rebellion, die er aus den Betten gescheucht hatte auf sich zu hetzen. Seine Augen tränten aber noch immer.
„Du Arsch. Halt die Klappe oder ich reiße dir deinen verdammten Arm aus!" zischte Aspen nur und Theseus nickte stumm. Er hatte verstanden, das es für Aspen sowieso schon schwer genug war, über ihre Familie zu sprechen.
„Naja. Cassy kennt meine Familie und ich die seine aber ich kannte ihn nicht. Mein Vater hat mich nie zu seinen Besprechungen mitgenommen, besonders nicht wenn er mit Charon gesprochen hatte. Es musste also um etwas wichtiges gehen und das machte mir Angst" sie atmete tief ein, bevor sie ihren Blick wirklich auf Theseus richten konnte.
„Mein Vater ist ein Assassin. Er, meine Mutter und meine gesamte Familie. Es ist das Geschäft, die Tradition von uns und ich wurde von klein auf zum Töten ausgebildet. Während Liope den größten Spaß an den Aufträgen hatte, waren sie langweilig für mich und auch wenn Liope immer seltsamere Methoden gefunden hatte um seine Opfer zu foltern und dann sehr dramatisch irgendwo zu platzieren, wo die Polizei sie finden und untersuchen könnte, waren sie für mich Alltag. Ich war es gewohnt sterbende Leute zu sehen. Sie langweilten mich, schließlich war es nur ein Leben, das sie verloren. Deshalb habe ich begonnen, meine eigenen Aufträge zu schreiben. Ich habe Menschen umgebracht, die mir unsympathisch waren. Sie mussten mich nur einmal ansehen und schon waren sie auf meiner schwarzen Liste. Naja. Niemanden hat es interessiert. Nicht einmal- niemanden hat es interessiert" wieder seufzte sie schwer. Sie vertraute Theseus, doch sie hatte trotz allem noch immer einen Schwur abgelegt und durfte diesen selbst unter diesen Umständen nicht brechen.
„Ich wollte diesem Teufelskreis entgehen. Ich wollte nicht länger untätig zusehen, wie meine Eltern uns zu Killern erzogen und zur perfekten Waffe ausbildeten. Doch es hat nichts gebracht. Ich habe meine Mutter umgebracht, weil es eine Tradition ist. Töte deinen Meister. Die letzte Prüfung eines Assassinen. Ich habe ihr mein Messer in die Brust gerammt und es gedreht, bis sie nicht mehr lebte. Sie hatte Schmerzen, viele Schmerzen und als sie endlich ihr Leben ausgehaucht hatte, stand mein Vater hinter mir und hat geklatscht und gelacht. Er sagte mir, er sei stolz auf mich, weil ich ihm endlich bewiesen hatte, das ich eine würdige Nachkommin war. Ich hatte es geschafft eine der besten Assassine umzubringen, die auch noch meine Mutter war und das hat ihn überzeugt" Aspen richtete ihre Augen wieder auf die Flammen vor sich.
„Casmiels Familie ist grausam. Ich hatte einmal die Chance in Charons Augen zu sehen und was ich sah, war eine Eiswüste. Schlimmer noch, es war wie die Temperatur im Weltall. So kalt...seine Augen waren so kalt, das ich dachte ich würde erfrieren und danach waren sie so warm, das ich mich sogar wohl in seiner Nähe fühlte. Man kann diesen Augen nicht trauen. Sie zeigen dir nie die Wahrheit, auch wenn du denkst, du könntest sie sehen. Es ist nicht möglich. Casmiels Maske war wirklich ausgezeichnet, selbst ich als Assassin, die dazu ausgebildet wurde, Menschen zu durchschauen, konnte nicht wirklich hinter sie blicken. Aber Charons Maske ist wie eine Festung und wir sind nur Fußsoldaten, ausgestattet mit Nadeln. Leider besitzen wir weder ein trojanisches Pferd, noch eine Atombombe. Man ist machtlos gegen diese Wände aus Eis" sprach sie und Stille trat ein.
Kein Wunder, es war viel auf einmal und egal welch ein guter Mensch Theseus auch war, selbst er könnte jetzt aufstehen, die anderen wecken, ihnen alles erzählen und Aspen dann fortjagen. Deshalb hasste sie Menschen so. Aspen war gefährlich. Sie war ausgebildet worden zu Töten und war in den engsten Kreisen der Assassine. Sie war eine mächtige Verbündete, doch woher sollte man wissen, auf welcher Seite sie stand, wenn sie hinter all den Masken ein Monster war?
„Das tut mir leid für dich, Aspen" meinte Theseus nur und einen Augenblich war Aspen zu perplex, als das sie bemerkte, wie stark sie Theseus anstarrte und wie viel Hoffnung und zugleich Misstrauen ihre Augen trugen. Er sah sie an. Seine dunkelgrünen Augen waren wunderschön, sie brachten Aspen aus dem Konzept. Sie hatte erkannt, dass sie Theseus nicht liebte, wie sie gedacht hatte. Sie begehrte sein Leben. Nicht die Ewigkeit, oder seine Kraft. Sondern seine Art. Wie er so naiv und fröhlich bleiben konnte, obwohl er schon so viel erlebt hatte und am besten wissen sollte, das Menschen grausame Wesen waren.
„Es...tut dir leid?" fragte Aspen noch immer viel zu verwundert von dieser Aussage. Sie musste sich verhört haben. Das konnte doch einfach nicht stimmen. Eine Lüge. Wieso sollte Theseus sich sonst entschuldigen? Wieso sollte Theseus generell noch hier sitzen neben diesem...diesem Monster?
Theseus legte nur den Kopf schief. Er war sich nun nicht mehr sicher, ob er auch wirklich die richtigen Worte wählte oder gerade alles falsch machte.
„Ja...ich...es tut mir leid für dich. Du hattest ein grausames Leben und wenn ich davon gewusst hätte, dann hätte ich dich vielleicht von deinem schrecklichen Schicksal bewahren können. Vielleicht hätte ich dafür sorgen können, das du ein schönes Zuhause hast und nicht bei diesen Assassinen bleiben müsstest. Du bist meine erste Freundin...die ich seit Jahrzehnten hatte. Meine beste Freundin..." gab er zu und Aspens Augen füllten sich mit Tränen.
Wann hatte sie das letzte Mal geweint? Wann waren ihr das letzte Mal Tränen über die Wangen geflossen? Als Casmiel sie mit seinen Worten gerührt hatte, hatte sie etwas feuchte Augen, aber das hier war anders. Damals hatte ihr Körper sie nur an den Stress erinnert, den sie hatte, weil ihr alles zu viel geworden war aber diese Tränen...sie kamen nur wegen einer Person zum Vorschein. Theseus. Als er vor ihren Augen gestorben war und sie noch nichts von seiner besonderen Gabe wusste, hatte sie einen kurzen Moment gedacht, sie müsste tatsächlich weinen. Sie hatte beinahe geweint, weil ihr Fluch sie verfolgte. Alle Menschen, die sie jemals lieben gelernt hatte, starben oder gingen wegen ihr. Hätte Aspen an diesem Tag nicht ihre Zeit damit verbracht diesem Fremden die Nase abzuschneiden und an seinem Ohr zu befestigen (was zwar wirklich witzig war), hätte sie den Hubschrauber fliegen können und Theseus wäre nicht vor ihren Augen gestorben wegen Eira, dieser verdammten Kämpferin.
„Ich meine...Casmiel ist...was weiß ich. Aber er ist nicht mein bester Freund, weil ich ihm noch immer nicht ganz vertrauen kann. Aber selbst wenn das hier mein letztes Leben wäre, würde ich an deiner Seite kämpfen, weil du mir wichtig bist und ich nie mehr zulassen werde, das meine Freunde wegen mir und meinen Dummheiten sterben. Ich werde dich beschützen, weil du mir wichtig bist...weil du mein Ass im Ärmel bist und ich dich brauche um zu gewinnen..." sprach Theseus weiter und schon konnte Aspen die ersten Tränen über ihre Wangen laufen spüren. Sie konnte sie nicht aufhalten.
Und plötzlich hatte sie Theseus in eine Umarmung gezogen. Selbst sie war es nicht gewohnt, hatte es nicht erwartet. Es war eine Art Reflex gewesen, einerseits damit Theseus ihre Tränen nicht sehen konnte und andererseits weil Aspen das jetzt brauchte. Wärme, Zuneigung, Liebe. Sie brauchte Theseus jetzt mehr als alles andere, weil er ihr all diese Dinge geben konnte.
Aspen hatte immer gedacht, nur wenn sie mit jemanden zusammen kommen würde, könnte sie Liebe erfahren. Schließlich war es nie der beste Freund oder die beste Freundin die dir den wahre Liebe Kuss gab, sondern immer irgendein Prinz, in den sich die Prinzessin verliebte.
Aber nicht in dieser Geschichte. Nicht in Aspens Geschichte. Sie hatte nie gewusst, was Freundschaft war. Es war ein Fremdwort für sie gewesen, nicht nur weil ihre Eltern dafür gesorgt hatten, das sie isoliert war und keine Freunde finden konnte. Ihre einzigen Freunde waren selbst trainierte Killer.
Es war auch so, weil sie dachte, das Freundschaft keinen Platz in dem kleinen, verdorbenen Herzen hatte, das sie in ihrer Brust trug.
„Ich hasse dich, Theseus. Du bringst mich dazu, Gefühle zu zeigen!" schniefte sie, obwohl ihre Nase immer noch in Theseus Schulter begraben war. Sie konnte genau spüren, das er lachte und kurzerhand schlug sie ihm auf die Brust, sodass er zurück fiel und sie beinahe von der Bank riss, wenn Aspen nicht sofort reagiert hätte und sich noch festgehalten hatte.
„Idiot!" zischte er nur schmerzerfüllt aber grinsend. Er sah Aspen von da unten an, auch er hatte Tränen in den Augen aber Aspen war sich nicht sicher, ob von der kleinen Beule, die sich nun auf seinem Kopf bilden würde, oder wegen dem emotionalen Moment, den sie geteilt hatten.
„Komm schon, du unsterblicher Arsch" sie hielt ihm ihre Hand hin und grinste ihn an, obwohl ihre Augen noch immer verheult und gerötet waren, vor den Tränen, „Sei ein Held und steh endlich auf. So fest habe ich dich auch nicht geschlagen."
Theseus schlug ein und Ass zog ihn mit Leichtigkeit zurück auf die Bank, wo sie wieder zusammen saßen und in den Himmel starrten.
Aber plötzlich gab es eine Erschütterung und Theseus fiel erneut von der Bank, während Aspen sich festhalten konnte und sogar aufstand, um bereit für einen Angriff zu sein. Sie zog ihr Messer hervor, das Langschwert hatte sie nicht dabei. Zwar rechnete sie immer mit einem Angriff, aber so stark sie auch war, es war extrem ungemütlich mit einem Langschwert auf dem Rücken.
„Was war das?" fragte Theseus verwirrt, als er sich wieder aufgerichtet hatte und sich den Kopf hielt, der bestimmt unheimlich dröhnte.
„Ich...ich weiß es nicht!" keuchte Aspen entsetzt, als sie die seltsamen Geräusche auch noch hörte. Rotorenblätter. Sie war sich ganz sicher, das sie die Blätter der Hubschrauber vernahm. Nicht irgendwelche Hubschrauber, sondern Hubschrauber aus der Arena.
„Heilige Dolores. Bitte sag mir, das Cassy nur mal wieder ein paar Helikopter aus der Arena gestohlen hat!" betete Theseus, als er dasselbe Geräusch hörte, wie Aspen und tatsächlich faltete er seine Hände und presste die Augen zu, als hätte er Angst.
„Weck die anderen! Ich werde sie währenddessen aufhalten" befahl Aspen Theseus fast schon streng, aber er gab ihr keine Widerworte. Es mag vielleicht wie eine Tat der Angst klingen, aber eigentlich war es Vertrauen, das Theseus davon überzeugte, das Aspen ganz gut alleine klar kam und es klüger war, Verstärkung zu besorgen.
„Salem Asperia, Nummer 7031, legen Sie sofort die Waffe weg oder es wird ungemütlich für Sie werden!" drohte einer der Wächter. Der erste Hubschrauber war also gelandet.
„Ich denke nicht dran, Vollidiot. Sehe ich etwa aus wie ein kleines, verängstigtes Mädchen das deinen Befehlen folgt?" fragte sie nur wütend und sie konnte die schemenhaften Gestalten erkennen, die durch den aufgewirbelten Staub und Dreck nur wie verwackelte Illusionen wirkten.
„Ihm wirst du nicht gehorchen, aber vielleicht ja mir" drang eine andere Stimme an ihr Ohr und sie ließ fast den Dolch fallen, als sie begriff, das es keine Einbildung war, die sie da hörte. Es war ihr...
„Vater..." keuchte sie nur während sie sich panisch herumdrehte und versucht alle Gefahren frühzeitig zu erkennen, doch durch den Lärm und den aufgewirbelten Staub konnte sie ihre Feinde weder hören noch wirklich sehen. Sie war die Beute, die in einer Sackgasse saß...
„Hey, du Arschloch. Schau mal, wer da ist, um dir den Arsch aufzureißen!" verkündete Yizza, eine kleine aber mutige Frau mit kurzen, krausen Locken, die einen zimtfarbenen Ton trugen und dunkelbraunen Augen, die ein freches Funkeln beinhielten. Auf ihrem Gesicht prangte ein breites Grinsen und sie legte den Kopf schief, während sie einen Pfeil anlegte und auf Helio zielte.
Da waren sie. Alle beisammen, versteckt hinter der Sanddüne. James, der normalerweise eher ruhig war, schien geradezu vor Kraft zu strotzen und er hatte ein Katana in seiner Hand (das er vermutlich aus einem Museum gestohlen hatte. Aspen erwartete alles von diesem Widerstad), Aspen konnte seine Wut sogar durch den leichten Sand erkennen. Nika, Yizzas Lebensgefährtin, hatte die Hand auf ihre Schulter gelegt und grinste ebenso überheblich wie ihre Freundin. Sie hatte eine Axt in den Händen und schwang diese lässig.
Pamelon und Pandora, die beiden Chaoszwillinge, standen Rücken an Rücken und beide trugen eine Pistole und zwei Messer, die sie an ihren Gürteln festgemacht hatten.
Diadora, eine kleine Frau mit dunkler Haut und beinahe weißen Haaren, schwebte leicht und kontrollierte die Winde um sie herum, sodass kleine Wirbelstürme auf ihren Handflächen tanzten und ihre Augen glühten weiß, wie reines, klares Feuer. Und da war er...
„Alles schön und gut. Vater, Tochter, Familienzusammenkunft. Toll, wirklich rührend. Aber können wir das vielleicht auf später verschieben?" mit einem kräftigen Windstoß, ausgelöst von Diadora, wurde der staubige Nebel gelöst und Aspen hatte wieder freies Blickfeld. Sie konnte die Feinde erkennen, ein dutzend Hubschrauber mit jeweils dreizehn Wächtern an Bord, die ihnen nun gegenüber standen bereit zum Kampf.
Aber sie war nicht mehr allein. Hinter ihr versammelte sich der Widerstand und Pamelon, ein kleiner Junge mit roten Haaren und blasser Haut, die von Sommersprossen nur so überwuchert wurde, klatschte mit Diadora ein, die diesen starken Windstoß geschickt hatte. Nicht nur das, sie steuerte den Sand geschickt und ließ ihn um die Rotorenblätter der Hubschrauber fliegen, die durch die kleinen Sandkörner irritiert wurden und sich langsam abschalteten.
„Casmiel Tripe. Du lebst also tatsächlich. Die Legende lebt, sagt man doch so feierlich" verkündete ein Mann mit spöttischem Ton, aber Aspen kannte diese Stimme, besser als es ihr lieb war.
Da stand er. Der große, muskulöse Adonis, der ihr Vater war. Mit seinen schneeweißen, vollen Haaren, die er in einem Mittelscheitel gelegt hatte und den kalten, türkis-blauen Augen, die Aspen nur so durchbohrten. Ein kühles Lächeln lag auf seinen Lippen, aber er hatte nicht Aspen im Blick. Nein, sein Blick lief an ihr vorbei direkt zu Casmiel, der ihm einen überheblichen Blick zurückgab und ebenso kalte Augen trug, bei denen selbst Aspen begann zu frösteln.
„Du solltest wissen das ich schwer umzubringen bin. Man müsste schon Casmiel Tripe selbst sein um das zu tun" meinte er nur arrogant und er hob seine Arme, als würde er alles hier kontrollieren, als würde alles nach Plan laufen. Aber sie hatten keinen Plan. Absolut nicht.
„Du bist also eine Kakerlake? Interessant. Naja. Ist mir recht. Willst du meine Kämpfer etwa mit deiner Kraft zum Weinen bringen, Ungeziefer?" fragte Aspen Vater nur amüsiert von diesem Mann, der sich eigentlich über ihn lustig machte.
„Ach, mein lieber Helio. Du weißt ja gar nicht was ich eigentlich tun werde" meinte Casmiel nur ruhig lachend als wäre das alles ein Witz für ihn. „Wir werden euch vernichten, in den Boden rammen, ruinieren. Wie auch immer ihr es nennt, wir werden euer Ende sein. Denn wir sind die rote Hand und egal wer uns entgegen steht, wir werden sie alle niedermetzeln. Wir werden nicht wie die Helden behandelt, wieso sollten wir also so tun, als wären wir welche?" er lachte nur herzhaft, als hätte er gerade einen grandiosen Witz erzählt und tatsächlich lagen in den Gesichtern der anderen breite Grinser und leises Gelächter ertönte. Aspen konnte fühlen, wie die Mordlust anstieg.
„Weiß beginnt..." sprach er noch und es war eine Aufforderung für Helio, den ersten Schritt zu machen.
„...schwarz gewinnt" beendete er das Sprichwort und tatsächlich hob er sein altmodisches Langschwert und streckte es in die Richtung des Widerstandes.
„Keine Gnade" hauchte er noch bevor die ersten Wächter vorpreschten und die Lichtung in ein Kampfgebiet verwandelt wurde. Der Krieg begann nun richtig...
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