Kapitel 54

[Von Monstern und Menschen, die sie machen]

~Nicht jedes Monster hat Krallen und Reißzähne. Sie haben aber ein Herz, das in ihnen zerbricht~

Um Eira Meradis zu verstehen, muss man in der Zeit zurückspringen. Schließlich werden Monster nicht geboren, sondern gemacht und hier ist dies der Fall wie es auch bei all den anderen missverstandenen Wesen ist. Denn niemand könnte einfach so böse sein. Niemand könnte einem Menschen etwas Böses tun ohne das es dafür einen Grund gibt. Manche schaffen es zwar, einen anderen Weg einzuschlagen, wie es kurz bei Casmiel Tripe war, aber andere sind nicht so stark um gegen den reißenden Strom anzukommen. Sie lassen los, weil sie denken, das sowieso niemand die Hand zu ihnen strecken würde, um sie wieder auf die andere Seite zu ziehen.

Casmiel Tripe hatte seine Schwester, die ihm genau gezeigt hatte welchen Weg er keinesfalls einschlagen sollte. Später hatte er auch noch Eirene und nun auch Theseus. Doch zwei dieser Leute waren gegangen und mit ihnen auch Casmiels Wille auf der guten Seite zu bleiben. Er schmolz immer weiter, wie die Polkappen dank der starken Erwärmung der Erde, aber er hatte noch einen kleinen Teil der nach der guten Seite griff und dort Theseus sah, der ihm seine Hand entgegen streckte, die er packen konnte, damit er nicht denselben Fehler beging wie Eira.

Denn bei Eira war niemand, der sie erinnern konnte, das sie ein anderes Ziel hatte. Niemand nahm ihre Hand und zog sie zu sich. Jeder schien sie nur von sich zu stoßen, als wäre sie wertlos und das machte sie zu einem einfachen Opfer. Einem schwachen Opfer obwohl sie der stärkste Phoenix war. Denn nicht die Kraft, egal ob physisch oder psychisch, egal ob Gewinner oder Verlierer, die Kraft war nicht im Gegensatz zu der Stärke die Freunde, Familie und Verbündete mit sich brachten.

Eira war nicht immer eine kalte, mörderische Waffe gewesen. Sie war nicht immer ein Teil der Scena. Schließlich hatte jeder Mensch irgendwann einmal eine Familie und so auch Eira Meradis.
Der einzige Unterschied? Eiras Familie ließ sie im Stich.

Sie wurde als ein kleines Mädchen in ein Waisenhaus gegeben und das in der Hochzeit des Frostes, als das Heilmittel noch unfassbar teuer, die Phoenixe noch selten und unbekannt waren, ein Wunder der Natur und der Präsident noch ein einfacher Professor mit einer Idee war. Alles war anders, doch Eira war alleine. Im eiskalten Winter, der nur so nach dem Tod und der Krankheit roch. Man konnte spüren, das die Todeszahlen massiv in die Höhe schießen würden und das taten sie.

Eira lebte in diesem kleinen Waisenhaus, von dem immer mehr Kinder verschwanden weil sie besonders waren. Sie hatten Fähigkeiten, die denen der anderen Generation um nichts nachstanden. Sie waren stärker, mächtiger und vor allem gefährlicher, weshalb man sie in eine isolierte und kontrollierte Umgebung sperren wollte, damit man sie erforschen und entdecken konnte.

Eira war gerade einmal sieben Jahre alt gewesen. Sie hatte keine Ahnung das diese Menschen, die Phoenixe, als eine Gefahr gesehen wurden. Sie dachte, sie würden sie in eine besondere Schule bringen wo sie lernen würden ihre Kräfte zu kontrollieren, doch eigentlich nahm die Scena ihnen jegliche Kontrolle und manchmal sogar das Leben.

Zwar existierten die Spiele noch nicht, aber dafür experimentierte man an diesen Besonderen und manche Methoden waren so grausam und so schmerzhaft, das die Patienten starben und nur eine kalte Leiche zurück ließen, die nicht mehr so stark und gefährlich aussah. Es waren Kinderleichen. Die Generation war noch nicht alt, der Phönix war gerade erst aus seiner alten Asche entstiegen und wurde schon wieder verbrannt.

Doch dann geschah es. Der Tag, an dem Eira begonnen hatte diese Generation zu hassen.

Es gab da ein Mädchen. Eira erinnerte sich nicht mehr an ihren Namen oder ihr genaues Aussehen, aber sie kannte ihre Augen. Ein rötliches Braun, das im richtigen Licht der Sonne fast schon wie das Rot des Feuers flackerte. Doch im Schatten zeigten sie ihr wahres ich und trugen die Farbe von Blut.

Eira hatte diese Augen schon immer außergewöhnlich gefunden, schließlich waren die ihren einfach nur in ein langweiliges braun getaucht, genauso wie ihre Haare. Eintönig braun, so wie sie fast 50% aller Menschen trugen, wenn nicht mehr. Eira war neidisch. Sie sah die Schönheit nicht, die auch sie trug. Sie hielt ihre Augen verschlossen.

Dieses Mädchen war wunderschön mit dunklen, tiefschwarzen Locken, die wir Sprungfedern aussahen und ihren Kopf umgaben, wie ein Schleier. Ihre roten Augen, ihre dunkle Haut, die an frische Erde erinnerte. Eira liebte diese Haut, auch wenn sie dieses Mädchen hasste.

Nicht nur weil dieses Mädchen eine außergewöhnliche Schönheit trug, als wäre sie eine Göttin, sie war auch noch beliebt unter den anderen Kindern, weil sie sich gegen die Aufpasser auflehnte und ihnen die Stirn bot. Sie war wie Robin Hood für die kleinen Kinder des Waisenhauses und wie eine neue Superheldin für die Älteren. Oh ja, dieses Mädchen war einzigartig gewesen.

Wunderschön, beliebt. Alles das besaß sie schon, aber Gott schien ihre Lieblinge mehr zu lieben als ihren eigene Sohn Jesus. Denn dieses Mädchen war auch noch ein Phoenix. Sie besaß die Gabe, Feuer zu kontrollieren und zu erschaffen.

Die Perfektion in Person. So hatte Eira dieses Mädchen gesehen, das wie eine Königin durch die Gänge geschritten ist. Aber nicht weil sie so arrogant und kalt wirkte, sondern weil jeder sie begrüßte, alle sie umarmten und sie nirgendwo hingehen konnte ohne das jemand ihren Namen rief und ihr zuwinkte. Sie, das besondere Mädchen. Tamira. Eira erinnerte sich wieder an ihren Namen. Tamira.

Irgendwann jedoch bemerkten die Aufpasser das mit ihr etwas nicht stimmte und am nächsten Tag standen dort die Leute der Regierung, die sie mitnahmen.

Aber Tamira wollte ihre Schützlinge nicht verlassen. Sie war wie eine Mutter von dreißig weiteren verängstigten Kindern, die nicht wussten wie sie sich gegen die unorthodoxen Methoden der Aufpasser wehren sollten, die nicht nur Schläge als Bestrafung beinhielten. Tamira war die einzige gewesen, die es geschafft hatte die Aufpasser davon abzuhalten den Kindern etwas zu tun, aber jetzt schien diese schöne Zeit vorbei zu sein, denn sie würde gehen. Für immer.

Der Kampf hatte nicht gerade lange gedauert und keine besonderen Auswirkungen gehabt bis auf eines. Tamira hatte das Waisenhaus abgefackelt, Eiras einziges Zuhause an das sie sich erinnern konnte.

Es war nicht ihre Schuld gewesen, schließlich hatten die Wärter sie umzingelt und sie mit Betäubungspfeilen gelähmt, ihre Kraft hatte selbstständig gehandelt und hatte eine Welle über das gesamte Gebäude ergießen lassen. Die Wärter hatten es überlebt, die zwei Aufpasser und ein paar Kinder. Der Rest war dem Feuer erlegen, beinahe auch Eira. Sie hatte nur ein paar Verletzungen und war beinahe am Rauch erstickt, doch ein anderes Kind hatte sie auch dem Trümmern geschleift und gerettet.

So hatte Eira gelernt Phoenixe zu hassen, denn sie hatten ihr einziges Zuhause und somit Zufluchtsort zerstört. Auch wenn es ein schrecklicher Ort gewesen war, hatte Eira nun nichts mehr nur mehr sich selbst.

So begannen ihre wohl schlimmsten Jahre, die Straße. Nicht nur einmal war das kleine Mädchen gezwungen gewesen einen Menschen zu töten weil sich dieser mit dem Frost angesteckt hatte. Nicht nur einmal war es Eiras Aufgabe gewesen eine Pistole in die Hand zu nehmen und abzudrücken um weiteres Leid zu ersparen.

Dies war wohl Eiras Sprungbrett ins Verderben und ihr Einstieg ins Töten. Sie hatte es niemals gern getan, aber sie hatte schon immer ein großes Pflichtbewusstsein gehabt und hatte es als eine Aufgabe gesehen, die sie erfüllen musste. Es war leichter für alle Beteiligten und irgendwann wurde der Tod irrelevant für Eira. Es war nur ein Übergang in ein anderes, vielleicht besseres, Leben und die Menschen, die wie sie auf der Straße lebten, wünschten sich nicht sehnlicher als das. Ein neuer Anfang, ein neues Leben.

Wünsche konnten gefährlich sein. Sie waren der Inbegriff von Unsicherheit, denn wenn du einen Wunsch vorschnell oder ungenau äußerst, kann er schief gehen und dein Leben noch weiter ins Verderben ziehen, aus dem er dich eigentlich befreien hätte sollen.
Eiras Wunsch, ein neues Leben zu erhalten, war ein solcher Wunsch. Denn er ging schief.

Anstatt ein gutes, neues Leben zu bekommen, mit gewöhnlichen Sorgen, die ein Mädchen in ihrem Alter haben sollte, bekam sie ein noch schrecklicheres.

Eines Tages kamen die Arbeiter der Arena. Sie nahmen Kinder von der Straße mit um Tests an ihnen zu vollführen und einer der Wächter erkannte Eira als ein Mädchen, das das Feuer überlebt hatte. Sie hatte überlebt und halt als stark in seinen Augen.

Sie war eine. Eine von dreizehn weiteren Kindern, allesamt älter als sie aber noch immer nur Kinder. Schutzlose, arme Kinder die keine andere Wahl hatten als den Wächtern zu folgen außer sie wollten sterben und diesen Wunsch verspürte keiner von ihnen.

Eine. Sie war die einzige von dreizehn weiteren Kindern, die überlebte. Die Einzige.
Der Test war ein Erfolg auf ganzer Linie. Eira war nun kein Mensch mehr, sie war eine Maschine die zum Kämpfen, töten und Befehle befolgen gemacht wurde. Eine Maschine ohne Gefühle, denn diese waren durch die Hilfe eines Phoenix für immer verbannt worden, er hatte sie an sich genommen und eine stattliche Belohnung dafür bekommen.

Jetzt war Eira Meradis nicht mehr dieselbe. Sie war nun ein Drakon, eine Generation die noch mehr Macht hatte als die Phoenixe benannt nach dem Drachen.
Feuer gegen Asche. Während der Drache den Phoenix immer wieder verbrannte, erstand dieser wieder. Ein endloser Kampf, keiner der Beiden in der Lage zu sterben aber sie blieb allein. Die Tests wurden eingestellt. Drakons existierten offiziell nicht, sie waren verboten worden, da die Zahl an Phoenixen rasant zunahm und es zu viele ihrer Genration gab. Man hatte Angst, sie würden die Welt übernehmen und die Drakons an ihrer Seite kämpfen. Niemand glaubte daran, doch Eira war außerhalb dieser Zeit geboren. Sie durfte leben, existieren und der einzige Drakon sein, der jemals existieren sollte. Bis jetzt.

Also verurteile niemanden nur weil er etwas getan hat, das nicht richtig war, denn jeder hat eine Geschichte zu erzählen, die Geheimnisse offenbart, die eigentlich unter der Asche eines verbrannten Phoenixes vergraben war. Die Vergangenheit kann man nicht aufhalten, genauso wenig wie die Gegenwart. Doch man kann die Zukunft verändern indem man sich selbst verändert und darauf achtet, die Vergangenheit zu einem Teil von sich zu machen, nicht abzustoßen und zu vergessen.

Ein Bösewicht ist niemals nur böse. Denn hinter jeder Tat, steckt ein Grund. Jeder Bösewicht ist nur ein Opfer seiner eigenen Vergangenheit, die erst noch erzählt werden muss. 

Eira Meradis- MelliPony

Wahre Stärke zeigt sich erst nach einer Krise und ich habe endlich diese verdammte Schreibblockade überwunden. 
Entschuldigt das ich so lange kein Kapitel mehr hochgeladen habe, aber mein Kopf war ungefähr so leer wie ein Vakuum. Wow, ich sollte bessere Vergleiche erfinden. Stellt euch einfach das leerste vor was in eurem Kopf platz hat...oh. Perfekt. 
Mein Kopf war ungefähr so leer wie der eines normalen Menschen. So. Passt besser xD
~Eins Reeves :)

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