Kapitel 53

[Das Ein-mal-Eins der Tarnung; Ein Konzept nach Dolores]

~Du gewinnst einen Krieg nicht durch Gewalt, sondern durch Taktik und Strategie~

Nicht die Arena war Casmiels größter Feind, nicht sein Vater und auch nicht er selbst. Es war die Müdigkeit, die ihn doch irgendwann packte, obwohl er vor kurzem erst geschlafen hatte. Sein Körper hatte nur einmal kurz an dem süßen Duft des Schlafes und der Ruhe geschnuppert und war süchtig danach geworden.

Seit Jahren schon hatte Casmiel es sich antrainiert so lange aufzubleiben wie nur möglich, dank seiner Kraft konnte er sogar einen Tag länger durchstehen als normale Menschen, aber leider hatte er nicht die Fähigkeit menschlichen Bedürfnissen einfach auszuweichen. Er war trotz allem kein Gott, auch wenn er wie einer aussah.

Aus diesem Grund waren Eirene und er gerade in dem ziemlich unspektakulären, ranzigen Foyer eines Hotels, das diesen edlen Namen nicht einmal verdient hatte, so unfassbar ekelhaft, billig und dreckig war es, generell das ganze Gebäude.
Aber Casmiel hatte schon schlimmeres hinter sich. Er hatte in Höhlen gehaust, in einer dreckigen Gasse geschlafen und an die Zeit in der Arena wollte er gar nicht denken. Die Matratzen waren härter gewesen als Beton und Casmiel hatte den Boden vorgezogen, wenigstens stank dieser nicht nach dem Blut ihrer Vorbesitzer und dem billigen, stinkendem Desinfektionsmittel, das die Wärter zum Putzen und waschen verwendeten.

Also stand er nun in diesem dreckigen Foyer und wollte gerade ein Zimmer bestellen.
„Ein Zimmer für zwei bitte" meinte er nur lässig, obwohl er aussah als hätte er die Apokalypse überlebt. Leider war es nicht so, die Apokalypse müsste erst noch kommen.

„Zwei Personen? Kommt später noch jemand?" fragte die Empfangsdame verwirrt aber zugleich neugierig nach, obwohl sie Cas den Schlüssel in die Hand drückte und unschuldig mit den langen, falschen Wimpern klimperte.

Sie war hübsch mit ihrer gut gebräunten Haut, den goldenen Haaren, die wohl gefärbt waren denn es kam bereits der Ansatz, der hellbraun war, hervor und ihrem Gesicht, das schön geschminkt war. Cas konnte sich auch so schön schminken, wenn nicht noch besser, aber er hatte es lange nicht mehr getan. Weder die Zeit, noch der Ort, noch der richtige Moment war dafür gekommen, aber das würde sich wohl heute ändern.

„Eigentlich nicht. Aber danke" beantwortete er die Frage der Frau nur während er den Schlüssel betrachtete, an dem noch ein Zettel hing. Die Telefonnummer der Frau, wie es schien.
Dies ließ Cas schmunzeln. Er sah aus wie ein Bettler, der im Schlamm mit einem Bären gerauft hätte aber er bekam noch immer die Nummern von Fremden in die Hand gedrückt.

Die Empfangsdame zwinkerte ihm noch zu und er nickte nur charmant lächelnd in dem Wissen diese Nummer wohl niemals zu verwenden. Er behielt sie trotzdem immer und sammelte sie in einem relativ großem Glas. Er hatte es bereits fast voll und das nur, weil Kellner, Empfangsdamen, vollkommen Fremde die ihn plötzlich auf der Straße angesprochen hatten und sogar Professoren, Doktoren und Anwälte ihm ihre Nummer in die Hand gedrückt hatten in der Hoffnung dieser engelsgleiche Mann würde sie anrufen und mit ihnen ausgehen. Bisher hatte niemand einen Anruf von dem schönen Fremden erhalten. Absolut niemand.

Zusammen mit Eirene stieg er die Treppen zum zweiten Stock hoch (er vertraute diesem engen, alten Lift mit den flackernden Lichtern nicht) und sperrte die Zimmertür, die er zwar fast einrennen musste, sie aber doch irgendwann aufbekam, auf. Das Zimmer war klein, das Doppelbett, das er nicht bestellt hatte, könnte auch nur für eine einzige Person sein. Der Fußboden knarzte laut und das Badezimmer war dreckig und irgendetwas sagte ihm das es nicht gerade hygienisch war. Trotzdem hatte er das Bedürfnis sich einfach unter eine Dusche zu stellen und zu zerfließen.

„Okay. Wir brauchen einen Plan" sagte Eirene nur gelassen während sie das Bett kontrollierte, damit keine Bettwanzen sie in der Nacht beißen würden. Früher, als die rote Hand gerade einmal elf Mitglieder fasste, waren sie ständig von Hotel zu Hotel gezogen und hatten so gelernt wie man hier lebte und vor allem überlebte. Diese Zeit war die wohl schlimmste und nun schien sie sich zu widerholen. Ein wahrlich abstoßender Gedanke, wie Casmiel fand, aber sie waren im Krieg und mussten jede Möglichkeit in Erwägung ziehen und auch nutzen. Privilegien gab es nicht in dieser Welt, nicht wenn man Leben wollte.

„Einen Plan?" fragte er nur leicht lachend nach. Normalerweise schlug er solche Dinge vor, Eirene gab dem ganzen nur den letzten Feinschliff und ging sicher, das sie niemanden mit dieser Strategie gefährden würden, nur im äußersten Notfall.

„Die Kleine hat recht, Cassy. Wir, oder besser gesagt nur du weil ich nur eine Einbildung bin, brauchen einen Plan" stimmte eine Stimme ihr zu und Cas musste sich nicht einmal umdrehen um genau zu wissen wer da mit ihm sprach. Dolores.

„Was schlägt mein Unterbewusstsein vor?" fragte er Dolores nur nachdenklich, als wäre Eirene nicht einmal in diesem Raum. Naja, ganz falsch war diese Annahme auch nicht.

„Dein geniales Unterbewusstsein das den wunderschönen Namen Dolores trägt schlägt vor das du nachdenkst, Idiot. Aber dein geniales Unterbewusstsein das den einfach unglaublichen Namen Dolores trägt ist gütig und will dir helfen, weil es eine einfach grandiose und geniale Idee hatte, die alles übertrumpfen wird" meinte sie nur und aus ihrer Stimme schien noch mehr Arroganz zu triefen als aus der, von Casmiel, wenn er sich mal wieder selbst mit Lob überhäufte.

„Du übertreibst wieder, Dolly. Also, rede endlich" meinte er nur leicht grinsend bei ihren Worten. Wenn es eines gab, das noch arroganter, selbstverliebter und asozialer war als Casmiel Aradeon Tripe, dann war es Dolores. Das musste aber nicht viel bedeuten, schließlich teilten die beiden sich eine Gehirnzelle, die, in diesem Moment, Dolores trug.

„Ich übertreibe nie wenn es um meine Genialität geht, Darling, also halt deine Klappe und lass die Intelligenz in dir sprechen, also mich" winkte sie nur locker ab während sie im Raum herum stolzierte als wäre es ihr Königreich.
„Die Leiterin kennt dich nicht. Dein Daddy kennt dich nicht-" „Bitte nenn ihn nicht Daddy, Dolores" unterbrach Cas sie schnell bevor sie die Situation noch unangenehmer machen konnte.
„Von mir aus. Dein Vater kennt dich nicht und eigentlich auch sonst niemand. Du kennst dich selbst nicht einmal, nur ich tue das" meinte sie nur scheinbar stolz diese unfassbare Erkenntnis gemacht zu haben.

„Komm zum Punkt, Dolores" ermahnte Cas sie nur seufzend da sie scheinbar nicht zum Ende kommen würde und sich weiterhin selbst loben würde. Zwar schmunzelte er auch ein wenig, weil es recht amüsant war, Dolores für etwas zu ermahnen, das er selbst auch die ganze Zeit tat, aber zugleich war er auch ein wenig gestresst, übermüdet und am Ende mit seinen Nerven. Diese Träume, die er in letzter Zeit hatte, waren so real...so echt. Das machte ihm Angst und er wollte noch weniger in die Tiefen des Schlafes fallen als zuvor schon.

„Cassy. Denk nach. Was hast du früher getan wofür dein Vater dich mit eiskalten Wasser zu übergießen bis du fast ohnmächtig wurdest? Was hat ihn so geschockt das er dich angesehen hatte, als hättest du gerade seine Leiche aus der Zukunft nach Hause gebracht, hm?" fragte Dolores nur weiter als würde sie versuchen einem kleinen Kind beizubringen warum man überhaupt lebte und was der Sinn von allem war.

„Wow. Hättest du es nicht anders ausdrücken können? Ich habe gehört ein Kindheitstraume bewältigt man am besten damit das man dem Betroffenen Zeit lässt es zu verdauen" meinte Cas nur ohne jeglichen Elan in der Stimme. Er sah Dolores nur unbeeindruckt und eher etwas feindselig an.

„Jetzt halt die Klappe und beantworte meine Frage. Du hattest genug Zeit darüber hinweg zu kommen, Darling" winkte die Einbildung nur locker ab während sie Cas erwartungsvoll ansah und wohl erwartete das er endlich ihre Frage beantwortete und so auf des Rätsels Lösung kam.

Casmiel seufzte nur wehleidig, als wäre Dolores sein einziges Problem das er beseitigen musste, beantwortete aber ihre Frage. „Ich habe Cassiopeias Sachen angezogen und verwendet aber war...oh..." schließlich begriff er auf welche Spur Dolores ihn leiten wollte und grinste sie frech an. Er wusste endlich was er tun musste.

„Hey Eirene, ich bin gleich wieder da. Ich muss in die Stadt ein paar Sachen erledigen, wir sehen uns später" meinte er nur zu Eirene, die die ganze Konversation zwischen Cas und Dolores schmunzelnd mitangesehen hatte und Cas nun aufhielt bevor er aus dem Hotelzimmer stürmen konnte.

„Cas, warte! Du solltest dich zuvor umziehen und duschen. Deine Hände und Klamotten sind voller Blut, das ist keine gute Idee. Zwar war die Empfangsdame zu abgelenkt von deinen Augen aber nicht alle Leute sind so...fixiert auf dich" versuchte sie ihm schonend zu erklären, aber er verstand schon.

„Da hast du vielleicht recht. Ich gehe duschen aber dann bin ich gleich weg. Es ist wichtig" meinte er nur ohne weiterhin auf Eirenes Worte zu achten und schon war er im Badezimmer verschwunden. 

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