Kapitel 50

[Blue stiehlt ein Herz]

~Bringe nicht nur ihren Mund zum Schweigen, sondern auch ihr Herz~

Fröhlichkeit wurde in der Arena nicht häufig gesehen, außer man verfolgte eine ganz bestimmte Person, die gerade, wie ein kleines Kind, durch die Gänge der Scena sprang und ein Liedchen trällerte, das sie selbst komponiert hatte.

Lalala, ich bring jetzt alle um, lalala, einfach so dum, dum, dum. Lalala, ich bring jetzt alle um, lalala die sind mir einfach alle zu dumm!"
Diese Zeilen sang sie immer wieder und wenn man von diesem äußerst verstörenden Text einmal absah, konnte das Mädchen eigentlich recht gut singen auch wenn sie gerade wie eine wahnsinnige durch eine Arena des Todes sprang und ihre Energie scheinbar schon vor ihrem Kampf verbrauchte. Aber sie kümmerte sich nicht darum, schließlich fand sie es nicht schlimm, das verstörte Blicke an ihr hingen und versuchten zu erfahren, wie sie so wahnsinnig geworden ist.

Blicke waren schließlich auch nur Augen, die darauf warteten, ausgelöffelt und verspeist zu werden. Das war ihr Lebensmotto.

Aber dann erinnerten sie sich an ihre Nummer, die in ihren Hald gebrannt war. Nummer 13. Das Mädchen war niemand anderes als Blue Bloodclaw, die sich diesen äußerst kreativen Namen selbst gegeben hatte. Wie sie wirklich hieß, hatte sie vergessen, schließlich interessierte es sie nicht mehr. Ihr Leben bestand aus Kämpfen und Töten. Was war in dieser Welt ein Name schon wert? Nichts. Denn ein Name war hier keine Identität, die Nummer war es und diese trug Blue mit Stolz. Sie zeigte, das sie überlebt hatte seit mehreren Jahren. Sie hatte Casmiel Tripe persönlich kennengelernt und gegen ihn gekämpft, sowie sie auch gegen seine Schwester gekämpft und verloren hatte.

Sie war eine von wenigen die beide Geschwister kannte und nicht nur von ihnen gehört hatte. Sie kannte die Wahrheit, sie kannte Casmiel und sie kannte seine Narben.
Nicht nur die, die er am gesamten Körper trug, nein. Diese Narben waren unnötig. Blue kannte die Narben seines Herzens und wusste, das er nicht immer so war, wie er es jetzt ist...wie er es vor seinem Tod war. Jetzt waren es nur mehr Blue und Eira, die eine sehr niedrige Nummer trugen. Der Rest ging schon über die 8000 obwohl es nicht einmal so viele Insassen gab. Die meisten waren tot.

Die Population war massiv abgesunken, seit es die Arena gab. Aber Zahlen interessierten die Menschen nicht, lieber sahen sie dabei zu, wie die Phoenixe sich gegenseitig zerfleischten und vor laufender Kamera starben. Das gefiel den Leuten, Zahlen hassten sie auch wenn sie verrieten, das die Welt sich dem Ende zuwandte. Das alles nur wegen einem einzigen Mann. Dem Präsidenten.

Irgendwie bewunderte Blue ihn. Er hat sie erst in diese Lage gebracht, aber das machte sie nicht wütend. Sie hatte Potenzial, war eine talentierte Mörderin und vielleicht war das ihr einziges Talent, aber dafür war sie unschlagbar (wenn man von den Leute absah, sie sie besiegt hatten). Vielleicht waren andere Menschen sauer auf ihn, weil er ihr perfektes Leben zerstört und in den Abgrund gerissen hatte, aber nicht Blue. Durch diesen Mann war sie erst aufgefallen, berühmt geworden. Sie hatte gelernt, das sie eine Waffe hatte, die vielen fremd lag. Das Töten.

Sie blieb abrupt stehen als nur mehr eine Tür sie und ihren Sieg trennte, den sie schon sehnsüchtig erwartete. Sie würde endlich wieder auf den Sandplatz treten und gegen jemanden kämpfen. Sie würde wieder verletzten, das Blut auf ihrer Zunge schmecken und vielleicht sogar töten. Und wenn es gut lief, würde der andere auch die Chance bekommen sie zu verletzen. Dann wäre der Kampf in ihren Augen einfach perfekt.

Ihr Name wurde verkündet, das Tor öffnete sich und sie hopste wie ein aufgeregtes Kind raus auf den Sandplatz. Der rote Sand wurde unter ihren Füßen aufgewirbelt und sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Sie summte leise die Melodie ihres Liedes und wartete ungeduldig auf ihren Gegner. Die Menge jubelte, die Schreie schlugen ein Echo in ihrem Kopf und ihre Nackenhaare stellten sich vor Begeisterung auf. Alles war perfekt und es würde noch viel perfekter werden, wenn sie erst einmal ihren Gegner treffen würde.

Die Spannung stieg, der Name ihres Gegners wurde verkündet und aus dem anderen Tor, das Blue gegenüber lag, trat ein junger Mann mit brustlangen, hellbrauen Haaren auf den Platz trat. Die Menge jubelte noch lauter und Blue konnte hören, das man diesen Typen liebte, der als Jodan Connor vorgestellt worden war. Er schien ein Liebling zu sein, so nannte man die Kämpfer, die das Publikum auf ihrer Seite hatten und denen immer am meisten zugerufen wurde. Ketara war ein solcher Liebling, Seoras Caibre war ein solcher Liebling und scheinbar auch Jodan Connor.

Blue war kein Liebling und sie hasste all jene, die mehr Aufmerksamkeit bekamen als sie (sie hasste also ziemlich viele Leute) aber das motivierte sie nur noch mehr diesem Jodan die Kehle aufzuschlitzen und sein Blut zu schmecken, das bestimmt zuckersüß war.

Sie war viel, aber dumm auf keinem Fall. Jodan war nur aus einem Grund so beliebt. Er sah gut aus und auch wenn Blue nicht wirklich auf das Aussehen anderer achtete, (sie interessierte sich generell nicht wirklich für andere) bemerkte sie, dass Jodan ein attraktiver Mann war. Seine Haare band er in einen hohen Pferdeschwanz, sodass sie ihm nicht weiterhin lose über die Schultern fielen und ein zartes Lächeln zierte seine geschwungenen Lippen, die Blue ihm gerne ausreißen würde. Nicht weil sie dieses Lächeln nicht mochte, aber sie würde ihm gerne Schmerzen zufügen und er schien sehr an diesem Lächeln zu hängen.

„Blue Bloodclaw gegen Jodan Connor, ein spannendes Spiel. Immaterialität gegen Dornen, der Geist gegen den Dornenkönig. Ein spannendes Spiel. Ich bitte um einen Applaus für die beiden Kämpfer!" verkündete der Moderator mit seiner verstärkten Stimme, die über den gesamten Platz schallte und tatsächlich ertönte nun ein heftiger Applaus vom Publikum.

Dornenkönig? Blue fragte sich was es mit diesem Spitznamen auf sich hatte, schließlich wusste sie nicht was für Dornen gemeint waren, doch Jodan schien ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck zu bemerken und lächelte leicht, bevor der Boden unter seinen Füßen rissig wurde und zwei Messerartige Dornen herausschossen und in seinen Händen landeten. Sie waren riesig, diese Dornen waren nicht normal. Sie hatten einen scharfen Widerhacken, der sicher unfassbare Schmerzen hervorrufen würde, wenn Blue ihn abbekam und die beiden Messer hatten sogar einen Griff, der Dornenlos war, sodass Jodan sich nicht selbst verletzte. Das wäre schließlich ziemlich dumm und Jodan sah nicht so aus, als wäre er wirklich so hohl.

Er hatte nun ein Grinsen im Gesicht und kam auf Blue zu, die sich genau umsah. Ein direkter Angriff wäre zu gefährlich außer...

Sie rannte direkt auf ihn zu, als würde sie den Selbstmord vorziehen, aber nein. Blue war eine Kämpferin und aufgeben wäre das letzte das sie tun würde, wortwörtlich.
Sie konzentrierte sich, machte sich nicht mehr greifbar und lief einfach durch den, nun ziemlich verdutzen Connor durch, der erwartet hatte das er seine Dornen in sie rammen könnte und statt einfach weiterzurennen, stoppte Blue hinter ihm, drehte sich elegant aber zugleich schnell um und trat ihm fest in den Rücken.

Jodan stolperte nach vorne und fiel vorwärts, konnte sich aber geschickt abrollen und stand nun wieder auf beiden Beinen.

Er ließ den einen Dornendolch fallen, sodass er wieder in der Erde verschwand und hob seine Hand, als würde er etwas werfen und tatsächlich sausten nun mehrere kleine Dornen auf sie zu, denen sie nur zum Teil ausweichen konnte.

Ein paar bohrten sich in ihren Unterarm, den sie schützend über ihre Augen gelegt hatte, die nun sonst unbrauchbar wären. Blue spürte die Schmerzen aber statt aufzuschreien, zog sie die Dornen mit einem Mal raus und lachte laut auf, als der neue Schmerz sie durchfuhr, der von den kleinen Widerhacken rührte. Oh man, sie hatte schon lange nicht mehr solch herrliche Schmerzen gespürt.

Aber nun kehrte sie zurück zum Kampf, denn weder sie noch ihr Gegner war schon besiegt.
Sie stürzte wieder auf ihn zu, doch dieses Mal war er schneller, drehte sich elegant nach recht und drückte Blue zu Boden, bevor sie sich dematerialisieren konnte. Er hatte ihre Taktik durchschaut, aber so schnell würde Blue nicht aufgeben.

Jodan ließ seinen Dornendolch auf die am Boden liegende niedersausen, aber Blue war schneller und er streifte sie nur ganz leicht, sodass ein kleiner Blutrinnsal entstand. Noch mehr Schmerzen, wie schön.

Mit einem Ruck hievte sie sich schnell nach oben und musterte Jodan. Er kannte ihren Angriff nun, aber wer sagt denn, das sie ihn nicht etwas umwandeln könnte?

Also lief sie ein drittes Mal auf ihn zu aber statt sich zu dematerialisieren, sprang sie ab, über Jodans Kopf und landete auf seinen Schultern, auf denen er dann seinen Kopf zurückriss und so den Körper zwang am Boden zu landen. Zwar landete sie selbst auch auf dem Boden, aber geplant und sie konnte sich noch retten, bevor sie von Jodan begraben wurde.

Dann setzte sie sich auf seine Beine und schlug ihm heftig ins Gesicht, sodass man sein Kopf heftig zur Seite gerissen wurde und er mit der Ohnmacht zu kämpfen hatte.
Diese Schläge wiederholte sie noch öfter bevor der Signalton erklang und sie zu der Tribüne der Richter sah. Sie musterten sich gegenseitig, gaben sich geheime Zeichen und die Leiterin, die ebenso eine der Richter war, nickte.

Ein kaltes Grinsen zierte Blues Gesicht und sie sah Jodan nur kalt an, der flehend wimmerte und versuchte sich auf ihrem Griff zu befreien. Doch Blue hatte eine neue Motivation ihn so lange am Boden zu halte wie nur möglich.

Sie legte seinen rechten Arm unter ihr Knie, sodass sie es noch immer runter drückte, während sie ihre Hand wegnehmen konnte und kurz konzentriert musterte.

Sie dematerialisierte sie und trällerte eine neue Strophe, die sie gerade eben erfunden hatte:
Lalala...heute wird er sterben. Der König der Dornen wird sterben. Lalala, ich reiße sein schönes Herz aus seiner Brust, lalala und werde es dann zerquetschen"

Das tat sie dann auch. Mit der dematerialisierten Hand griff sie in seine Brust, machte sie wieder gestaltlich und riss an etwas, das sich wie ein Herz anfühlte.
Man hörte die Rippen von Jodan brechen, hörte wie er einen letztes schmerzerfülltes Keuchen ausstieß und wie seine Brust sich öffnete, weil Blues Hand Platz brauchte.

In ihrer Hand war etwas, das einst Jodan gehört hatte. Sein Herz.
Blut hatte es einfach aus seiner Brust gerissen und zerquetschte es nun mit ihrer blutüberströmten Hand. Sie hatte den Dornenkönig besiegt und das Publikum jubelte ihr zu.
Der, die sein Herz gestohlen hatte. 

Blue – Duesterpfote

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