Kapitel 46

[Die Rune-Brüder]

~Nichts, absolut nichts, ist so stark wie das Band dreier Brüder. Glauben Sie mir~

„Sie sind aus einem guten Grund hier, auch wenn ich es hasse das zuzugeben" meinte die kühle aber zugleich schöne Stimme der Leiterin, Elladora McCoy, während sie nervös an der Haut ihrer Finger riss und ihre frische Maniküre damit versaute. Sie ging nervös im Raum herum, ihre Hände hinter ihrem Rücken verschränkt, aber noch immer nervös an der empfindlichen Nagelhaut zupfend, als ginge es hier um ihre grauen Augenbrauen.

„Sie können uns vertrauen, Miss Coy. Wir sind nicht irgendwelche unprofessionellen Killer, wir sind die Rune-Brüder. Wir haben bis jetzt noch jeden umgebracht und die Qualen waren dabei natürlich garantiert" versicherte einer der drei Männer der Leiterin und seine Stimme war ruhig und entspannt, als würde er ihr gerade nicht versprechen jemanden umzubringen.

Seine haselnussfarbenen Haare waren etwas länger, als die seiner Brüder. Sie gingen ihm über die Ohren, fast bis zu seiner scharfen Kinnlinie, an der man sich nur liebend gern schneiden würde. Die Haare waren seidig-glatt und die braune Farbe hatte einen scheinbar leicht goldenen Schimmer, der sie noch einmal um einiges edler aussehen ließ.
Sein Bart war gepflegt und getrimmt. Er schien sehr viel Wert auf sein Äußeres zu legen.
Seine Augen trugen dieselbe Farbe wie der Himmel im Sommer. Dieses unfassbare blau, das perfekt mit der haselnussfarben Pigmentierung seiner Haare spielte, und eine wundervolle Komposition ergab. Im generellen war der etwa 1.76 große Mann wunderschön, aber der kleinste im Bunde der Brüder.

„Das weiß ich zu schätzen, Mister Rune. Ich vertraue den wenigsten Menschen, aber in diesem Fall sind mir wohl die Hände gebunden" erwiderte sie seufzend, als würde sie sich selbst bemitleiden. Das war auch irgendwie zu verstehen, schließlich gab sie ihre Schwäche zu indem sie die Rune-Brüder anstellte, die wohl erfolgreichsten Auftragskiller des Jahrzehnts, wenn man die Assassinen nicht mitzählte.

Drei Brüder. Man konnte ihnen ansehen, das sie verwandt waren, denn alle drei teilten sich diese haselnussfarbenen Haare, auch wenn die, des Jüngsten, Nicholas Rune, etwas dunkler war als die Haare seiner beiden Brüder, die beinahe eine identische Farbe trugen.
Ihre Augen waren ebenso gleich. Himmelblau. Nur der Schimmer in ihnen unterschied sich bei jedem der Brüder grundlegend. Bei William, dem Ältesten, glichen sie mehr dem kalten Polareis. Sie glänzten kälter als das Wasser, in das die Titanic versunken war. Sie waren so kalt, das sie jeden noch so angstlosen Menschen in den Wahnsinn getrieben hätten.
Charles hatte ganz andere Augen, obwohl die Farbe beinahe gleich war, sogar die winzigen, weißen Ornamente und Lichtspiegelungen wirkten bei allen dreien gleich doch bei Charles ging eine ganz andere Aura aus. Er hatte ein charmantes Glänzen in den Augen, das sofort eine gewisse Wärme versprühte und irgendwie dem charmanten Lächeln auf seinen Lippen glich, das er so gut wie immer trug wenn er mit Leuten quatschte. Einer musste schließlich die Sprecharbeit übernehmen und da William mehr so der Ich-hau-dich-kaputt-Typ war und Nicholas es hasste mit Fremden Leuten zu sprechen war es wohl Charlies Aufgabe und er hatte einfach ein Talent dafür.
Nicholas. In seinen Augen glänzte immer eine besondere Intelligenz, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Sie passte zu seinem Charakter, den der Junge war intelligent, obwohl er der Jüngste war. Dank ihm waren die Rune-Brüder wohl so erfolgreich, auch wenn er nicht der Hellste war, wenn er mit Fremden oder gar mit schönen Frauen sprach.

„Wir müssten nur mehr wissen wer das Ziel ist und ich verspreche Ihnen das sie mit dem Ergebnis zufrieden sein werden. Enttäuschung existiert in unserem Wortschatz nicht einmal, Miss. Das versichere ich Ihnen" schwor Charles nur mit seinem charmanten Grinsen auf den Lippen, das aber zugleich nichts Gutes bedeuten konnte. Naja, wenn es denn generell irgendetwas Gutes bedeuten könnte mit drei ausgezeichneten Auftragskillern zu sprechen. Die Leiterin zweifelte bereits daran.

„Natürlich. Der Name des Mannes, den ihr töten sollt, ist Theseus Rendall. Ein Pseudonym, sein wahrer Name ist uns nicht bekannt aber er verwendet diesen Namen, da bin ich mir sicher. Es gibt nur ein kleines Problem" gab Elladora bekannt und sie ging in dem großem Raum herum, bis sie aus der Gläserwand, die hinter ihrem Schreibtisch platziert war, nach außen sehen konnte, wo sich die Mauern der Scena in die Höhe wanden und alles in ihren riesigen Schatten stellten.

„Probleme sind unsere Spezialität, Miss" warf William ein und Charles warf ihm nur einen amüsierten Blick zu. Er wusste wann das Interesse seines Bruders geweckt war und mit diesen Worten hatte Miss McCoy ihn geködert, er war nun Feuer und Flamme für diesen Fall.

„Theseus ist der Sick Boy. Er hat die Gabe der Unsterblichkeit und er ist Umgeben von mehr seiner Art. Diese Kreaturen verstecken sich irgendwo, aber wir haben keine Ahnung wo... Finden Sie sie und Sie werden reich belohnt werden" erklärte die Leiterin die Sachlage. Sie vertraute diesem Mörder-Trio nicht über den Weg, schließlich hatte sie etwas, was man im Volksmund als Gehirn bezeichnete.

„Wir werden sie finden und wer sagt, das Mord unser einziges Spezialgebiet ist? Überlassen Sie das ruhig uns, wir wissen genau was wir tun" meinte Charles noch triumphierend Lächelnd, als hätte er bereits die Prämie der Leiterin erhalten. Er schien so sicher zu sein, das er Theseus Rendall bekommen würde, schließlich war er Charles Rune, nicht irgendein Mörder und er hatte seine beiden Brüder William Rune und Nicholas Rune. Mit ihnen wäre es ein Klacks diesen Phoenix zu töten und zu finden, unsterblich oder nicht.
Charles war sich sicher...


„Habt ihr zwei Idioten eigentlich gehört was sie gesagt hat? Dieser Fall ist...wahnsinnig!" beschwerte sich Nicholas, der Jüngste im Bunde bei seinen beiden Brüdern, als sie durch die Tür ihres kleinen Apartments traten. Er ließ seine filigranen Finger durch seine Haare gleiten und setzte sich fast schon verdrossen auf einen der Stühle, die rund um einen Tisch aufgebaut waren. Darauf lagen Pläne, Grundrisse, Notizblöcke, Stifte und natürlich eine Schüssel mit bereits geknackten und gesalzenen Erdnüssen, die essentiell wichtig waren, damit Charles sich länger als nur drei Sekunden auf eine Sache konzentrieren konnte.

 William stimmte seinen kleinen Bruder stumm zu und sein strenger Blick fiel auf Charles.
Er war der Älteste, mit seinen 32 Jahren die er am Buckel trug und er schien der Vernünftigste zu sein, schließlich konnte man seinen Brüdern nicht einmal die Verantwortung über ein Staubkorn geben, ohne das ganz Amerika am Ende brennen würde.

„Gott, es ist ein gewöhnlicher Auftrag, Kleiner. Wieso macht ihr eine große Sache draus?" fragte Charles nur neckisch und er kniff Nicholas in die Wange. Klein war eigentlich kein richtiger Begriff für den großen schlaksigen Mann. Im Gegenteil, eigentlich sollte er Charlie klein nennen. Mit seinen 1.86 kam er nahe an William heran, der aber noch immer fünf Zentimeter größer war, als Nicholas. Und dann war da noch Charles, der nicht gerade beeindruckend war, mit seinen traurigen 1.76. Jap, einfach traurig und dennoch spielte er sich hier auf, als wäre er der verdammte König der Welt.

„Du hast scheinbar wirklich kein Hörvermögen. Sie sagte dieser Theseus sei unsterblich. Wie willst du einen unsterblichen umbringen, hm?" fragte er sie nur während er die Arme vor seiner Brust verschränkte und nur darauf wartete das er ihre Antwort, was auch immer sie war, ausbessern könnte. Es war einfach nicht möglich einen unsterblichen Mann zu töten, der dann auch noch den Namen Sick Boy trug. Ganz toll. Der Auftrag war zum Scheitern verurteilt.

„Nein, Nicholas. Ich muss dich enttäuschen. Die Leiterin hat mir das hier gegeben, bevor wir gegangen sind, keine Ursache" meinte Charles nur und er hob drei Reagenzgläser in die Höhe, die eine perlenartige Flüssigkeit beinhielt. Solch eine Flüssigkeit hatte Nicholas noch nie gesehen, aber sie schien sehr gefährlich zu sein.

„Wir haben drei Versuche ihn zu töten, mehr konnte die Leiterin von diesem Zeug nicht herstellen. Es stoppt seinen Stoffwechsel, zersetzt seine Zellen und frisst ihn sozusagen auf. Wie will Nichts denn bitte leben, denn genau das wird übrig bleiben. Absolut nichts" versicherte Charles nur und er gab die Reagenzgläser an Will, der sie sicher in einem scheinbar extra dafür präparierten Koffer, der er sofort verschloss und in einen anderen Raum brachte.

„Diese Reagenzgläser...sie können den Unsterblichen also Sterblich machen?" fragte Nicholas noch immer verwundert. Das hier war tatsächlich eine Art Säure die den Stoffwechsel stoppte und den gesamten Körper auffraß. Faszinierend und so gefährlich, wie er es liebte.

„Genau. Und mein liebstes Krötengesicht hat sie jetzt gerade sicher verstaut, nicht wahr, Willi?" fragte Charles laut und sofort stand William wieder vor seinen Brüdern und Nicholas wusste genau was jetzt kommen würde. Williams Augen glühten vor Zorn, man konnte die Wut darin lodern sehen und das sagte Nicholas nicht einfach so. Es war tatsächlich so, als würde sich all seine Wut in den eiskalten, himmelblauen Augen finden.

William musste nichts sagen, Nicholas konnte an seinen Augen, die direkt auf Charles gerichtet waren, der ein unschuldiges Lächeln aufgesetzt hatte und mit den langen Wimpern klimperte, erkennen, was Will gerade dachte. 
Er hob seine Hände und gebärdete seinem Bruder: >Hast du mich gerade Kröte genannt?<
„Ich? Nein. Ich habe dich doch nicht Kröte genannt..." meinte dieser nur vollkommen unschuldig, obwohl Nicholas ganz eindeutig heraushören konnte, das er das nicht ehrlich meinte.
„Ich habe dich Krötengesicht genannt" verbesserte er seinen große Bruder dann ruhig und mit erhobenen Finger. Das schien der letzte Tropfen gewesen zu sein, denn das Fass lief über.

William stürzte sich mit einem lautlosen Schrei auf seinen Bruder der einen weniger männlichen Kreischer ausstieß und von dem 1.90 großem Muskelpacket umgeworfen wurde und Will drückte ihn wie ein Wrestler zu Boden während Nicholas nur verzweifelt den Kopf in seine Hände legte und den Kopf schüttelte,

„Ich bin zu jung, zu schön, zu großartig um zu sterben!" kreischte Charles weiterhin melodramatisch, doch William schien davon nicht wirklich überzeugt und er drückte nun auch Charles Gesicht gegen den Boden. Auch wenn er versuchte sich zu wehren, hatte Charlie absolut keine Chance gegen ihn. William konnte ein wahrliches Monster sein, wenn man ihn Kröte nannte.

>Nimm das sofort zurück, du Hintern!< befahl William durch seine Gebärden, für die er Charles kurz losgelassen hatte, aber Charles stöhnte und seufzte noch immer nur dramatisch, als würde er bei einer Tragödie von Shakespeare mitspielen.

„Ich sterbe! Sagt Mama das ich sie liebe und immer lieben werde...ich werde in euren großen, reinen Herzen weiterleben. Nicholas..." der Jüngste sah zu Charles, der seinen Handrücken auf seine Stirn gelegt hatte und jetzt wahrlich einer menschgewordenen Tragödie glich.

„Es tut mir leid was ich gesagt habe. Du bist kein Idiot" er warf seinem kleinen Bruder einen Kuss zu und fuhr fort: „Du bist ein Vollidiot. Jetzt ist es raus..." schluchzte er fast schon schrecklich überzeugend, aber Nicholas verdrehte nur genervt die Augen und versteckte sein Gesicht wieder hinter seinen Händen. Er sah zwar nicht aus wie eine Tragödie, aber wie eine weltweite Depression.

„Vom eigenen Bruder getötet...wie habe ich das nur verdient, Gott? Wie?" hauchte er überwältigt von dieser dramatischen Szene und Nicholas könnte weinen. Nicht weil Charles seine Rolle als Opfer so gut beherrschte, sondern weil alle um ihn herum Idioten waren und er seine Gehirnzellen förmlich um Hilfe schreien hören konnte, weil sie mit jeder Sekunde etwas mehr starben, in der er in der Nähe seiner Brüder war. Ein Wunder das er noch nicht auf dasselbe Niveau gesunken war.

>Halt die Klappe, du Arsch! Nenn mich nie wieder Kröte oder ich bringe dich verdammt noch einmal um< auch ohne William zu hören, konnte Nicholas in seinem Kopf hören, wie er Charles diese Worte zubellen würde, während er Charles noch immer fest am Boden hielt und sein ganzes Gewicht auf den armen Mann verlagerte, sodass er keine Chance auf neue Freiheit hatte. Er war gefangen unter einem Monster aus Muskeln.

„Leute..." seufzte Nicholas nur und er stand von seiner Depressionsecke auf, damit er mit ihnen reden könnte. „Wir wollte doch jemand anderen umbringen..." 

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