Kapitel 27
Theseus drehte sich um, seine schwarzen Locken wurden von dem stätigen Wind zerzaust und durcheinander gebracht, aber es gab wichtigeres zu tun.
„Alle die sich zum Kampf bereit fühlen, begleiten mich. Wir werden auf den Hubschrauber springen und den Vogel vom Himmel schießen, sodass wir ungestört in das Lager können" schrie er gegen den Lärm der Luft, die die offene Tür und die drehenden Rotorblätter verursachten.
„Alle bereit? Und los!" schrie er bevor er sprang und auf den fremden Helikopter zu segelte mit seinen Freunden hinter ihm.
Tatsächlich schaffte er es sich an die Leiter zu klammern, die den Aufstieg in das Innere des Helikopters erleichterte und er hielt sich fest. Seine Hände umklammerten das eiskalte Metall als wäre es sein Leben (was es wäre, wenn Theseus nicht unsterblich wäre) und er wandte sich zu seinen Freunden, die noch an der offenen Tür des Hubschraubers warteten.
Er sah zu Boden und erkannte die Wolken, die an ihm vorbei schwebten und weit unter sich den Boden, der nach keiner gemütlichen Landung aussah. Eher nach einem Sturz in den Tod. Er konnte in die Weite sehen, vom alten Lager stieg Rauch auf...
Rauch. Etwas brannte. Casmiel und Eirene waren noch dort gewesen aber die Leiterin hatte sie wohl gefunden und... Theseus wollte nicht daran denken das die beiden nun vermutlich nicht mehr unter ihnen weilten. Der Tod war eine seltsamen Sache, wenn er für einen selbst nicht die reinste Bedeutung hatte. Doch Casmiel Tripe war wohl tot. Er konnte nicht überlebt haben, Theseus wüsste nicht wie.
Er hatte einen vollkommen verrückten Plan erstellt, der denen von Cas zwar nicht das Wasser reichen konnte, aber es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Doch er hatte keine Ahnung wie Casmiel Tripe überleben hätte können. Sie hatten nichts von dem Angriff gewusst und waren nur zu zweit im Lager gewesen, das nun abgebrannt war.
Schnell schüttelte Theseus diese Gedanken aus seinem Kopf. Er durfte jetzt nicht abschweifen, er musste an das hier und jetzt denken. Er musste konzentriert und fokussiert sein, damit sein Plan funktionierte auch wenn er ehrlich gesagt keine Ahnung hatte was er hier, an der Leiter eines Hubschraubers, tat. Egal was es war, es würde vielen entweder das Leben kosten oder es retten und einen Versuch war es schließlich wert. Was war das Leben ohne ein wenig Risiko?
„Aspen! Hast du noch genug Energie für diesen Sprung?" fragte er das Mädchen, während seine Stimme gegen den lauten Wind kämpfte und das Drehen der Rotorblätter nur knapp übertönte.
Aspen rief ihm etwas zu aber Theseus verstand nichts. Es war einfach zu laut. Er hoffte einfach das es ihre Zustimmung war und tatsächlich tauchte sie einige Sekunden aus dem Nichts neben ihm aus. Sie klammerte sich an die Leiter und ihre Haare wurden von den starken Winden hier oben zerzaust.
„Aspen! Schaffst du es dich in das Cockpit zu teleportieren und den Hubschrauber zu übernehmen?" schrie er durch den anhaltenden Lärm der Rotoren.
Sie nickte nur als ein Zeichen das sie es schaffen könnte und war mit einem Mal wieder weg. Eine Zeit lang passierte nichts. Theseus klammerte sich noch immer an der Leiter fest, seine Muskeln begannen langsam zu schmerzen und er würde bestimmt nicht mehr lange durchhalten, aber das musste er auch nicht. Die Türen des Hubschraubers öffneten sich und Aspen hielt Theseus grinsend ihre Hand hin auf der Blut klebte. Über ihr ganzes Gesicht war es gespritzt, die leichten roten Sprenkel zierten sie wie Sommersprossen und das Grinsen in ihrem Gesicht wirkte so, als hätte sie gerade das beste Geschenk ihres Lebens erhalten.
Theseus schlug in ihre blutverschmierte Hand ein und ließ sich von ihre nach oben ziehen. Er sah sich um und erblickte die zermetzelten Leichen. Einem steckte ein Messer im Auge, dem anderen war die Kehle aufgeschnitten worden und dem letzen fehlte eine ganze Hand und die Nase. Es war nicht wirklich schön anzusehen und Theseus konnte sich gerade so einen Würgereiz verkneifen. Zu seinem Glück hatte er nichts vor dem Abflug gegessen.
Aspen folgte seinem angewiderten Blick und zuckte nur unschuldig mit den Schultern. „Er wollte einfach nicht sterben. Ich hab ihm gedroht das ich seine Nase abschneide und an sein Ohr hänge wenn er nicht sofort stirbt und das hat er eben nicht gemacht. Er hat sich das selbst zuzuschreiben" stritt sie nur ab während sie über die Beine der Leiche stieg.
Tatsächlich hing am Ohr des Mannes seine Nase, schön an einem Draht befestigt. Es sah aus, als hätte Aspen sich extra viel Mühe gegeben den Draht durch das Nasenloch zu ziehen, dem Mann ein Ohrloch zu stecken und es dann daran zu befestigen. Theseus schüttelte sich und wandte den Blick endgültig ab.
„Warte...wenn du hier bist und alle anderen umgebracht hast...wer fliegt dann den Helikopter?" fragte Theseus, dem gerade auffiel, das das Gefährt steil nach unten stürzte und ihn sowie Aspen und die drei Leichen an die Decke des Hubschraubers drückte.
„Oh verdammt. Ich wusste ich hab was vergessen" fluchte sie während sie versuchte gegen den Druck anzukämfpen.
„Aspen! Wir müssen uns teleportieren. Denkst du, du schaffst das?" fragte er sie und er versuchte dies ruhig zu rufen um sich die Panik nicht sofort anmerken zu lassen. Er musste Ruhe bewahren, auch wenn er so noch nie gestorben war, es aber bestimmt nicht lustig war von einem tonnenschweren Flugobjekt zerquetscht zu werden während eine Leiche mit einem Nasen-Ohrring neben ihm lag.
„Ich...ich weiß nicht. Lass es mich versuchen!" schrie sie und ihre Fingerspitzen berührten sich nur ganz leicht. Dann verschwand die Kulisse des abstürzenden Hubschraubers und sie tauchten in einem anderen Helikopter umgeben von ihren Freunden wieder auf. Sie waren in Sicherheit.
Gerade rechtzeitig. Der andere Helikopter kam gerade am Boden auf und zerfiel in seine Einzelteile. Die Leiche mit der Nase am Ohr schien von einem Rotorblatt gepfählt worden zu sein, der Typ mit dem aufgeschnitten Hals verschwand unter den Trümmern und der Mann, dem Aspen das Auge ausgestochen hatte, lag etwas weiter von der Unfallstelle entfernt. Er sah trotzdem ziemlich tot aus.
Lorcan klopfte Theseus an die Schulter und Cyrian nickte nur mit einem leichten Lächeln im Gesicht, das Theseus aber nicht richtig deuten könnte. Entweder es war beeindruck oder herablassend. Er hoffte auf das erste.
„Du bist verrückt, Theseus. Aber genial" rief Nika fassungslos aus und sie drückte die Hand ihrer Freundin Yizza und sie küssten sich glücklich. Sie hatten überlebt und das ganz ohne Verluste. Es war ein Glücksfall gewesen.
Theseus ließ sich erschöpft auf seinen alten Platz sinken und er hielt sich das Funkgerät ans Ohr. „Hailey? Wir haben es geschafft" seufzte er überglücklich aber müde. Es war anstrengend gewesen und das Adrenalin flaute langsam wieder ab. Sein Körper beruhigte sich und er spürte den Schmerz in seinen Armen, mit denen er beinahe sein ganzes Gewicht gehalten hatte um sich am Hubschrauber festzuhalten. Sie hatten es wirklich geschafft. Sie hatten überlebt. Alle von ihnen.
Plötzlich ertönte ein Schuss. Es war ein einziger Schuss, ein einziges Geräusch das die erleichterte Stille durchbrach und die Luft zu teilen schien. Die Kugel sauste auf Theseus zu und traf seine Brust, mitten in sein Herz.
„Theseus!" kreischte Aspen und sie stürzte zu ihm. Er wurde von fremde Händen aufgefangen, jemand hatte ihn gepackt und auf den Boden gelegt, doch das alles war nur verschwommen.
Der Schmerz in seiner Brust übernahm die Kontrolle, er fühlte das Pochen seines Herzens nun deutlich und es schien zu versuchen das Blut weiterhin durch seinen Körper zu pumpen, doch es wurde langsamer und schwächer mit jedem weiteren Schlag, das es machte.
„Theseus nein!" bat Aspen ihn während sie sanft über seine Wange strich und ihn betrachtete. Er sah so bleich aus, so unfassbar...schwach.
„Aspen" stotterte er nur und aus seinem Mund rann Blut. Es färbte den Boden des Helikopters in ein klares Rot, das wunderschön gewesen wäre, wenn es nicht sein eigener Tod war.
„Ich...ich kann nicht sterben" brachte er heraus. Er musste ihr diese Nachricht übermitteln, er musste ihr zeigen das er nicht sterben konnte und er wieder kommen würde.
„Ihr werdet...mich finden. Am letzten Ort...wo ich aufgewachen bin. Sucht dort nach mir, ich werde warten" bat er sie noch bevor sein Herz stillstand, er noch einmal ausatmete und seine Gestalt langsam verblasste. Er wurde durchscheinend, seinen Augen waren nur mehr Kugeln aus reinem Glas und seine Gestalt löste sich vollends auf. Keine Leiche schmückte den Boden mehr, nur mehr sein Blut zeigte, das er in diesem Hubschrauber gestorben war. Hier, neben Aspen und den anderen.
„Was...was genau sollen wir jetzt tun?" fragte Kalomira, die sich das erste Mal zu Wort meldete und sich verwirrt umsah. Diese ganzen Tode verwirrten sie, wer sollte heute denn noch sterben damit Gott endlich wieder von ihnen absah und sie nicht mehr als Opfer sah?
„Wir...wir werden zur Station fliegen, wie Casmiel es wollte. Dann werden wir uns ausruhen, essen und uns wieder beruhigen. Wir müssen Theseus abholen und...und hoffen das Casmiel Tripe noch lebt" meinte Nika während sie aus der offenen Tür des Helikopters sah, die sich langsam schloss und noch in die kalte Augen des Schützens sah. Besser gesagt der Schützin. Es war Eira Meradis.
Ein eher kurzes Kapitel, aber dafür ein sehr action-geladenes. Ich denke das gleicht es wieder ein wenig aus. Da ich wieder Schule habe und das meist auch am Nachmittag, werde ich nicht mehr so oft zum Schreiben und Uploaden kommen. Habt Verständnis und bitte hört nicht auf zu lesen. Ich verspreche euch das ich weiter schreiben werde, aber ich muss mich auch auf die Schule konzentrieren.
~Reeves
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