Kapitel 26

[Das Ende von manchem]

Casmiel und Eirene waren umzingelt. Die Wachen hatten ihre Waffen auf sie gerichtet, sie waren in einer Falle, in einer wohl unmöglich zu überlebenden Situation doch Casmiel Tripe ließ sich nicht einfach so umzingeln. Es musste mit Stil geschehen.

Darum stand er einfach da, ließ seinen eigenen Revolver der kupferfarben glänzte fallen und streckte seine Hände in die Luft, damit die Wachen sich sicher sein konnten das er keine Waffe ziehen würde.

Auf seinen Lippen fand sich noch immer ein charmantes Lächeln, seine Augen wirkten unbeeindruckt und wissend, als hätte er das alles hier erwartet und vorhergesehen, als würde das alles zu seinem perfekten Plan gehören.

„Casmiel Aradeon Tripe. So sehen wir uns also wieder" sprach eine eisige Stimme und die Leiterin trat vor. Sie nahm den Revolver, den er vor sich auf den Boden geworfen hatte auf und betrachtete ihn kalt lächelnd.

„Gebt auf. Es gibt keinen Ausweg mehr für Sie und Ihre kleine Freundin" damit war wohl Eirene gemeint, die zitternd neben Cas stand und die Leiterin ein wenig mitleidig und verängstigt musterte.

„Da haben sie nicht ganz recht, meine Liebe. Es gibt einen Ausweg" sagte er nur ruhig bevor er seine Arme wieder sinken ließ und einen Schritt auf die Leiterin zuging. Nur ihre erhobene Hand hielt die Wachen auf, ihn jetzt und hier zu erschießen und mit ihren Waffen zu durchlöchern.

„Einen Ausweg? Es gibt keinen Ausweg" stritt sie ruhig ab und Cas tat so als wäre er überrascht.
„Ach? Den gibt es nicht? Wieso weiß ich dann genau wie ich dieser Falle entkommen kann, Miss Leiterin?" fragte er sie nur ruhig aber mit falscher Verwunderung in der melodischen Stimme.

„Erhelle unsere Wege, Mister Tripe. Wir alle lauschen Ihren Worten" meinte sie und sie streckte die Arme auf die Seite, um ihre Wachen noch einmal extra zu erwähnen, als hätte Cas sie vergessen.

„Nun. Es ist ganz einfach. Der einzige Ausweg aus dieser Situation ist logischerweise der Tod. Ich bin der Sick Boy, meine Liebe. Ich kann nicht sterben" erinnerte er sie daran. Eine Lüge, ganz eindeutig aber eine gute. Das war der Grund gewesen weshalb Cas seine Fähigkeit niemals benutzt hatte, nicht in der Arena und nicht außerhalb. Nur an sich selbst und das immer. Jetzt war er stark, so stark das er seine Kraft unter Kontrolle hatte und in diesem Moment eine ganz besondere Macht nutzte.

Er manipulierte die Gefühle der umstehenden und wandelte sie ihn Vertrauen um. Vertrauen und Glaube. Glaube konnte Dörfer bewegen, Berge versetzten und so viel Chaos anrichten, deshalb liebte Cas den Glauben so (außer es ging um diesen Rassisten der sich selbst Gott nannte)

Die Leiterin hob eine Augenbraue aber nicht einmal sie war in der Lage seiner Fähigkeit zu widerstehen.

„Das ist der Grund warum ich einfach von einer meterhohen Mauer springen konnte ohne zu sterben. Das ist der Grund warum nur Cassiopeia an diesem Tag starb. Das ist der Grund warum ihr mich niemals bekommen habt. Das und eure generelle Inkompetenz" sagte er nur spöttisch. Vielleicht war jetzt der falsche Moment für Hohn und Spott, aber Cas wollte diesen Moment genießen. Den Moment, der vielleicht sein letzter sein würde. (mal wieder. Irgendwie war Casmiel in letzter Zeit oft in solchen Momenten gefangen)

Die Leiterin richtete den kupferfarbenen Revolver auf Cas und auch er zückte eine Waffe. Den genau selben Revolver in Silber und mit schwarzen Akzenten.

Alle Waffen richteten sich auf ihn aber er zeigte kein bisschen Angst. Sein charmantes Lächeln lag permanent auf seinem Gesicht seine Augen waren ein Geheimnis und sie sagten nicht eine Emotion aus. Seine Hand zitterte nicht und der Revolver war genau zwischen den Augen der Leiterin platziert. Er sah in den Lauf der anderen Pistole, doch seine Aufmerksamkeit lag nur auf der Leiterin.

„Du wirst sterben wenn du abdrückst. Du bist nicht der Sick Boy, das ist Theseus Rendall" erinnerte sie ihn freundlicherweise an das Dilemma, aber Cas schüttelte nur den Kopf und lachte leicht.

„Denken Sie wirklich ich mache das damit der Krieg aufhört? Nein. Ich mache das damit ich Sie endlich töte. Auf diesen Moment warte ich schon so lange und endlich ist er da. Ich kann Sie töten. Danach kümmere ich mich um den Präsidenten" meinte er nur wahnsinnig grinsend. Er konnte wirklich überzeugend sein, vor allem in der Rolle eines Wahnsinnigen. Schließlich war er schon lange in dieser Rolle gewesen, länger als es wohl gesund war aber das war ihm egal. Ihm ging es nur um diesen Moment. Diesen einen Moment.

„Oh. Außerdem kann ich nicht sterben" fiel ihm wieder ein und er konnte in den Augen der Leiterin Unsicherheit erkennen. Sie gab ihren Wachen ein Zeichen aber anstatt die Waffen sinken zu lassen richteten sie sie auf Eirene. „Ich habe das alles geplant, Darling. Theseus war in meinen Plan eingeweiht und sollte euch verwirren, die Fährte auf ihn lenken. Oh man, ihr seid noch inkompetenter als erwartet" Er schien tatsächlich enttäuscht zu sein.

„Und wenn wir deine Freundin töten?" fragte sie ihn kalt, ihr Lächeln war siegessicher und in ihren Augen war der pure Hass zu erkennen. Oh ja, sie hasste Casmiel Tripe. Er hatte ihren Namen schlecht gemacht, ihn durch den Dreck gezogen und jetzt behauptete er ernsthaft der Sick Boy zu sein. Er erlaubte sich schon viel zu viel und sie wollte ihn endlich tot sehen.

„Sie? Sie ist mir egal. Ich kümmere mich nicht darum ob sie lebt oder stirbt" sagte er nur ruhig ohne Eirene einen Blick zu schenken. Sie wimmerte leicht und Tränen stiegen in ihre Augen. Ihre Hände zitterten und sie drückte ihre Nägel so fest in ihre Handflächen das sie leicht bluteten.

Die Leiterin musterte Cas und nickte nur. Schüsse hallten über die Lichtung und Casmiel drehte sich ruckartig um.

Eirene blutete aus mehreren Schusslöchern und ihre Hände wurden in das Rot ihres eigene Blutes getränkt. Sie sah Cas mit tränengefüllten Augen an und schluchzte auf bevor sie zu Boden stürzte.

Schnell rannte Cas zu ihr und warf den Revolver weg. Er fing sie auf und strich ihr sanft über die Haare. Sie legte eine Hand auf seine Wange und hinterließ einen blutigen Handabdruck auf seinen Lippen, doch er interessierte sich nicht dafür. Die Liebe seines Lebens starb gerade in seinen Armen und er trug Schuld daran.

Trauer stieg in Casmiel Tripe hoch und er betrachtete Eirene mit Tränen in den Augen während er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. Eirene durfte nicht sterben, nicht bevor er ihr sagte war er für sie empfand.

„Eirene..." hauchte er überwältigt von Schmerz. Er hatte gedacht er würde es schaffen. Er würde es schaffen seine Gefühle zu unterdrücken und die Leiterin zu überzeugen das Eirene eine weitere Kämpferin in ihrer Arena sein könnte. Er hatte gehofft das sie überleben könnte, das das Mädchen das Casmiel Tripes Herz erobert hatte überleben könnte aber er hatte sich getäuscht. Er hatte nicht bedacht das die Leiterin kälter war als das Weltall selbst. Er hatte vergessen, das menschliche Denken zu berücksichtigen und ihren Charakter.

Sein perfekter Plan stürzte gerade einen Wasserfall herab und landete ihm Graben der Schande. Er hatte nicht erwartet das die Leiterin so kaltblütig war. Er hatte sie unterschätzt. Er hatte einen Fehler gemacht den er nicht wieder gut machen könnte. Er war an dem Tod einer Unschuldigen verantwortlich, den Tod seiner großen Liebe, ohne das sie es überhaupt wusste.

Casmiel hatte sich nicht getraut es ihr zu sagen. Er hatte Angst gehabt. Angst, das sie nicht so empfinden würde wie er es tat, das sie einen oder eine andere liebte. Das sie seine Gefühle für sie ignorierte und ihn abwies.

Seitdem sie zusammen im Mondlicht getanzt hatten, zusammen gelebt hatten und er das erste Mal in seinem Leben das Gefühl von Hoffnung in seinem Herzen gespürt hatte. Seitdem wusste er, das er sein restliches Leben an Eirenes Seite leben wollte. Das er sie niemals verlieren konnte und jetzt tat er genau das. Er verlor sie.

Sie strich ihm noch einmal über die Wange, Blut rann aus ihrem Mund und plötzlich fiel ihr Arm herab. Sie hauchte ihr Leben aus ihren Lungen, ihr Seele verließ den kleinen Körper, den Casmiel an sich presste und sein Gesicht in ihre Schulter presste. Sie war tot. Nicht mehr zu retten. Ihre Augen waren glasig und fixierten einen unbekannten Punkt in der Ferne, einen Platz den es nicht auf dieser Erde gab.

Er hörte das Klacken eines Revolvers und spürte das kalte Metall an seinem Hinterkopf. Cas schloss seine Augen und wartete auf seinen Tod. Eine Träne rann seine Wange herab und hinterließ eine saubere Spur.
„Auf diesen Moment warte ich nun schon zehn Jahre..." hauchte die Leiterin überwältig aber zugleich ungläubig und sie drückte ab.

Ein weiterer Schuss ertönte, die Kugel bahnte sich ihren Weg durch Casmiels Kopf, ließ seinen Knochen bersten und Casmiel Tripe sank neben Eirene zusammen. Das Blut färbte seine weiß-blonden Haare rot und verklebte sie. Seine Augen waren geschlossen, seine Lippen hatten einen roten Handabdruck und seine Glieder lagen schlaff am Boden. Ein Loch pragte an seinem Hinterkopf. Ein Einschussloch seines eigenen Revolvers.

Casmiel Tripe war tot. 

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