Kapitel 18

[Der perfekte Plan]

Die Leiterin trat in den Besprechungssaal und setzte sich wortlos auf den Stuhl, der den Kopf des Tisches einnahm. Ruhig schenkte sie sich Wasser in ihre leeres Glas, trank einen Schluck davon und leckte sich das restliche Wasser von ihren dünnen Lippen, die heute in ein mattes rosa gefärbt waren.

Ihre Haare waren zu einem strengen Dutt gebunden, schwarze Perlen glänzten in ihnen wie ein Schatz am Bodes des Meeres und ihre Augen schimmerten in einem hellen grau, das hinter der Brille noch ein wenig heller erschien.

Mit einem falschen, aber echt wirkenden Lächeln betrachtete sie ihre Ratsmitglieder und sie ließ ihren Blick über alle Gesichter laufen bevor sie aufstand, ihren Stuhl ein wenig zurückschob, sich mit ihren Händen auf dem Tisch abstützte und mit ihrer Begrüßung startete:
„Meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zu einem weiteren Treffen der Scena. Ich denke Sie haben einige Fragen die Ihnen auf der Zunge liegen, habe ich Recht?"
Ihre Stimme klang wie eine feine Briese, wie die Stimme einer unschuldigen, jungen Frau. Vielleicht klang sie sogar ein wenig naiv und dumm, aber hinter der Fassade lauerte eine unfassbare Intelligenz.

„Da kann ich Ihnen nur zustimmen, Miss Leiterin, ich habe tatsächlich einige Fragen" meldete sich ein älterer Mann mit braunen Haaren, in denen sich schon das ein oder andere graue Haar fand. Sie waren nicht in ein schönes, helles Grau gefärbt, wie die der Leiterin, sondern in ein fleckiges grau-braun, das nicht wirklich klar definierbar war.

„Stellen Sie ruhig Ihre Fragen. Ich habe Zeit" bot sie ihm freundlich an bevor sie sich wieder niedersetzte und den Blick nicht von dem Mann abwandte.

„Nun. Ich will ihre Intelligenz nicht beleidigen, aber denken Sie es ist wirklich schlau die frühere Nummer 1 einfach freizulassen? Wieso haben Sie sie nicht getötet? Ketara Arayuma ist gefährlich" sagte er zweifelnd. Gemurmel machte sich breit, aber die Leiterin verlor ihr Lächeln nicht. Sie hatte gewusst das diese Diskussion aufkommen würde und hatte sich vorbereitet.

„Keine Angst, meine Freunde. Ich habe das alles klar ausgeklügelt und mir ist klar das ich ein Risiko eingehe. Doch ihr müsst bedenken das Ketara Arayuma keine Gefahr mehr darstellt, jedenfalls nicht für diejenigen, die in der Arena leben. Ihre Flügel wurden entfernt und es gibt keinen Weg für sie in die Arena zu komme" versicherte sie den anderen und sie schienen besänftigt. Noch.

„Ihre Flügel sind also weg? Das wird sie nicht davon abhalten Sie umzubringen und damit alle, die mit ihnen in Verbindung stehen" widersprach der Mann von zuvor. Die Leiterin durchforstete ihr Gehirn nach einem Namen und sie landete bei Mister Octavian Grace, der Vorsitzende des Innenministeriums.

„Machen Sie sich keine Sorge, Mister Grace, Ihnen droht keine Gefahr. Miss Arayuma ist ohne ihre Flügel machtlos und ich habe die Waffe an meiner Seite, Eira Meradis. Sie kennen sie vermutlich als Nummer 6, Ketaras Nachfolgerin aber sie ist so viel mehr" sie nahm einen Schluck ihres Wassers und schluckte es hinunter. Das kühle nass ließ ihren Rachen ein wenig vibrieren und sie warf ihre Blick wieder auf die Männer und Frauen des Vorsitzes.

„Miss Meradis ist nicht wie die anderen Phoenixe. Sie wurde gemacht, erstellt. Wir haben sie erfunden und sie funktioniert perfekt. Von 13 weiteren Experimenten war sie die einzige, die überleben konnte" berichtete sie von ihrer Waffe.

„Eira Meradis? Ist sie nicht die Nummer 2? Sie konnte Miss Arayuma doch nie besiegen" stellte eine Frau mit blonden Haaren und einer runden Brille fest. Ihre Augen waren grün wie frisches Gras und die Leiterin filterte ihren Namen aus ihrem Gehirn. Lavender Lombeck, die Vorsitzende des Geheimdienstes.

Für ihre Aussage hatte die Leiterin jedoch nur ein leichtes Lachen übrig und sie erklärte: „Eira Meradis hätte Miss Arayuma mit Leichtigkeit besiegen können, doch wir mussten sie im geheimen lassen. Deshalb gaben wir ihr den Befehl als Nummer 2 zu fungieren bis wir ihn gefunden hatten. Und endlich haben wir es geschafft. Der Sick Boy ist aufgetaucht" berichtete sie mit leuchtenden Augen die nach Blut schrien und manche Mitglieder fingen erneut an zu tuscheln.

„Der Sick Boy? Wie...in der Vorhersage von Tania, Nummer 23?" fragte ein weiterer Mann der ziemlich ängstlich wirkte. Er hatte wirres, verwuscheltes Haar das eine dunkelbraune Farbe trug und seine Augen waren hellbraun, wie frisch gefallenes Laub. Er trug einen weißen Kittel, also das Markenzeichen der Wissenschaftler der Scena. Edward Spencer.

„Genau der, Mister Spencer. Theseus Rendall, der Mann der nicht sterben kann" ein kleines, beinahe wahnsinniges Lächeln schlich sich auf ihre dünnen Lippen, doch die anderen Ratsmitglieder konnten es aus dem Schatten nicht erkennen. „Jedenfalls denkt man das"

„Man denkt? Entschuldigen Sie wenn wir nicht folgen können, aber was meinen Sie damit? Seine Gabe ist schließlich die Unsterblichkeit, richtig?" gab Lavender zu bedenken. Sie strich sich eine Strähne ihres blonden Haares hinters Ohr und musterte die Leiterin eingehend, als würde sie ihr nicht vertrauen. Das sollte man auch nicht, wenn man die Leiterin kannte.

„Wir haben etwas gefunden, das ihn vielleicht...töten könnte. Mister Spencer, ihr Einsatz" forderte sie den jungen Mann auf und er stand etwas nervös von seinem Stuhl auf, ging nach vorne zu ihr und sah nervös zu den anderen Ratsmitgliedern.

„The...Theseus Rendall, der Sick Boy wie bereits erwähnt, hat die Gabe der Unsterblichkeit, doch das ist nicht die wahre Natur von ihm. Er hat einen schnellern Stoffwechsel, seine Wunden heilen also schneller und viel besser als bei normalen Meschen, deshalb sieht man keine Narben auf seinem Körper. Er besitzt keine. Wir haben aber herausgefunden das er sich nicht vor Ort regeneriert, sondern das er dort wieder aufwacht, wo er eingeschlafen ist. Lebendig. Da...das heißt nicht sein schnellerer Stoffwechsel macht seine Unsterblichkeit aus, sondern seine Gene, die sich ständig umformen und die Plätze wechseln. Er löst sich in weißen Rauch auf und taucht einige Momente später wieder auf, komplett und ohne jegliche Probleme. Doch wir haben einen Weg gefunden seine Gene zu entnehmen und sie umzuwandeln, sodass sie das genau Gegenteil von dem machen, was sie eigentlich machen sollten. Sie fressen sich gegenseitig auf und zersetzten so seine Masse. Wenn seine Gene sich nicht mehr regenerieren, kann er sich nicht mehr selbst heilen und auch nicht mehr überleben" Er hob ein kleines Reagenzglas in die höhe und zeigte die milchige Flüssigkeit, die einen seltsamen Schimmer von sich gab. Es sah aus, als hätte man Perlen verflüssigt und sie in das Reagenzglas gefüllt. So schön aber so gefährlich.

„Diese Substanz könnte also die Scena retten und den Untergang der neuen Generation starten?" fragte Octavian Grace unsicher was er von diesem Gläschen halten soll. Es war wohl extrem gefährlich und wahnsinnig teuer, etwas was ihm ganz und gar nicht gefiel.

„Ja, das könnte sie. Wir haben einen Weg gefunden diese Substanz auch ohne Theseus DNA zu erzeugen und somit mehr davon zu fabrizieren. Bisher ist nur wenig davon im Umlauf, auf einem von Ketara Arayumas Federn. Wenn sie diese benutzt wird sie Theseus wohlmöglich damit töten und uns einen kleinen Vorteil damit verschaffen" sagte die Leiterin überzeugt.

„Haben Sie Ketara Arayuma deshalb aus der Arena geworfen damit sie Ihren Diener spielt? Wieso haben Sie sie nicht einfach als Auftragskillerin angeheuert?" fragte Lavender Lombeck sie und sie machte sich daneben die ganze Zeit Notizen. Das Thema war sehr interessant für die junge Vorsitzende und sie fand es spannend wie sie diesen Theseus besiegen konnten.

„Überzeugung. Wir wissen das Casmiel Tripe unsere Spione irgendwie immer entlarvt und ihnen die Wahrheit entlockt. Durch seine Fähigkeit kommt er leicht an die Wahrheit und sagen wir sein Charme kann sehr überzeugend sein. Alle unsere Spione wurden aufgedeckt bevor sie überhaupt einen Blick auf das Lager werfen konnten. Aber Ketara will uns töten sowie sie ihn töten will. Sie ist nur ein naives, manipulatives Kind das denkt die Welt dreht sich nur um sie, das habe ich ausgenutzt und so die perfekte Waffe erfunden" erklärte sie allen und zustimmendes Gemurmel überzeugte sie noch mehr von ihrem Plan. Er schien einfach perfekt zu sein, so perfekt.

„Ladies und Gentlemen" erhob sie noch einmal das Wort. Ihr kalter Blick musterte jedes Gesicht in der Runde und ihr Lächeln wirkte selbstsicher und stur. „Lasst den Krieg beginnen"


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