23 Updates

Bei einigen meiner Schmunzelgeschichten hat sich etwas verändert, Neues ergeben.

Zuallerst - Könnt ihr es erraten? - natürlich bei der PV-Anlage.
Ignazio kam vor zweieinhalb Wochen in Begleitung eines Mitarbeiters, sie schraubten die Verkleidung des Speichers ab und stellten fest, dass das Batterie-Management defekt ist.

Okay, das scheint ja bei einigen Konzernen zur Zeit auch so zu sein, warum also nicht bei unserem Speicher. Der junge Mann im Schlepptau des Italieners versprach, in den nächsten Tagen anzurufen, um einen Termin für den Austausch zu vereinbaren.
Wieder hatten wir allerdings vergessen, wie relativ "die nächsten Tage" sind.

Als vierzehn Tage später der Herbst einsetzte mit Regen und grauen Tagen, verlor sogar mein Mann die Geduld und telefonierte wieder einmal, und sieh da, schon heute, nach mittlerweile elf Wochen, glaube ich, kamen die Beiden tatsächlich, bauten ein neues Management-Teil ein. Innerhalb einer halben Stunde war alles erledigt, der Speicher machte, wofür er geschaffen war: er speicherte.

Am Rande sei noch erwähnt, dass ausgerechnet heute wieder einmal eine Mail von der Bundesnetzagentur eintraf.

Der Netztwerkbetreiber habe gemeldet, die Anlage sein 2022 in Betrieb genommen worden, wir dagegen hatten das Jahr 2023 angegeben.

Moment! Und ewig grüßt das Murmeltier?

Das hatten wir doch schon mal?
Lest gerne Update drei und vier nach.
Zum Glück war ja heute Ignazio hier, hat die Mail beantwortet.

Als er sich verabschiedete, stellte ich ihm die Frage, die jeder Besucher zur Zeit über sich ergehen lassen muss: "Kannst du eine Gurke brauchen?"

Ein Lächeln überstrahlte das Gesicht des kleinen rundlichen Italieners, als ich ihn in den Garten schleppte und ihm drei Gurken und eine mittelgroße Zucchine in die Arme drückte.

"Ich liebe selbstgezogenes Gemüse. Das erinnert mich an meine Kindheit in Italien, als der Opa immer aufs Feld kam, wo ich mit meiner Familie arbeitete, und frische Gurken, leicht gesalzen und gegrillte Zucchini vorbeibrachte!", erklärte er.

Und ich hatte nur einen Wunsch: Dass er Zeit hätte.
Zeit, mir von seinem Leben zu erzählen, denn solche Geschichten sauge ich auf wie ein Schwamm.

Fast hoffe ich auf einen neuen Fehler im System, denn dann werde ich ihn ausfragen - und der nächste Kunde muss einfach warten.

Gemüse

Der Kanadier Cucumber Gay flasht zur Zeit die sozialen Netzwerke mit seinen Gurkenrezepten. Das führte zu Gurkenknappheit auf Island. Wobei ich nicht gedacht hätte, dass dort überhaupt Gurken wachsen. Nun habe ich einen bestimmten Verdacht. Der Sohn meiner Nachbarn, der in Nürnberg studiert und seine Eltern am Wocheende besucht, um seine Lebensmittelvorräte aufzufüllen, nimmt jedes Mal drei bis vier Gurken von mir mit.

Wahrscheinlich beteiligt er sich mit seiner Clique an den Events im Netz - oder er exportiert meine grünen Früchte nach Island.

Egal, Hautsache ist, ich habe einen Abnehmer.

Die eingeweckten Zucchini sind übrigens - brrrr - sehr sauer - brrrr.

Aber meine Schwester hat eine Freundin, die ganz verrückt nach dem Zeug ist. Sie bekommt alle Gläser, aber nur, wenn sie den so grauslich aussehenden Mangold auch nimmt. Dann bekomme ich die Gläser fein säuberlich gespült zurück. Hat doch auch was!

Sonnenblumen

Vor einigen Wochen habe ich einen sehr fundierten, wissenschaftlichn Bericht gesehen, der sich mit Sonnenblumen befasste. Ausführlich wurde erläutert, dass diese Pflanzen Gene besäßen und Rezeptoren und was nicht noch alles, das sie veranlasste, ihre Blütenköpfe nach der Sonne auszurichten. Das Gen konnte sogar extrahiert werden. Etwas verdattert hörten mein Mann und ich zu, wir hatten es doch beide gesehen, dass das ganz und gar nicht so war.

Doch vielleicht wussten die italienischen Pflanzen nichts von diesen Erkenntnissen?

Ein paar Tage später gingen wir in der Nähe unseres Dorfes spazieren, kamen an einem deutschen Sonnenblumenfeld vorbei, es war gegen 17 Uhr, die Sonne bewegte sich auf Westen zu - und wohin zeigten die Köpfchen der Sonnenblumen?

Na?

Nach Osten!

Verstehe das, wer will!
Ich tue es nicht!

Genmanipulation fällt mir als einzige Antwort ein. Aber warum sollte man Sonnenblumen genmanipulieren, nur damit sie sich nicht nach der Sonne ausrichten?

Ach, übrigens. Die Kerne der Pflanzen, die ich in Italien geklaut hatte, haben keine neuem Nachkommen entstehen lassen. Ich hatte zwar schöne, kräftige Pflanzen auf der Fensterbank - oder vielmehr auf ganz vielen Fensterbänken - gezogen, gehegt und gepflegt, im Mai nach den Eisheiligen ins Freie gepflanzt, sie kräftig angegossen, ihnen ein glückliches Leben gewünscht.

Nicht gerechnet hatte ich mit meiner Endgegnerin, der gemeinen, braunen Nacktschnecke, die sich dankbar auf das neue Futter gestürzt hatte und außer einer Schleimspur nichts hinterlassen hatte.

Shoppen

Ein Wunder ist geschehen. Ich glaube jetzt nicht wirklich, dass die Einkäufer der Modehäuser sich durch mein ewiges Gemotze beeindrucken haben lassen. Auch nicht, dass sie meine Geschichten hier lesen.

Und doch ist es geschehen. Es gibt in diesem Jahr Basics in tragbaren Farben - überall.
Ich fürchte, das wird ein teures Jahr für mich.
Mein Mann fürchtet, dass er die Hälfte seines zweiten Drittes des Schrankes an mich abtreten muss.

Wahrscheinlich kaufen wir aber auch einen Zusatzschrank, einen ganz kleinen.

Ganz klassich mit Screenshot

Das passt zwar jetzt nicht so ganz zu dem Text, aber zu meiner Unbegabung für technische Sachen.
Ich habe ein neues Handy.
Ja, wenn es dem Esel zu wohl ist, begibt er sich aufs Eis.

Ich war schon zufrieden mit meinem alten - aber es war eben alt.
Und von Huawei.

Ohne Updates, ohne Sicherung - was meinen Mann in eine echte Nervenkrise geführt hat. Bei  einem unserer Ausflüge ins DEZ - Donaueinkaufszentrum, sein Tempel, sein Dom, der Mittelpunkt seines Universums  -  kamen wir am T-Punkt vorbei, ich sah, dass der Laden ausnahmsweise bis auf fünf Mitarbeiter leer war, fasste einen spontanen Entschluss.

Heute würde ich das seit langem Fällige erledigen. Einer der schwer Nicht-Beschäftigten hob nach ungefähr fünf Minuten sein Haupt in unsere Richtung, fragte - natürlich - meinen Mann: "Sind Sie schon registriert?"

Ich antwortete, ziemlich angefressen: "Nein. Ich möchte meinen Vertrag verlängern und ein neues Handy."

Schließlich hatten gefühlt fünfhundert Mails in den letzten Monaten mich genau dazu aufgefordert.
"Handynummer?", kam zurück, und ich war stolz, mir die Endloszahlenreihe nach sechs Jahren gemerkt zu haben und ratterte sie herunter.

Der schwer Beschäftigte tippte die Ziffern ein und wirkte etwas überrascht, als er mich tatsächlich in den Tiefen seines PCs fand.

"In circa zwanzig Minuten erwarten wir Sie hier. Sie bekommen eine SMS."

Etwas unsicher blickte ich mich in dem leeren Laden um, keiner der Mitarbeiter hatte einen Kunden.

Aber, in Ordnung, unser Lieblingscafe lag um die Ecke, in zwanzig Minuten wäre ein Capuccino zu schaffen. Natürlich war mein Handy auf stumm geschaltet, ich sah erst, nachdem wir - innerhalb der Zeitspanne - bezahlt hatten, in die Nachrichten.

Zwei Minuten, nachdem wir den T-Punkt verlassen hatten, war eine Meldung eingegangen: Wir erwarten Sie innerhalb von fünf Minuten in unserem Shop. Wenn Sie nicht erscheinen, müssen Sie einen neuen Termin vereinbaren.

Hm! Freundlich ist ...  anders, oder?

Servicewüste Deutschland? Wäre durchaus möglich.

Wider Erwarten mussten wir keinen neuen Termin ausmachen, ein Mitarbeiter, sehr freundlich, sehr kompetent, verlängerte meinen Vertrag, verkaufte mir mein neues Handy und gut war es. Ich musste nur immer wieder das Gespräch zu mir lenken, da er wohl gewohnheitsmäßig stets meinen Mann ansprach.

Zu Hause war ich dann ziemlich erledigt, es waren ja noch einige Stunden Shoppen gefolgt, ich beschloss, das mit dem neuen Handy auf den nächsten Tag zu verschieben.

Nur einmal einschalten wollte ich es, den neuen Bildschirm in Augenschein nehmen.

Doch da ploppte die Frage auf: Wollen Sie die Daten eines anderen Handys spiegeln?

Ich erinnerte mich vage an die Aussage des Mitarbeiters, dass das schon möglich wäre, aber sehr kompliziert sei, man müsste eine App runterladen, aber auch das wäre nicht einfach. Am besten wäre es, einen Termin mit dem Techniker auszumachen, der dann für 50 Euro die Daten übertragen würde.

Mein Ehrgeiz war erwacht, vielleicht kannte mich die KI besser als ich mich selbst?

Todesmutig klickte ich auf: Ja.

Mein Mann war etwas ungehalten, er hatte Hunger, hatte den Tisch schon gedeckt. In der rechten Hand hielt ich die Bismarckheringsemmel, die ich mir immer gerne von Shoppingausflügen mitnehme, denn sie gibt Kraft und Nervennahrung, außerdem kann ich zu Hause die Masse an Zwiebeln entsorgen, die kein Magen vertragen kann und etwas Butter auf die trockenen Semmel streichen.

Mit der linken tippte ich Befehle in das alte und das neue Handy, lud die App herunter. Ich bin übrigens Beidhänderin.

"Wolltest du das nicht morgen in Ruhe machen?", fragte er vorsichtig.

"Hm", antwortete ich nur, weil mein Mund voll war.

Nach einer Semmel mit Schinken und ein paar geklauten Gabeln von seinen Nudeln (seiner Pasta), ein paar lauten und lauter werdenden Seufzern von ihm, legte ich beide Geräte zur Seite.

Und was soll ich sagen? Nach erfolgreich beendetem Abendessen, als ich einen Blick auf mein neues Handy warf, waren   alle   Daten   da!

Bis auf das ganze Huaweizeug.

Alle Apps lächelten mich an.
Können Apps lächeln?
Meine eindeutig!

(Ist ein Insider! Wer mich gut kennt, kennt auch ihn!)

Mit stolzgeschwellter Brust nahm ich die Bewunderung meines Ehemannes entgegen.

Ich hatte sogar die Sim-Karte gespiegelt, natürlich, ohne zu wissen, was ich da machte. Das war aber nicht sooo gut, denn das neue Handy verlangte nun nach dem Einschalten keine Pin - erst als wir sie tatsächlich ein- und ausgebaut hatten, tat es das brav wieder.

Was ich überhaupt nicht gewusst hatte, war, dass das alte Gerät in meinem Home-Wlan genau so funktionierte wie bisher.
Warum hatte ich schnell wieder ein neues gebraucht?

Ach ja! Damit ich beim Shoppen Wattpad-Nachrichten lesen kann.
Oder die neuesten Kapitel meiner Lieblingsgeschichten.
Oder beides.






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