Kapitel 37 ϟ Tide
Shallow - Lady Gaga & Bradley Cooper ♪♫
"Bole nimmt Mendes den Quaffel ab und schlägt sich durch die Zwei-Mann-Mauer bestehend aus Kennedy und Flitwick!"
Dicht an meinen Besen gedrückt flog ich an Elise und Evan vorbei. Der Quaffel lag schwer in meiner Hand, doch der Zauber hielt stand und der Ball blieb in meinem Besitz.
"Bole ist nun im Torraum, holt aus, wirft und - oh! Sie wirft vorbei! Das war nicht mal annähernd einer der Ringe!"
Geschockt sah ich mich um. Was passierte? Wieso war der Quaffel noch vor den Ringen nach unten gefallen? Ich hatte mit aller Kraft geworfen!
"Nun scheint es so, als hätte Bole auch noch das Fliegen verlernt! Sie sieht so aus, als würde sie zu dem letzten Hit der Eternity Eleven tanzen!"
Es war tatsächlich, als hätte ich das Fliegen verlernt. Mein Besen gehorchte mir nicht mehr, egal was ich tat, in welche Richtung ich mich lehnte, ich schlingerte in der Luft herum und kam dem Boden viel zu nahe.
Panisch sah ich mich im Stadion um. Alle lachten mich aus, auch die anderen Spieler, niemand konzentrierte sich mehr auf das eigentliche Spiel. Sogar Shawn fiel vor Lachen fast vom Besen.
"Rosier hat genug davon! Endlich greift er ein und schlägt einen Klatscher mit voller Wucht in Boles Gesicht!"
Ich spürte etwas Hartes an meiner Wange. Dann schreckte ich hoch.
Schweißgebadet schlug ich die Decke weg und griff sofort nach meinem Zauberstab.
"Lumos", murmelte ich. Das Licht erhellte den Raum und ich blickte mich ängstlich um.
Es war niemand zu sehen. Fieberhaft dachte ich nach, welcher Tag heute war und schloss nach etwas Überlegung darauf, dass es Samstagmorgen sein musste. Das Quidditchspiel würde erst noch stattfinden.
Als mir bewusst wurde, dass es sich nur um einen Traum handelte, ließ ich mich erleichtert, aber dennoch geschockt, zurück in mein Kissen fallen.
Dort blieb ich eine Weile liegen, auch wenn das feuchte Laken unter meinem Rücken unangenehm war. Und ich mich am liebsten setzen wollte, nur für den Fall, dass Maddox doch den Weg in den Gemeinschaftsraum fand und mich umbringen wollte. Schließlich wachte Ivy von dem Licht auf.
"Hey, was ist los?", murmelte sie verschlafen.
"Nichts, tut mir leid", antwortete ich mit trockenem Hals und löschte das Licht. "Nur schlecht geträumt."
Ivy murmelte noch irgendwas und zog sich dann die Decke über den Kopf.
Ich stand auf und lief ins Bad, um was zu trinken und mit Wasser mein gerötetes Gesicht zu beruhigen. Dann wechselte ich den Schlafanzug und legte mich an eine andere Stelle ins Bett, um dem nach wie vor heißen Laken zu entgehen.
Es dauerte eine Weile, bis ich die Augen wieder schließen konnte ohne den Klatscher in meinem Gesicht zu sehen. Doch schließlich schlief ich ein, nur um gefühlt zehn Minuten später wieder aufzuwachen.
"Und Kassy, schon aufgeregt? Excited?", fragte Davina gut gelaunt, während sie sich bereits die Schuhe band.
"Auf was?", fragte ich verschlafen, doch im selben Moment fiel es mir wieder ein. Das Spiel. "Geht so."
"Wir machen die Gryffindors fertig", lächelte Ivy.
Olivia mischte sich ein: "Ich will kein Spielverderber sein, aber das wissen wir erst in ein paar Stunden."
"Du bist im Team, gerade du solltest Optimistisch sein", lachte Ivy.
"Ich bin realistisch. Lil hängt mir seit Wochen in den Ohren, dass sie keinen einzigen Quaffel durchlassen wird. Und das blöde ist, dass ihr irgendwie glaube, denn sonst würde Elise sie nicht spielen lassen."
"Ihr braucht erst mal ein vernünftiges Frühstück", entschied Davina und stand auf. "Fertig?"
Ich starrte auf Davina, die vollständig angezogen und gekämmt in der Mitte des Schlafsaals stand, und richtete meinen Blick dann auf mich selbst, die es gerade mal geschafft hatte, sich aufzusetzen und beide Augen zu öffnen.
Wie machte sie das nur?
Beim Frühstück saß ich wie üblich am Kopf des Ravenclawtisches bei der Mannschaft und ließ mir, wie die anderen, von Weena Anweisungen an den Kopf werfen. Dennoch entging mir nicht, wie Filch zu dem Tisch der Slytherins schlurfte und Zack angnatzte, ihm zu folgen.
Auch Jusrus und Stacy drehten sich neugierig um, doch Weena schnippte mit ihrem Zauberstab vor ihrem Gesicht und die beiden wandten sich erschrocken zurück zum Frühstück, froh, nicht von den goldenen Funken aus Weenas Stab erwischt worden zu sein.
Schließlich war es erneut so weit. An die Übelkeit hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, doch das Bewusstsein der vorhandenen Aufregung trieb mich nach wie vor in den Wahnsinn.
Mit beiden Beinen und doch zittrigen Knien auf dem Rasen, der so schön grün und saftig in der Vormittagssonne leuchtete, stand ich zwischen Olivia und Jusrus und versuchte, meinen Puls zu senken.
Es war verrückt. Noch zu Anfang des Jahres dachte ich, dieses Jahr würde so werden wie meine letzten vier. Ich würde mich auf die Schule konzentrieren, mit Mel jeden zweiten Abend in der Bibliothek sitzen und mich mit meinen anderen Freunden über die Probleme anderer Schüler unterhalten.
So viel hatte sich geändert. So viel, von dem ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte.
Ich hatte Mel mehr oder weniger abserviert; hatte mich in unendlich viele Schwierigkeiten gebracht; war Zuhause raus geflogen; spielte in dem letzten Quidditchspiel der Saison als Jäger, der den Anstoß ausführte, auf meinem Feuerblitz; und starrte - beobachtet von der ganzen Schule, ohne in Panik auszubrechen – in das Gesicht meines festen Freundes, der mich herausfordernd angrinste.
Neben ihm stand Evan, der mich immer wieder aus den Augenwinkeln beobachtete und dachte, ich würde es nicht merken. Auf Shawns anderer Seite zwinkerte Jace mir aufgeregt zu. Er hatte mich mittlerweile voll und ganz akzeptiert und ich fing ebenfalls an ihn zu mögen.
Schmunzelnd blickte ich nach rechts, wo Tori gut gelaunt und dennoch entschlossen in die Runde starrte. Ich schenkte ihr ein Lächeln. Sie bemerkte mich und erwiderte es.
Und dann blieb noch Alia, die so nervös wie ich vor den Torringen am anderen Ende des Spielfelds hin und her flog. Wir waren in diesem Schuljahr enge Freundinnen geworden, was ich so zunächst nicht erwartet hätte. Doch mittlerweile konnte ich mir ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen und fragte mich erneut, ob so eine enge Freundschaft schon früher möglich gewesen wäre, wenn Mel nicht zwischen mir und dem, was mich glücklich machte, gestanden hätte.
Im Endeffekt trat Stella auf das Feld und strahlte uns an. Die Gryffindorspiele pfiff sie besonders gerne, als ehemalige Zugehörige, wobei sie trotzdem stets unparteiisch blieb, was sie umso mehr sympathisierte.
Zum letzten Mal in diesem Jahr und trauriger Weise zum letzten Mal für Weena, Jusrus, Shawn, Evan, Elise und Jace, ertönte die Pfeife zum Start und die Spieler setzten sich in Bewegung.
Der Quaffel hatte gerade seinen höchsten Punkt erreicht und fiel wie in Zeitlupe wieder nach unten. Ich schoss nach vorne und war ein Stückchen schneller als Shawn, was mich zum Grinsen brachte.
Der Quaffel fand den Weg in Olivias Hände, die ihn zu Jacob passte, welcher zu mir spielte.
Bis eben hatte ich wegen des Traums noch unglaubliche Angst mich zu blamieren oder vor lauter Panik wirklich zu vergessen, wie man spielte, doch nun fiel jegliche Anspannung von mir.
Ich wollte dieses letzte Spiel genießen, den Gryffindors zeigen, wo es lang ging und ein letztes Mal vor den ZAGs abschalten. Das konnte ich nicht besser, als durch ein Spiel, welches meinen Adrenalinspiegel in die Höhe schießen ließ.
Ehe ich mich versah, warf ich den Quaffel zu Liv, welche ihn direkt vor Alias Nase in dem linken Ring versenkte.
Olivia strahlte und ich erkannte die Erleichterung in ihrem Gesicht, dass Lil zwar sehr gut, aber nicht perfekt war.
Die Hüterin der Gryffindors ließ sich davon allerdings nicht wirklich beeindrucken, was mich wiederum beeindruckte, da Alia sich normalerweise so wie ich viel zu viel zu Herzen nahm.
Sie blieb die Ruhe selbst und wehrte die nächsten drei Angriffe mit bilderbuchreifen Manövern ab.
Glücklicherweise sah es auf der anderen Seite genauso aus. Egal, wie sehr Weena uns forderte und wie oft wir sie verfluchten, sie selbst lieferte auch ab und verhinderte vier angestrebte Treffer der Gryffindors.
Somit stand es nach der ersten Viertelstunde wie zu Beginn zehn zu null für uns. Ich hatte Shawn gerade den Quaffel abgenommen ohne ihn zu foulen, worauf ich unglaublich stolz war (ich nahm mir vor, ihm das nachher unter die Nase zu reiben), als Stellas Pfiff ertönte und ich aufstöhnte.
Jayden hatte gezockelt und auch wenn dies einen von mir ausgeführten Freiwurf bedeutete, ärgerte ich mich. Ohne eine Unterbrechung wäre ich besser durchgekommen und hätte nicht alleine angreifen müssen.
So kam es, dass Elise mir geschickt den Quaffel entwendete. Jacob heftete sich sofort an ihren Besen und Liv kam ihr entgegen. Dummerweise musste meine Freundin jedoch Jace' Klatscher ausweichen und kollerte aus Versehen.
Ein weiterer Pfiff und einen Freiwurf für die Gryffindors, der Shawn gebührte.
Weena war fest entschlossen, doch Shawn ebenso und Gryffindor erzielte den ersten Treffer.
Unsere Kapitänin ärgerte sich, trieb uns aber weiter an und verlor nicht den Mut.
Stacy leistete ganze Arbeit, sie lieferte sich neben unserem Hin und Her einen saftigen Kampf mit Tori. Keiner der beiden ließ locker und unaufhörlich tricksten sie sich gegenseitig aus oder fegten Kopf an Kopf über das Feld, wenn der Schnatz wahrhaftig in Reichweite flatterte.
Dieses Spiel wurde, wie auch unseres gegen Slytherin, von Isabelle kommentiert (nach Sammy-Lee hatte Henry für ein Spiel die Ehre, doch danach war er selbst als Spieler eingespannt gewesen, weswegen Isabelle übernahm – die folgenden zwei Spiele fegte Izzy allerdings selbst übers Feld und gab deswegen an Jacob ab, welcher aber jetzt gebraucht wurde) und ich empfand ihre Art zu kommentieren wie das letzte Mal schon als äußerst angenehm.
Sie erzählte nicht so viel wie Sammy-Lee, konzentrierte sich auf die Manöver, hatte wirklich Ahnung und schaffte eine gute Balance zwischen den Aktionen der Jäger und Sucher.
Außerdem brachten mich ihre Kommentare nicht aus dem Konzept. Ich nahm sie eher passiv als Hintergrundinformation auf und wusste so, was passierte, ohne abgelenkt zu werden.
Eine weitere Stunde spielten wir noch auf einem unheimlich hohen Niveau, was auch Izzy bestätigte. Dann endlich leitete Weena ein Time-out ein.
"Kapitänin Griffiths fragt nach dem ersten Time-out, welches von Schiedsrichterin Wood stattgegeben wird ... es steht vierzig zu achtzig für Ravenclaw ... eine zehnminütige Pause nach einer Stunde und fünfunddreißig Minuten Spielzeit."
Ich flog dem Boden entgegen und setzte mich sofort ins Gras, wie auch Henry und Jacob es taten. Der Rest landete, schüttelte die Beine aus und entschied sich dann auch sich zu setzen. Weena stand vor uns und blickte streng zu uns runter, ließ sich dann jedoch auch ins Gras plumpsen.
"Es steht vierzig achtzig", begann Weena sofort. "In der Tabelle haben wir also eine Differenz von siebzig Punkten zu den Gryffindors und neunzig zu den Hufflepuffs. Stacy, wenn du jetzt den Schnatz fängst, haben wir den Pokal gewonnen. Ich will dich nicht stressen, aber ich tu's trotzdem: Du musst unter allen Umständen den Schnatz fangen, sonst haben wir verloren."
Stacy nickte leicht. Sie ließ es sich nicht anmerken, doch wir alle wussten, wie nervös sie war.
Weena richtete sich an uns: "Kassy, Olivia, Jay, macht weiter so. Zeigt Harrison wo es lang geht, sie verwendet hauptsächlich Doppelacht-Loopings und Seestern und Stiel. Zwingt sie dazu, Seestern und Stiel zu verwenden, dort ist ihre Technik schlechter. Zielt überwiegend auf den rechten Ring, nicht auf den linken. Der Mittlere ist auch okay, aber den rechten deckt sie am schlechtesten. Olivia, du spielst super, pass nur auf, dass Mendes dich nicht zu sehr ablenkt. Er ist im Täuschen besser als im Zweikampf. Jay, nimm dich vor Harding in Acht. Der hat es auf dich abgesehen. Kassy, du hältst dich zu sehr zurück."
Ich starrte Weena fragend an. Ich tat was?
Das ganze Team starrte mich an und ich fühlte mich in meinen Traum zurückversetzt. Ich zwang mich, nicht kleiner zu werden.
"Schau mich nicht so an. Im Training warst du besser. Du bist nicht unkonzentriert, aber du nutzt deine Fähigkeiten nicht richtig aus. Hau Flitwick meinetwegen auf die Nase, wenn es ein muss, damit du deinen Frust auslässt, oder was auch immer es ist, aber hör auf dich selbst zu unterschätzen."
Ich nickte, auch wenn ich noch nicht genau wusste, was Weena meinte. Sie schien dies zu merken. Sie bedeutete den anderen, etwas zu trinken und forderte mich auf, ihr zu folgen. Wir gingen eine Meter von den anderen weg. Streng blickte sie mich an.
"Du musst dir mehr zutrauen. Wir haben die Manöver etliche Male durchgekaut und du bist sicher. Trau dich! Du kannst dieses ganze Ding wenden, wenn du willst. Ich hab dich nicht umsonst ins Team geholt."
Stella pfiff und Isabell kommentierte die Halbzeit des Time-outs. Die anderen sprangen auf die Beine, um sie etwas zu lockern.
Weena schaute mir tief in die Augen. "Ich will jetzt, dass du mir beweist, dass du das Potential ausschöpfen kannst, welches ich gesehen habe."
Ich nickte erneut, doch diesmal sicherer. Henry klopfte mir von hinten auf die Schulter und drückte mir meine Wasserflasche in die Hand.
Nun wusste ich, was genau Weena meinte und erkannte, dass sie recht hatte. Ich traute mich tatsächlich nicht richtig, alles zu geben, weil ich nicht für Fehler verantwortlich sein wollte. Doch mir war klar, dass ich aufs Ganze gehen musste, wenn ich das Spiel auf unsere Seite ziehen wollte.
Weena wandte sich noch an Henry und Jusrus, um ihnen ein paar analytische Tipps zu geben, während Jacob mit mir und Olivia technische Spielzüge besprach.
Schließlich forderte (ich würde gerne behaupten, sie bat uns, doch das wäre gelogen) Weena uns Jäger auf, Shawn, Elise und Evan in verschiedenen Taktiken zu decken, damit sie die Ringe besser schützen konnte.
"Wenn Kennedy von rechts kommt, müsst ihr aufpassen, dass Mendes auf gar keinen Fall links freien Raum hat. Falls Flitwick einen Freiwurf ausführen sollte, müsst ihr euch auf sein Manöver konzentrieren. Er ist ziemlich gut im Woollonging Shimmy, greift da mit dem achten Standard an. Arbeitet mit Rückpässen. Und drängt ihn auf die linke Seite, er ist schwächer, wenn er gerade wirft."
Es folgten noch zwei weitere Anweisungen, dann waren die zehn Minuten schon rum. Wir alle waren uns einig, dass diese viel zu schnell vergangen waren. Vor allem Weena sah so aus, als hätte sie und am liebsten noch siebzig weitere Tipps gegeben. Doch sie konnte das Time-out nicht noch weiter ausreizen, als sie es sowieso schon tat, indem sie uns immer noch anbrüllte, als wir schon wieder zur Hälfte in der Luft hingen.
Das Spiel wurde fortgesetzt und wir befolgten Weenas Anweisungen so gut es ging, denn niemand wollte sie verärgern (sie war überraschend lieb mit uns umgegangen) und wir alle wussten, dass der Pokalsieg zum Greifen nah war.
Nach einer Falkenkopf-Angriffsformation und einem Treffer von Jacob rief dieser mir im Vorbeifliegen die andere Begierde unserer Kapitänin in Erinnerung. Ab da zwang ich mich, mutiger zu werden.
Mutiger, aber nicht überheblich.
Es funktionierte. Weena hatte recht gehabt, woran ich nie gezweifelt hatte, doch nun lag der Beweis unmittelbar vor mir.
Ich spielte so gut wie noch nie. Ich wuchs über mich hinaus, selbst im Training agierte ich nicht so achtbar wie jetzt. Das eine Mal stoppte Shawn sogar in der Luft, überrascht, wie leichtfüßig ich ihm ausgewichen war.
Als ich schließlich im Torraum auf Alia zuflog, erreichte ich meinen Höhepunkt. Ich raste selbstsicher auf die Hüterin zu, zielte und warf mit aller Kraft auf den rechten Ring.
Der Quaffel schoss in einem unschlagbaren Tempo durch den Ring, bevor Lil realisiert hatte, was passiert war.
Das Stadion bracht in Jubel aus, Izzy lobte meinen Treffer anerkennend und Henry fiel vor Freude und Stolz fast vom Besen.
"Sechzig zu einhundertzehn für Ravenclaw!", verkündete Isabelle und ich grinste selbstgefällig. Shawn schoss an mir vorbei und seine Mundwinkel verzogen sich zu etwas, was ich als: "Ich gebe ja zu, das war schon nicht schlecht", deutete.
Lil spielte den Quaffel zu Elise, die nach vorne verschwand, doch von Henry gezwungen wurde zurückzuweichen, und den Quaffel kurzerhand mit einem Rückpass zu Evan spielte.
Bevor Evan zum Zug kam, ertönte zuerst ein kurzes und danach ein sehr langes Pfeifen von Stella, das das Ende des Spiels markierte.
"Stacy Thorne fängt den Schnatz! Das Spiel ist zu Ende und Ravenclaw gewinnt mit zweihundertsechzig zu sechzig Punkten!"
In der Tribüne der Ravenclaws brachen alle Dämme und die Jubelrufe waren so laut, dass sie wohl bis zum Schloss rauf getragen werden mussten. Henry riss den Schläger in die Luft, Weena vergaß jeglichen Anstand und Liv kam strahlend auf mich zugeflogen. Wir alle wussten, was das zu bedeuten hatte.
Izzy war die erste, die es aussprach: "Ravenclaw ist Sieger dieser Saison und gewinnt mit einer Gesamtpunktzahl von fünfhundertachzig Punkten den Quidditchpokal!"
Liv fiel fast vom Besen, als sie mich stürmisch in der Luft umarmte. Ich freute mich so sehr, dass ich gar nicht wusste, wohin mit meinen Emotionen.
Zur Sicherheit landete ich erst einmal auf dem Boden. Meine Knie waren weich wie Pudding, ich konnte kaum Stehen.
Henry kam auf mich zu gerannt und warf mich fast um.
"Wir haben es geschafft!", brüllte er in mein Ohr. "Ihr wart einsame Spitze! Wir haben gewonnen! Wo ist Stacy?!"
Stacy landete gerade mit dem Schnatz in ihrer linken Hand und sofort umringten sie eine große Traube an Ravenclaws. Ich hatte die Schüler noch nie so schnell von den Tribünen auf das Spielfeld strömen gesehen.
Es wurde geklatscht, gejubelt und gelacht. Das Gefühl, welches mich überrollte, war unbeschreiblich.
Schließlich stieß auch Weena auf uns und tat etwas, was sie noch nie getan hatte und mich so sehr überraschte, dass ich einfach nur da stand und unfähig war, mich zu bewegen: Sie umarmte uns.
Erst dies zeigte mir, wie sehr Weena sich wirklich freute. Sie hatte Tränen in den Augen und lobte uns in den Himmel.
Olivia zerquetschte Stacy fast. Meine Freundin platze vor Stolz und Stacy war hochrot – vor Erschöpfung, Beschämung, aber vor allem Freude.
Schließlich brachte Stella den Pokal auf das Spielfeld und in dem Moment, in dem Weena die schwere goldene Trophäe entgegen nahm und in den Himmel streckte, rollte ihr eine Träne über das Gesicht.
Nach wie vor waren wir alle von Jubel umgeben. Stacy war die nächste, die den Pokal in die Hände bekam und dann war ich dran. Diese Geste überraschte mich sehr, doch Stacy bestand darauf und lobte mich dafür, wie gut ich nach dem Time-out gespielt hatte.
Um mich herum standen Ravenclaws, die jubelten und mir von allen Seiten auf Schultern und Rücken klopften. Meine Wangen taten vom ganzen Lächeln schon weh, doch ich konnte nichts anderes tun. Shawn und Alia, die sich gegenseitig erschöpft die Arme um die Schultern gelegt hatten, kamen breit lächelnd auf mich zu. Nacheinander schlossen sich mich in eine feste Umarmung, Shawn küsste mich.
Dann tauchte Jace auf und ehe ich mich versah, hatten Shawn und er mich hochgehoben und ich befand mich über den Köpfen der begeisterten Ravenclaws.
Auch ich hielt den Pokal in die Höhe und ließ meinen Blick über das Feld gleiten, welches in der prallen Mittagssonne alle zum Schwitzen brachte – was natürlich niemanden interessierte.
Plötzlich blieb mein Blick an etwas hängen. Oder besser gesagt an jemandem. Flint stand etwas abseits der Menge, alleine, mit dem Rücken gegen die Tribüne gelehnt.
Mein Lächeln erstarb kläglich. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass Flint nicht böse schaute – im Gegenteil.
Er fing meinen Blick auf, unterbrach sein langsames Klatschen und zog einen unsichtbaren Hut vor mir. Beeindruckt und berstend vor Stolz schenkte ich ihm ein dankendes Lächeln, was er zu meiner Überraschung sogar leicht erwiderte.
Ich wurde von Shawn und Jace herunter gelassen, übergab den Pokal an Jacob und jubelte ihm zu, als er von den beiden Gryffindors über unseren Köpfen getragen wurde.
Nach Jacob folgte Olivia, dann Jusrus, danach Henry und schließlich erneut Stacy. Weena war viel zu beschäftigt damit, sich Glückwünsche anzuholen und von Stella mit Lob überschütten zu lassen.
Doch letztendlich ließ auch sie sich noch von Shawn und Jace feiern. Die beiden waren schon hochrot von all der Anstrengung, ließen sich aber nichts anmerken und brachten auch Weena ohne Unfälle sicher zu Boden.
Die Ravenclaws und die meisten der Gryffindors und Hufflepuffs liefen als eine riesen Traube zurück zum Schloss. Es dauerte ein wenig, bis sich alle auf einmal durch die Tür in die Große Halle zum Mittag gequetscht hatten, doch zu guter Letzt unterhielten sich die meisten fröhlich, während sie sich die hungrigen Bäuche vollschlugen.
Obwohl wir alle aus der Party an Alias Geburtstag gelernt hatten, wurde der Stimmung am Abend im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws nichts abgetan. Es gab sogar Alkohol, aber Professor Flitwick höchstpersönlich passte auf und versprach uns vor den anderen Lehrern zu decken.
Stella blieb, um sich mit vielen der Spieler zu unterhalten. Denn sehr viele Hufflepuffs und Gryffindors tummelten sich bei uns. Der Adlerkopf konnte mit viel Anstrengung von Flitwick überzeugt werden, so viele fremde Schüler in den Gemeinschaftsraum zu lassen, auch wenn jeweils ein Gryffindor und ein Hufflepuff die Fragen beantworten mussten, damit die Häuser Zugang erhielten.
Ich erspähte zwischendurch sogar Camilas kleine Gestalt, wie sie mit Gree bei Flint stand und sie gemeinsam die Gläser hoben. Besonders freute ich mich jedoch, Zack zu sehen, wie er alleine und etwas unsicher in der Ecke neben dem Kamin hockte. Denn es dauerte nicht lang, ehe Lewis sich zu ihm setzte und die beiden sich, wenn auch etwas steif, miteinander unterhielten.
An diesem Abend kam niemand um, es lebte keine Prügelei auf (was vielleicht daran lag, dass Luke nicht anwesend war) und alle verließen froh gestimmt um Mitternacht den Gemeinschaftsraum.
Die allgemeine gute Stimmung hielt zumindest bei den Ravenclaws bis in die ganze nächste Woche hinein stand. Es wurde noch besser, als Professor McGonagall mich rufen ließ und mir versicherte, dass ich nichts von Maddox zu befürchten hatte. Er bekam die letzte Verwarnung und würde bei dem kleinsten Fehltritt von der Schule geworfen werden.
Am Donnerstag folgte jedoch der Rückschlag. Es war nicht direkt ein Rückschlag, denn insgeheim freute sich immer noch jeder Ravenclaw, allerdings hielten unsere intelligenten Köpfe (zumindest die meisten von uns) ihre Freude bedeckt.
Während des Mittagessens fanden Dominique und Jayden Filch in einer der ruhigen Gänge bei den verlassenen Klassenzimmern. Er lag mit den geöffneten Augen an die Decke starrend auf dem Boden. Er war tot.
Selbstredend waren die beiden geschockt, doch sie wären nicht Dominique und Jayden, wenn sie nicht relativ schnell drüber hinweg gekommen wären. Und mit relativ schnell waren in diesem Fall drei Stunden gemeint.
Die Beerdigung fand noch am selben Abend statt, allerdings nur für das Personal (Filch hatte zwar noch Familie, aber dort zeigte niemand Interesse zu erscheinen). Die Andachtsfeier für die gesamte Schule erfolgte am Freitag nach dem Mittagessen, weswegen unsere Doppelstunde Zaubertränke auf eine einzelne gekürzt wurde.
Die gesamte Schülerschaft wurde gezwungen, an der Andacht teilzunehmen, denn es gab nur wenige, die freiwillig erschienen wären. In der Schweigeminute konnte sich wenigstens jeder benehmen und sie wurde nicht gestört, außer von einem einsamen Schluchzten, welches von Madam Pince ausging, die die einzige war, die heulte.
Am Wochenende begann es letzten Endes. Jetzt, wo die Quidditchsaison vorbei war, verfiel ich in den Lernstress. Ich tat fast nichts anderes mehr und überall wo ich war, war auch mindestens ein Buch.
Shawns Prüfungen sollten bereits diesen Montagnachmittag anfangen, unsere hingegen erst am Donnerstagmorgen.
Shawn, der mittlerweile aufgehört hatte, mich ständig so mitleidig anzusehen, versuchte mich zu beruhigen und mir klar zu machen, ich könnte bereits alles und müsste mich nicht stressen, doch egal wie sehr ich es versuchte, es klappte nicht. Meine Gedanken drehten sich um nichts anderes mehr als die Prüfungen.
Der praktische Teil machte mir ehrlich gesagt keine Angst, es war eher die Theorie, die mir Albträume verpasste. Was, wenn ich mich nicht an alles erinnern konnte? Ich vergaß garantiert einige Monde des Jupiters, die ohne Frage abgefragt werden würden.
Am Montagabend beim Essen strebte ich direkt den Tisch der Gryffindors an. Shawn saß dort mit einigen anderen Siebtklässlern und wie erwartet unterhielten sie sich über die abgeschlossene erste Theorieprüfung.
"Wie war Verwandlung?", fragte ich Shawn, küsste ihn zur Begrüßung und setzte mich zu ihm und der kleinen Gruppe bestehend aus Jace, James, Dave, Eve, und Elise.
"Super!", strahlte Shawn und Jace antwortete zur selben Zeit: "Grausam!"
Eve und Elise lachten, doch Jace fand das gar nicht lustig.
"Was ist denn passiert?", hakte ich nach, da ich sofort erkannte, dass dort etwas mehr von statten ging.
"Jace' Definition von dem Nicht-Sein ist ...", erklärte Eve und kratzte sich demonstrativ am Kinn, wofür Jace ihr gegen den Unterarm schnipste, "... etwas anders als die richtige Lösung."
"Eve meint damit ganz anders", grinste Shawn mich an. "Also, totaler Drachenmist."
Er fing sich einen Schlag von Jace ein, den er aber lachend wegsteckte und mir Kartoffeln anbot.
Während Shawn eine Prüfung nach der anderen meisterte, jedes Mal mit einem guten Gefühl, reduzierte mein Schlaf sich nur noch aufs Nötigste.
Schließlich war es soweit und Shawn und ich verabschiedeten uns am Donnerstag nach dem Frühstück. Wir wünschten dem anderen viel Glück, Shawn mir für meine erste schriftliche Prüfung in Zaubertränke und ich ihm für seine praktische Prüfung in Zauberkunst.
"Jetzt werden wir sehen, wie viel deine Nachhilfe gebracht hat", lächelte ich ihn an.
"Ich bin mir sicher, ganz viel. Danke", lächelte Shawn zurück und zog mich in eine letzte Umarmung.
Die erste Prüfung verlief einigermaßen gut. Ich hatte ein eigentlich positives Gefühl, im Gegensatz zu Alia. Diese zitterte nach der Prüfung noch stärker als davor und war so blass, dass ich sie ohne Widerrede in den Krankenflügel schleifte.
Lewis hatte ihr viele Tipps in Zaubertränke gegeben und sie war zu einem Ass mutiert. Dennoch heulte sie mir die Ohren voll, dass sie die eine Hälfte vergessen und die andere falsch hätte und dass Lewis enttäuscht sein würde und dass sie ja zu dumm für die ZAGs wäre.
Ich hielt es stumm aus und ließ ihr von Madam Pomfrey unter strenger Aufsicht meinerseits (die Lil galt) einen Beruhigungstrank geben.
"Sie sind nicht die ersten heute", hatte die Krankenschwester gesagt. "Die Prüfungswochen sind immer sehr stressig, aber Ihre Freundin hier scheint es besonders erwischt zu haben. Bringen Sie sie auf jeden Fall her, wenn es ihr erneut so schlecht gehen sollte."
Shawn hingegen kam strahlend aus seiner praktischen Zauberkunstprüfung. Noch vor der großen Halle lief er auf mich zu und wirbelte mich durch die Luft.
"Es war super!", ließ er verlauten und kümmerte sich dabei kein Stück um jegliche andere Schüler, die neugierig starrten. "Der Prüfer war begeistert von meinen Zauberstabbewegungen. Jeder Zauber hat perfekt funktioniert und der Desillu hat mir noch Sonderpunkte beschert. Wenn das kein Ohnegleichen wird, geb ich dir ein Butterbier aus!"
Ich lachte und strahlte Shawn an. Ich freute mich riesig für ihn und seine gute Laune steckte mich an. Ihn so glücklich und erleichtert zu sehen ließ mein Herz hüpfen.
"Aha, dann hoffe ich mal, dass es ein E wird, dann krieg ich ein Butterbier", neckte ich ihn und er setzte mich wieder ab.
"Wenn es ein O wird, kriegst du zwei", schmunzelte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Wie war Zaubertränke?"
Ich berichtete ihm von meinem recht guten Gefühl und Alias Aussetzer. Sie befand sich gerade in Lewis Obhut und bekam gesagt, dass jede ihrer Antworten richtig war (Lewis und ich waren uns einig gewesen, dass sich dies als die beste Lösung gestaltete – zumindest, bis die Prüfungen vorbei waren).
Vor der praktischen Zaubertränkeprüfung war Alia wesentlich ruhiger, zumindest körperlich. In ihren Augen konnte ich jedoch sehen, dass sie innerlich nach wie vor aufgewühlt war.
Shawn hatte am Nachmittag frei, weswegen er uns bis zu dem Klassenraum begleitete. Als wir wieder aus dem Raum kamen, sah er von seinen Verteidigungsnotizen auf und grinste, als er Lil entdeckte. Diese sprühte gerade so vor Freude, denn die Prüfung hätte für sie nicht besser laufen können.
Während Shawn seine nächste Prüfung erst am Montagnachmittag zu bewältigen hatte, lernten Olivia und ich fleißig für den nächsten Tag, der Verwandlung gewidmet wurde.
Diese Prüfungen verliefen auch gut, obwohl ich mir ganz sicher war, in der schriftlichen Prüfung mindestens zwei Fehler zu haben.
Wie erwartet füllte der Stress das Wochenende. Ich lernte so viel, dass Henry mich im Endeffekt darauf hinwies, dass ich auch Wissen aus der sechsten Klasse in mich rein sog und die Theorie der ungesagten Zauber gar nicht drankommen könnte.
Vor dieser Prüfung war ich am aufgeregtesten, anders als ich zu Beginn des Jahres erwartet hatte. Shawn begleitete mich bis vor die Tür der großen Halle, obwohl er selbst zu lernen hatte. Denn dieser Tag übte auf uns beide großen Druck aus.
Wir mussten nun in unseren Vorzeigefächern glänzen. Shawn in seiner und ich in meiner Stärke, in unserem besten Fach. Nicht nur die Lehrer erwarteten viel von uns, wir stellten auch große Anforderungen an uns selbst, während wir versuchten den anderen zurück auf den Boden zu holen.
Schließlich war es so weit und ich starrte auf meinen Prüfungsbogen. Meine Feder und die Tinte in der rechten Ecke des Tisches, ein riesen Haufen Pergament links und dieser blöde kleine Prüfungsbogen direkt vor mir.
Zögernd trug ich Kassiopeia Bole und Ravenclaw in die entsprechenden Spalten ein. Allein der Sicherheitsprint –Z.A.G–, der in einem hellen orange über das ganze Papier gedruckt war, bereitete mir Kopf- und Magenschmerzen.
Ich las die erste Frage gleich dreimal, ehe ich mich beim vierten Mal zwang, sie zu verstehen und mich zu konzentrieren. Dennoch verschwammen die Buchstaben leicht.
1. Nennen Sie den korrekten Namen für den Schild-Zauber. Welchen Zauber kann er nicht abwenden & warum?
Der Schweiß stieg mir auf die Stirn. Die Antwort war ganz eindeutig und ziemlich einfach, doch ich befand mich gedanklich schon bei Frage siebzehn, die garantiert mehr als zwei einfache Sätze forderte.
Um mich zu beruhigen kritzelte ich 1. Der korrekte Name ist Schild-Zauber, oder auch Schutz-Zauber. Der Schild-Zauber kann den Todesfluch nicht abwenden, da dieser als einziger Zauber nicht abblockbar ist. auf das erste Stück Pergament und tunkte meine Feder in das Tintenfass.
Die zweite Frage beruhigte mich etwas weiter, denn sie war ebenso leicht zu beantworten:
2. Welchen Zauber neutralisiert der Liberacorpus? Was wäre ein alternativer Zauberspruch, um denselben Effekt zu erzielen?
Rein aus Nervosität tunkte ich meine Feder erneut ein und ärgerte mich im Nachhinein über mich selbst, da dies Zeit verschwendet und ich noch dazu viel zu viel Tinte an der Feder hatte.
2. Liberacorpus neutralisiert den Zauberspruch Levicorpus. Ein alternativer Zauberspruch, um denselben Effekt zu erzielen, wäre der Zauberspruch Finite.
Panisch sah ich auf, um zu checken, wie weit die anderen waren. Natürlich konnte ich nicht auf die Pergamente blicken, geschweige denn auf andere Tische, aber diesmal weinte niemand. (In Zaubertränke hatten Bea Scott und Ralph Dover vor Aufregung geheult, in Verwandlung saß Gavin mit Tränen in den Augen über seinen Prüfungsbogen gebeugt.)
3. Welcher Zauber bringt nach Aufforderung Tiere oder Wesen von niedriger Intelligenz dazu, anzugreifen?
Fünftes Jahr, erstes Trimester. Oppungo-Zauber. Die Handbewegung ist gerade ausrichten. Greift das Ziel mit den dazu aufgeforderten Dingen an, welche Tiere, Wesen von einer niedrigeren Intelligenz, und bewegliche Objekte einschließen. Die Etymologie stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Ich greife an".
Meine Gedanken rasten, doch meine Antwort beschränkte sich auf 3. Der Oppugno-Zauber, während ich mich grinsend und fast etwas schämend fragte, ob Alice wohl auch unter Wesen von niedrigerer Intelligenz fiel.
Die folgenden vier Fragen empfand ich als ebenso simpel und schrieb kurze Ein-Satz-Antworten. Danach wurde es komplizierter, doch ich musste nie länger als ein paar Sekunden nachdenken.
Schließlich kam ich zur fünfundzwanzigsten und damit letzten Frage.
25. Nennen und beschreiben Sie den alten und komplexen Schild-Zauber, der nach einem Geheimniswahrer verlangt. Erläutern Sie die Funktionsweise; die Situation, wenn der Geheimniswahrer stirbt; und die Etymologie. Nennen Sie mindestens ein historisch bedeutendes Beispiel für diesen Schild-Zauber.
Ich atmete tief durch, tunkte meine Feder ein (diesmal nicht doppelt) und beschrieb die letzten zwei Pergamentrollen mit meiner Antwort, die gleich drei Beispiele beinhaltete.
Ich setzte den letzten Punkt, legte meine Feder ab und sah erleichtert, stolz und glücklich auf. Das Lächeln verschwand wieder.
Alle anderen schrieben noch, niemand schien nur ansatzweise dem Ende nahe zu sein und jeder wirkte hochkonzentriert.
Etwas ängstlich schaute ich auf meine Uhr und sah, dass wir noch eine Dreiviertelstunde bis zur Abgabe hatten. Unsicher kontrollierte ich noch einmal alle Fragen und meine Antworten, doch ich hatte keine Frage vergessen und alles ausführlich und meiner Meinung nach korrekt beantwortet.
Das Lächeln schlich sich zurück auf meine Lippen. Leise, um die anderen nicht zu stören, aber dennoch fast explodierend vor Stolz packte ich alles zusammen und gab meine schriftliche Prüfung bei Professor Longbottom, der Aufsicht hatte, ab.
Als ich mich umdrehte, um die Halle zu verlassen, starrten mich fast alle Schüler an, doch ich hatte nur mein unterdrücktes selbstgefälliges Grinsen auf den Lippen und warf Alia einen motivierenden Blick zu.
Shawn saß, wie einige andere Siebtklässler, vor der in Stille getauchten Eingangshalle auf dem kalten Steinboden und war in seine Aufzeichnungen vertieft.
Die Tür zur großen Halle öffnete sich leise (zu Abwechslung – sie wurde mit einem Zauber belegt, um niemanden in den Prüfungen zu stören) und als ich vor Shawn trat, zuckte dieser vor Schreck zusammen.
Ebenso erschrocken starrte er mich an, doch ich beruhigte ihn sofort. "Meine Prüfung war blendend", lächelte ich breit. "Besser hätte es nicht laufen können."
Diese Beschreibung traf auch auf meine praktische Prüfung zu. Ohne Probleme erfüllte ich jegliche Anforderungen und in dem kleinen freien Extrateil führte ich einen nonverbalen Desillusionierungszauber aus. Der Prüfer war ganz aus dem Häuschen.
Gleichermaßen verlief auch der Mittwoch, an dem sich alles um Verteidigung gegen die dunklen Künste drehte. Den Dienstag hatte ich frei gehabt, weswegen meine gute Laune von Montag anhielt, die schriftliche Prüfung pushte und meinen Patronus so hell wie nie zuvor erstrahlen ließ.
Wir alle waren uns einstimmig einig, dass Astronomie hätte besser laufen können. Die 68 Monde des Jupiters konnte ich zwar ohne Probleme auflisten und auch das vervollständigen der Sternkarte war fast perfekt, doch auf die eine Frage des schriftlichen Teils, die knapp die Hälfte der Punkte ausmachte, wusste niemand von uns eine Antwort. Lediglich Ivy ratterte irgendwelche Fakten runter, die wir jedoch liebevoll ignorierten – wir hatten ohnehin nicht vor, Astronomie vorzuführen.
Über Alte Runen regte Alia sich noch zwei Tage später auf. Ich unterstützte ihre Argumente, konzentrierte mich aber lieber auf Kräuterkunde.
Diese Prüfung ging sowohl schriftlich als auch praktisch gut von statten, doch ich hätte mir von mir selbst noch etwas mehr gewünscht. Erwartet hatte ich trotzdem nicht mehr, denn mein Talent für Kräuterkunde war schon immer nicht existent und, wie bei Astronomie, hatte ich eigentlich auch geplant, es nach den Sommerferien vom Besen zu schubsen.
Abends unterhielten wir uns über Hannah Khan, die mich mitten in der schriftlichen Prüfung angeflüstert hatte und allen Ernstes von mir wissen wollte, was nochmal die Wirkung von Diptam war. Dass wir dies im ersten Jahr gelernt hatten und es zur Allgemeinbildung zählte, verschwieg ich ihr, ebenso wie die Antwort. Ich tat einfach so, als hätte ich sie nicht gehört. Ob sie ihre selbstkorrigierende Tinte dazu gebracht hatte, ihr die Antwort auszuspucken, würden wir wohl nie erfahren. Hannah war erwischt worden und durchgefallen.
Es war zwar nicht priorisiert, doch ich hatte meiner Ansprüche genüge für Geschichte gelernt. Die Fragen über den ersten und zweiten Zaubererkrieg konnte ich ohne Probleme beantworten und es machte sogar Spaß, doch ich wusste genau, dass ich wieder die Jahreszahlen der Ären von Basil Flack, Porteus Knatchbull und Ottaline Gambol durcheinander gebracht hatte.
Schließlich fand am Dienstagnachmittag die letzte Prüfung für Tori, Davina, Ivy und mich statt: Muggelkunde.
Durch meine Zeit mit Shawn, nicht zuletzt bei ihm Zuhause, konnte ich nun nicht nur mein auswendig Gelerntes wiedergeben, sondern überdies anwenden, da ich es verstanden hatte. Auch wenn ich E-Mails nach wie vor dämlich fand.
Shawn stand mir allerdings nicht zur Verfügung, da er sich in London befand. Seine letzte Prüfung hatte er bereits am letzten Donnerstag mit Zaubertränke abgeschlossen und er war am Montag ins Ministerium gereist, um dort den Termin der Aufnahmeprüfung der Ausbildung zum Auror wahrzunehmen.
Der Mittwoch diente dazu, versäumte Prüfungen aufgrund von Krankheit nachzuholen und so widmete sich Henry der Nachprüfung für Pflege magischer Geschöpfe, da er an jenem Tag kotzend im Bett gelegen hatte.
Immerhin hatte er so in den letzten Wochen etwas gelernt, was er - im Gegensatz zu allem anderen - nie wieder vergessen würde: Er reagierte neuerdings allergisch auf das Kokosnuss in den Kokosnuss-Kesselkuchen.
Beim Mittag hatten Alia, Katie und Tori sich zu Olivia, Davina und mir gesetzt (Sydney begleitete Henry als moralische Unterstützung) und als Alia sich bei Katie darüber ausheulte, wie die Sechstklässlerin behaupten konnte, Arithmantik sei einfach (Katie hatte letztes Jahr ein O geschafft), da Alia die Prüfungen "im höchsten Grade dermaßen verkackt" hatte, kam Shawn mit einigen anderen Siebtklässlern aus London zurück, darunter auch Teddy.
Die beiden ließen ihren Blick suchend über die Menge wandern und als Teddy Shawn anstupste und in die Richtung zeigte, aus der wir ihnen zuwinkten, strahlte Shawn noch breiter.
In einer allem Anschein nach lustigen Konversation verwickelt liefen sie auf uns zu. Ich wäre zur Begrüßung gerne aufgestanden, doch ich war gezwungen sitzen zu bleiben, da ich sozusagen zwischen Lil und Liv eingequetscht war.
"Hey, Headboys", begrüßte Tori die beiden strahlend und bat die Gruppe um Jasmin, Jusrus und Ginger neben uns etwas zu rücken, damit die Siebtklässler bei uns Platz finden konnten.
"Hey, Schnipsel", gab Teddy frech zurück und setzte sich in die frei gewordene Lücke. Teddy hatte Tori im letzten Jahr gerne Schnipsel genannt, sozusagen als Gegenleistung für seine Bezeichnung als Headboy. Er spielte damit auf ihr Achtel-Veela-Blut und ihre eher geringe Größe an. "Ratet wer vor euch steh... sitzt."
Teddy hatte gewartet, bis auch Shawn sich gesetzt hatte und sah uns nun geheimnisvoll an.
"Die Auroren von morgen", grinste Katie und zermatschte ihre gerade nachgeladenen Kartoffeln.
"Richtig", grinste Shawn zurück und sah mich dabei erwartungsvoll an.
Ich konnte nicht anders als breit zu lächeln. Auch wenn mir immer noch mulmig zumute war und ich mir tief im Inneren einen anderen Beruf für Shawn wünschte, war ich unheimlich stolz auf ihn und freute mich. Für ihn.
"Was ist mit dir, Teds?", richtete ich das Wort an den Hufflepuff.
"Ach, nichts besonderes", winkte Teddy ab. "Ich wurde angenommen, aber weiß noch nicht, ob ich das wirklich machen will."
"Wenn es einen Menschen gibt, der die Karriere als Auror in der Tasche hat, aber sie wahrscheinlich in den Wind schlägt, dann kann es nur Teddy Lupin sein", grinste Olivia und Teddy nickte zustimmend.
Auch ich musste lachen. Liv hatte recht, Teddy besaß schon immer seinen eigenen Kopf und daran würde sich nie etwas ändern.
Ganz im Gegensatz zu Shawn, der sich nun das Tor zu seinem Traumberuf geöffnet hatte.
Vor einem Monat, als wir uns gemeinsam raus geschlichen hatten, dachte ich, Shawn hätte es geschafft mich endlich zum Reden zu bringen.
Solche Dinge waren ihm wichtig. Er hielt es für eine der wichtigsten Dinge – über die eigenen Gefühle zu reden und über die Dinge, die einen tief im Herzen belasteten.
Jetzt, an diesem Zeitpunkt, hatte sich daran nichts geändert. Aber das Tor, welches Shawn mit der Wahl seiner Zukunft aufgestoßen hatte, bewegte noch etwas anderes.
Es würde Shawn nicht nur seinen Traum erfüllen. Nur etwas später wurde mir klar, dass es nicht Shawn gewesen war, der mich zum Reden gebracht hatte, sondern der Schmerz.
Diese Erkenntnis verwunderte mich sehr, da ich schon immer Schmerzen verspürt, dennoch nie geredet hatte. Aber mir wurde bewiesen, dass ich zuerst nicht falsch lag. Shawn hatte mich in gewisser Weise zum Reden gebracht.
Denn noch später, als es zu spät war, erkannte ich, dass zwischen Shawn und dem Schmerz gar kein so großer Unterschied bestand.
Egal, wie sehr ich mich für Shawn freute - ich wünschte mir nie wieder etwas sehnlicher, als dass er dieses Tor verschlossen gehalten hätte.
ϟ ϟ ϟ
This is the beginning of the showdown ah *evil grin*
Ravenclaw hat den Quidditchpokal!
Konntet ihr ein wenig mit den Prüfungsfragen anfangen? xD
19. Epilogue or no epilogue?
Epilog! Bitte! Allein wegen Teddy aah
20. Favourite movie
Ganz lange ist es der Sechste gewesen, und ich glaube auch immer noch, dass ich ihn gerne mag, aber der letzte, also Sieben Zwei, ist einfach auch so unglaublich toll.
21. Favourite director
David Yates! Dann Chris Columbus, Mike Newell und Alfonso Cuarón. Letzterer war wirklich schlimm.
Btw, Uni fucked mich gerade so up, send help ._.
Bis demnächst, Amelie :)
Next Update ⥋ 19.05.2020 (Tuesday)
[13.05.2020]
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