Kapitel 31 ϟ Argument

If Only - Dove Cameron ♪♫

"Shy ist so real, ich hab's von Anfang an gewusst!", quietschte Alia aufgeregt.

"Du wolltest Shawn nicht kennenlernen", neckte Olivia sie.

"Es war wegen seiner Freunde!", maulte Alia beleidigt. "Wie oft denn noch?"

"Wie lange seid ihr denn schon zusammen?", wollte Katie wissen und beugte sich vor. Wir saßen in der großen Halle beim Mittag und hatten uns alle an ein Ende verzogen. Unser nächster Nachbar war Cole Flawley und der war sehr gut mit sich selbst beschäftigt.

"Wir sind nicht ... zusammen", versuchte ich zu erklären. "Also glaub ich."

"Du glaubst", wiederholte Olivia.

"Also sind sie zusammen", schlussfolgerte Tori.

"Nein!", widersprach ich und stützte meinen Kopf ab. "Wir gehen auf dieses Wir-Sind-Irgendwie-Zusammen-Ding zu."

"Gut, wie lange passiert schon mehr zwischen euch als nur die Umarmungen?", stocherte Katie weiter. Ich wusste genau, worauf sie hinaus wollte.

"Keine Ahnung, so ... acht Wochen?"

"ACHT WOCHEN?!", wiederholte Tori laut und Cole und einige andere Schüler drehten sich um.

"Ihr schon wieder", hörte ich Cole murmeln. Er verdrehte die Augen und rückte weiter von uns weg.

"Habt ihr euch mehr als zwei Mal geküsst?"

Tori setzte ihre analytische Miene auf und sah mich intensiv an.

"Ähm ..." Es fühlte sich nach wie vor komisch an, mit meinen Freunden darüber zu sprechen. Irgendwie nicht richtig. "Ja ..."

"Gut, du magst ihn - was ja schon vorher offensichtlich war - und er mag dich - das war sowas von offensichtlich. Ihr habt euch öfter als zwei Mal geküsst, turtelt schon seit acht Wochen rum, dass ungeschriebene Gesetzt von Freund und Freundin sagt, ihr seid offiziell zusammen."

"Offiziell ist hier gar nichts", erklärte ich sofort. "Und wenn einer von euch irgendwem außer Teddy was sagt, bring ich euch um."

"Was ist mit Sydney und Henry?", wollte Alia wissen.

"Syd ist okay, aber Henry hat das gar nichts anzugehen, die Sprüche muss ich mir jetzt echt noch nicht anhören. Oh, und Liv - kein Wort zu Davina oder Ivy."

Olivia nickte bloß. Mir war klar, dass Ivy es sich wahrscheinlich ohnehin bereits zusammenreimen konnte, doch dann würde Liv ein schlechtes Gewissen haben, da Davina als Einzige keine Ahnung hatte. Wenn es allerdings Davina wusste, dann konnte ich es gleich allen sagen.

"Apropos Teddy, wo ist der eigentlich abgeblieben?", fragte meine blonde Ravenclaw-Freundin.

"Der hängt in letzter Zeit viel mit seinen eigenen Freunden rum, du weißt schon, Izzy und Kieran und so. Hab ihn, wenn ich so drüber nachdenke, schon länger nicht mehr gesehen. Aber er benimmt sich sowieso so komisch."

Tori legte einen nachdenklichen Blick auf und suchte den Hufflepufftisch nach dem Schulsprecher ab.

Ich wechselte zwei schnelle Blicke mit Katie und Alia. Tori verstand es wirklich nicht - oder wollte es nicht verstehen. Es wurde Zeit, dass die beiden miteinander redeten, egal unter welchen Umständen.

Ein Dienstag nach dem anderen verstrich und mit jedem Kuss fühlte ich mich Shawn gegenüber schlechter.

Ich hatte ihm erzählt, dass meine Freunde nun von uns wussten und es gut aufgenommen hatten.

Doch während er mich versuchte zu überreden, es der ganzen Schule zu zeigen und richtig mit ihm zusammen zu sein, spürte ich nach wie vor diese Unsicherheit.

Aus unseren Nachhilfestunden entwickelten sich eine Art Dates. Wir konnten nur diese zwei Stunden miteinander verbringen und zogen das Reden dem Lernen vor.

Wir genossen es beide, doch zwei Stunden in der Woche reichten nicht. Und es hing alles an mir.

Es zog sich hin und schließlich musste ich Shawn am Dienstag viel Glück für das Spiel am Samstag wünschen.

Das Spiel von Gryffindor gegen Hufflepuff stand nämlich vor der Tür. Doch das bedeutete nicht nur Shawn gegen Jules und Sydney gegen ihren Bruder Jayden, sondern auch Teddy gegen Tori.

Ich war froh, dass Teddy als Sucher spielte, denn die Spannung zwischen ihm und Nate spürte man deutlich. Sie ging von beiden Seiten aus.

Ich versuchte mich dazu zu zwingen, nicht parteiisch zu denken, doch es gelang mir nicht. Auf der einen Seite war ich für Hufflepuff, da es rein tabellarisch für uns Ravenclaws günstiger wäre, wenn sie gewännen, doch auf der anderen Seite spielten Shawn, Alia, Tori und Evan (wobei dieser mir eigentlich herzlich egal war) bei Gryffindor.

Olivia steckte in der gleichen Zwickmühle, entschied sich aber dafür, den Sieg einfach der stärkeren Mannschaft zu gönnen.

Das Spiel war eines der besten, die ich je gesehen hatte.

Es hätte vom Niveau ohne Probleme mit einem durchschnittlichen Liga-Spiel mithalten können. Obwohl Hufflepuff, was den Punktestand anging, Gryffindor weit überlegen war, zeigten Shawn, Evan und Elise immer wieder unglaubliche Taktiken und Manöver. Der Grund, wieso die Löwen nicht so viele Punkte erzielten, waren zum einen Kieran, der als Hüter mal wieder seine Stärken bewies, und Sydney und Isabelle, die noch besser als beim letzten Mal spielten.

Tori und Teddy lieferten sich ständig Zweikämpfe und es wurde kaum geblufft, weil einer der beiden den Schnatz immer wieder entdeckte und da sie, wenn sie mal eine Pause hatten, diese auch ausnutzten, weil sie so außer Atem waren.

Doch im Endeffekt war Tori Teddy überlegen. Nach zwei harten und langen Stunden (die auch für uns Zuschauer verdammt kalt verliefen), schlug Jace einen Klatscher so gezielt direkt auf Teddy zu, dass dieser im entscheidenden Moment gezwungen war, auszuweichen und Tori sich den Schnatz holte.

Gryffindor gewann 210 zu 110 und das Team feierte schon, bevor alle auf dem Boden gelandet waren.

Ich ging mit Olivia und Katie zu dem Ausgang der Gryffindor-Umkleide und wartete aufgeregt auf Alia und Tori, welche kurz danach nebeneinander nach draußen kamen.

"Tori, du warst super!", lobte Katie die Sucherin und umarmte sie.

"Ach, und ich nicht?", spielte Alia beleidigt.

"Du hast so übel gespielt wie Drachenmist stinkt", neckte ich meine Freundin, zog sie aber sofort in eine Umarmung. "Nein, du warst einsame Spitze."

"Na ja, so gut war ich dann doch nicht", zweifelte Lil. "Immerhin habe ich elf Würfe durchgehen lassen."

"Ja, von wie vielen Versuchen? Ihr habt fast zwei Stunden gespielt, in denen Nate, Jules und Demian auf dich gezielt haben."

Dies reichte, um Alia ein Lächeln zu entlocken und meine Lippen verzogen sich ebenfalls zu einem.

Dieses Lächeln erstarb jedoch sofort wieder.

Shawn kam aus der Umkleide und obwohl er in eine Konversation mit Jace und Evan verwickelt zu sein schien, bemerkte er mich sofort.

Er lächelte mich an und ich versuchte ihm durch meinen Blick zu sagen, wie stolz ich auf seine Leistung war.

Shawn lief an uns vorbei und der Moment war vorüber.

So verlief es jedes Mal wenn wir uns begegneten und sicher sein konnten, dass sich nicht die falschen Menschen in der Nähe befanden.

Doch diesmal fühlte es sich anders an. Es tat weh. Und ich war wütend.

Ich hatte die Schnauze voll. Ich hatte die Schnauze so gestrichen voll von dieser ganzen Heimlichtuerei. Ich wollte Shawn nicht nur anlächeln. Ich wollte zu ihm gehen, ihm sagen, wie stolz auf ihn war und ihn umarmen, und zwar nicht erst am Dienstag.

Denn diese zwei Stunden in der Woche reichten nicht. Bei Weitem nicht.

Das schlechte Gewissen schlug richtig ein, als ich realisierte, dass Shawn sich die ganze Zeit über so gefühlt haben musste.

Wie hielt er das aus? Wie konnte er mich nicht jedes Mal wütend auf mich sein, wenn er mich sah? Womit hatte ich so einen Jungen verdient?

"Hallo? Kassy?"

Alia fuchtelte vor meinem Gesicht rum und ich schreckte zusammen.

"Was? Sorry, was?", fragte ich perplex.

"Kommst du?"

"Ja, ja ..."

"Du warst mit deinen Gedanken ja voll woanders", stellte Katie fest.

"Ich weiß auch genau, wo", grinste Tori und deutete mit einem Kopfnicken zweihundert Meter vor uns den leichten Anstieg hinauf.

Shawn begrüßte gerade Dave, Flint und James. James sah zu uns herüber, winkte, und Tori winkte zurück.

"Du musst es ja wissen", murrte ich verstimmt.

"Ey, ich kann nichts dafür, dass du zu feige bist, zu sagen, dass er mit dir zusammen ist. Wenn man das überhaupt so nennen kann."

"Du hast leicht reden!", fuhr ich Tori an. "Dich kann ja auch jeder leiden! Und - "

"Mich kann auch nicht jeder leiden!", schrie Tori schon fast zurück.

"Ach nein? Wenn die halbe Schule mit dir schlafen will? Und nachdem Nate plötzlich gut aussiehst, entscheidest du dich für ihn?"

"Kassy!", unterbrach Katie mich entsetzt.

"Immerhin kann ich über meinen Freund reden, ohne fast anzufangen zu heulen! Und jetzt lass deine schlechte Laune nicht an mir aus, nur weil du eifersüchtig darauf bist, dass ich meine Beziehung im Griff habe und mich nicht seit Monaten vor der ganzen Schule verstecke!"

"Okay, Tori, es reicht jetzt", hielt Olivia sie zurück.

"Du hast nicht die geringste Ahnung! Denkst du, ich mach das mit Absicht?", keifte ich.

"Absicht oder nicht, du solltest dabei auch mal an Shawn denken!"

"Denkst du, das mach ich nicht? Denkst du, ich mache mir keine Vorwürfe? Bist du wirklich so dumm zu glauben, dass das alles leicht für mich wäre?"

"Ich bin immerhin nicht so dumm, meinen Freund zu zwingen, mich vor allen anderen geheim zu halten. Ich achte darauf, wie ich Jungs behandle, die mich mögen!"

Plötzlich wurde es still.

Ich feuerte nicht zurück, meine Wut wurde gedämpft. Auch die anderen schienen wie eingefroren und eine merkwürdige Spannung hing in der Luft.

Tori, die wohl eine Antwort von mir oder einem der anderen erwartet hatte, schien ziemlich überrascht zu sein: "Was ist denn mit euch los?"

"Tori, du ...", fing Katie an, verlor sich aber in ihren eigenen Worten

"Du solltest vielleicht mal über das nachdenken, was du behauptest", endete ich, jedoch wesentlich ruhiger als noch vor wenigen Sekunden.

"Kassy", sagte Lil langsam und sah intensiv an. "Nicht."

"Weißt du was, Tori? Ich finde, du und Teddy solltet mal ganz dringend ein Gespräch führen. Was übrigens schon längst überfällig ist. Ich weiß wenigstens, wie es Shawn geht, was du von Teddy ja wohl nicht gerade behaupten kannst."

Bevor ich wieder anfing, sie anzuschreien, zwang ich mich umzudrehen und zu gehen.

Ich wusste, dass es nicht richtig war, Tori so anzufliegen und dass sie recht über das Auslassen meiner schlechten Laune hatte. Meine Freunde konnten nichts dafür, doch Tori verhielt sich schon über einen längeren Zeitraum weder loyal uns gegenüber, noch Teddy.

Und es wurde langsam mal Zeit, dass es ihr jemand sagte. Dass ich dieser jemand war, bereitete mir ein schlechtes Gewissen, und auch, dass es in diesem Ton geschehen war. Doch Tori hatte mich verletzt.

Ich zerbrach mir in jeder freien Sekunde den Kopf über Shawn, er verfolgte mich sogar bis in meine Träume. Ich hatte Angst. Shawn wusste, worauf er sich einließ, ich hatte es ihm mehrere Male deutlich gemacht, aber er gab die Hoffnung in mich nicht auf.

Und das unterschied ihn von dem Bild, was Tori von ihm hatte.

Shawn war nicht naiv und ich spielte nicht mit ihm. Er besaß einfach nur ein viel zu großes Herz und ich ein zu geringes Selbstvertrauen.

In solchen Momenten wie diesem wurde mir meine Sturheit zum Verhängnis. Ich hatte Probleme in meiner Beziehung? Tori sollte selbst sehen, dass ich mir zu helfen wusste.

Ich würde ihr beweisen, dass ich auch anders konnte. Ich war bereit, ich fühlte mich so Selbstbewusst wie lange nicht mehr.

Shawn mochte mich und das war alles was zählte. Wir beide und unsere Meinung, und keine andere.

Ich befand mich schon auf halbem Weg zu der kleinen Gruppe Siebtklässler, als ich mir den Gedanken in den Kopf setzte - und ich wusste, dass er, wenn er einmal dort saß, nicht mehr gehen würde.

Ich würde nicht bis Dienstag warten. Dort würde ich ohnehin wieder einen Rückzieher machen und warum warten, wenn man es auch sofort erledigen konnte?

Bei den Gryffindors und Flint angelangt, hoben sich Daves Augenbrauen schon in die Höhe, bevor ich überhaupt ganz angekommen war.

"Äh, Shawn ...", setzte Jace an, doch ich ließ ihm mit meiner nächsten Handlung verstummen.

Shawn hatte sich bereits umgedreht und sah mich nun halb überrascht, halb besorgt an.

Ohne zu zögern legte ich meine Arme um seine Schultern, stellte mich auf Zehenspitzen und zog ihn zu mir runter, schloss meine Augen und küsste ihn.

Shawn schien immer noch überrascht zu sein, erwiderte den Kuss aber. Als ich von ihm abließ, lächelte er mich an und warf seinen Freunden einen Blick über die Schulter zu.

Ich hatte um ehrlich zu sein wenigstens etwas von Flint erwartet, wie einen bösen Blick, ein Lachen oder eine Beleidigung, doch er zeigte keine Reaktion.

Weder Shawn noch ich wussten, was wir jetzt sagen sollten und ich konnte mich schon wieder selbst verhexen. Daran hätte ich früher einen Gedanken verschwenden sollen.

Doch zum Glück rettete ausgerechnet Evan mich aus der peinlichen Situation, indem er sich an James wandte: "Siehst du, ich hab's dir ja gesagt."

James antwortete, Jace mischte sich ein, Shawn ließ einen Witz fallen und schon war ich wieder vergessen. Irgendwann legte Shawn einen Arm um mich und wir schlenderten gemeinsam neben James und Dave zurück zum Schloss.

Shawns und meine Freunde waren nicht die Einzigen, die es gesehen hatten, doch die anderen Schüler nahmen es wesentlich gelassener auf, als ich gedacht hatte. Nur Flint und Dave schienen nicht begeistert zu sein.

Ich bekam nur ein einziges Mal mit, dass darüber geredet wurde. Na gut - zwei Mal. Das erste Mal, als Bea Miller und Chris Tico in Geschichte darüber redeten und mich zu spät bemerkten, und das zweite Mal, als Henry sich darüber aufregte, dass ich ihm nichts gesagt hatte.

Die Situation zwischen Tori und mir war kühl. Wir beachteten einander nicht, wenn wir mit den anderen zusammen standen. Doch wir wussten alle, dass es komisch war.

Shawn begegnete ich nur ein Mal, auf dem Gang. Er lief neben Jace und James. James schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln, ganz im Gegensatz zu Shawn. Ich war mir nicht mal sicher, ob er mich überhaupt bemerkt hatte.

Am Dienstagvormittag kam Shawn sieben Minuten zu spät. Als er das Klassenzimmer betrat, schien er ein wenig betrübt zu sein. Er stellte seinen Rucksack neben meinen, machte aber keine Anstalten, sich von der Tür wegzubewegen.

Sein Rücken war zu mir gedreht und ich beobachtete, wie seine Schultern sich anhoben. Kurz darauf sackten sie nach unten und er stieß einen Seufzer aus. Erst dann drehte er sich zu mir um.

"Ich frage gar nicht erst", setzte ich leise an. "Es ist nicht alles in Ordnung, oder?"

"Wir ... müssen reden", gab Shawn zu.

"Das hab ich mir fast gedacht. Du warst so komisch, nach ... nach Samstag. Was ist passiert? Ich dachte, du wolltest, dass es alle erfahren."

Shawn stieß die Luft aus, setzte sich auf den Tisch in der ersten Reihe und bedeutete mir, sich zu ihm zu setzen.

Zögernd kam ich seiner Aufforderung nach.

"Es geht darum, dass ... nun ja, erinnerst du dich daran, wie du mich gebeten hast, es nach und nach zu erzählen? Dass du mit deinen Freunden anfangen wolltest?"

Ich nickte, vermied aber Shawns Augenkontakt. Ich ahnte, was nun folgen würde.

"Ich finde es super, dass du dich dafür entschieden hast, es endlich allen zu sagen ... nicht sagen, aber du weißt, was ich meine. Es nicht mehr zu Verstecken. Aber um ehrlich zu sein, dachte ich, dass du mir Bescheid sagst, wenn du so weit bist."

Meine Kehle fühlte sich trocken an. Ich hatte gehofft, dass Shawn stolz auf mich wäre, und nun alles anders, alles noch besser werden würde. Aber nun fühlte ich mich in Shawns Gegenwart unwohl. Er war irgendwie sauer auf mich.

Hatten Shawn und ich gerade unseren ersten Streit? Wenn wir noch nicht mal so richtig zusammen waren?

"Du hattest die Chance, es deinen Freunden zu sagen. Ich nicht. Ich hätte es ihnen auch lieber vorher gesagt. Ich wollte nicht, dass sie es so wie alle anderen erfahren. Sie sind nämlich nicht wie alle anderen, sie sind meine Freunde."

Mir wurde heiß. Was sollte ich jetzt sagen? Mich entschuldigen? Ihm sie Situation erklären?

Als ich längere Zeit stumm blieb, redete Shawn weiter: "Weißt du, ohne dich jetzt angreifen zu wollen ..."

Er drehte sich etwas zu mir.

"Ich nehme die ganze Zeit Rücksicht auf dich und respektiere deine Wünsche, aber das Ganze hier kann nur funktionieren, wenn du das gleiche auch für mich tust. Du musst anfangen, auch an mich zu denken."

Würde Shawn mir nicht gegenüber sitzen, hätte ich angefangen zu weinen, obgleich ich es nicht wollte.

"Es war ... es tut mir leid, ich habe mich Tori gestritten und war wütend auf sie, ich wollte ihr beweisen, dass ich nicht das war, was sie über mich denkt. Dass ich mich ... dass ich das mit uns nicht verstecken muss."

"Es tut mir leid, zu hören, dass du dich deswegen mit Tori gestritten hast. Aber - "

"Ja, es war falsch", unterbrach ich ihn, weil ich kein weiteres Wort mehr ertrug. "Ich muss lernen, meine Wut unter Kontrolle zu kriegen und in meinem Ehrgeiz nicht andere ... nicht dich zu verletzten. Ich muss auf dich Rücksicht nehmen. Es tut mir wirklich leid."

Tränen standen in meinen Augen und meine Stimme versagte zum Ende hin.

Niemand von uns sagte etwas. Ich wollte Shawn umarmen, wusste aber nicht, ob er es auch wollte.

"Jetzt komm schon her", lächelte Shawn mich traurig an.

Sofort rückte ich näher zu ihm und umarmte ihn fest. Meine Hände krallten sich in seinen Umhang, als könnte ich damit das Gespräch ungeschehen machen. Als konnte ich damit meinen Fehler rückgängig machen.

"Ich weiß, dass das schwierig für dich ist. Du hast es nicht leicht gehabt, mit Melody. Ich mag es auch nicht, wenn man sich mit seinen Freunden streitet, aber du solltest auf jeden Fall mit Tori reden. Wenn sie wirklich so über dich denkt, musst du das ändern."

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich zuckte einfach nur mit den Schultern und spürte, wie Shawns starke Arme sich um meine Schultern legten.

"Teddy hat mir erzählt, ihr habt bald eure zweiten Berufsberatungsgespräche, nach den Osterferien", wechselte ich das Thema und wählte bewusst etwas, bei dem es um Shawn ging.

"Das stimmt, aber bei mir wird es wohl schnell gehen", erklärte er.

"Du willst also immer noch Auror werden? Trotz des Anschlags?", hakte ich besorgt nach.

Vor einigen Wochen gab es einen Anschlag auf die Aurorenzentrale des Ministeriums. Es kam niemand zu Schaden, doch einige wichtige Dokumente wurden zerstört, was viele Ermittlungen um Jahre zurückstufte. Dass niemand verletzt wurde, war reines Glück.

"Auf jeden Fall. Von sowas lasse ich mich erst recht nicht zurückschrecken, das zeigt doch nur, dass mehr Auroren gebraucht werden."

"Das stimmt, sie werden mit dir echt Glück haben. So einen Zauberer wie dich kriegen sie nur alle zwanzig Jahre", grinste ich.

"Ich habe mich sogar schon beworben, das wollte ich dir noch erzählen", offenbarte Shawn. "Hab direkt eine Antwort bekommen. Wenn meine Noten am Ende des Jahres stimmen und der Eignungstest im Juni gut läuft, werde ich angenommen!"

"Das ist großartig!", freute ich mich für ihn. Ich freute mich wirklich, auch wenn mir mulmig zumute war. Die momentane Situation in der Zauberwelt war mir nicht geheuer. "Ich hab nur Angst, dass alles anders wird."

"Das wird es sowieso." Shawn hob meinen Kopf an und sah mir in die Augen. Diesmal ließ ich es zu. "Erinnerst du dich an das, was ich dir erzählt habe? Dass Veränderungen zum Leben dazu gehören?"

"Aber was ist, wenn - "

"Kassy, ich kann dir nicht versprechen, dass wir für immer zusammen bleiben. Das kann ich nach so kurzer Zeit nicht, das kann kaum jemand, denn ich halte meine Versprechen immer. Aber ich kann dir Versprechen, dass ich alles dafür tun werde, dass ich es dir irgendwann versprechen kann."

Komischerweise verletzten diese Worte mich nicht. Denn sie steckten voller Ehrlichkeit, und Ehrlichkeit war eines der Dinge, die ich schon immer an Shawn geschätzt hatte.

Ich wollte lieber Ehrlichkeit als falsche Hoffnungen.

"Das mit Kanada ist also Geschichte?", sprang ich auf das alte Thema zurück und hob ein Bein auf den Tisch.

"Ich denke schon", lachte Shawn. "Aber wer weiß, vielleicht werde ich ja mal ein kanadischer Teddy und habe zwei Jobs."

"Oder fünf", lachte ich und Shawn stimmte ein.

"Aber apropos Kanada", brachte der Gryffindor vor, "ich habe in der Liste gesehen, du willst über die Ferien hier bleiben?"

"Klar, wo soll ich sonst hin? Sydney, Henry und Teddy bleiben auch hier, um in Ruhe zu lernen; Alia und Olivia sind im Urlaub; Tori fährt direkt zu ihren Großeltern nach Frankreich und Katie hat schon genug um die Ohren, da muss ich ihr nicht auch noch zur Last fallen. Außerdem kann ich dann auch langsam und konzentriert anfangen, mich auf meine ZAGs vorzubereiten."

Zuhause war keine Option, das wussten wir beide. Über die Sommerferien hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich schob es auf, bis die ZAGs vorüber waren.

Shawn lächelte mich breit an.

"Ich wollte eigentlich wieder in meine Wohnung nach London, auch um zu lernen, aber meine Familie würde sich freuen, mich vor den Prüfungen noch einmal zu sehen. Komm doch einfach mit mir mit, nach Kanada."

Ich starrte ihn ungläubig an. Nach Kanada? Mit Shawn nach Hause? Ausnahmsweise klang das mal nach Spaß ohne Schwierigkeiten.

"Das klingt ... nicht schlecht", gab ich zu und biss mir grinsend auf die Unterlippe.

"Das wird absolut super! Wir können zusammen lernen, das ist ja eh am effektivsten."

Shawn strahlte über beide Ohren. Ich konnte mein Glück immer noch nicht fassen. Gegenüber von mir saß mein Freund.

"Und du glaubst, das ist okay?"

"Das ist mehr als okay! Ich kann dich meinen Eltern vorstellen und du lernst meine Schwester endlich kennen. Sie wird dich lieben, glaub mir."

ϟ          ϟ          ϟ

Jaa, was soll ich sagen? Erst mal Routine.

Was haltet ihr von der Idee, dass Kassy Shawns Familie kennenlernen wird?

Wie wird der Streit zwischen Kassy und Tori ausgehen?

Wie ihr gemerkt habt, sollte das Update bereits am Dienstag kommen.

Leider ist es momentan so, dass ich hier etwas im Stress bin und absolut keinen Kopf fürs Schreiben habe.

Ich muss mich jetzt sowohl auf meine physische als auch auf meine psychische Gesundheit konzentrieren, und da findet Wattpad leider wenig Platz. 

Das klingt alles viel viel viel dramatischer als es wirklich ist, also macht euch keine Sorgen, es geht mir gut. Ich habe nur gerade mit einigen Dingen auf einmal zu kämpfen. Kleine Alltagsdinge, die wir alle kennen, nur ein wenig gehäuft.

Ich hoffe sehr, dass ich bald wieder mehr Zeit zum Updaten habe. Wie lange es kein Update mehr geben wird, kann ich leider nicht sagen, aber mein Ziel ist es, shy vor dem ersten September enden zu lassen. Ich weiß eure Geduld wirklich zu schätzen <3

Übrigens hatten wir bei unseren lächerlichen 8cm ein krasses Schneechaos. England kommt mit dem Weiß einfach nicht klar. Was läuft bei euch so?

Bis demnächst, Amelie :)

[09.03.2018]

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top