Kapitel 16 ϟ Team

Quarter Past Midnight - Bastille ♪♫

"Hey, es ist ja gar nicht grün, obwohl du gleich Horrorstunde hast", zog Alia mich auf und schielte über den Rand meines vollen Kessels.

"Horrorstunde ist jetzt nicht mehr Horror", grinste ich.

"Ach, seit wann das denn? Hat Shawn dich verhext?", rief Henry vom anderen Tisch rüber.

"Seit wann redet der feine Herr denn wieder mit mir?", erwiderte ich ein wenig angesäuert.

"Komm schon, Kassy, jetzt sei nicht so nachtragend."

"Ich bin nachtragend?", grunzte ich und zog die Augenbrauen hoch. Henry legte den Kopf schief und starrte zurück.

"Kassy ist nicht nachtragend, immerhin hast du sie die letzten Tage ignoriert", warf Tori ein und dosierte ihre Schlangenhaut.

"Leute kommt schon, da ist doch schon längst wieder Gras drüber gewachsen", stöhnte er.

"Nur weil du beschlossen hast, Kassy mal wieder auszuquetschen und deswegen so zu tun, als wäre nichts gewesen?", lachte Alia.

"Ihr seid fies", behauptete Henry und drehte sich weg.

"Wir sind fies, ist klar", wiederholte Tori.

"Könnt ihr mal die Klappe halten?", fuhr Cole Flawley, der an unserem Tisch stand, uns an. "Man kann sich hier nicht konzentrieren!"

"Sorry, König Cole", murmelte Tori und blickte uns zweideutig an.

"Jetzt sag mir endlich, was los ist", drängte Henry mich in der Pause. Wir liefen durch die Gänge und wichen Erstklässlern aus, die auf dem Weg zu ihren Flugstunden waren (da das Gespräch von der Lautstärke alle Privaten übertraf).

"Nein, ich sag nichts", grinste ich.

"Okay, es tut mir leid. Bist du jetzt zufrieden?"

Ich begann zu lachen. "Also Erstens, selbst wenn ich die Entschuldigung angenommen hätte, würde ich dir nichts sagen."

"Wenn du - "

"Was uns zu Zweitens führt: Denkst du wirklich, mit einem einfachen tut mir leid wäre die Sache gegessen?"

Vorwurfsvoll schielte ich zu Henry hoch. Er erwiderte den Blick mindestens ebenso rügend.

"Bitte", flehte Henry und verschränkte die Arme.

"Zieh deine Lippe wieder ein und sei still, ich sag nichts."

"Ich hasse das, Alia hat recht. Wenn du immer irgendwas anreißt und es dann nicht ganz sagen willst."

"Macht die Sache spannender, du wirst es doch gleich sehen."

Der Braunhaarige neben mir begann schmutzig zu Grinsen und seine sonst so langen Schritte wurden kürzer und langsamer.

"Hat es was mit Shawn zu tun?"

"Miller, ganz dünnes Eis", warnte ich ihn und wollte mich wegdrehen, doch das ordinäre Grinsen in seinem Gesicht konnte mein Ego nicht so bestehen lassen. "Aber falls du es unbedingt wissen willst: Ja, es hat mit Shawn zu tun."

Frech zwinkerte ich ihm zu, hängte mich an Sydney und Bea und ließ Henry leicht verdattert mitten im Gang stehen.

Ich bekam ab und zu Blicke aus Henrys Augenwinkeln zugeworfen. Genau deuten konnte ich sie nicht, da sie nur sehr kurz waren. Doch ich würde auf eine Mischung aus Skepsis und Neugier tippen. Allerdings wusste ich nicht recht, ob ich mich täuschte oder es mir doch nicht einbildete - ich meinte, etwas Eifersucht erblickt zu haben.

Professor Goldstein kam um die Ecke und die Jungs drängten sich an die Tür, um den Klassenraum als Erstes zu betreten, doch unser Lehrer bahnte sich nicht wie üblich durch Blicke einen Gang zur Tür.

"Wollen Sie heute nicht als erstes in den Raum?", fragte Max Cauldwell, da Professor Goldstein sonst Wert auf Ordnung und Disziplin legte.

"Wir gehen heute in einen anderen Raum", verkündete der Professor. "Ich habe euch doch gesagt, dass ich euch motivieren will. Die heutige Praxisstunde verbringen wir im UTZ-Raum."

Das Gemurmel erhob sich wie aufs Stichwort und mein Grinsen wurde breiter. Irgendwie reizte der Raum mein Selbstbewusstsein noch stärker.

Ich wusste, wenn ich den Patronus nicht schaffte, blamierte ich mich komplett und Henry würde mich ewig damit aufziehen. Aber ich war mir sicher, dass ich es erneut schaffen würde, denn ich hatte es schon einmal vollbracht.

Doch als unser Kurs das erste Mal den Raum betrat, schlug bei mir nicht die Begeisterung ein, sondern die Aufregung.

Was, wenn ich es doch verpatzte? Oder noch schlimmer - es schaffte? Erst jetzt wurden mir die Konsequenzen bewusst. Alle würden mich anstarren, oder noch schlimmer, anfangen zu murmeln.

Wenn ich wirklich eins nicht ab konnte, dann, wenn Menschen anfingen zu murmeln und es potentiell um mich gehen könnte. Es war mir nicht nur unangenehm, es ließ mich auch Stunden danach über die Situation nachdenken. Was ich falsch gemacht hatte, was andere über mich dachten und wie sie vor ihren Freunden über mich reden würden.

Das wiederum war - wie ich wusste - totaler Unfug. Niemand würde seine private Zeit für Gespräche über mich verschwenden. Außerdem interessierte es niemanden, was ich tat, wie ich mich verhielt oder wie ich aussah.

Und trotzdem machte ich mir immer und immer wieder aufs Neue Gedanken darüber.

Mittlerweile war mir wieder einmal richtig übel. Es tat weh und ich versuchte auf andere Gedanken zu kommen, aber das Hier und Jetzt holte mich zurück.

In Gedanken sprach ich mir Mut zu und versuchte, mich durch tiefes Atmen in den Griff zu kriegen.

"Also, ich habe euch heute nicht nur zur Motivation her geschafft", lenkte Professor Goldstein mich zumindest ein wenig ab. "In einigen von euch sehe ich echtes Potential und ich wollte euch ein wenig UTZ-Luft schnuppern lassen. Ich würde mich freuen, wenn ich einige von euch im nächsten Jahr wiedersehe."

Es folgten eine Motivationsrede und der minimal gesetzte Druck, dass Professor Goldstein von einigen von uns spätestens jetzt etwas erwartete.

Wir bekamen die Anweisung, loszulegen, und automatisch schlich ich zu Henry rüber.

"Du wolltest doch wissen, wieso ich so grinse", sprach ich ihn von hinten an und der Ravenclaw fuhr herum.

"Jaah", zog er seine Antwort lang und wackelte mit den Augenbrauen.

"Sieh zu und lerne."

Ich wusste nicht, wo das ganze Selbstbewusstsein plötzlich herkam, doch gleichzeitig wog ich mich in einer ungewohnten Sicherheit. Als würde sie fest vor mir stehen, mir in die Augen sehen und mir sagen, dass ich es schaffen würde.

"Na, jetzt bin ich gespannt", verzog Henry den Mund und auch Olivia und Sydney wurden aufmerksam.

Obwohl es mir ein wenig peinlich war, schloss ich die Augen. Denn das war nicht so peinlich wie Versagen.

"Expecto Patronum", flüsterte ich mehr, als ich sprach, da die Peinlichkeit nach wie vor in meinen Knochen hockte und auf ihren Einsatz wartete.

Zu meiner großen Freude strömten mehrere Fäden aus der Spitze meines Zauberstabs, rankten sich in die Luft und bildeten ein kleines Tier.

Da meine Gedanken ohnehin schon bei Shawn waren, fiel es mir nicht schwer, an sein Gesicht und seine Reaktion zu denken. Ich hatte es verhext nochmal geschafft!

Irgendwie machte mich das so glücklich, dass mein Patronus heller wurde und durch den ganzen Raum sprang, so wie Shawns Otter.

Ich sah dem kleinen Tier hinterher und musste lächeln. Ich mochte mein Wiesel.

Als ich zu Henry blickte, musste ich fast laut loslachen. Er stand dort mit offenem Mund und bewegte sich kein Stück. Olivia lächelte breit und Ivy hüpfte von einem Bein aufs andere.

"Wow! Kassy! Das ist fantastisch! Da hat meine Motivation ja geholfen!", freute Professor Goldstein sich und strahlte über beide Ohren. "Zwanzig Punkte für Ravenclaw!"

Das gab den anderen den Rest. Olivia und Henry kamen auf mich zugestürmt und umarmten mich. Ich merkte, wie die beiden sich freuten - Olivia für mich und Henry über die Punkte.

Im Endeffekt schafften es noch mehrere aus unserem Kurs, womit ich ohne Probleme klar kam. Es interessierte mich nicht mal mehr, dass ich die Erste war, die es so weit gebracht hatte. Ich hatte die Chance mich zu beweisen genutzt.

Als Professor Goldstein schließlich offenbarte, dass es bei den ZAGs Extrapunkte gab, wenn man den gestaltlichen Patronus beherrschte, gab es fast kein Halten mehr. Schließlich feierte sogar Henry einen Erfolg.

"Das Ohnegleichen in dem ZAG ist mir sicher", prahlte er am Ende der Stunde, auf dem Weg zum Mittag. "Der wird den Prüfer umhauen, ihm Angst einjagen."

Henry machte eine komische Bewegung mit seinen Händen und ich musste ebenso wie Sydney lachen.

"Ich enttäusche dich ja nur ungern, Miller", schnaufte Syd. "Aber dein Patronus ist eine Feldmaus. So richtig Angst macht mir das jetzt nicht."

"Vielleicht, aber", grinste Henry schon wieder so dreckig, "Mäuse haben bekanntlich im Verhältnis zu ihrer Körpergröße ganz schön lange Schwänze."

"Oha Henry!", quiekte Olivia und schlug ihm gegen den Arm.

"Nur weil du einen Wombat hast", entgegnete Henry. "Die haben einen fetten Arsch und machen den ganzen Tag nichts anderes außer Essen und Schlafen."

Ich zog scharf die Luft ein und Sydney schlug sich die Hand vor den Mund.

"Und das, Henry, das ist der Grund wieso alle sagen, dass du immer nur so tust, als hättest du Ahnung von Dingen", strahlte Olivia und klopfte ihm auf die Schulter. "Obwohl du Ravenclaw bist, hast du echt wenig Ahnung über Wombats, denn das Tier, von dem du redest, ist ein Koala. Ein Wunder, dass du in Magische Geschöpfe so gut bist. Sei froh, dass du Muggelkunde nicht belegt hast. Tiere der Muggelwelt sind echt nicht dein Ding. Denn für den richtigen Schwanz deiner Feldmaus müsste ich einen Suchzauber anwenden."

Und damit machte Olivia einen eleganten Abgang.

"Ouh, abserviert", lachte ich mich halb kaputt.

"Das war wirklich ziemlich bitter", unterstütze Sydney mich.

"Sydney, echt. Du hast einen Uhu, sei still", schmollte Henry.

"Es ist ein Waldkauz", betonte Syd beleidigt, doch ihre Miene hellte sich sogleich wieder auf. "Immerhin kann der vernünftig einlochen, wenn's drauf ankommt."

Damit bog auch Sydney ab und ich musste ihr folgen, um nicht mitten zwischen allen anderen laut loszulachen.

Am Donnerstag stürmte Alia vor Kräuterkunde auf uns zu, mit einem so breiten Lächeln, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte.

"Eine Fledermaus!", brüllte sie uns entgegen. Wir blieben vor den Gewächshäusern stehen und beobachteten die VS der Gryffindors, wie sie auf uns zu rannte. "Es ist eine Fledermaus geworden!"

"Warst du schwanger?", fragte ich belustigt.

"Nein? Komm schon Kassy!", beschwerte sie sich außer Atem. "Mein Patronus, du Kniesel!"

"Ach so!" Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn. "Das ist super! Herzlichen Glückwunsch!"

Ich umarmte sie und tat das gleiche mit Tori, die kurze Zeit später stolz ebenfalls auf uns traf.

Die prägnante aber treffende Beschreibung ihres Erlebnisses war: "Ein Wolf", doch es zeigte Wirkung. Zumindest die Jungs wurden hellhörig und drehten sich plötzlich ganz neugierig zu uns um.

Freitagnachmittag fand sich das Quidditchteam der Ravenclaws wie von Weena verlangt am Spielfeld ein und verfolgte die Auswahl der Hufflepuffs.

Weena hatte recht gehabt (wie üblich), Isabelle setzte wirklich viel auf Erfahrung. Sydney war die Jüngste, die es ins Team geschafft hatte. Teddy war selbstredend auch dabei und wie wir geahnt hatten, wurde auch Nate Kennedy ins Team aufgenommen.

Am Dienstag erzählte ich Shawn schließlich von meinem Erfolg. Durch Katie ließ er mich wissen, dass es bei der gleichen Zeit- und Ortsangabe blieb und schon als wir uns auf dem Gang entgegen kamen, las er alles aus meinem Lächeln.

"Welches Tier ist es?", fragte er schließlich.

"Ein Wiesel", antwortete ich stolz.

Auf Shawns Lippen bildete sich ein Lächeln und er sah mich intensiv an. "Das passt zu dir."

Darüber hatte ich bislang noch gar nicht nachgedacht. Passte es zu mir? Gerechnet hatte ich mit gar nichts, aber ein Elefant oder ein hässlicher Hund hätte mich nicht verwundert.

Was waren die Eigenschaften eines Wiesels? Klein war ich nicht und wendig - schon irgendwie, aber auf der anderen Seite auch ziemlich tollpatschig.

Wiesel waren Raubtiere, das konnte ich bei mir selbst nicht wirklich beurteilen. Die Einzelgänger-Eigenschaft traf dann schon eher zu.

Aber es war mir egal, ich fand mein Wiesel ziemlich toll uns kümmerte mich deswegen nicht mehr darum.

"Was machen wir heute? Schließlich kann ich den Patronus jetzt ja", wollte ich gut gelaunt wissen.

"Was hältst du von dem Obliviate?", schlug Shawn vor und kratze sich mit seinem Zauberstab an der Schläfe, was zugegeben ziemlich heiß aussah.

Okay stopp, Kassy, zu weit, viel zu weit, mahnte ich mich sofort und schluckte.

"Gut, gerne, wie ..."

"Aber zuerst will ich dein Wiesel sehen", forderte Shawn und brauchte nicht viel länger als ich, um festzustellen, dass das ziemlich falsch klang.

Shawn räumte das Missverständnis sofort lachend aus dem Weg und ich zauberte mein Wiesel.

Irgendwie fühlte es sich komisch an - ich beschwor meinen Patronus mit einer Erinnerung herauf, die eigentlich nicht mal eine Erinnerung war, in der es um Shawn ging. Shawn stand vor mir und hatte keine Ahnung.

Schließlich war der Gryffindor wieder an der Reihe und nachdem ich ihn die Zauberstabbewegung ausführen ließ, beschloss ich, dass er es nun richtig versuchen sollte.

"Und wie soll das gehen?", hakte er nach.

"Ich denke an was und du lässt es mich vergessen", erklärte ich einfach.

"Was? Nein! Das ist gefährlich!", räumte Shawn ein. "Was ist, wenn ich es falsch mache und dir schade! Oder wenn ich dich mit Absicht was vergessen lasse!"

Leicht lächelnd schüttelte ich den Kopf. Die Worte verließen fast automatisch meinen Mund, aber ich meinte sie bis zum tiefsten Kern ernst: "Nein, Shawn, ich vertraue dir."

Shawn seufzte und hob seinen Zauberstab.

"Also gut. Welche Information?"

"Hm ... lass mich vergessen, dass meine Socken weiß sind."

Shawn blickte mich etwas gekränkt, aber auch belustigt an, und räusperte sich.

"Obliviate", zauberte er und aus der Spitze seines Zauberstab strömte tatsächlich etwas Hellblaues hervor.

Es kribbelte kurz, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sich etwas veränderte.

"Und? Welche Farbe haben deine Socken?", fragte Shawn gespannt.

Weiß, wollte ich sagen, entschied mich aber dagegen.

"Ähm ... keine Ahnung - schwarz?"

Shawn grinste breit. "Es hat funktioniert!", freute er sich.

Die Lüge fühlte sich irgendwie falsch an. Damit Shawn sie allerdings nicht enttarnte, sah ich mir meine Socken an und fälschte ein Lachen.

"Versuch's nochmal!", spornte ich ihn an.

"Was jetzt?" Shawn sprach nun deutlich motivierter.

"Wann Hogwarts gegründet wurde."

"Obliviate!"

Ich war gar nicht vorbereitet gewesen und wurde von einem deutlich stärkeren Kribbeln getroffen.

"Okay, ist was passiert?", fragte ich etwas benommen.

"Wann wurde Hogwarts gegründet?"

"Shawn, komm schon, das ist jetzt echt - "

"Wann wurde Hogwarts gegründet?", wiederholte er.

"Einfach, es - "

Ich stockte. Ich hatte keine Ahnung.

"Kein Plan", stieß ich aus und war verblüfft. "Ich habe keine Ahnung."

Shawn lächelte breit und ich freute mich ebenfalls für ihn. Die kleine Lüge war schon fast vergessen.

Shawn übte mit mir noch ein wenig ungesagte Zauber. Es war so anstrengend, wie ich es erwartet hatte, aber durch meine vorgearbeitete Theorie schaffte ich auf Anhieb einen ungesagten Expelliarmus.

Shawn war begeistert.

Es führte sich fort und als ich schließlich einen stummen Aufrufezauber an meinem Buch ausführen konnte, hob Shawn mich begeistert hoch.

"Das war klasse!", freute er sich und ich konnte sogar ohne Hintergedanken lachen.

Wie mit meinen Freunden, ohne Angst, ohne komisches Gefühl.

Am Ende der Stunde räusperte Shawn sich.

"Hey, Kassy, ich hab über das hier nachgedacht", stammelte er.

Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort. Über was? Wollte er mich jetzt Fallenlassen? Das, was Flint gesagt hatte?

Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Jetzt würde er die Sache beenden, mir erzählen, dass er mich verarscht hatte und Flint würde aus der Ecke springen und mich auslachen.

Oder war ich zu schlecht? Konnte das sein? Ich war doch gut, oder?

Hasste er mich?

"Was hältst du von einem festen Deal?"

Jegliche Befürchtungen fielen von mir. Ich stellte fest, dass ich aufgehört hatte, zu atmen und zog schnell aber unauffällig die Luft ein.

Er hasst mich nicht. Bei Merlin, er hasste mich nicht.

"Wie meinst du das?", fragte ich nach.

"Na ja, das war jetzt ja eher so eine Art Probe, aber ich finde es echt gut. Mir hilft es viel, ich hoffe, du kannst das gleiche sagen."

Ich nickte heftig: "Ja, ohne dich hätte ich den Patronus in zehn Jahren nicht hingekriegt."

Das war sogar nicht mal ansatzweise überzogen. Er war meine Erinnerung, das machte alles noch etwas gruseliger.

"Gut, also der Deal. Ich würde gerne die Bedingungen ändern", fuhr er fort. Ich runzelte ahnungslos die Stirn. "Du bist in Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht schlecht, keineswegs. Du hast nur eine kleine Starthilfe gebraucht, die ich dir geben konnte. Wir können ungesagte Zauber natürlich gerne noch weiter üben, kein Problem, aber im Großen und Ganzen ..."

Nun war mir wieder unwohl. "Shawn, was meinst du?", wollte ich es endlich wissen.

"Was hältst du von Zauberkunst gegen Selbstvertrauen?"

Das ließ mich einen Moment stocken. Selbstvertrauen? Ein Bereich, in dem ich mich schnell angegriffen fühlte. Aber ich zwang mich, nicht sofort das Hochsicherheitstor zu schließen.

"Selbstvertrauen, wie ...?", ging ich näher auf sein Angebot ein.

"Du könntest ein wenig mehr davon gebrauchen. Nicht, dass du auch so toll bist, das bist du, keine Frage."

Das bezweifelte ich stark, doch ich sagte nichts.

"Aber es würde dir für deine gesamte Zukunft einiges erleichtern."

Da hatte Shawn vollkommen recht, das stand außer Frage. Ich wusste, dass es mir so gut wie an allem fehlte, was den Wortteil Selbst davor trug.

"Was lässt dich glauben, dass ich das kann?", fragte ich nach. "Ich bin nicht stark, das muss dir bewusst sein."

"Das sehe ich anders", widersprach Shawn mir völlig ernst. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das kannst. Ich vertraue dir."

Diese Worte lösten eine angenehme Wärme in mir aus. Wann hatte jemand das letzte Mal zu mir gesagt, dass er mir vertraute? Vielleicht war es Alia, die es einfach nur so dahin gesagt hatte, weil es um Quidditch ging. Oder Melody, die mir etwas vorgespielt hatte, um ihren Willen zu bekommen. Doch Shawn meinte es anders, das spürte ich.

Egal, was Flint behauptete, ich glaubte ihm nicht. Immerhin stand Flints Aussage gegen Shawns Aussage - sozusagen. Flint hatte bei Weitem mehr Motive zu lügen.

Außerdem vertraute ich Shawn ebenfalls. Ich hatte ihm selbst gesagt, dass ich ihm vertraute. Und er vertraute mir.

"Okay, Deal", nahm ich seinen Vorschlag an. "Zauberkunst gegen ... Selbstvertrauen."

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Ein recht kurzes Kapitel, ich glaube sogar, das bisweilen kürzeste.

Es ist ein Wiesel - Meinungen?

Und nun sind wir auch endlich beim richtigen Deal angelangt. Zauberkunst gegen Selbstvertrauen. Ich erinnere hier mal ganz leise an den Klappentext, denn das, was dort folgt, beginnt jetzt.

Dann habe ich noch eine etwas weniger erfreuliche Nachricht. Ich werde im Dezember wahrscheinlich eine Update-Pause einlegen, ich erkläre euch die Einzelheiten, wenn es soweit ist.

Oh, und ich habe heute endlich Stranger Things angefangen. Wieso hat mir niemand gesagt, dass ich das nicht gucken sollte, wenn es halb zwölf nachts und dunkel ist und ich alleine bin?

Aber sonst hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat und wie immer: Bis demnächst, Amelie :)

Next Update ⥋ 13.11.2017 (Monday)

[07.11.2017]

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