Kätzchen
Tarek stürmt am Morgen in den Raum, seine Schritte hallen laut auf dem kalten Betonboden wider. Er nimmt die Fernbedienung in die Hand und schaltet den Fernseher ab. „Aufstehen!“ Seine Stimme ist scharf, ungeduldig. Rosalin zuckt zusammen, öffnet die Augen und sieht, wie er etwas auf das Bett wirft. „Du ziehst das heute an,“ sagt er mit einem Hauch von Befehlsgewalt in der Stimme. Sie sieht auf die Kleidungsstücke. Ein knall pinkes Set, das aus einem engen Top, einem kurzen Rock, einem Halsband, Ohren und einem Plug-in (Katzenschwanz) besteht. Der Anblick verursacht ihr Übelkeit. „Wir gehen heute aus“, fügt Tarek hinzu, seine Augen fixieren sie mit einem kalten Lächeln. Ohne eine weitere Erklärung dreht er sich um und verlässt den Raum; die Tür fällt laut ins Schloss. Ihr Herz klopft wild in ihrer Brust. Sie schaut auf die Kleidung, ein groteskes Kostüm auf ihrem Bett. Sie schüttelt den Kopf und murmelt leise zu sich selbst. (Das meint er wohl mit "Kätzchen"). Die Realität ihrer Situation drückt schwer auf ihre Schultern. Noch bevor sie sich entschließen kann, die Sachen anzuziehen, öffnet sich die Tür erneut. Diesmal tritt der Fremde ein, der, der ihr Essen brachte und dessen kühle, gleichgültige Art sie zutiefst beunruhigte. In seinen Händen hält er zwei Eimer Wasser, stellt sie vor sich auf den Boden. Leise, fast emotionslos, als ob er über das Wetter sprechen würde, murmelt er. „Du ziehst das an, nachdem ich dich gewaschen habe“, Rosalin zögert, will etwas sagen, doch die Worte bleiben ihr im Hals stecken. Er greift nach einem Kunststoffbecher, schöpft Wasser aus einem der Eimer und beginnt es langsam über ihren Körper zu gießen. Das kalte Wasser trifft ihre Haut wie Nadelstiche, und sie versucht nicht zu zittern. „Warum tust du das?“ Ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Sie starrt auf seine Hände, die routiniert und unpersönlich ihre Beine entlanggleiten. Doch der Mann antwortet nicht, seine Augen fixieren sich auf die Aufgabe, als wäre sie nichts weiter als ein Objekt, das er zu reinigen hat. „Wer bist du?“, fragt sie nach einer Weile, ihre Stimme wird stärker. Doch wieder schweigt er, greift nach dem Schwamm und beginnt, sie gründlich mit Seife einzureiben. Die Stille zwischen ihnen ist beklemmend, fast unerträglich. „Wie viele Frauen waren vor mir hier?“, wagt sie weiter, in der Hoffnung, eine Reaktion zu provozieren. Aber nichts. Der Mann ist wie eine Wand, unzugänglich und kalt. Rosalin fühlt die Frustration in sich aufsteigen, doch sie hält sich zurück. (Er wird nicht reden,) denkt sie bitter. (Wie viele Frauen er wohl schon gewaschen hat?) Nachdem der Fremde fertig ist, greift er nach einem Handtuch und trocknet sie ab, seine Bewegungen immer noch mechanisch und distanziert. Dann beginnt er, sie zu schminken. Pinsel und Farben gleiten über ihr Gesicht, und sie spürt, wie er sie in etwas verwandelt, das sie nicht ist. Die kalten Farben gleiten nass über ihre Augenlider, der Lippenstift schmiegt sich ölig an ihrem Mund. „Kannst du mir nicht mal antworten, oder bist du auch sein Gefangener?“, fragt sie mit einem Hauch von Sarkasmus. Er schaut sie nicht einmal an, seine Konzentration liegt einzig auf der Perfektionierung seiner Arbeit, sie lacht verzweifelt „Fickst du mich gleich?“ Doch es bleibt totenstill. Schließlich, als er mit seiner Arbeit fertig ist, tritt er zurück, mustert sie kurz und verlässt den Raum, ohne ein Wort zu sagen. Sie schaut in den Spiegel, erkennt sich kaum wieder. Die Frau, die ihr entgegenblickt, hat eine Maske aus Make-up, die ihre wahren Gefühle verbirgt, die Angst, die Wut, die Verzweiflung. (Ich sehe aus wie eine Nutte), murmelt sie zu sich selbst, ihre Stimme zittert. (Aber ich bin keine, ich werde schon noch hier rauskommen.) Rotz sie eine Ladung spucke gegen ihr Spiegelbild. Kaum hat sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, betritt Tarek erneut den Raum. Er trägt einen eleganten schwarzen Anzug, seine Augen funkeln vor Vergnügen, als er sie ansieht. „Wow, Rosalin, du siehst wunderschön aus“, sagt er, während er mit offenen Armen näher tritt. Seine Hand greift nach dem Halsband, das sie nun trägt, und er zieht leicht daran, zwingt sie, sich rüber zu beugen. „Kriech“, befiehlt er plötzlich. Ohne zu zögern, zieht er sie am Halsband nach unten, zwingt sie auf die Knie. Rosalin gehorcht, aus Angst, er könne ihr Schmerzen bereiten. Ihre Knie berühren den kalten, harten Boden und sie atmet tief durch. Der Schmerz durchzuckt sie, aber sie weiß, dass Widerstand zwecklos ist. Sie beginnt zu kriechen, während Tarek sie an der Leine durch das Haus führt. Unter ihren Händen und Knien spürt sie die unterschiedlichen Oberflächen. Glatte Fliesen, die unter ihren Handflächen fast rutschig sind, abgenutzter Teppich, der rau und kratzig auf ihrer Haut wirkt. Der Boden verändert sich ständig, und die plötzlichen Übergänge lassen sie schwindelig werden. „Wie fühlt sich das an, hm?“ Tarek zieht die Leine etwas straffer, seine Stimme ist fast spöttisch. „Das ist deine Welt jetzt, Rosi. Du bist nichts mehr als ein Haustier.“ Sein böses Lachen hallt durch die Räume wie ein Albtraum. Rosalins Herz hämmert in ihrer Brust, doch sie hält den Mund. Der Schmerz in ihren Knien wird stärker. Plötzlich zieht er sie scharf zurück, und sie spürt einen kühlen Luftzug auf ihrer Haut. (Sind wir draußen?) Der Gedanke erschreckt sie, und sie wagt es kaum, den Kopf zu heben, aber als sie kurz hochschaut, kann sie es riechen, Freiheit! Eine kühle Brise, frische Luft! So lange hat sie sich danach gesehnt. Tränen laufen ihr aus den Augen und werden direkt von der Augenbinde aufgefangen. „Du bist eine kluge kleine Katze, nicht wahr? Gefällt es dir hier?" Er tätschelt wieder sanft über ihren Kopf und rupft sacht an ihrem Katzenschwanz, Rosalin fühlt den Plug-in in ihrem Hintern, sie fühlt sich absolut unwohl und ekelhaft. „Jetzt kriech weiter.“ Der Boden unter ihren Händen verändert sich erneut, von glattem Holz zu kaltem, hartem Beton. Der Schmerz in ihren Knien ist unerträglich, aber sie wagt es nicht, langsamer zu werden. Ihre Hände tasten nach vorne, suchen nach Halt, als sie plötzlich das Gefühl hat, auf Asphalt zu kriechen. Der Geruch von Teer und Gummi dringt in ihre Nase, und sie hört das entfernte Brummen von Motoren. „Wo bringst du mich hin?“, flüstert sie, ihre Stimme zittert vor Angst. „Das wirst du noch früh genug erfahren“, antwortet Tarek leise so, dass ihr eiskalte Schauer über den Rücken jagen. Plötzlich wird sie hochgezogen, grob ins Auto geschoben, wie ein Hund. Der Geruch von Leder umhüllt sie, und das leise Summen des Motors schnürt ihr die Luft ab. Ihre Todesangst nimmt zu, während das Auto an Fahrt aufnimmt. Wo immer sie auch hinfahren, Rosalin weiß, dass es nichts Gutes verheißt. Doch sie hat keine Wahl, sie ist in der Dunkelheit gefangen, mit nichts als ihrer Hoffnung und Tareks grausamem Spielchen.
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