95. Kapitel

Lina's Sicht

Ich wollte schreien, doch ich konnte nicht. Meine Stimme versagte. Tyler bemerkte es jedoch recht schnell, das wir nicht alleine waren und wir es doch nicht geschafft haben. Es wäre auch zu leicht gewesen. Warum sollte mein Schicksal auch nur einmal auf meiner Seite sein. "LASS SIE LOS!! Siehst du denn gar nicht wie schlecht es ihr geht? SIe verliert zu viel Blut, verdammte scheiße, willst du daran Schuld sein, wenn sie verblutet?", schrie Tyler den Mann an, der mich festhielt. Er hieß wohl Javier. Tyler kannte ihn schon vorher und die beiden hatten immer ein Problem miteinander.

"Ist dann nicht mein Pech. Ups jetzt ist sie auch noch weggesackt." Der Typ lachte dreckig und zog mich wieder hoch. Ich konnte mich nicht wehren, ich war zu schwach und hatte keine Kontrolle über meinen Körper.

"DU HURENSOHN!" Als Tyler dies aussprach, sprang er auf Javier zu und schlug ihm mitten ins Gesicht. Dieser ließ mich augenblicklich los und ich sank auf dem Boden. "SCHEIßE IHR WICHSER!!!", schrie Tyler und ich wurde vom Boden hoch gehoben. Ich wusste das ich gerade in Tylers Armen lag, ich brauchte nicht nachzusehen, denn nur bei ihm hatte ich das Gefühl von Geborgenheit.

"Du darfst sie nehmen, aber ihr kommt mit zurück zu Fernando.", nahm ich eine weitere Stimme neben mir war. Tyler diskutierte mit ihnen, wegen meinen Zustand, doch sie ließen nicht locker. Kämpfen brauch er nicht, es waren einfach zu viele. "ICH KANN SIE NICHT DORT HINBRINGEN, SIE SCHAFFT ES NICHT MEHR!", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und rührte sich nicht vom Fleck. "Okay Anderson, lange genug diskutiert.", murmelte jemand genervt und ich fiel Sekunden später auf dem Boden. Durch den Sturz spürte ich noch mehr die schrecklichen Schmerzen vorallem am Kreuz. "Mei-mein Rücken.", sagte ich leise und plötzlich verstummten alle. Ich öffnete die Augen und erkannte Tyler der bis ebend noch auch auf dem Boden lag und ein anderer Typ über ihn, der ihn eine verpasst hatte. Der Typ der über ihn war, verstummte und Tyler nutzte es sofort aus und schmiss ihn von sich runter, doch nicht um auf ihn loszugehen, sondern um auf mich zu zu kommen. Schnell lehnte er über mir und schaute mich besorgt an. "Lina, was ist mit deinem Rücken, kannst du dich etwas drehen, das ich nachsehen kann?", murmlete er voller Angst und ich nickte nur. Er half mir mich zu drehen und zog mein Pullover hoch. "Ich seh nichts. MAch mir doch mal Licht, gottverdammt.", rief er aufgebracht zu einen der Männer. Einer davon kam auf uns zu, ging in die Hocke und schaltete die Taschenlampe seines Handys ein. "Scheiße, da steckt eine verfickte Glasscherbe drinnen, du bist darauf gefallen. Wir müssen sofort zum Krankenhaus, seht ihr das nicht? Es blutet so stark, es könnte etwas innerlich verletzt sein!" In seiner Stimme lag soviel Angst und Besorgniss, sowie Schmerz. Doch egal, was er sagte, sie werden uns nicht gehen lassen, es hat keinen Sinn. "Dann mach sie eben raus.", erkannte ich Javier's Stimme.

"BIST DU NICHT MEHR GANZ DICHT DU DRECKIGER BASTARD?", schrie Tyler aufgebracht und stand auf. Ich hörte ein leises Knacken, was wohl Javier's Nase gewesen sein muss. Was soll's, er hatte es raus provoziert, seine Nase war auch vorher schon hässlich.

Als nächstes hörte man ein durcheinander Geschreie und es fielen viele Beleidigungen. Es waren mindestens 5, wenn nicht sogar mehr. Wie gesagt, Tyler hatte keine Chance und ich war ihm keine Hilfe, eher im Gegenteil.

"FASS SIE NICHT AN!", schrie Tyler laut und als ich in seine Richtung sah, erkannte ich das er von zwei Männern festgehalten wurde. Wen meint er? Die Frage hatte sich erübrigt, denn ich bemerkte wie eine Hand über meinen Rücken streichelte und nach der Scherbe griff. "Kann kurz wehtun, Süße. Aber ich mach dir den Scheiß jetzt raus.", kündigte er vorher an und ich hörte das Grinsen schon aus seiner Stimme heraus. Ich versuchte mich zu drehen, doch es gelang mir nicht. Tyler schrie immer aufgebrachter, doch auch das nützte nichts. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn in die Augen, in die Augen, die dem Jungen gehörten, den ich überalles liebe, der alles für mich riskiert und auf's Spiel setzt. Javier, zog an der Scherbe und ein schreckliches Stechen und Ziehen machte sich auf meinem Rücken breit und es wollte einfach nicht aufhören. "Die scheiß Scherbe, ist aber auch hartnäckig.", lachte er hinter mir und bewegte die Scherbe in meinem Fleisch hin und her, anstatt sie raus zuziehen, was mich schmerzvoll aufkeuchen lässt.

Desto lauter ich vor Schmerz schrie, desto lauter wurde das Lachen von Javier. Tyler schlug um sich, schrie und beleidigte die anderen, auch wenn es nichts brachte. Nach qualvollen Minuten, zog er die Scherbe endlich raus und hielt sie mir vor Augen. "Tut mir leid, Süße. Du hast es nicht verdient, aber der kleine Penner dahinten. Wenn man ihn zusammenschlägt, stört es ihn nicht halb so viel, als wenn man dir Schmerzen zufügt. Er hatte mehr Schmerzen, dich leiden zu sehen, als du selbst.", erklärte er mir, während er die Scherbe mir noch immer vor Augen hielt. "A-arschloch." War alles was ich noch raus bekam.

"Hey, hey Engel, nicht so frech, ich kann sie dir auch gerne wieder rein stecken, nur diesmal wo es ein bisschen mehr wehtut."

Einige Sekunden später, schrie Javier auf. Tyler hatte sich von den anderen zwei Männern los gerissen und schlug nun auf Javier ein. "NIE WIEDER TUST DU IHR IN EINER WEISE NOCH EINMAL WEH; ODER FÄSST SIE AN, NIE WIEDER DU WICHSER!!!", schrie Tyler aggressiv und schlug immer weiter auf ihn ein, bis die anderen lange genug zugesehen haben und ihn dann von ihm wegzehrten. "Genug Anderson, du kannst gleich bei Fernando weitermachen. Wir müssen jetzt los, damit er sie noch mal lebendig sehen kann.", provozierte ihn der eine Idiot. "Keiner von euch Drecksäcke fässt sie an! Ich trage sie!" Die anderen wiedersprachen ihm nicht und schon bemerkte ich zwei starke Hände die mich vorsichtig vom Boden aufhoben.

"Halte durch mein Engel. Wir schaffen das. Wir kommen aus der Sache raus, irgendwie Liebling, hörst du?", flüsterte er mir beruhigend zu und ich versuchte ihn ein Lächeln zu schenken. "Wie sehr ich dein Lächeln auch liebe, mein Schatz, heb es dir für später auf, es strengt dich zu sehr an, Engel."

Der Weg zurück, kam mir länger vor, als vorhin mit Tyler. Vielleicht lag es ja daran, dass es mir jetzt schlechter ging und ich nicht mehr so viel Hoffnung hatte, als vorhin als wir fast entkommen wären.

"L-Lina, ist alles okay?", fragte er besorgt und blieb sofort stehen. Ich wollte ein 'Ja' antworten, doch meine Stimme war wieder weg. Mir wurde plötzlich schwindelig, ich schloß die Augen und danach wurde alles schwarz...

*********************

Tyler's Sicht

"Lina, ist alles okay?" Sie öffnete ihre Lippen um etwas zusagen, doch im nächsten Moment schloss sie ihre Augen und ihr Kopf fiel zur Seite. NEIN! VERDAMT NEIN!!! "LINA???", schrie ich laut und sah mein Mädchen hilflos an. Keine Reaktion.

"Beruhig dich Anderson, sie atmet noch. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich, also alles gut. Chill mal, bis jetzt ist sie noch nicht verreckt.", meldete sich einer der Wichser zu Wort. Ich starrte auf ihren Brustkorb und tatsächlich atmet sie noch. Diese scheiß Angst um sie bringt mich um!

Hätte ich jetzt nicht Lina auf meinem Arm, dann hätte ich diesem Arsch die Fresse poliert, doch sie ist mir wichtiger, als Rache.
Nach qualvollen Minuten erreichten wir das Gebäude. Ich schluckte schwer, als wir auf die Tür zu gingen. Javier hielt sie mir auf und rieb sich die Hände. "Jetzt wird's spannend.", grinste er vor sich hin. Habe ich schon mal erwähnt wie sehr ich ihn hasse? Ja? Okay.

"Ach da sind ja unsere beiden Hübschen wieder.", kam es aus einen der Zimmer. Als wir es betraten ging auch schon einer der riesen Scheinwerfer an und strahlte direkt auf uns. "Fernando, ihr Zustand ist ziemlich schlecht, sie muss zu einem Arzt, sofort.", versuchte ich ihm zu erklären, doch er kennt keine Gnade. Er lässt uns, oder wenigstens nur sie nicht gehen. "Das ist jetzt nicht mein Problem, mi amigo. Sie ist stark, sie hat schon so einiges weg gesteckt.", spielte er auf die Verletzungen an, die dieser Wichser Jake ihr sonst immer zugezogen hat. Der übrigens gerade auch hier anwesend ist.

"Einige ihrer Verletzungen sind aber tief und es kann innerlich etwas verletzt sein. Dazu verliert sie zu viel Blut. Ich bleib hier, aber lass sie gehen."

Er schien es gar nicht in Betracht zu ziehen, sie gehen zulassen, ich reiche ihm wohl nicht.

"Meine Antwort ist nein. Sie bleibt hier und du genauso. Ich hab hier ein kleines Video für dich, da kannst du sehen, was sie so ohne dich erlebt hat." Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Er forderte mich auf, mich zu setzen und ich musste ihn gehorchen. Ich legte Lina neben mir auf die Couch und als nächstes stellte einer der Typen einen Laptop vor mir auf.

"Du guckst es dir bis zum Ende an, oder unser kleiner Engel da, geht mit Jake in den Nebenraum.", drohte er mir lachend.

Als nächstes begann das Video. Schon nach den ersten Sekunden, wollte ich es ausmachen und damit den Schädel von Jake einschlagen. Es spielten alles Szenen ab, in denen Lina misshandelt wurde. Dann kam die Stelle, an der er versucht hat sie zu vergewaltigen. Die Hilflosigkeit und die schreckliche Angst die ihre Augen ausstrahlen, machen mich fertig, es ist als würde ich ihren Schmerz fühlen. Und Javier hatte vorhin recht, sie leiden zusehen, bringt mich um, dagegen sind die Schläge der anderen nichts.

"Mach. Das. Aus.", knurrte ich unter zusammen gebissenen Zähnen hervor und versuchte mich zu beruhigen.
"Oh nein, schau genau hin, mi amigo." Gut gelaunt zeigte er auf den Bildschirm und stellte sich hinter mich um zu zu gucken. "Gleich kommt meine Lieblingsstelle.", deutete er lachend an und sah mit Vorfreude auf dem Bildschirm. Wie kann man nur so ein Drecksstück sein, so ein beschissener Mensch?!

Dir Stelle die er meinte, war die, was heute im Haus passiert sein muss, nachdem wir weg gefahren sind. Jake drückt Lina's Arm auf die heiße Herdplatte. Als ich sein Lachen hörte ballte ich meine Hände zu Fäuste. Ich will das dieser Typ leidet! Ich will das er noch mehr Schmerzen zugefügt bekommt, als er ihr zugefügt hat.

Ich öffnete meine Augen, als Jake's Schreie aus dem Laptop ertönen. Alejandro hat Lina vor ihm gerettet und Jake ist mit seinem Gesicht auf die Herdplatte gefallen. Dieser Alejandro, ist doch ein guter Mensch, so wie Lina immer gesagt hat. Ich bin ihm so sehr dankbar, das er für Lina da war und ihr im richtigen Moment geholfen hat. Ich werde ihm auf ewig dankbar sein, und das werde ich ihm auch noch sagen. Was er getan hat, das hätte keiner von den anderen ganzen Arschlöchern gemacht.

"Achja, unser Alejandro. Er ist das komplette Gegenteil von seinem Vater, er hatte recht, sein Sohn ist wirklich nutzlos." Fernando klappte den Bildschirm runter und sah mich an.

"Er ist nicht nutzlos, er ist mutig und hat noch ein Herz. Er ist ein guter Mensch im Gegensatz zu euch anderen. Vor allem dieser Wichser dahinten!", ich deutete auf Jake der mit Karin weiter hinten stand und sein halbes Gesicht verdeckte. Lebenslang wird es ihn daran erinnern, was er getan hat.

"Bla bla bla..er ist ein Weichei, ein totaler Idiot.", murmelte Fernando abweisend. "Darum brauch ich ihn auch nicht weiter. Er hat uns verraten und IHR geholfen, was komplett falsch war."

"Er wird sich darüber freuen, dass du ihn nicht mehr brauchst und er nicht mehr so etwas unterstützen muss.", sagte ich wahrheitsgemäß und Fernando schüttelte nur den Kopf.

"Anderes Thema. Was machen wir nun mit dir? Lina hatte die Anweisung bekommen, niemanden hier von zu erzählen und hat es trotzdem getan.", sagte er Vorwurfsvoll und schaute zu ihr rüber.

"Das hätte sie nicht brauchen. Es hätte vielleicht eins zwei Tage noch gebraucht, dann hätte ich es selbst gewusst. Ich war schon sehr nah dran."

"Dann hat diese dumme Kuh nicht richtig aufgepasst und zu viel von sich preisgegeben, ich sag ja kleine Schlampe!"

"SIE ist KEINE Schlampe, also hast du nicht das recht sie so zu nennen, du Arschloch!", sagte ich aufgebracht und hätte ihm am liebsten eine verpasst.

"Okay Anderson, du wirst mir zu aufmüpfig, ich habe gerade entschieden was wir mit dir machen. Zeugen sind schlecht, also musst du sterben." Ein breites Grinsen zierte wieder sein Gesicht und seine Goldzähne kamen zum Vorschein.

"Nein." Es war nicht ich, sondern Lina die auf einmal wieder wwch geworden ist. Mit aller Kraft setzte sie sich auf und zog mich dichter zu sich um sich auf meinen Schoß zu setzen ihre dünnen Arme umschlossen meinen Körper fest. Es muss ihr viele Schmerzen bereiten. "Nein, er stirbt nicht. Nein, nicht Tyler!", weinte sie erneut und schmiegte sich an mich.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top