72. Kapitel

Lina's Sicht
 
Noch immer saß ich regungslos in meinem Auto und starrte auf das Gebäude, indem meine ach so tolle 'Mutter' sich gerade wieder ihren Akten widmet. Wie kann ich ihr nur so egal sein, ich verstehe es einfach nicht. Das vibrieren meines Handys riss mich aus meiner Starre. Seufzend nahm ich es vom Beifahrersitz und entsperrte die Displaysperre. Ich habe mit einer Nachricht von Caithy gerechnet, oder vielleicht Tyler, aber es war ein verpasster Anruf von einer unbekannten Nummer. Wer war das bloß? Die Frage wird sich gleich klären, da jetzt in diesem Moment wieder die Nummer auf dem Display erscheint. Ich atmete tief durch, bevor ich den Anruf entgegennahm.

>>Hallo?<<

>>Ach hallo, meine Süße. Schön deine Stimme mal wieder zuhören.<<

>>Wer ist da?<<

>>Ein alter Bekannter. Ist alles okay? Wie ich hörte hattest du eine nervenaufreibende Nacht hinter dir.<<

>>W- Wer bist du??? Ich wüsste nicht wovon du sprichst.<<

>>Wer ich bin? Das wirst du noch erfahren, mi ángel. Dazu kommt, das du mir vertrauen kannst. Außerdem bin ich dein 2. Retter, dafür muss ich nur deinen ersten wegschaffen.<<

>>Welchen ersten Retter? Ich brauche keinen verdammten Retter!<<

>> Ich werde ihn einfach das Hirn wegschießen. (Gelächter) Na ich muss dann auch wieder. Wir hören uns wieder, versprochen, mi carino.<<

>> Du willst mich doch verarschen. Scheiße nein, ich glaube nicht das wir uns wieder hören! Wähle nie wieder meine Nummer.<<

Perplex legte ich auf und bemerkte das ich eine Gänsehaut hatte. Was war das für ein verwirrendes Gespräch? Dasschlimmste ist,dass dieser Typ sich nicht verwählt haben kann, er wollte mich sprechen. Denn die Stimme kam mir bekannt vor, von irgendwo her, nur ich erinnere mich nicht mehr daran. Egal wie stark ich nachdachte, ich kann sie zu keiner Person zu ordnen. Als mein Handy wieder begann zu klingeln, zuckte ich zusammen, ich achtete gar nicht auf die Nummer, sondern hielt es mir gleich ans Ohr.

>>Du kleine dreckige Schlampe! Was erzählst du deiner Mutter so einer Scheiße! Warte du mal ab, bis du nach Hause kommst. Und dieses Mal läuft es anders, das verspreche ich dir, Miststück.<<

Mir wurde von einem Moment auf den anderen schlecht. Es war Jake's Stimme am anderen Ende der Leitung. Ohne zu antworten, legte ich auf. Karin hat ihn angerufen und ihm erzählt das ich bei ihr war und geschildert habe was vorgefallen ist. Wenn sie mir sowieso nicht glaubt, wieso muss sie ihn dann auch noch anrufen? Ich hasse ihn und sie langsam auch. Fest steht, dass ich jetzt garantiert nicht nach Hause fahr. Nachdem was er am Telefon gedroht war, wartet er nur darauf das ich nach Hause komme und da Karin garantiert wieder bis spät Abends im Büro blieb, wären wir wieder alleine und er hat garantiert schon alles geplant. Seit gestern Abend fühl ich mich so anders, so dreckig, als würde er noch immer meinen Körper berühren. Warum musste ich alles immer wieder durchleben? Warum musste ich immerzu wieder alles vor mir sehen?
 
Da ich nicht nach Hause kann und Tyler nicht abhob, werde ich heute im Auto schlafen. Caithy ist heute beim Familienessen und Tyler, wie gesagt er nimmt nicht ab. Außerdem war es vielleicht auch gut so, denn irgendwann geh ich ihm auch mal auf die Nerven, wenn ich jeden Tag bettel das ich dort schlafen kann. Und das will ich nicht. Ich habe Angst davor, das ich ihm irgendwann zu viel werde und er sich von mir entfernt. Wenn ich nur daran denke versetzt es mir in ein Stich in meinem Herzen. Ich hab Angst ihn zu verlieren.

Ich fuhr wieder zum See, weil es der erste Ort war, der mir einfiel. Still ging ich den Pfad entlang und setzte mich wieder auf dem Steg. Ich genoss die Stille, auch wenn es schöner wäre, jetzt hier in Tyler's Armen zu zu sitzen, oder mit Caithy hier jetzt zu reden und zu lachen. Sie ist mir wichtig geworden und es fühlt sich verdammt schön an, wieder eine allerbeste Freundin zu haben. Jemand mit den man über jeden Mist lachen kann, auch ohne einen Grund zu haben. Jemand mit den man über Jungs, die Liebe und das Leben reden kann. Jemanden mit dem man stundenlang Filme und Serien schauen kann. Jemanden mit dem man auch mal Party machen kann. Ich brauchte nicht jemanden, sondern Caithy. Wir passen zusammen wie zwei Puzzleteile. Wir sind auf einer Wellenlänge und ich liebe sie schon wie eine Schwester. Alice hatte sich immer nur für ihre eigenen Probleme interessiert, wenn ich etwas hatte, hörte sie kaum richtig zu. Und als dann die Trennung meiner Eltern war und ich mein Daddy nicht mehr fand, war das für sie der Zeitpunkt zu gehen, weil es nicht um sie ging. Weil ich fertig mit meinen Nerven war, am Ende und am Boden zerstört. Ich war traurig und sie konnte mit meiner Stimmung nicht umgehen. Und das tat weh, das gab mir noch den Rest, als sie dann auch noch weg war. Aber jetzt wo ich Caithy kenne, weiß ich das das damals nie eine richtige Freundschaft zwischen Alice und mir war. Caithy zeigt mir was eine Freundschaft ausmacht. Das man sich auch für den anderen interessiert und nicht für sich selbst. Es ist ein Geben und Nehmen.

Ich saß seit einigen Minuten hier, als mein Handy vibrierte. Es war mein Chef. Er wollte das ich kurz im Sportgeschäft und danach noch für eine Weile im Lokal aushelfe. Ich freute mich das er anrief, so hätte ich Ablenkung und wäre nicht die ganze Zeit alleine und müsste die Stunden mit nachdenken verbringen.

-
"Hey Kleine.", grüßte mich Wesley und umarmte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam. "Hey Großer. Ich krieg kaum noch Luft.", lachte ich und befreite mich aus der Umarmung. "Wie geht's dir?", fragte er nach und nahm mir meine Jacke ab. "Ganz okay und dir?", wollte ich wissen. Er grinste mich an. "Ganz gut. Sag mal Kleine, du wirst ja immer schöner. Du machst ja noch die ganze Männerwelt verrückt.", grinste er und sah mich von oben bis unten an. Ich musste lachen und schlug ihm auf die Schulter. "Schleimer.", lachte ich und er wuschelte mir durch's Haar. Das macht er immer. IMMER wenn ich hier bin und das ein paar mal. Ích hasse es und er weiß das ich es hasse. Darum macht er es auch ständig.

Wesley ist übrigens ein guter Freund geworden. Damals war ich oft im Sportgeschäft eingeteilt als ich hier anfing zu arbeiten und ich war oft traurig auch wenn ich versuchte es zu verbergen. Er versuchte mich immer aufzumuntern und brachte mich zum lachen. Er ist wie der große Bruder für mich, den ich nie hatte. Er war ein großartiger Mensch und ein sehr humorvoller noch dazu.

"Alsooooo Kleine, wir haben vorhin eine neue Lieferung bekommen. Es wäre gut, wenn du die Herrenschuhe ein sortieren könntest. Ich kümmere mich um die Frauenabteilung.", grinste er und sah mich an. "Sag mal, wollen wir nicht tauschen?", fragte ich nach und zeigte auf die Damenschuhe. "Nein wollen wir nicht. Ich muss mich um die schönen Frauen kümmern und sie beraten, verstehst du?" Er zog beide Augenbrauen nach oben und grinste noch immer über beide Ohren. "Ich vertsehe schon.", lachte ich und nahm mir einige Kartons vom Stapel. "Hey und ich hab dich im Auge. Finger weg von den bösen Jungs.", sagte er mit zusammengekniffenen Augen und wedelte mit seinem Zeigefinger hin und her. "Und du dich von den böööösen Frauen.", ahmte ich ihn nach und wackelte genau wie er mit meinem Zeigefinger. Er fing an zu lachen und wir beide begannen dann mit der Arbeit.

Ich hatte den Großteil der Schuhe schon ein sortiert als eine Gruppe Jugendlicher den Raum betrat. Da sie mit den Rücken zu mir standen, konnte ich ihre Gesichter nicht erkennen. "Hey, kann ich euch vielleicht weiterhelfen?", fragte ich nach und setzte ein freundliches Lächeln auf. Alle 5 drehten sich zu mir um und sahen mich an. Dann breitete sich ein breites Grinsen im Gesicht von drei von ihnen aus und ich wurde von jedem in eine Umarmung gezogen. Erst von Darren, dann von Kyle und dann von Tyler, der mich noch immer festhielt. Die anderen beiden kannten mich nicht und sahen mich verwirrt an.
"Ich bin eine Freundin von den dreien hier. Wir gehen in eine Klasse.", erklärte ich den anderen zwei. Erst jetzt fiel mir die Ähnlichkeit auf, sie waren Brüder.

"Und wer bist du Schöne?", fragte Jason war es glaub ich mich. "Ich bin Lina.", lächelte ich ihn freundlich an. "Schöner Name, wunderschöne Frau.", stimmte Damian seinem Bruder zu. "Dankeschön.", grinste ich schüchtern. "Und was macht ihr hier?", fragte ich an die fünf gerichtet um das Thema zu wechseln. "Ich wollte mir die Schuhe hier von der Nähe an gucken.", sagte Kyle und zeigte auf ein Paar Nike Air's. "Und ich wollte natürlich nur dich sehen.", grinste Darren mich an. "Du Charmeur.", lachte ich. Auf einmal wurde ich nach hinten gezogen und mich umschlungen zwei breite Arme. "Alles okay hier, Kleine?", hauchte Wesley mir ins Ohr, der nun hinter mir stand. "Jap, hab hier alles im Griff, Wes.", sagte ich während ich hoch zu ihm schaute. "Du hast die Männer im Griff.", grinste er noch immer. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand wieder in seine Abteilung.

"Ich geh dann mal bezahlen.", murmelte Kyle und wurde von den anderen zur Kasse begleitet. Außer einer blieb stehen. Tyler. Ich sah ihn fragend an, doch dann wurde ich auch schon unsanft an meinem Oberarm vor dem Laden gezogen. Und in einer Niesche an die Wand gepresst.
"Wer war das?", knurrte er.
"Wesley. Warum??", fragte ich verwirrt. Erst jetzt fiel mir an, warum er so wütend war. Wes hatte mich umarmt, Kleine genannt, einen Kuss gegeben..er denkt doch nicht etwa...
"Ach Wesley also!", sagte er aufgebracht. Man, er soll sich mal abregen.
"Ja Wesley, ein guter Freund und Arbeitskollege.", seufzte ich genervt und verdrehte die Augen.
"Ich will nicht, das du was mit dem hast!", schrie er noch immer wütend. "Du Idiot denkst doch nicht ehrlich das ich was mit Wes habe. Wir sind NUR Freunde! Er ist wie ein Bruder!" ,schrie ich zurück, weil ich nun endgültig genervt war. Dann drückte er seine Lippen fest gegen meine und begann mich stürmisch zu küssen. Ich erwiderte den Kuss und ließ meine Hände zu seinen Haaren wandern und zog leicht an ihnen. Er hielt mich noch immer fest umschlungen. Wieder spürte ich das Kribbeln im Bauch, wie jedes Mal wenn er mich küsste oder nur berührte, es reichte schon wenn er mich ansah.

"Bis morgen.", lächelte er gegen meine Lippen. "Bis morgen.", stimmte ich ihm zu. Er sah mir noch einmal tief in die Augen und bevor er dann widerwillig sich von mir entfernte, gab er mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich vermisse dich jetzt schon.", murmelte er und als er bemerkte das er dies laut aussprach, schaute er peinlich zu Boden und verschwand schnell um die Ecke.

-
"Wow..das war ein heißer Kuss. Man Kleine, du bist gar nicht so unschuldig wie alle denken.", lachte Wesley mich an, während ich wieder im Geschäft stand. Ich bemerkte wie meine Wangen rot anliefen. "Verdammt was meinst du Wes?", fragte ich nach und sah zu Boden. "Ich hab alles gesehen. Du klebtest an der Scheibe von unserem Aufenthaltsraum.", lachte er und hielt sich den Bauch, als er bemerkte wie peinlich mir die ganze Situation war. Kacke, wie konnte ich nicht bemerken, dass es der Aufenthaltsraum war, wo Tyler mich ran gedrückt hatte. "Ach ist das süüüüß, wenn du sooooo rot wirst!", grinste er und zog mich in eine Umarmung. "Hör bloß auf.", murmelte ich an seiner Schulter.

Dafür das ich die Tage nichts gepostet hab, bekommt ihr ein längeres Kapitel heute. 🙊

Sorry nochmal💕

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