63. Kapitel
Lina's Sicht
Ich weiß nicht,wie lange ich jetzt schon hier stehe, ich weiß nur das ich mich noch immer nicht beruhigt habe. Schluchzend saß ich im Auto und bekam noch immer schlecht Luft. Aus Reflex, fasste ich mir an den Hals, wo er mich vorhin noch gewürgt hatte. Es war noch immer das Gefühl da, als würde er immer noch seine Hände um meinen Hals schlingen.
Ich brauche jetzt frische Luft, vielleicht hilft es etwas frische Abendluft zu atmen.
Ich nahm meine Jacke von der Rückbank, die Tyler gehörte und die ich noch immer bei mir hatte. Irgendwie fällt es mir schwer, seine Sachen ihn wieder zurück zugeben. Ich habe das Bedürfnis, etwas von ihm bei mir zu haben, wenn er es nicht ist, dann wenigstens seine Sachen. Das Bedürfniss sie zu behalten, sie an mir zu tragen . Ich fühle mich gut in ihnen, irgendwie sicher. Und sein Duft beruhigte mich, auch wenn er nur noch ganz dezent zu riechen war, da seine Kleidungsstücke so langsam meinen Duft angenommen haben.
Ich stieg aus und ging den kleinen Pfad entlang, es war zwar dunkel, doch es schien der Vollmond und beleuchtete die Gegend. Der Park war sehr schön, wenn er durch das Mondlicht erhellt wird. Warum war ich noch nie im dunklen hier? Sonst immer nur tagsüber. Nach kurzer Zeit kam ich dann schon an dem kleinen See an, auf dem das Mondlicht wunderschön glitzerte. Ich setzte mich auf dem kleinen Steg, und starrte auf das Wasser. Ich sah wieder die ganzen Bilder von heute Abend vor mir und wieder floßen die Tränen unentwegt über meine Wange. Ich kann da heute nicht mehr hin. Ich kann nicht nach Hause. Ich kann einfach nicht, ich schaffe es nicht. Nicht noch einmal kann ich die Nacht mit ihm alleine sein. Ich kann nie wieder mit ihm alleine sein. Doch würde es etwas ändern, wenn meine Mutter da ist? Würde Karin überhaupt dazwischen gehen? Würde sie überhaupt irgendeine Reaktion zeigen? Oder würde sie es einfach ignorieren, so wie wenn er mich schlägt? Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob meine Mutter etwas unternehmen würde, wie soll ich dahin zurück? Am Freitag, habe ich Geburtstag. Niemand weiß es, weder Caithy, noch irgendeiner aus der Schule. Seit dem wir von Zuhause ausgezogen sind, was seit vorrige Woche Montag, dann genau 3 Jahre her ist, feiere ich meinen Geburtstag nicht mehr. Mein Daddy war der einzige, der an jedem Geburtstag für mich da war und mir einen schönen Tag gemacht hat. Und Alice. Ja, als ich 11, 12, 13 und 14, war, war auch sie an meinem Geburtstag da. Außer ihr, weiß niemand das ich Geburtstag habe, selbst sie wird es inzwischen vergessen haben, warum auch nicht? Wir waren nicht mehr befreundet und selbst meine eigene Mutter, hat meinen Geburtstag vergessen, nie hat sie mir gratuliert, weder zu meinem 15., noch zu meinem 16., da Daddy nicht mehr da war, war niemand mehr, der mir gratuliert hat. Das wird also an meinem 17. nicht anders sein. Ich weiß noch nicht, was ich an diesem Tag mache, feiern auf alle Fälle nicht.
Am Freitag ist es dann noch genau 1 Jahr bis ich endlich ausziehen und für immer von diesen Menschen verschwinden kann. 365 Tage, sind es dann, bis ich sie endlich nie wieder sehen muss. Doch es sind auch noch 365 Nächte... 365 Nächte, in denen sonst was passieren kann.
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Tyler's Sicht
Ich lag gerade in meinem Bett und hörte Musik, als ich eine SMS bekam, ich wusste schon von wem sie war. Fernando. Seufzend öffnete ich die Nachricht.
>>So mi amigo, da bin ich wieder. Also du beantwortest mir jetzt folgende Fragen.
-Wielange kennst du Lina schon?
-Spricht sie von ihrem Vater?
-Hat sie dir erzählt, ob sie inzwischen weiß, wo er lebt?
-Mit wem hat sie außer dir sonst so Kontakt?
-Woher wusste sie, wo sie dich in der Nacht zu finden hat?
Das ist Teil 1. Beantworte mir die Fragen und ich sage dir, wo du deine Kleine Prinzessin weinend vorfinden kannst und den Helden für sie spielen kannst. Falls nicht, dann kann ich das für dich übernehmen, ich wüsste auf alle Fälle mit was ich sie ablenken kann..;) <<
Dieser Wichser!! Woher weiß er wo sie ist? Wieso weint sie?? Scheiße man, was ist los!!! Vielleicht ist es auch nur eine Falle, einfach nur eine Verarschung, weil er denkt, dass ich ihm so antwortete. Doch ich musste es riskieren. Es ist mir scheiß egal, ob es eine Falle ist oder nicht, ich werde dorthin fahren, wenn auch nur die klitze kleinste Möglichkeit bestand, das Lina dort ist. Also schrieb ich ihn zurück.
>> 1. Ich gehe auf die selbe Schule und in ihrer Parallelklasse, seit 2 Jahren, glaub ich. Seit kurzem in der selben Klasse.
2. Nein, den hat sie bei mir noch nicht erwähnt, dachte bis vor kurzem noch, dass er bei ihr lebt.
3. Nein, wie gesagt, sie redet nicht von ihm.
4. Ich habe noch geschafft, ihr eine SMS zu schreiben, wo ich bin. Somit wusste sie, wo sie mich finden kann.
Und jetzt sag mir wo sie ist!! Woher weißt du dies überhaupt?! Ich dachte sie sei Zuhause???<<
Ich drückte auf senden, ich weiß das einiges gelogen war, doch irgendetwas stimmt da nicht, es muss mit ihrem Vater zu tun haben. Darum log ich auch, dass sie nicht davon sprach, das tat sie, doch das word niemand von mir erfahren. Ich werde dieses Mädchen, mit allem was ich habe beschützen.
Nach einer Minute, kam dann auch die Antwort zurück.
>> Glaub nicht, dass das schon alles war, das war gerade mal der Anfang. Doch für heute genug. Schön zu wissen, dass du kooperierst.
Sie ist im Park, den der am See liegt, etwas außerhalb des Zentrums. Sie sitzt da wie ein kleines Häufchen Elend auf dem Steg rum. Beeil dich lieber, bevor ich ihr das Hirn raus vögel. ;D
*Bild*
Guck mal, diesem Anblick kann doch kaum jemand wiederstehen, hm?! <<
Als ich das Bild sah, welches er schickte, rastete ich aus. Dieses miese Stück Scheiße! Ich will das er tot ist, für das was er Menschen an tut, für das was er mir an tat, und für das wie er über mein Mädchen sprach, auch wenn sie meines nicht ist, wünsche ich es mir, seit gestern Nacht, als sie neben mir lag.
Doch daran kann ich jetzt nicht denken! Ich zog mir meinen Hoodie über und rannte die Treppen runter, dort schlüpfte ich in meine Schuhe und stürmte zum Auto. Ich fuhr aus unserer Einfahrt und blieb vor der Straße stehen. Wenn ich jetzt zu ihr fahre, was soll ich ihr als Antwort geben, wenn sie fragt, woher ich weiß, wo sie ist?
Ich kann ihr nichts von dieser SMS sagen, sie ist schon traurig und aufgelöst, da kann ich nicht auch noch damit kommen. Doch da kam mir eine andere Idee. Ich werde sie einfach anrufen.
Ich wählte die Nummer und nach dem 3. Klingeln nahm sie auch ab.
>>Tyler?<<, krächzte sie ins Telefon. Ihre Stimme klang brüchig.
>>Lina, was ist los? Du hörst dich an, als würdest du weinen.<<
>> N- nein, alles o-okay.<<
>>Babe, ich kenn dich..sag mir wo du bist.<<
>> Ty, es ist alles o-okay, wirklich.<<
>>Ist es eben nicht! Jetzt lass mich doch einfach für dich da sein, ich hab es auch zu gelassen, dass du für mich da warst, jetzt lass mich für dich da sein! Ich fahr jetzt zu dir nach Hause.<<
>>Scheiße Tyler, n-nein. Ich b -bin nicht Zuhause, i -ich bin im Park am S-See.<<
>>Ich bin gleich bei dir, du bist ab jetzt nicht mehr alleine, Süße. Ich bin für dich da. Ich leg jetzt auf, bis gleich Babe.<<
Am Telefon hörte sie sich schon schrecklich verweint an, ihre Stimme brach einige Male ab. Ihr geht es wohl sehr schlecht, was mich aus Sorge um sie nur noch schneller fahren lässt. Auf dem Parkplatz parkte och neben ihrem Wagen, der als einziges Auto hier stand.
Am See erblickte ich sie auf dem nassen Steg sitzen. Die Beine angezogen, den Kopf auf den Knien gelegt. Ich will sie einfach nur noch im Arm halten. Mit schnellen Schritten, lief ich auf sie zu, setzte mich neben ihr, was sie kurz zusammen schrecken ließ. "Du bist da.", flüsterte sie verweint. Ich rückte näher an ihr ran, zog sie seitlich auf meinem Schoß und drückte sie nah an mich. "Ja, das bin ich. Das werde ich auch immer sein.", hauchte ich in ihr Ohr und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.
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