23. Kapitel


Lina's Sicht

Es war ein verrückter Vormittag und der Nachmittag wurde noch verrückter. Ich fuhr gerade zum Einkaufszentrum, als ich eine Nachricht rein bekam, wo ich heute aus zu helfen habe.
Es war bereits 17:30 weshalb es sich nicht mehr lohnte in den anderen Geschäften aus zu helfen, deswegen war ich heute im Lokal  eingeteilt. Ich war glücklich, dass ich noch andere Sachen zum anziehen im Spind hatte. Ich ging auf die Toiletten und steckte mir die Haare hoch und erneuerte mein Make up. Dann zog ich mir die Sachen aus meinem Spind an, da ich nicht mit Tyler's Shirt im Lokal arbeiten könnte. Daher zog ich mir eine dunkle Jeans an und darüber ein weißes langärmliges Hemd, welches ich in die Hose steckte.

"Hey Lina, die Bude wird heute brummen, da können wir jede helfende Hand gebrauchen, ich bin froh das du heute hier bist." Ich lächelte ihn an und fing dann an die ersten Bestellungen auf meiner Seite aufzunehmen. Sofie bediente die anderen Tische. Wir arbeiteten schon des öfteren zusammen, verstanden uns gut und waren ein eingespieltes Team.

"Oh hallo schönes Fräulein." Die älteren Herren waren oft zu  'charmant' zu uns Mädels. Und das hier war mal wieder einer von vielen. Er hatte schwarzes Haar, etwas dunklere Haut, (ich denke spanischer Herkunft), ungefähr Mitte 40 und als er sprach, blitzten einige Goldzähne auf. Jup, der Typ hatte Kohle... 
"Was darf ich ihnen bringen, Sir?" Natürlich fiel es uns auch ab und an mal schwer freundlich zu sein, doch Freundlichkeit hatte in diesem Job oberste Priorität. "Mmh, bei Ihnen fällt es mir schwer mich nur auf die Speisekarte zu konzentrieren." Bah, ich hasse es wenn ein Mann so schmierig zu einem ist. Sei freundlich Lina, bleib immer schön freundlich.
"Oh das tut mir leid, wenn ich sie abgelenkt haben sollte. Ich lasse sie noch ein wenig allein, dass sie sich in Ruhe mit der Wahl ihrer Mahlzeit beschäftigen können."
Natürlich passte ihm meine Antwort nicht, ich schenkte ihn mein freundlich aufgesetztes Lächeln und verschwand nach hinten in die Küche.

Dort wartete ich bis Alejandro mir das Essen reichte. Er war noch ziemlich jung und war Mexikaner. Er schien diesen anderen Typen zukennen, da ich bemerkte, dass er ihn vorhin grüßte.

Da ich mich nicht länger hier verstecken konnte, nahm ich die Teller entgegen, setzte mein Lächeln auf und dann ging es weiter mit der Arbeit. Ich bediente das ältere Pärchen, was sich nach so vielen Jahren noch immer verliebt in die Augen sah. Sie kamen öfter hier her, daher kannte ich sie schon und die beiden erzählten mir schon die ein oder andere Geschichte aus ihrem Leben. Ich finde es so schön, wie die beiden Zusammen alt geworden sind, dass nichts ihre Liebe zerstört hatte und die beiden sich noch immer liebten. Es war schwer vorstellbar, dass ich auch mal so einen Jungen kennenlerne, der mit mir zusammen alt werden will.

"Hallo Lina, schön dich wieder zu sehen." Grüßte mich Ms. Steel freundlich. "Die Freude ist ganz meinerseits. Es ist schön sie beide mal wieder hier begrüßen zu dürfen. Wie geht es Ihnen beiden?" Die beiden schenkten mir ein liebevolles Lächeln, bevor ihr Mann mir antwortete. "Ach weißt du Kleine, es geht uns ganz gut. Abgesehen von den Problemen die in unserem Alter dazu kommen." Seine Frau stimmte ihn mit einem Nicken zu. "Schön zuhören, dass es ihnen beiden gut geht. Und hier ist euer Essen." Mit einem ehrlichen Lächeln stellte ich die Teller ab und musste mich leider wieder dem schmierigen Kerl zu wenden.

"Na, haben sie sich schon entschieden was ich Ihnen bringen kann?"
Er schenkte mir sein schmieriges Grinsen und ich musste mich zusammen reißen nicht mein Gesicht angeekelt zu verziehen.
"Wenn ich dich nicht mitnehmen kann, dann hätte ich gerne die Pilzravioli. Du kannst es dir ja nochmal überlegen Süße."
Wieder erinnerte mich, meine Innere Stimme daran, freundlich zu bleiben.
"Okay, dann bringe ich Ihnen gleich ihr Essen." Ich betonte das Wort Essen deutlich, damit er an nichts anderes dachte.

Auch wenn es solche perversen Typen hier gibt, machte Das Kellnern mir Spaß. Vor allem der Kontakt mit den verschiedensten Menschen und was sie zu erzählen hatten. Meine Schicht ging dem Ende zu. Ich kassierte noch die letzten Tische ab, als Thomas mich abwechselte. Er stand schon seit einer ganzen Weile auf mich, doch mehr als Freundschaft war für mich nicht drin. Ich war froh das er es akzeptierte und auch wenn ihn ab und an mal etwas sagte, was mehr als freundschaftlich war, war er ein guter Junge.

Ich umarmte ihn zum Abschied und dann ging ich nach hinten zu meinem Spind um mich wieder umzuziehen. Mit Tyler's T-Shirt und darüber seiner Jacke ging ich nach draußen. Es war schon dunkel und etwas frisch geworden, weshalb ich seine Jacke noch fester um mich schlung.

Auf einmal wurde ich von zwei Händen an der Hüfte nach hinten gezogen. Als ich in das Gesicht des Typen's sah, blitzten einige Goldzähne im Mondschein auf. Oh nein! Bitte nicht dieser schmierige Typ!
"Wohin des Weges, Mäuschen? Schon Feierabend?" Noch immer war dieses eklige Grinsen in seinem Gesicht.
"Wenn sie mich jetzt BITTE loslassen würden?!?! Mein Vater holt mich ab und ich müsste jetzt zum Auto, bevor er noch ungeduldig wird und mir wieder entgegen kommt." Jetzt wich sein Grinsen aus seinem Gesicht und er machte einen Schritt nach hinten.
"Na dann ein andern Mal, muñeca!" Dann verschwand er und ich lief zu meinem Auto. Noch immer zitterte ich am ganzen Körper, was jetzt nicht nur an der Kälte lag. Dieses eklige Arschloch! Sofern er noch einmal auftaucht, wenn ich da arbeite, dann lass ich Sophie oder Thomas, jedenfalls denjenigen mit dem ich gerade Schicht habe, ihn bedienen. Ich werde es garantiert nicht mehr tun und mich von dem Typen, soweit wie möglich fernhalten.

Erst als ich Zuhause war beruhigte sich mein Körper etwas. Ich ließ mir warmes Wasser ein und legte mich in die Badewanne.
Ich war gerade etwas eingeschlummert, als die Tür auf sprang. "WAS WILLST DU HIER DRIN?!? BITTE, GEH RAUS!! DU SIEHST DOCH DAS ICH BADE!!!"
Doch dieses Arschloch machte keine Anstalten, mein Badezimmer zu verlassen. Hatte ich nicht abgeschlossen?? Eigentlich doch schon, fragt sich dann nur wo er den Schlüssel her hat??
" Sei froh, wenn dich Schlampe überhaupt einer an guckt!" Sagte er mit lallender Stimme, was hieß das er betrunken war und kam auf mich zu. Oh nein!! Bitte, bitte mach das er geht. Ich griff aus Verzweiflung nachdem Handtuch, was ich glücklicherweise dicht bei mir zu hängen hatte und schlang es mir so um meinem Körper, das er nichts sehen konnte. Das gefiel ihm nicht, daher holte er zum Schlag aus, doch traf ins Leere. Ich sprang aus der Wanne und stellte mich in die hinterste Ecke des Badezimmers. "Hiiiiilfeeee!! Kaaaaaaaaaaaarin hol deinen verdammten Mann aus meinem Badezimmer!!" Ich schrie so laut, das sie mich hören musste.

Er torkelte in der Zeit in mein Zimmer und als ich gerade dachte, er verpisst sich, kam er mit einer Schere von mir wieder. Fuck!
Ich verkroch mich wieder in die hinterste Ecke und betete, das endlich meine scheiß Mutter auftaucht und ihm hier wegholt.
Er kam immer dichter und dann passierte es, er wollte mir in den Bauch stechen, doch ich drehte meinen Körper so zur Seite, das er 'nur' meinen Arm traf.

Da er betrunken war, schaffte ich es ihm die Schere aus der Hand zu nehmen und durch meine Berührung wich er einen Schritt nach hinten. Jetzt erst spürte ich den stechenden Schmerz, der meinen ganzen Arm brennen ließ. Es fühlte sich an, als hätte ihn jemand angezündet, so sehr brannte er. Vor Schmerz winkelte ich ihn an und presste ihn dicht unter meiner Brust. Ich sah kurz an mir runter, und erblickte wie sich mein eben noch weißes Handtuch blutrot färbte.

Währenddessen sprang die Tür auf und meine 'Mutter' kam ins Badezimmer. "Jake was ist passiert, hat sie dir weh getan?" Was hat sie da gerade gesagt?? Ob ICH, IHN weh getan habe??? Wie kann sie nur, war er der jenige mit dem Blut durchtränkten Handtuch. "Was hast du da gesagt Karin? Ob ICH ihn WEHGETAN habe?? Ich hasse dich. Ich hasse dich. Ich hasse dich!!!" Mit tränen verschleierter Sicht konnte ich sehen, dass Jake vor ihr schon längst aus dem Zimmer gegangen sein muss und sie gerade ohne ein Wort die Tür hinter sich schloss und auch verschwand.

Ich weiß nicht ob ich vor Schmerzen so sehr Weine, oder über die Worte von Karin, ich nenne sie nicht mehr Mutter, denn das war sie nicht mehr für mich. Sie ist eine fremde Frau geworden.
Ich kann dieses Leben hier nicht mehr lange aushalten. Falls ich hier überhaupt noch lebendig rauskomme, heute hat er zwar mein Arm getroffen, (zwar hatte er ein anderes Ziel gehabt), doch wer weiß was es beim nächsten Mal ist. Das Herz? Der Kopf?

Natürlich konnte ich nicht schlafen. Die Stichwunde war ziemlich groß, doch ich kann nicht zum Arzt sie nähen lassen. Erstmal hoffe ich, dass es sich nicht entzündet und von alleine verheilt. Ich machte mir 2 Kompressen übereinander, falls es wieder zu bluten anfangen sollte und darüber eine dunkelblaue Klettbinde. Ich habe über die blauen Flecke und der Schwellung am Arm schon vorher in der Schule eine Binde getragen, da die anderen dachten das die Verletzung von den Typen aus dem Club kamen, würde es nicht weiter auffallen.

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