Kapitel 9
Erschöpft blieb ich stehen. Ich hatte so langsam Seitenstiche und meinem Rücken hat das Laufen auch nicht gerade gut getan. Ich wartete darauf das sich mein Herzschlag wieder beruhigte und meine Atmung sich wieder normalisiert. Mit meinem Ärmel wischte ich mir die letzten Tränen ab. Ich hätte heute Zuhause bleiben sollen.
"Man, ich dachte du bleibst nie stehen!Es tut mir leid, ich wusste nicht das deine Mutter nicht mehr lebt." Ruckartig bewegte ich meinen Kopf zur Straße. Tatsache er ist es schon wieder. Bald drehe ich durch.
"Sag mal willst du mich verarschen?" Fassunglos starre ich ihn an.
"Nein, natürlich nicht. Du bist aber ein angeschossenes Reh und als verantwortungsvoller Mensch, darf ich dich nicht weiter durch die Gegend laufen lassen.", grinste er, aber versuchte im nächsten Moment wieder ernst zu gucken.
"Das du mich gerade als 'Tier' bezeichnest ist dir schon klar ja?! Aber davon mal abgesehen, wieso sollte ich mich von dir nach Hause fahren lassen?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Das betont deine Brüste.", er sah auf meine verschränkten Arme und sofort nahm ich sie wieder runter und sah ihn fragend an. "Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Und du solltest dich nach Hause fahren lassen, weil es dir nicht gut geht und ich nehme an du kein Bock hast noch ewig zu laufen." Damit lag er richtig. Zu Fuß würde ich bestimmt noch eine Stunde brauchen um Zuhause anzukommen. "Und wie kann ich mir sicher sein dass du mich nicht bei der nächsten Ampel runter schmeißt?" Er lachte, obwohl es gar nicht so abwegig war, ihm traue ich das zu. "So schlimm bin ich nun auch nicht Elizabeth!" Genervt stöhnte ich auf, bei der Art wie er wieder mit Absicht meinen Namen in die Länge zog. "Lizzy, ich meinte Lizzy.", verbesserte er sich und reichte mir einen Helm. Zögernd griff ich danach und betrachtete ihn. "Kannst du mich anstatt nach Hause zu Bonnie fahren? Ich muss ihr was vorbeibringen." Er nickte und fragte nach der Adresse. Ich setzte den Helm auf, doch waren die Bänder zum schließen zu lang. Er zog mich an den Armen dichter zu sich ran, sodass ich zwischen seinen Beinen stand. Er griff nach den Bändern und stellte die so ein, dass der Helm jetzt gut passte. Wäre es mir besser gegangen dann hätte ich es nicht in Betracht gezogen mich von ihm nach Hause fahren zu lassen.
Ich nahm mir fest vor Abstand zu halten, doch bei seiner Fahrweise war es mir nicht möglich an Abstand überhaupt zu denken. Ich schlang meine Arme so fest um seinen Oberkörper und drückte meinen Körper dicht an seinen.
Ich wusste dass er gerade über beide Ohren grinste.
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Bonnies Haus war langsam zu sehen und kurz darauf kam er davor zum stehen. Sofort rückte ich von ihm ab und stand auf. Ich setzte mir den Helm ab und gab ihm ihn zurück. „Danke fürs Fahren.“ Er lächelte leicht und ich wartete darauf, dass er noch etwas gemeines zu sagen hat, denn meistens tat er das, auch wenn er vorher etwas nettes gemacht hat. „Gerne. Soll ich hier warten und dich dann nach Hause fahren?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Quatsch. Ich weiß nicht wie lange es dauert und ich will nicht das du unnötig hier wartest und deine Zeit verschwendest.“ Ich ging gerade auf das Haus zu, als er mir folgte. „Ich hab aber eh nichts besseres zutun, da kann ich auch auf dich warten. Ich fahr dich nach Hause, immerhin ist es auch meine Schuld das Jessica dich angeschossen hat.“ Was ist nur heute mit den Menschen los? Erst entschuldigt sich Jessica und jetzt auch noch Jason. „Na gut, dauert auch nicht so lange.“, gab ich nach, denn ich wusste das es nichts bringen würde Nein zu sagen, denn er würde mir sowieso wieder hinterher fahren, da kann ich mir das ganze protestieren auch sparen. Es dauerte bis die Tür geöffnet wurde. „Hey Bonnie.“, sagte ich zur Begrüßung und folgte ihr ins Zimmer. „Warum bist du hier Lizzy?“
„Ich wollte dir die Mitschriften vorbeibringen von heute und außerdem wollte ich nach dir sehen, wie es dir geht und alles okay bei dir ist.“ Ich setzte mich auf den Stuhl in ihrem Zimmer, während sie wieder zurück ins Bett schlüpfte. „Danke. Mir geht es nicht so gut, bin irgendwie krank geworden über das Wochenende. Mir ging es schon nicht gut als ich mit meiner Mutter in der Stadt war.“ Ich riss mich zusammen. Sie würde mich wirklich immer weiter anlügen. „Bonnie, du kannst damit aufhören mir etwas vorzuspielen. Ich weiß das du auf der Party warst und grob was geschehen ist. Weißt du wie sehr es mich verletzt hat von anderen zu hören, dass du mich angelogen hast? Du bist meine beste Freundin und ich dachte ich bin auch deine, man lügt seine beste Freundin nicht an.“ Ich senkte den Kopf, damit sie nicht sieht wie sehr es mich in Wirklichkeit verletzt hat. „Es tut mir leid Liz. Natürlich bist du meine beste Freundin.“
„Aber warum kommt es mir anders vor?“ Ich konnte nicht länger den Boden angucken und sah stattdessen ihr direkt in die Augen. „Ich. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion, außerdem hättest du sowieso nur versucht mir es auszureden.“
„Bonnie wir kennen uns jetzt fast das ganze Leben und du tust so als hättest du Angst vor mir und ich würde dir Dinge verbieten. Ich bin nicht deine Mutter die dir sagen kann was du zu tun und zu lassen hast. Du konntest immer mit mir über alles reden, ich hätte nie etwas gesagt wenn du feiern gehen möchtest. Du hättest einfach nur ehrlich sein sollen.“ Sie sah weg und starrte zum Fenster. "Ich weiß. Du hättest aber wirklich nicht gewollt dass ich dahin gehe und dann auch noch mit den Typen vom letzten Mal. " Sie hatte nicht ganz Unrecht. Natürlich hätte ich versucht es ihr auszureden, aber nur um sie vor einer Enttäuschung zu bewahren. "Ja Bonnie ich hätte was gesagt, aber weißt du warum? Weil du mir wichtig bist und ich dich lieb habe und da möchte man nicht das die Menschen die man liebt verletzt werden." Sie stand auf und kam auf mich zu und umarmte mich. "Danke das du nicht so sauer auf mich bist, hättest du das gemacht dann hätte ich ein paar Tage lang nicht mit dir gesprochen." "Willst du darüber reden was passiert ist?",fragte ich vorsichtig als sie sich wieder ins Bett setzt. "Er war ein Arschloch zu mir. Aber er ist Geschichte. Ich erzähle es dir ein anderes Mal, wenn es mir etwas besser geht. Ich will einfach nur noch schlafen." Ich nickte verständnisvoll und stand auf. Ich ging auf sie zu um sie zu umarmen und sagte ihr das sie sich melden soll wenn etwas ist. "Das mache ich, aber jetzt schlaf ich erstmal!", gähnte sie und legte sich wieder richtig hin. Bevor ich das Haus wieder verließ, packte ich ihr die Mitschriften auf ihren Schreibtisch.
"Das hat ja gar nicht lange gedauert!" Jason stand lässig an der Hauswand gelehnt und drückte die Zigarette aus. "Seit wann rauchst du schon?" Er ging neben mir her zu seinem Motorrad. "Seit 2 Jahren." "Und warum rauchst du?", wollte ich wissen, weil ich Zigaretten nicht ausstehen kann. "Keine Ahnung, hat sich einfach so ergeben. Hab einfach angefangen damit. Warum die Fragen?"
Ich setzte mir den Helm wieder auf. "Nur so.",sagte ich und nahm wieder hinter ihm Platz. Nachdem ich ihn gesagt habe, wo er mich hinbringen soll, startete er den Motor. Instinktiv schlang ich meine Arme wieder um seinen Körper. "Oh da steht ja Codys Auto, was macht der denn hier?", hörte ich ihn sagen, was bei dem Lärm des Motors schwer zu verstehen war. "Wer ist Cody?", fragte ich laut, dass er mich auch versteht. "Der Typ mit dem deine Freundin was auf der Party hatte." Sofort machte es Klick bei mir. Sie hat mich wieder angelogen. Sie hat gesagt er wäre Geschichte. Es ist kein Zufsll das sein Auto gerade hier auf dem Parkplatz steht wo sie wohnt. Darum hat sie auch immerzu gesagt das sie schlafen will, sie wollte mich nur loswerden das sie Zeit mit dem Typen verbringen kann. Warum hat sie mich wieder angelogen? Warum hat sie gesagt sie macht es nicht mehr und mir genau ein paar Sekunden später wieder dreckig ins Gesicht gelogen. Es tut so sehr weh. Ich versuchte mich zusammen zu reißen, ich kann mich nicht jetzt mit dem Schmerz und der Enttäuschung die es in mit auslöste beschäftigen. Jason brauch nicht sehen, wie verletzbar ich bin.
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"Wohnst du etwa unter der Brücke oder warum hast du mir diesen Ort genannt?", misstrauisch sah er mich an, während ich schon abgestiegen war und ihm den Helm reichte. "Ha ha sehr witzig. Ich wohne nicht weit entfernt von hier, das sind 10 Minuten zu Fuß, meine Dads flippen aus wenn sie sehen das ich auf einem Motorrad mitgefahren bin." Er lachte und stand auf. "Ich begleite dich noch ein Stück." Ich schüttelte den Kopf. "Nein, den Rest schaffe ich echt alleine." Er überhörte einfach mein Kommentar und lief neben mir her. "Wie geht es deinem Rücken?", fragte er nebenbei und sah mich von der Seite aus an. "Es tut weh, ist aber nicht ganz so schlimm." Es tat auf jeden Fall nicht mehr so sehr weh wie es vorhin noch der Fall war.
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"Ich nehme mal an das da vorne ist dein Haus?" Er zeigte mit dem Finger darauf. Ich nickte. "Ja. Danke fürs Fahren und fürs nach Hause bringen." Er kam einen Schritt auf mich zu und blieb wenige Zentimeter vor mir stehen. Ich schluckte schwer, als seine schönen Augen auf meine trafen. Er hob langsam seine Hand und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Mein Atem wurde schneller als er mich in eine Umarmung zog. Zuerst wusste ich nicht was ich machen sollte, doch dann merkte ich wie gut diese Umarmung tat, nach alldem was heute passiert ist. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog ihn enger an mich.
"Erzähl niemandem davon, also von dem hier vor allen nicht Jessica, sie dreht nur wieder durch." Er löste sich aus der Umarmung und griff nach meinem Handgelenk. "Warum sollte ich jemanden erzählen das ich dich nach Hause gefahren habe?! Als ob das jemanden interessiert!" Ich wollte ihm meine Hand entziehen, doch sein Griff wurde fester. "Natürlich interessiert es Jessica!" "Na und? Keine Sorge, so wichtig ist es nicht das ich etwas erzählen würde." Ich verstehe nicht warum er jetzt wieder so anders ist, er war die ganze Zeit so nett und jetzt ist er wieder so kalt und abweisend. "Dann sind wir ja jetzt quitt und ich bin dir nichts mehr schuldig." Ich schaffte es ihm meine Hand zu entreißen. "Wie bitte?! Du warst mir von Anfang an nichts schuldig!" Ich wollte nicht länger bei ihm bleiben, er ist gerade wieder der Jason der sich über andere lustig macht, den es Spaß macht Menschen zu verletzen. "Ich habe dir gleich gesagt, dass du mich nicht fahren sollst." Ich drehte mich von ihm weg und wollte so schnell wie möglich nach Hause. "Ja na klar, ich hab das getan weil ich so freundlich und hilfsbereit bin!" Sein Sarkasmus war nicht zu überhören. "Weißt du was wie du gesagt hast, wir sind jetzt quitt und darum kannst du jetzt gehen!" Ich lief los und war erleichtert als ich mich umdrehte und sah, dass er mir nicht folgte sondern umdrehte und ging. Was für ein toller Tag. "Lizzy wir haben dich draußen schreien gehört, wir waren im Garten was war los?" Na super das fehlt mir noch. Henry kam auf mich zu. "Nichts Henry, ich bin über eine Wurzel gestolpert und habe dann den Baum angeschrien. Alles gut. Ich geh hoch ins Zimmer." Ich hörte ihn leise lachen, doch er fragte nicht weiter nach und ging zurück in unseren Garten.
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