Kapitel 6

„Wie war dein Tag mein Mädchen?“, fragte Henry als ich gerade nach Hause kam und ins Wohnzimmer ging. Ich liebe Henry, er ist mein zweiter Vater. Ich bin dankbar für alles, was er schon für mich getan hat. Ich bin froh dass er hier ist, er ist eine große Stütze für meinen Dad, denn er ist nicht nur für mich da gewesen sondern auch für meinen Vater. Er hat ihm immer zugehört und war für ihn da, wenn er viel an meine Mutter dachte und half ihn auch diese Zeiten zu überwinden. „Mein Tag war ganz okay, ziemlich anstrengend. Und deiner?“ Ich nahm neben ihm auf der Couch Platz und zuckte zusammen, als gerade jemand im Fernsehen anfing zu kreischen. Er schaute sich mal wieder einen Horrorfilm an. „Den darfst du eigentlich noch nicht sehen Lizzy.-“ schnell pausierte er den Film und sah mich grinsend an. „Mein Tag war auch anstrengend. Dein Vater und Ty, sind schon seit Stunden oben im Arbeitszimmer und diskutieren. Nur leider darf man nicht stören.“ Es geht bestimmt wieder um das Mädchen, es ist Tylers erster richtiger Fall. Ich hoffe er kann dem Mädchen helfen und weiß was er tut. Am liebsten würde ich jetzt die Treppen hochlaufen und nachsehen wie das Gespräch läuft. „Versuchs erst gar nicht.“, reißt Henry mich aus den Gedanken mahnend sieht er mich an. Kann er jetzt schon Gedanken lesen? „I-ich wollte doch gar nicht lauschen.“ Ich machte einen unschuldigen Gesichtsausdruck und er lächelte wieder. „Ach Lizzy, ich kenne dich gut genug.“ Ich stieg in sein Lachen mit ein. Er bestand darauf das ich etwas essen sollte und er und mein Vater vorhin Essen bestellt haben. Ich ging in die Küche und wärmte es mir auf. Wir unterhielten uns noch über belanglose Dinge, über die Schule und ich erzählte ihm von unserer neuen Lehrerin.

Nach einer Stunde kam Tyler die Treppen runter, er sah geschafft und müde aus. Doch bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte, zu ihm zugehen, winkte er Henry und mir nur noch zu und verschwand aus der Haustür. Na toll. Wie soll ich ihm helfen, wenn ich gar keine Chance mehr habe mich mit ihm zu unterhalten. Ich weiß er darf eigentlich nicht mit mir oder Anderen über seine Fälle reden, aus Datenschutz-Gründen, aber er muss ja gar nicht sagen um wen es sich handelt. Außerdem sind wir seine Familie und müssen ihm zur Seite stehen.

Die restliche Schulwoche ging schnell vorüber, es war mittlerweile Freitag und alle waren froh als das Wochenende immer näher rückte. Vielleicht habe ich ja am Wochenende die Möglichkeit mich mit Tyler zu unterhalten. „Kommst du heute nun mit zu Tyler und Lina?“, fragte ich Bonnie, als wir gerade auf dem Weg zu unserer letzten Stunde waren. „Achso, eh nein das nächste Mal gerne wieder. Ich muss meiner Mum das Wochenende helfen.“ Ich hätte es schön gefunden, wenn sie mitgekommen wäre. „Oh okay. Schade.“ Ich ließ mir die Enttäuschung nicht anmerken und betrat den Biologieraum. „Elizabeth, wegen letztes Mal, ich-“ Was will er denn? Nochmal zutreten? Ohne ihn aussprechen zu lassen, redete ich dazwischen. „Spar es dir einfach. Ich habe es verstanden. Du hältst dich von mir fern und ich von dir.“ Seine Augen fixierten mich, schnell sah ich weg. Ich will ihn nicht ansehen, er soll mich einfach nur in Ruhe lassen. Später sieht noch jemand das wir uns unterhalten haben, dafür könnte er sich später dann schämen. Ich ging auf meinen Platz neben Bonnie und starrte zur Tafel. Meine Gedanken waren ganz woanders, ich bekam nicht viel von der Stunde mit.

Gleich als es klingelte beeilte ich mich aus dem Raum zu kommen, Bonnie blieb noch bei Abby und Ava stehen und daher ging ich alleine nach draußen. Anstatt Tylers Auto erkannte ich Lina, die gerade Layla auf dem Arm hielt und auf mich wartete. „Da ist Lizzy!“, rief sie als sie mich erblickte und zeigte mit dem Finger auf mich, jetzt sah Layla mich. Sie strampelte wie wild auf ihrem Arm und Lina gab nach. Sie setzte sie ab und schon lief sie in meine Richtung. Lina lachte, wie niedlich es aussah wie Layla über den halben Schulhof lief und meinen Namen rief. „Prinzessin!“, lächelte ich und ging schon mal in die Hocke um meine kleine Nichte zu begrüßen. Endlich erreichte sie mich und schlang ihre kleinen Arme um mich. „Du schläfst heute bei mir.“ Sie griff nach meiner Hand und ich richtete mich wieder auf. „Ich weiß.“, stimmte ich ihr zu und hob meine Tasche auf. "Langsam Layla, wir haben Zeit." Doch sie hörte nicht auf mich, sondern zog weiter mit aller Kraft an meiner Hand. Der Parkplatz war inzwischen überfüllt und es wunderte mich nicht, dass Layla gegen jemand gegen stieß. "Immer langsam, kleine Dame." Jason grinste sie an. "Entschuldige." Layla zeigte ihr charmantes Lächeln, was sie schon so sehr beherrschte und gut einzusetzen wusste. Bei ihrem Blick und dem süßen Lächeln, konnte man ihr nie böse sein."Du musst dich doch nicht entschuldigen. Wo willst du denn so schnell hin?", er fragte sie noch immer mit diesem Lächeln im Gesicht. Warum verstellt er sich so? "Lizzy schläft das Wochenende bei mir.", verkündigte sie stolz. Ich kann sein lächelndes Gesicht nicht länger ertragen. Er hat zwei Gesichter, jetzt ist er nett und im nächsten Moment, ist er danach aus Menschen zu verletzen. Bevor er etwas darauf erwidern kann, ziehe ich sie sanft zu mir und nehme sie auf den Arm. "Wir müssen los, Süße. Mama wartet auf uns." Layla winkte ihm zum Abschied noch einmal zu, sie fing an zu lachen und als ich mich umdrehte sah ich wie Jason Grimassen schnitt.
So schnell wie ich hinsah, drehte ich mich auch wieder weg.

Lina fuhr kurz in die Stadt um noch etwas einzukaufen, während ich mit Linus und Layla Zuhause blieb. Es war ein Wunder das keiner mit Einkaufen wollte, denn sonst rissen sich beide darum mitzufahren. Doch heute wollten beide hier bleiben, Zuhause wo ich war. "Okay ihr zwei, worauf habt ihr Lust?",fragte ich sie, nachdem Lina aus der Tür war. "Können wir verstecken spielen?" Linus sah mich erwartungsvoll an. Layla klatschte in die Hände, was wohl bedeutete dass sie auch damit einverstanden war. Zum Glück kein Streit, weil jeder etwas anderes spielen will. Linus war ein Profi im Verstecken, vorallen wenn es ums Helfen im Haushalt geht oder um Hausaufgaben machen. Es war sehr schwer ihn manchmal zu finden. Aber auch Layla ist schon ziemlich gut geworden, anfangs hat man die kleine Maus noch fast überall gesehen, doch inzwischen weiß sie ihre Größe einzusetzen und findet die passenden Verstecke. Nach vielen Runden Suchen, ging ich in die Küche um den beiden etwas zu trinken einzukippen. Ich schnitt Laylas Apfel in kleine Stücke und reichte es ihr. "Jetzt musst du dich verdecken.",grinste Layla und tippte mir auf die Nase. "Verstecken, meine Süße. Und ja okay, wenn ihr das wollt." Während beide ihren Snack aßen, ging ich durch das Haus um ein Versteck zu finden, eines welches nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer ist. Ich entschied mich für die Flur-Garderobe. Ich setzte mich auf den kleinen Schuhschrank und platzierte die Jacken vor mir, die runter hingen.
Nach 10 Minuten Suchen wurden die beiden ungeduldig und riefen immer lauter meinen Namen. Ich versuchte mich mit einem kleinen Piepen bemerkbar zu machen. Sie waren mir dicht auf der Spur und es dauerte nicht lange, da wurden mir die Jacken beiseite gerissen. "Da bist du ja!", lachten die beiden und ich stieg in ihr Lachen mit ein. Doch augenblicklich erstarb mein Lachen. Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an, das Stechen und Ziehen in meiner Brust war wieder da, doch es war anders als die anderen Male, viel intensiver und andauernder.

"MAMA,MAMA! Mit Lizzy stimmt was nicht!",Linus seine Stimme war das erste was ich erst wieder bewusst wahrnahm. Zu sehr habe ich mich auf den Schmerz fokussiert.
Leicht panisch ließ sie die Einkaufstaschen fallen und eilte zu uns, sie ging vor mir auf die Knie und streckte eine Hand nach mir aus. "Lizzy, was ist los?" Ihr Blick war ängstlich und besorgt. Zischend atmete ich aus, bevor ich antworte. "Es ist alles wieder okay. Ich hatte nur auf einmal Schmerzen, sind aber wieder weg." Misstrauisch blickt sie mich an. "Was denn für Schmerzen? Wollen wir zum Arzt?"
Heftig schüttelte ich den Kopf. "Nein! Außerdem sind sie schon wieder weg. Es ist alles okay." Während ich das sagte, stand ich langsam auf und machte die Jacken wieder ordentlich. "Ich hoffe du hast recht. Wenn du wieder Schmerzen bekommst, dann sag mir bitte Bescheid." Ich nickte nur. Besorgt drehte sie sich wieder um und brachte die Tüten in die Küche. Ich hoffe sie macht daraus keine große Sache, oder erzählt Tyler davon. Er wäre gleich besorgt und würde mich wahrscheinlich zum Arzt tragen, auch wenn es sich nur um etwas harmloses handelt. Ich nehme an, dass es vielleicht Muskelkater vom Tanzen oder vom Sport sein kann.

Gemeinsam aßen wir Pizza, nur Tyler sein Platz blieb leer, er war noch immer nicht Zuhause. Ich sah Linas besorgten Blick, der immer wieder auf den leeren Platz neben ihr blickte. Sie tut mir so leid, sie leidet unter der Ungewissheit, ich hoffe bald geht es wieder Bergauf für beide. Nach dem wir fertig mit Essen waren, schauten wir zusammen einen Film, den Linus so toll fand, Layla war inzwischen schon auf meinem Arm eingeschlafen, zum Glück hatte sie schon ihren Schlafanzug an. Ich kuschelte mich fester an ihren kleinen Körper. Ihre Nähe und Wärme tut mir so gut.

Als der Film fast zu Ende war ging die Haustür auf. Er hängte seine Jacke im Flur auf und kam dann zögernd ins Wohnzimmer. Er versuchte seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu haben,doch so ganz gelang ihm das  nicht. Sofort sprang Linus von der Couch auf und lief freudestrahlend zu seinem Vater. "DADDY", rief er laut als er auf Tylers Arm sprang. "Hey mein Großer." Tyler lächelte ihn an, doch es war nicht wirklich echt,er strengte sich zu sehr an. Linus hingegen bekam das Gott sei dank nicht mit, es wäre schrecklich wenn auch die beiden Kinder bemerken würden, was momentan hier vorgeht. Lina stand auf und ging schnellen Schrittes in die Küche und schloss die Tür hinter sich. Tyler schaute ihr nach und sah dann zu mir rüber. "Komm Linus, du musst jetzt schlafen." Tyler setzte ihn runter und ohne zu schmollen ging er aus dem Wohnzimmer nachdem er Tyler nich eine gute Nacht gewünscht hat. "Rede mit ihr.",flüsterte ich leise,sodass niemand sonst mich hören konnte. Zögernd nickte er und ging langsam zur Küchentür.

Ich brachte Linus in sein Zimmer und wünschte ihn eine gute Nacht. Ich ließ seine Tür einen Spalt auf und schaltete das Licht aus. Mit Layla, die noch immer tief und fest schlief ging ich in mein Zimmer, welches ich in diesem Haus habe und legte sie auf das große Bett, sie wird heute bei mir schlafen. Ich zog mich schnell um und putzte mir die Zähne, danach legte ich mich zu der Kleinen und streichelte über ihre kleine Hand.

Ich zuckte zusammen als ich mitten in der Nacht aufwachte,weil jemand an meine Decke zog. "Ich kann nicht richtig schlafen. Mami hat mir heute keinen Gute-Nacht-Kuss gegeben." Linus krabbelte auf die andere Seite und schlüpfte mit unter die Decke. Ich gab ihn einen Kuss auf die Stirn. "Gute Nacht mein Großer. ",flüsterte ich verschlafen und er rückte näher an mich ran. "Ich hab dich lieb." Die Worte erwär ten mein Herz." "Ich dich auch mein Liebling. " Er gähnte und kurz darauf schlief auch er ein.

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