Kapitel 18

Jedes Mal wenn ich Jessica sah, dachte ich an das Gespräch mit Tyler. Es stimmt wirklich das man vielen Menschen nicht ansieht das mit ihnen etwas nicht stimmt. Viele können es wirklich gut verstecken und Jess ist so eine Person. Nur wie soll ich mit ihr darüber reden, wenn sie keine Person ist die über ihre Probleme mit anderen sprechen würde? Nie würde sie von alleine mit jemanden darüber reden, nie ihr perfektes Bild zerstören das alle von ihr haben. „Hallo?! Ich rede mit dir! Hast du heute Nachmittag mal Zeit?“, sie tippt mir mit den Finger auf die Schulter und erst jetzt realisiere ich das ich so sehr in Gedanken versunken war das ich nicht mitbekam das Jessica neben mir stand und versuchte mit mir zu sprechen. Verwirrt nickte ich und gab ein unsicheres Ja von mir. Ich weiß nicht was sie vor hat und sie weiß nicht was ich vorhabe. Wie bekomme ich raus warum sie so nett zu mir ist und wie schaffe ich es sie dazu zu bringen mir zu vertrauen und sich helfen zu lassen? Das sind 2 Fragen, auf die ich beide keine Antwort weiß.

„Supi dann treffen wir uns nach der Schule an der Haltestelle.“ Sie lächelte mich an und ihre perfekten weißen Zähne kamen zum Vorschein. Sie ist von außen so perfekt, so schwer vorstellbar wie kaputt sie innerlich ist. „Okay dann bei der Bushaltestelle. Wohin wollen wir?“, fragte ich sicherheitshalber nach. Vielleicht will sie ja mit mir in ein einsames Waldstück fahren und mih dann ermorden und vergraben. Was denn? Man weiß ja nie was in den Köpfen mancher Menschen vorgeht. Immerhin hasste sie mich noch vor kurzem. „Wir könnten in die Stadt fahren. Ich wollte ins Einkaufszentrum und du bist die Glückliche die mich begleiten darf!“ Ich versuchte meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten. Ob Glückliche der richtige Ausdruck war, ist zu bestreiten. Auch wenn ich Jessica immer hasste und wütend auf sie war, ist die Wut seit heute morgen verflogen. Bei dem was sie durchmacht, wenn Ty mit der Vermutung richtig lag, tut sie mir leid und ich kann es ihr nicht mehr übel nehmen.

Die Blicke der Anderen brannten förmlich im Rücken. Jeder glotzte uns an wie wir zusammen über den Parkplatz liefen. Es überraschte mich auch nicht. Immerhin waren wir beide Erzfeinde und sofern wir auf einander trafen stritten wir. Zum Glück stand nur ein Pärchen am Bus und die zwei waren mit sich selbst beschäftigt, jedenfalls waren sie das. Beide guckten uns an, als wären wir Außerirdische.  "Was glotzt ihr so? Steckt euch wieder die Zunge in den Hals und gut ist!", giftete Jessica die zwei an, die daraufhin die Haltestelle verließen. "Wie nett.", grinste ich und guckte den beiden hinterher.  Sie lachte. "Ist doch nur die Wahrheit." Der Bus war noch immer nicht da, also setzten wir uns hin. "Können wir mal kurz reden?", Jason tauchte vor uns auf und nahm seinen Helm ab. "Wüsste nicht wieso aber ok." Jessica sah uns misstrauisch hinterher, sagte aber nichts.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Also was willst du?" Ich bemühte mich erst gar nicht freundlich zu klingen.
"Du und Jessica also, ja?! Seid ihr jetzt Best Friends? Schon Freundschaftsringe ausgetauscht?", spottete er. Genervt stöhnte ich auf. "Ich weiß echt nicht was du willst. Und vor allem was es dich überhaupt interessiert?"
Für einen kurzen Moment war er still. "Weil da irgendwas nicht stimmt. Jessica ist ne abgefuckte Bitch und ich glaube nicht das sie aus guten Gründen mit dir abhängt. Sie hat was vor." Ich verstehe ihn einfach nicht. "Warum machst du dir darüber einen Kopf. Ich verstehe dich nicht Jason. Was juckt es dich?!" Er ballte die Hände zu Fäusten und scheinbar versuchte er ruhig zu  bleiben. "Man, weil....", weiter kam er nicht denn Jessica unterbrach ihn. "Liz der Bus kommt! Kommst du?", rief sie und stand auf. "Ich muss los." Seine Gesichtzüge entglitten ihm. "Dann verpiss dich doch, mir egal." Am liebsten hätte ich ihn jetzt angeschrien oder ihm eine geknallt. "Du kannst mich mal Arschloch! Ich bin nicht zu dir gekommen, du bist hier aufgekreuzt also verpiss du dich!" Er sah aus als würde er gleich die Kontrolle verlieren. Aufgebracht ging er los. Ich konnte mir jetzt nicht auch noch einen Kopf darum machen. Also ging ich zurück zu Jessica. Sie reichte mir meine Tasche. "Was wollte er denn von dir?" Sie versuchte nicht allzu neugierig zu klingen. "Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so recht. Scheinbar ist er verwirrt das wir miteinander abhängen." Sie schien kurz darüber nachzudenken. "Ist ja nicht seine Sache oder?" Ich stimmte ihr zu und stieg in den Bus ein.

"Und nach was gucken wir hier jetzt genau?", wollte ich von ihr wissen als wir das 1. Geschäft betreten. "Naja wir haben bald einen Schulball und wir beide gucken jetzt nach schönen Kleidern. Du willst doch gut aussehen oder nicht Liz?", sie zog erwartungsvoll eine Augenbraue hoch und ihr Grinsen reichte bis ganz über ihr Gesicht. Ganz ehrlich es ist überhaupt nicht mein Ding solche Kleider an zu probieren und wenn dann habe ich eher gedacht das ich es mit Bonnie tun würde, aber sie ist ja sowieso beschäftigt und hätte dafür keine Zeit. Sie wird wohl jede freie Minute mit ihrem neuen Typen verbringen. Außerdem muss ich Jessica besser kennenlernen und versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen. Also nickte ich zustimmend und schon schlängelten wir und durch die Reihen. Die Kleider waren wunderschön. Während Jessica nach auffällige, pompöse Kleider Ausschau hielt, schaute ich nach etwas schlichtem. Jessica nahm ein rotes Kleid, ein pinkes und ein silbernes, welches sehr glitzerte. Mir wäre es zu viel, aber es passte ja auch zu ihr. Sie steht lieber im Mittelpunkt, was ich überhaupt nicht mag. Bei mir kamen 2 schwarze Kleider, in unterschiedlichen Längen und ein dunkelblaues mit einer schwarzen Schleife in die engere Auswahl. Die Kleider trafen genau mein Geschmack. Sie waren schlicht, aber trotzdem elegant und wunderschön. "Wow Liz du siehst wunderschön aus. Echt mal, warum trägst du nicht öfters Kleider? Du hast eine Top Figur!" Ich blickte ihr in die Augen um zusehen ob sie das ganze ernst meinte, aber ich konnte keinerlei Anzeichen erkennen das sie lügen würde. Ich denke das ist das erste Mal das Jessica einen anderen Mädchen ein Kompliment machte, denn bisher kenne ich nur dass sie sich eher selbst Komplimente machte. Sie bemerkte das wohl auch und sah sofort weg. "Guck dich erstmal an! Die Kleider sehen Bombe aus Jess! Welches willst du nur nehmen?" Sie drehte sich zu mir um und lächelte. "Dankeschön Liz. Wirklich. Ich hätte nie gedacht das du so sein kannst. Generell das es Spaß macht mit dir shoppen zu gehen, hätte ich nie gedacht."
"Da kann ich nur zustimmen."

Uns beiden fiel die Entscheidung nicht leicht. Am Ende nahmen wir dann beide 2 Kleider mit. Ich hätte nie gedacht das ich und Jessica zusammen shoppen gehen und es dazu noch angenehm ist. Wenn sie sich gerade nicht verstellt, dann ist sie wirklich in Ordnung. Ich hoffe nur das sie mir nichts vorspielt.

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