51 ~ Von Frau zu Frau
Als Draco und Hermine den Salon betraten, saß Narzissa bereits am Frühstückstisch.
Hermine fiel sofort ihr besorgter Gesichtsausdruck auf, was ihre Zweifel an dem Ritual nicht gerade kleiner werden ließen.
Ihr schwirrte noch immer der Kopf.
Die drei saßen schweigend am Tisch und waren alle sehr nachdenklich.
Nach einiger Zeit konnte Hermine das Schweigen nicht länger aushalten und wandte sich an Narzissa.
,,Können wir vielleicht in die Bibliothek gehen? Ich würde gerne mit dir allein über das Ritual sprechen.''
„Aber natürlich mein Kind." antwortete Narzissa, stand auf, warf Draco noch einen vielsagenden Blick zu und machte sich dann auf den Weg in die Bibliothek.
Hermine drückte Draco noch einen schnellen Kuss auf die Wange und lief hinter seiner Mutter her.
Als sie die Tür zur Bibliothek öffnete, stand Narzissa mit dem Rücken zu ihr und sah aus einem der großen Fenster in den Garten.
Hermine war etwas mulmig zumuten, da sie nun das erste Mal so richtig allein mit Narzissa war.
Sie hatte in den letzten beiden Tagen eigentlich jegliche Angst und Vorurteile ihr gegenüber abgelegt aber trotzdem war ihr nicht so ganz wohl in dieser Situation.
Narzissa drehte sich plötzlich um und Hermine glaubte Tränen in ihren Augen zu sehen.
„Hermine mein liebes Kind. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich schäme.
Wie sehr ich mich für die Vergangenheit schäme und wie sehr ich mich für meine Familie schäme.
Meine Schwester ist ein Monster.
Oder besser gesagt, aus ihr wurde ein Monster geschaffen.
Als wir Kinder waren, war sie eine große Schwester zu der man Aufsehen konnte.
Sie beschützte mich vor dem Zorn unseres Vaters. Unsere Familie stand schon immer auf der falschen Seite der Geschichte.
Wir hielten immer zusammen..
Und dann kam der Tag, an dem sich alles änderte.
Der Tag, an dem sie dem dunklen Lord das erste Mal begegnete.
Es war, als wäre sie plötzlich hypnotisiert.
Es war, als wäre sie ihm hörig.
Sie verehrte ihn.
Alles was er tat.
Sie veränderte sich und führte all die schlimmen Dinge aus, die er ihr befahl.
Und sie liebte es.
Sie liebte ihn.
Ich frage mich noch immer, wie sie eine Kreatur lieben konnte, die unfähig war, Liebe zu empfinden.
Sie war verloren, an dem Tag als sie ihm das erste Mal begegnete."
Hermine befand sich mittlerweile in einer Art Schockstarre.
Sie war überfordert mit all den Informationen, die Narzissa ihr gerade mitgeteilt hatte.
Aber noch bevor sie etwas sagen konnte, ergriff Narzissa erneut das Wort.
„Den Rest der Geschichte kennst du ja. Seit dem Tag, war auch ich verloren.
Mein Vater war ganz angetan davon, dass eine Lestrange, seine Tochter, die rechte Hand des dunklen Lords war.
Er platzte fast vor stolz und ich konnte es einfach nicht wahrhaben.
Meine Vermählung mit Lucius setzte dem Ganzen dann die Krone auf.
Ich war gefangen in einer Welt voller Todesser.
Und somit hatte auch Draco von Anfang an keine Wahl.
Er musste in dieser kaputten Familie aufwachsen, mit einer Ideologie, mit der ich mich mein ganzes Leben nicht identifizieren konnte.
Ich musste eine Rolle spielen, um meine Familie und meinen Mann nicht zu enttäuschen.
Und bei Merlin.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was mit mir geschehen wäre, wenn ich mich dagegen gewehrt hätte.
Oh wie oft habe ich mir gewünscht meinen kleinen Draco zu schnappen und an das andere Ende der Welt zu disapparieren.
Alles was ich wollte, war meine eigene kleine Familie, weit weg von dunkler Magie, von Todessern und vor allem ganz weit weg vom dunklen Lord."
Hermine war weiterhin einfach nur sprachlos. Sie wollte endlich etwas sagen, wusste aber einfach nicht was.
Als sie gerade ansetzen wollte, ergriff Narzissa erneut das Wort.
„Hermine und ich hoffe du bist ihm nicht böse, aber Draco hat mir erzählt, was mit deinen Eltern passiert ist.
Wie unglaublich tapfer und selbstlos von dir, sie auf diese Weise zu beschützen.
Das ist wirklich eines der nobelsten Dinge die ich je gehört habe.
Solch eine bedingungslose Liebe habe ich mir immer für meine Familie gewünscht.
Deswegen tut es mir umso mehr weh, was meine Schwester dir da angetan hat.
Ich sehe meinen Sohn an und sehe ihn zum ersten Mal in seinem Leben unbeschwert und glücklich.
Du kannst dir nicht vorstellen, was mir das bedeutet.
Ich gehe jeden Tag durch dieses Haus und alles erinnert mich an all die schrecklichen Jahre.
Ich sehe den dunklen Lord noch immer durch die Gänge dieses Hauses schreiten.
Ich sehe immer noch all die Menschen, die er getötet hat.
Es ist als wären ihre Geister noch immer hier.
Aber ich kann die Vergangenheit einfach nicht ändern.
Aber dafür kann ich mir jetzt endlich ein Leben aufbauen und es nach meinen Regeln leben.
Und eines meiner größten Anliegen ist es, dass es meinem Sohn gut geht.
Und du spielst dabei eine ganz große Rolle.
Es würde einen Weg geben, dich von dieser fürchterlichen Narbe zu befreien.
Ich könnte dich von dieser fürchterlichen Narbe befreien.
Und ich weiß, dass es das nicht wieder gut macht, aber so kann ich wenigstens versuchen die Fehler meiner Familie wieder gerade zu biegen.
Aber es ist dunkle Magie und es ist sehr schmerzhaft. Ich weiß nicht, was ich tun soll"
Hermine wusste, dass es jetzt an der Zeit ist, auch einmal das Wort zu ergreifen.
„Narzissa. Es tut mir alles so leid. Ich kann mich eigentlich nur für deine Ehrlichkeit bedanken.
Weißt du, ich musste in den letzten Jahren viel Leid und Kummer ertragen.
Aber auf der anderen Seite habe ich zusammen mit meinen Freunden die ganze verdammte Zaubererwelt gerettet.
Und ja, ich musste einige Opfer bringen, habe meine Familie und einige gute Freunde verloren, aber ich bin auch über mich hinausgewachsen, bin stärker geworden und bin die Hermine Granger geworden, die ich heute bin.
Am Anfang habe ich jeden Tag auf meinen Arm geschaut, habe die Narbe gesehen und es kamen schmerzhafte Erinnerungen zurück.
Aber irgendwann habe ich gelernt, anders damit umzugehen.
Als ich vorhin hörte, dass es eine Möglichkeit geben würde, diese Narbe zu entfernen, dachte ich erst, dass ich das möchte, egal für welchen Preis. Aber dann habe ich nachgedacht und habe gemerkt, dass diese Narbe eigentlich so viel mehr bedeutet.
Sie erzählt eine Geschichte.
Sie erzähl wahrscheinlich die größte Geschichte aller Zeiten.
Sie erzählt, wie drei junge Schüler den wahrscheinlich mächtigsten Zauberer aller Zeiten besiegt haben.
Sie erzählt meine Geschichte und sie ist ein Teil von mir.
Ich möchte nicht, dass sie entfernt wird.
Ohne sie, wäre ich nicht die Zauberin, die ich heute bin.
Und ich bin glücklich."
Hermine hatte gar nicht bemerkt, dass auch sie nun Tränen in den Augen hatte.
Ihr ist in ihrem kleinen Monolog gerade klar geworden, was sie alles in den letzten Jahren erlebt hat.
Plötzlich fiel ihr alles wie eine Last vom Herzen.
Narzissa kam mit schnellem Schritt auf sie zu uns zog sie in eine liebevolle Umarmung.
Hermine war erst sehr überrumpelt, nahm Narzissa dann aber ebenfalls in die Arme.
„Du bist das stärkste Mädchen das ich kenne Hermine." flüsterte Narzissa ihr zu.
Hermine löste sich aus der Umarmung und lächelte Narzissa an.
Sie freute sich sehr über das intensive Gespräch, was die beiden gerade geführt hatten.
„Auch wenn ich ein starkes Mädchen bin, stehen mir jetzt wahrscheinlich die zwei größten Herausforderungen überhaupt bevor" grinste Hermine.
Narzissa sah sie fragend an.
„Naja ich muss erst deinem sturköpfigen Sohn beibringen, dass ich die Narbe behalten möchte, und du weißt ja wie er ist,wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Und zweitens muss ich heute Abend vor meine zwei besten Freunde treten und ihnen erklären, warum ich, bei Merlins Bart, mein Wochenende bei der ‚bösen' Familie Malfoy verbracht habe." Hermine zwinkerte Narzissa zu.
Narzissa brach in schallendes Gelächter aus.
„Na komm, dann suchen wir mal meinen sturköpfigen Sohn."
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