2 ~ Unerwartete Nachricht

16. August 1999

,,Draco du musst aufstehen, du hast einen Brief erhalten. Draco werde wach!"

Draco öffnete langsam seine Augen und sah in das Gesicht seiner Mutter.

Er war noch total müde, da er mal wieder von Albträumen geplagt war und die halbe Nacht lang wach gelegen hatte.

Seine Mutter stand mit einem Brief in der Hand vor ihm und sah in erwartungsvoll an.

,,Mutter gib mir 5 Minuten um wach zu werden. Ich werde dann runter in den Salon kommen."

Als seine Mutter das Zimmer verlassen hatte, setzte Draco sich auf und fuhr sich durch die zerzausten Haare.

Diese dämlichen Albträume.

Der dunkle Lord war jetzt schon länger als ein Jahr tot und trotzdem träumte Draco fast jede Nacht etwas schreckliches.

Er stand auf und ging zu seinem angrenzenden Badezimmer.
Er stellte sich vor das Waschbecken und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht.

Als er in den Spiegel schaute, erschrak er bei dem Anblick der sich ihm bot.

Er sah blass aus, noch blasser als er sowieso schon war. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und sah alles in allem einfach schrecklich aus.

Nach dem Krieg ist alles so anders geworden.

Er verlies damals zusammen mit seinen Eltern die Schlacht von Hogwarts und Lucius machte ihm und seiner Mutter unmissverständlich klar, dass sie von nun an auf der Flucht sein würden, da alle bekannten Todesser, nun da der dunkle Lord fort war, von den Auroren verfolgt und verhaftet werden würden.
Ein paar Wochen reisten Sie durch das ganze Land, immer darauf bedacht, nicht zu lang an einem Ort zu verweilen.
Doch das ging nicht lange gut.
Rund anderthalb Monate nach Kriegsende wurde Lucius von zwei Auroren erkannt und verhaftet.
Seit dem sitzt er in Askaban und wird dort so schnell auch nicht mehr heraus kommen.
Er und seine Mutter wurden zum Glück freigesprochen.

Eigentlich war Draco froh, dass sein Vater verhaftet wurde.

Der Mann hatte ihm und seiner Mutter das Leben zur Hölle gemacht.
Er war der einzige, der die Ansichten des dunklen Lords teilte und hat seine Frau und seinen Sohn mit hineingezogen.

Draco hasste ihn dafür, dass er ihn zum Todesser gemacht hat.
Er musste deswegen so viel Kummer ertragen. Er hatte so unter den Aufgaben des dunklen Lords gelitten und wäre dabei fast zerbrochen.

Aber den Hass auf seinen Vater konnte er noch viel weiter zurück verfolgen.

Er hatte ihn schon in seiner Kindheit dazu erzogen Muggel zu hassen und sich mächtig was darauf einzubilden ein Malfoy, ein Reinblut zu sein.

Er schreckte auch nie davor zurück Gewalt anzuwenden, sodass Draco niemals ein geborgenes Zuhause kennengelernt hatte. Auch seine Mutter wurde von Lucius jahrelang schlecht behandelt.

Draco stellte sich so oft vor, wie es gewesen wäre, wenn er ganz normal aufgewachsen wäre. Dann hätte er seine Freunde selber wählen können, er hatte seine Zeit in Hogwarts genießen können, er hätte ein schönes Leben gehabt, er hätte Sie niemals verletz...

Er schob diesen Gedanken sofort zur Seite. Er hatte dieses Thema tief in sich verschlossen und es durfte nie wieder an die Oberfläche gelangen.

Er würde Sie sowieso nie wieder sehen und allein dieser Gedanke brach ihm jedes Mal aufs Neue das Herz.

Er schaute ein letztes Mal in den Spiegel, verschloss alle Emotionen und ging hinunter in den Salon.

Seine Mutter saß auf dem Sofa neben dem Kamin und trank eine Tasse Tee.
Seit Lucius weg war, blühte Narzissa wirklich auf.

Sie hatte es zwar noch nie laut ausgesprochen, aber Draco glaubte, dass sie auch froh war, dass die Todesser Zeit vorbei war und Lucius hinter Gittern saß.

Die Beziehung zu seiner Mutter hatte sich seit dem auch ziemlich verbessert.
Seit die beiden allein im Malfoy Manor wohnen, hatte sich eine wirklich liebevolle Mutter-Sohn Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Draco genoss dies total, weil er sich das immer gewünscht hatte. Er konnte Gefühle zeigen, ohne von seinem Vater hören zu müssen, dass Gefühle etwas für Schwächlinge sind und hatte endlich das Gefühl von jemandem geliebt zu werden.

,,Mutter, du hattest einen Brief erwähnt?" sagte Draco und setzte sich neben seine Mutter auf das Sofa.

Narzissa lächelte ihn an und überreichte ihm einen großen, weißen Briefumschlag mit einem roten Siegel.

Es war das Siegel von Hogwarts.

Draco konnte sich nicht erklären, warum er Post aus Hogwarts bekam. Klar er hatte im Tagespropheten in den letzten Wochen oft über den Wiederaufbau gelesen, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er nach allem was passiert ist in Hogwarts noch willkommen ist.

,,Nun öffne ihn schon mein Sohn." sagte Narzissa.

Draco brach vorsichtig das Siegel auf und faltete das Pergament auseinander:

Sehr geehrte Schülerinnen und Schüler, mit Freuden darf ich Ihnen mitteilen, dass es unserem kompetenten Kollegium gelungen ist, unsere Schule, die durch den gewonnenen Krieg gegen das Böse fast gänzlich zerstört wurde, wieder aufzubauen. Ich lade Sie hiermit nun alle herzlich ein, Ihr letztes Schuljahr zu wiederholen um einen guten Abschluss zu machen und um das Gefühl der Gemeinschaft zu unterstützen, dass wir alle in diesen dunklen Zeiten auch noch nach dem Krieg sehr gut gebrauchen können. Auf der Rückseite dieses Pergaments finden Sie die Bücherliste für das neue Schuljahr. Ich freue mich wirklich sehr, Sie am Abend des 1.Septembers bei einem Festessen in der großen Halle begrüßen zu dürfen.

PS:  Mr.Malfoy besuchen Sie mich doch bitte umgehend nach ihrer Ankunft in meinem Büro.

Hochachtungsvoll Minerva McGonagall, Schulleiterin der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei.

Draco war sprachlos.

Niemals im Leben hätte er damit gerechnet, dass er sein letztes Schuljahr wiederholen darf.

,,Draco Schatz, was ist denn los, was steht in dem Brief?" fragte seine Mutter.

,,Mutter, ich wurde eingeladen mein letztes Schuljahr in Hogwarts nachzuholen."

Narzissa umarmte ihren Sohn begeistert.

,,Draco das ist wunderbar. Du bekommst die Möglichkeit deinen Abschluss zu machen."

,,Aber Mutter, ich kann nicht zurück. Alle dort hassen mich. Sie halten mich für einen Todesser."

,, Aber du bist kein Todesser, das warst du noch nie. Wir wissen, dass dein Vater dich gezwungen hat dem dunklen Lord zu folgen. Siehst du denn nicht, was du für eine Chance erhälst. Du kannst die Fehler deines Vaters wieder gutmachen. Du kannst deinen Mitschülern in Hogwarts den wahren Draco zeigen. Vielleicht wird es nicht einfach, aber du kannst in deinem letzten Jahr alles besser machen. Sieh es als eine zweite Chance an. Du kannst das Leben leben, dass du dir immer gewünscht hast. Sei ein Teenager in seinem letzten Jahr, mit allem was dazu gehört. Ohne Druck und ohne Angst. Sei mutig, selbst wenn dir Hass entgegen kommt. Zeige dein wahres Ich und entschuldige dich bei denen, denen du Leid oder Schmerz zugefügt hast. Zeige ihnen, dass das all die Jahre nicht du warst, sondern die Person die dein Vater aus dir gemacht hat."

Die kleine Ansprache seiner Mutter machte ihm Mut.

Ja, er würde nach Hogwarts zurück kehren und egal wie schwer es wird, er wird allen zeigen, wer der wahre Draco ist.

Er wollte gerade seiner Mutter von seinem Entschluss mitteilen, dass er zurückkehren würde, als er erstarrte.

Wenn selbst er eingeladen wurde, dann wurden auch alle anderen eingeladen, ihr letztes Schuljahr zu wiederholen.

Auch Sie wurde eingeladen.

Er würde Sie wiedersehen.

Augenblicklich fing sein Herz an zu rasen, es war als würden all die weggesperrten Erinnerungen, Gedanken und Gefühle an Sie plötzlich wieder an die Oberfläche gelangen. Eine riesige Gefühlswelle schwappte durch Dracos Körper.

Und ohne etwas dagegen tun zu können, fing er an zu lächeln.

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