26. Changes

Meine Augen schlossen sich kurz, als ich das Handy wegsteckte. Fast hätte er mich so weit gebracht, dass ich meine Entscheidung änderte, doch etwas in mir rebellierte und kämpfte dagegen an. Wenn ich jetzt klein beigab, würde das Spiel immer weitergehen. Ich wollte Niall zeigen, dass ich fähig war, auch ohne ihn in London zu überleben. Schließlich hatte das in Neuseeland, auf einem Kontinent der über neunzehntausend Kilometer entfernt lag, auch funktioniert. Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, kam Carrie freudestrahlend auf mich zugelaufen.

„Bel!"

Sie umarmte mich heftig, was ich sofort erwiderte. Ich war richtig froh, sie zu sehen und vor allem, bei ihr in die WG einziehen zu können.

„Wir fahren jetzt direkt zur Wohnung", sagte sie lächelnd. „Komm, ich nehme deinen Koffer."

In jenem Moment tat es mir total gut, dass Carrie sich so um mich kümmerte. Das lenkte mich ein wenig von meinen Gedanken an Niall ab. Während der Fahrt mit der U-Bahn plapperte Carrie munter drauflos.

„Ich habe ein bisschen was eingekauft, damit wir deinen Einzug feiern können", meinte sie grinsend.

„Ja wie jetzt? Ihr wollt meinen Einzug feiern?", fragte ich lachend.

„Klar, ich habe Jason schon Bescheid gesagt. Ich hoffe, du wirst mit ihm klarkommen. Er ist manchmal ein bisschen schweigsam aber sonst ganz ok", klärte sie mich auf.

„Das wird schon werden", sagte ich schulterzuckend.

Das war mir auf jeden Fall lieber, als jemand, der mich den ganzen Tag zu laberte.

Wir fuhren ein ganzes Stück, bis wir endlich an der Haltestelle ankamen, an welcher wir aussteigen mussten. Dies war eine Gegend Londons, in der ich mich noch nie aufgehalten hatte. Ein bisschen komisch war mir schon zumute, als ich die schmutzigen Straßen und die ärmlich aussehenden Menschen erblickte, die dort umherliefen. Aber da ich nicht wählerisch sein konnte, was meine Bleibe anging, musste ich wohl oder übel damit klar kommen. Zudem gehörte ich nicht zu jener Sorte Menschen, die andere nach ihrem Aussehen beurteilten, die inneren Werte zählten meiner Meinung nach viel mehr.

Carrie kümmerte sich nach wie vor um meinen Koffer, während ich versuchte, den nun einsetzenden Regen zu ignorieren. Gott sei Dank lag die Wohnung nicht allzu weit von der U-Bahn Station entfernt, denn nach ungefähr fünf Minuten stoppten ihr Schritte vor einem Haus, das aussah, als würde es jeden Augenblick zusammenfallen. Ich schluckte kurz, als ich sie sagen hörte: „Wir sind da, Bel. Keine Angst, es sieht nur von außen so schlimm aus."

„Kannst du meine Gedanken lesen?", fragte ich verblüfft und musste plötzlich lachen.

„So ungefähr", antwortete sie mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Als Carrie die Haustür aufstieß, empfing mich ein undefinierbarer Geruch, eine Mischung zwischen etwas Süßlichem, gepaart mit einer gewissen Schwere.

„Wie riecht es denn hier?", fragte ich mit gerümpfter Nase.

„Jason hat mal wieder im Flur gekifft", erwiderte sie ungerührt.

„Was?!" Ich schaute total perplex drein, denn so etwas hatte ich nicht erwartet. Das konnte ja heiter werden!

Gemeinsam erklommen wir nun die steinernen Stufen bis zum ersten Stock hinauf. Ich registrierte, dass die Wände im Treppenhaus frisch gestrichen sein mussten, jedenfalls wirkten sie sauber und hell. Zumindest stimmte Carries Aussage bisher, dass das Haus nur von außen so schlimm aussehen würde. Ich war schon sehr gespannt auf die Wohnung und vor allem auf mein Zimmer. Allzu lange musste ich nicht mehr warten, bis ich alles zu Gesicht bekam, denn wir standen jetzt genau vor der Eingangstür der Wohnung. Carrie schloss diese auf und überließ mir den Vortritt.

„Hereinspaziert in dein neues Zuhause", sagte sie mit freudig klingender Stimme.

Ich atmete einmal tief durch, dann betrat ich den viereckigen Flur, dessen Wände in Grün gehalten waren, was mir absolut entgegenkam, da grün meine Lieblingsfarbe war. Carrie zeigte mir zunächst die Küche. Diese war relativ klein aber mit einem Herd, einer Mikrowelle und einem großen Kühlschrank ausgestattet. Dieser war zwar nicht so groß wie Nialls Kühlschrank aber der Platz reichte durchaus, um die Lebensmittel von drei Personen darin zu verstauen.

„Die Küche ist ganz nett", sagte ich, „nur die Spülmaschine fehlt."

„Ja, diesen Luxus haben wir hier leider nicht. Aber du wirst schon damit klar kommen, man gewöhnt sich daran. Das musste ich schließlich auch, denn im Haus meiner Eltern befindet sich natürlich auch eine Spülmaschine", erklärte sie grinsend.

Da ich sowieso nicht vorhatte, jeden Tag zu kochen, würde mir auch der manuelle Abwasch größtenteils erspart bleiben. Ich zog die Küchentür hinter mir zu, um mit Carrie zum nächsten Raum zu gehen, dem Badezimmer. Dieses war wirklich winzig, vor allem im Vergleich zu Nialls großem Bad, das ich mit Sicherheit vermissen würde. Leider gab es hier nur eine Dusche und keine Badewanne, was ich bedauerte. Aber man konnte nicht alles haben und meine Entscheidung, auszuziehen stand auf jeden Fall fest. Daran würde auch eine fehlende Badewanne nichts ändern.

„Habt ihr eine Waschmaschine hier?", fragte ich, worauf Carrie nickte.

„Unten, im Keller. Dort steht auch ein Trockner. Du musst nur genügend Kleingeld einwerfen, damit die Teile auch funktionieren", meinte sie.

Ich nickte und folgte ihr dann in mein Zimmer, auf das ich wirklich sehr gespannt war. Als ich den ersten Blick über die Wände erhaschte, traf mich fast der Schlag, denn diese waren in einem Rotton gestrichen. Ich hasste rote Wände, weil sie mich aggressiv machten!

„Kann ich das auch um dekorieren?", fragte ich schockiert.

„Natürlich aber dann musst du die Farbe kaufen und es selbst machen, es sei denn, du hättest genügend Kohle, um einen Handwerker zu bezahlen", lautete ihre Antwort.

„Na toll", brummte ich unmotiviert vor mich hin. Dann schaute ich mich genauer in meinem Zimmer um. Dieses war mit einem Queensize Bett ausgestattet, welches ein Gestell aus Metall hatte. Außerdem befanden sich noch ein zweitüriger Kleiderschrank in schwarz, sowie ein winziges schwarzes Plüschsofa und ein Beistelltisch aus Glas darin.

„Die Zimmer hier sind nur möbliert zu mieten", erklärte Carrie, als sie meinen fragenden Blick bemerkte.

Wenigstens brauchte ich mich nicht um Möbel zu kümmern, für die ich sowieso kein Geld besaß. Nachdem ich meinen Koffer abgestellt hatte, schlug Carrie vor, dass wir uns in die Küche setzen sollten, um einen Kaffee zu trinken. Es war ungewohnt für mich, ein neues Zuhause zu haben und ich fühlte mich noch nicht richtig wohl. Doch das würde sich bestimmt bald ändern.

„Morgen um elf müssen wir im Café sein", sagte Carrie, nachdem sie einen großen Schluck von dem Kaffee genommen hatte. „Mein Boss möchte alles mit dir besprechen, was deinen Job angeht."

Nickend antwortete ich: „So gesehen bin ich echt ein Glückspilz, denn ich glaube nicht, dass ich ohne dich so schnell einen Job gefunden hätte."

„Und auch keine neue Bleibe", setzte Carrie grinsend hinzu, wogegen ich ihr nicht widersprechen konnte.

Wir saßen noch eine Weil in der Küche, bis wir uns schließlich erhoben, damit ich nun Carries Zimmer begutachten konnte. Dieses gefiel mir von der farblichen Zusammenstellung sehr viel besser als meines, aber ich durfte mich glücklich schätzen, überhaupt eine Bleibe zu haben.

Die Wände in ihrem Zimmer waren in einem beigefarbenen Ton gestrichen, was mir viel mehr zugesagt hätte, als dieses ätzende Rot. Ich kam mir fast vor wie eine Prostituierte, in solch einem Zimmer zu hausen.

Seufzend begann ich meinen Koffer auszupacken, nachdem ich Carries Raum wieder verlassen hatte. Gott sei Dank fanden meine Klamotten Platz in dem geräumigen Kleiderschrank, der noch immer nach dem Parfum meiner Vorgängerin roch. Ich mochte es nicht und rümpfte angeekelt meine empfindliche Nase.

Kurzentschlossen suchte ich nach meinem Parfum und versprühte eine volle Ladung im Kleiderschrank, um den anderen Duft zu übertünchen. Nachdem ich alles eingeräumt hatte, stellte ich fest, dass es nicht einmal einen Fernseher gab, doch Carrie hatte einen in ihrem Zimmer stehen, das war mir sofort aufgefallen. Zur Not musste ich dann wohl in der Anfangszeit mit ihrem Gerät Vorlieb nehmen, zumindest so lange, bis ich mir ein eigenes anschaffen konnte.

Während des Einräumens dachte ich plötzlich an Niall. Was er wohl gerade machte? Ob er sich wohl bald wieder mit dieser schwarzhaarigen Frau treffen würde? Sie sah ziemlich gut aus, das musste ich zugeben aber wenn man jemanden wirklich liebte, war das Aussehen einfach zweitrangig.

Ich hatte immer angenommen, dass unsere Herzen so miteinander verbunden waren, dass uns nichts auf dieser Welt trennen konnte. Wie einfältig kam mir dieser Gedanke nun vor! Wie der, eines kleinen, unreifen Mädchens, das überhaupt keine Lebenserfahrung besaß. Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr wurde mir bewusst, dass ich zwar reichlich Erfahrung mit Walen besaß aber was Beziehungen mit Männern anging, nur eine einzige vorweisen konnte. Eine, die mir so wichtig war und genau deshalb stimmte es mich so traurig, dass sie gerade zu scheitern schien.

Mein Handy lag auf dem kleinen Tisch, der direkt vor mir stand, doch niemand meldete sich. Ich wusste auch gar nicht, wer mich hätte anrufen sollen, denn jeder ging ja seinem normalen Tagesablauf nach. Da die Jungs von One Direction bereits mit ihren Proben für die nächste Tour begonnen hatten, wunderte es mich gar nicht, dass Liam noch nichts hatte von sich hören lassen.

Bestimmt fiel er aus allen Wolken, wenn er erfahren würde, dass ich ausgezogen war und nun in einer WG lebte. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich dazu, Kathy anzurufen, um ihre diese Neuigkeit mitzuteilen. Sie meldete sich auch sofort und schien erfreut zu sein, etwas von mir zu hören.

„Hey, Bel! Wie geht's dir denn?", fragte sie munter drauflos.

„Nicht so besonders", antwortete ich lahm, „Niall und ich nehmen gerade eine Auszeit und ich bin heute ausgezogen".

„Waaaaaaaaas?" Kathys Stimme klang erstaunt und gleichzeitig bestürzt.

„Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist! Ihr seid so ein Traumpaar, ihr dürft euch nicht einfach so voneinander trennen!", sprudelte es aus ihr hervor.

„Das ist einfacher gesagt, als getan", erklärte ich seufzend.

„Bel, hör zu. Du kannst immer mit mir reden, das weißt du hoffentlich, oder?"

„Natürlich weiß ich das", erwiderte ich ruhig.

„Wo wohnst du denn jetzt?", wollte sie dann wissen. „Vielleicht kann ich dich mal besuchen kommen."

„Ich wohne bei Carrie in einer WG."

„Oh."

Die kurze Stille, die nun zwischen uns herrschte, war etwas unangenehm, doch Kathys nächste Worte lenkten unser Gespräch in eine komplett andere Richtung.

„Ich darf morgen bei den Proben für die Tour zusehen", erzählte sie aufgeregt.

„Wirklich? Das freut mich für dich! Und ich bin mir sicher, dass es dir gefällt", antwortete ich sofort, froh darüber, dass Carrie nun nicht mehr zur Sprache kam.

Wie gerne hätte ich gemeinsam mit Kathy diesen Proben beigewohnt aber mein Stolz verbot es mir, auch nur ansatzweise darüber nachzudenken.

„Harry hat mich dazu eingeladen", fuhr Kathy fort, was mich schmunzeln ließ.

„Ihr beiden versteht euch super, oder?"

Meine Frage reizte sie zum Lachen.
„Ja, das tun wir, er ist echt witzig und sehr charmant! Am Wochenende gehen wir zusammen aus."

„Echt? Ist es was Ernstes zwischen euch?", wollte ich wissen.

Auch wenn Niall und ich gerade diese Auszeit nahmen, bedeutete das nicht, dass ich anderen nicht ihr Glück gönnte. Und Harry verdiente einfach ein tolles Mädchen. So eines wie Kathy, die nicht zickig oder launisch daherkam und, die sich auch nicht in die Beziehung anderer einmischte.

„Na ja, ich glaube es wird langsam ernst", entgegnete Kathy freudig erregt.

„Wie süß! Ich drücke euch beiden alle Daumen!", kam es von mir zurück.

„Danke."

Es herrschte eine kurze Pause zwischen uns, bevor Kathy sagte: „Bel, du fehlst mir wirklich. Ich wünschte, du würdest morgen mitkommen."

Mein Ton war schärfer als geplant, als ich blitzschnell ein: „Nein, das werde ich mit Sicherheit nicht", hervorstieß. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht kränken", setzte ich sofort hinzu. „Aber wenn ich morgen bei den Proben aufkreuze, denkt Niall noch, dass ich ihm hinterher renne und das möchte ich auf keinen Fall."

Somit hatte ich meinen Standpunkt klar gemacht, etwas, was auch Kathy akzeptieren musste.
„Ok", seufzte sie schließlich. „Aber wir beide können uns ja treffen, wenn du Zeit hast, oder?"

„Auf jeden Fall!"

Es fiel mir gar nicht ein, den Kontakt zu ihr abzubrechen, weil ich jetzt bei Niall ausgezogen war. So vereinbarten wir, dass ich mich bei ihr melden sollte, sobald ich meinen Dienstplan im Café kannte, welchen ich hoffentlich morgen erhalten würde.

Nachdem ich das Gespräch mit Kathy beendet hatte, überlegte ich, was ich nun mit der restlichen Zeit des Tages anfangen sollte. Es war erst zwei Uhr nachmittags aber mir war total langweilig. So schloss ich meinen Laptop am Storm an und suchte nach einer Internetverbindung, die ich auch fand.

Natürlich wurde diese durch ein Passwort geschützt, das ich nun von Carrie erfragen musste. Schnell lief ich aus meinem Zimmer, klopfte bei ihr an und als ein leises „Wer ist da?", ertönte, öffnete ich die Tür und sagte erstaunt: „Ich bin's. Wer soll es denn sonst sein?"

Grinsend erwiderte sie: „Es hätte auch Jason sein können oder sein bester Freund Max, der einen Schlüssel zu unserer Wohnung besitzt."

„Na toll! Wie viele Leute haben noch Zugang zu unserer Bleibe?", fragte ich überrascht.

„Ähm, der Vermieter, mit Sicherheit. Aber sonst keiner."

Gott sei Dank konnten wir unsere Zimmer abschließen, wovon ich auf jeden Fall Gebrauch machen wollte, wann immer ich das Haus verlassen würde. Nachdem Carrie mir das Passwort für den Internetzugang aufgeschrieben hatte, verkrümelte ich mich wieder in mein Zimmer.

An meinem Laptop angekommen, schaute ich zunächst auf die Seite der Universität in London, auf welcher Professor Smith unterrichtete. Das Gebäude sah sehr imposant aus und das, was ich über die Studiengänge erfahren konnte, beeindruckte mich immens. Ich hatte das Gefühl, mich für das richtige Studium zu entscheiden, Meeresbiologie war definitiv mein Ding.

Ich dachte oft an Neuseeland zurück, an Keith und die Whale Rescue Organisation, an die Wale im Allgemeinen und vor allem an Joe. Ob es ihm wohl gut ging? Ich hoffte so sehr, dass er noch am Leben war und sich nie wieder in die Nähe eines Strandes wagen würde.

Meine Gedanken wanderten nun automatisch zu Niall, der mir dies alles erst ermöglicht hatte. Es machte mich traurig zu wissen, dass ihm das alles nichts mehr bedeutete. Warum hatte er sich damals so um mich und meine Belange gekümmert, wenn ich ihm nun egal war und er sich mit einer anderen traf? Ich vermisste ihn in jenem Moment total, hätte mich gerne an seine Schulter gelehnt, denn ich kam mir so unglaublich einsam vor. Doch dann kam wieder dieses Gefühl der Eifersucht in mir hoch, das mich wissen ließ, warum ich hier in diesem Zimmer saß.

Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film, der nie ein Ende finden würde. Kleine Tränen bildeten sich in meinen Augen, liefen meine Wangen hinunter und tropften auf meine Arme. Ein lautes Schluchzen drängte sich aus meiner Brust, als ich die Tränen mit meinem Handrücken wegwischte. Ich wollte nicht weinen, ich wollte mich nicht hinunterziehen lassen, von all diesen trüben Gedanken. Im gleichen Augenblick begann mein Handy zu klingeln. Schnell schluckte ich meine Tränen hinunter, bevor ich abhob. Zu meiner großen Überraschung und Freude vernahm ich die Stimme von Professor Smith.

„Hallo Ms Kreutzer, wie geht es Ihnen?", erkundigte er sich freundlich. „Ich hoffe, ich störe Sie nicht."

„Nein, nein! Ganz und gar nicht!", entgegnete ich schnell und mit klopfendem Herzen.

Ich war aufgeregt, denn wenn der Professor sich bei mir meldete, konnte das nur etwas Gutes bedeuten.

„Also", begann er, „ich habe mich bemüht, so schnell wie möglich einen Studienplatz für Sie aufzutreiben aber das klappt leider nicht vor März", erklärte er, worauf ich nur mit großer Mühe einen Freudenschrei unterdrücken konnte.

„Das ist absolut toll", sagte ich mit Begeisterung in meiner Stimme.

Professor Smith lachte daraufhin. „Es freut mich, dass Sie so geduldig sind. Ich werde Ihnen nun einen Termin nennen, an welchem Sie in der Universität vorsprechen können, um die Formalitäten zu erledigen", fuhr er fort, worauf ich sofort fragte: „Und wann ist dieser Termin?"

„Übermorgen, um neun Uhr vormittags", erwiderte er.

Glückselig schwebte ich fast schon durch den Raum und konnte es kaum glauben, dass dies alles so schnell von statten gehen würde.

„Vielen Dank! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!", kam es nun von mir.

„Sie brauchen sich nicht zu bedanken, das war selbstverständlich."

Der Professor fragte nun nach meiner Email Adresse und versprach, mir eine Wegbeschreibung zu jenem Raum zukommen zu lassen, in welchem ich Übermorgen vorsprechen sollte, bevor wir unser Telefonat beendeten. Keine fünf Minuten später traf die Mail ein, was mich nochmals innerlich ausrasten ließ.

Es war irgendwie so unwirklich, dass ich schon im März mit meinem Studium beginnen konnte, umso mehr freute ich mich darüber. Doch dann fiel ein Schatten über mein Gesicht, denn ich hätte diese Freude gerne mit Niall geteilt, dem sicher viel daran gelegen hätte. Ich musste mich wirklich beherrschen, um ihm nicht eine SMS zu schreiben, in welcher ich ihm mitteilte, dass ich einen Studienplatz bekommen hatte aber meine Wut bezüglich der vorangegangenen Ereignisse hielt mich erfolgreich davon ab.

Vielleicht wollte ich mir damit selbst etwas beweisen, vielleicht wollte ich auch Niall damit etwas beweisen. Ich würde auf eigenen Füßen stehen und nicht die Hilfe eines überaus bekannten Popstars benötigen, um all das zu erreichen, was ich mir vorgenommen hatte. Und vor allem wollte ich mir nicht auf der Nase herumtanzen lassen.

Meine guten Vorsätze erloschen jedoch blitzartig, als mein Handy eine SMS ankündigte. Diese stammte von Niall und enthielt folgenden Wortlaut: „Wie geht es dir?"

Sofort begann mein Herz schneller zu schlagen und bevor ich es realisierte, schrieb ich auch schon zurück: „Gut, ich kann im März mit meinem Studium beginnen."

Seine Antwort erfolgte prompt. „Das freut mich."

Ich wusste nicht, was ich zurückschreiben sollte, denn ich wollte nicht den Eindruck vermitteln, dass ich ihm bereits in irgendeiner Art und Weise verziehen hätte. So begnügte ich mich mit einem kurzen „Danke."

Danach kam auch nichts mehr von Niall, was mich erleichtert aufatmen ließ. Zur Ruhe kam ich jetzt trotzdem nicht, denn plötzlich klopfte es an meiner Tür. Es war Carrie, die mich bat, in die Küche zu kommen. Ich kam ihrer Aufforderung sofort nach und bekam dort einen schlaksigen Typen zu Gesicht, der bestimmt fast zwei Meter groß war.

„Hey, ich bin Jason", stellte er sich vor. „Willkommen in unserer WG."

„Ich bin Belita", sagte ich in freundlichem Tonfall, wobei ich mir seine braunen Augen und seine schwarzen, wuscheligen Haare kurz betrachtete.

So sah also der Kiffer aus. Es war unglaublich, dass ich so etwas tolerieren musste, doch mir blieb keine andere Wahl. Carrie holte eine Sektflasche aus dem Kühlschrank und goss die drei Gläser voll, die auf dem Tisch standen. Außerdem hatte sie belegte Sandwiches vorbereitet, was ich sehr süß fand. So stießen wir auf unsere kleine Wohngemeinschaft an und begannen zu essen.

Jason redete nicht viel, aber darauf war ich ja vorbereitet gewesen. Mittlerweile hatte draußen die Dämmerung eingesetzt, womit mein erster Abend in einer WG ohne Niall begann. Hoffentlich konnte ich heute Nacht einigermaßen gut schlafen, das war meine große Sorge, denn ich musste morgen fit sein, wenn ich Carries Boss gegenübertreten würde. Sie versicherte mir zwar immer wieder, dass ich die Stelle so gut wie in der Tasche hatte, doch darauf wollte ich mich nicht unbedingt verlassen. Wir saßen noch eine ganze Weile zusammen, bevor Jason sich verabschiedete.

„Ich bin noch mit Max verabredet", sagte er, als er aufstand, um kurz darauf zu verschwinden.

Den restlichen Abend verbrachte ich gemeinsam mit Carrie in ihrem Zimmer. Wir schauten uns einen Film an, der gegen halb elf zu Ende war. Da sich die Müdigkeit nun bei mir bemerkbar machte, beschloss ich ins Bett zu gehen. Obwohl ich nicht viel gemacht hatte, war der Tag trotzdem anstrengend gewesen, was meine Psyche betraf. Und genau diese ließ mich nun nicht zur Ruhe kommen.

Stundenlang wälzte ich mich im Bett umher, dessen Matratze sich zwar sehr bequem anfühlte, doch mein Kopf übernahm die Herrschaft und verhinderte, dass ich einschlief. Ständig dachte ich an Niall und daran, dass ich nun nicht mehr in seinen Armen einschlafen würde. Aber es war meine Entscheidung gewesen, die ich nicht mehr rückgängig machen wollte. Zumindest so lange nicht, bis er sich bei mir entschuldigt hatte und mit der anderen nichts lief.

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Bel ist endgültig ausgezogen, einer ihrer Mitbewohner ist ein Kiffer und sie findet ihr Zimmer häßlich. Beste Voraussetzungen, oder? :D
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen! Das nächste Update kommt am Mittwoch!
LG, Ambi xxx

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