12. Showtime

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich nun auf Nialls Handy. Seine Timeline auf Twitter war übersäht mit Fotos von Harry. Normalerweise war das ja nichts Schlimmes, doch dass Lockenköpfchen splitternackt in einen Whirlpool stieg und man wirklich alles sehen konnte, machte die Sache äußerst prekär.

Ich holte zunächst tief Luft, bevor mir ein: „Ach du heilige Scheiße", entwich.

„Genau, das kannst du laut sagen", stimmte Liam mir zu.

Aber war es Nialls Reaktion, die mich total verblüffte. Er fing plötzlich schallend an zu lachen und konnte überhaupt nicht mehr aufhören. Zumindest so lange, bis Liam ihm das Handy aus der Hand riss, um nachzuschauen, was denn so lustig an der Geschichte sein sollte.

Ein leichtes Schmunzeln entwich nun seinem Gesicht, als er laut vorlas: „Harry könnte sich ruhig mal wieder rasieren und ich wüsste gerne, wie lange sein Schwanz ist! Angaben bitte in Zentimetern!"

Selbst ich musste jetzt zu lachen anfangen, denn dieser Tweet eines weiblichen Fans war ziemlich cool.

„Wir können ihm ja sagen, dass er darauf antworten soll", schlug ich grinsend vor, was Niall und Liam mit einem Kopfschütteln abtaten.

„Das Management würde verlangen, dass er diesen Tweet wieder löscht, sofern irgendwas in dieser Richtung gesagt wird", meinte Liam mit einem kleinen Augenzwinkern. „Aber wenn du ganz lieb fragst, wird Harry dir sicher seine Schwanzgröße verraten."

So etwas aus Liams Mund zu hören, erstaunte mich dann doch, zumal er sonst etwas zurückhaltender war, als seine Bandkollegen, was diese Dinge anging. Ich überhörte diese Bemerkung jedoch großzügig und fragte neugierig: „Und was macht ihr jetzt?"

„Du meinst wohl, was macht das Management jetzt", klärte Niall mich auf.

„Denkst ihr, die sind sauer?", hakte ich nach.

„Na ja, freuen werden sie sich über die Bilder nicht gerade", gab Liam trocken zur Antwort. „Aber wir können ja sagen, dass er betrunken war."

„Das macht es nicht besser", warnte Niall mit hochgezogenen Augenbrauen. Dann atmete er tief durch, um kurz darauf einen Vorschlag zu machen.

„Wir sollten die anderen und vor allem Harry wecken."

„Das mache ich mit dem größten Vergnügen", ließ Liam sich vernehmen. Dabei grinste er über das ganze Gesicht.

„Wer in der Nacht in einem Whirlpool im Hotel baden geht und das auch noch nackt, braucht auch morgens nicht auszuschlafen", lautete Liams Ansicht, als er sich auf den Weg zu Harrys Zimmertür machte.

Niall und ich schauten uns kurz an, dann sagte er: „Ich wecke Louis und du klopfst bei Zayn an die Tür."

Natürlich musste ich wieder die unangenehme Aufgabe erledigen, denn unser Model schlief wie ein Murmeltier. So wunderte es mich nicht, dass Perrie gähnend die Tür öffnete, um mich etwas erstaunt zu mustern.

„Ist irgendwas passiert, Bel?", fragte sie mit einem leichten Gähnen.

„Ja. Zayn sollte jetzt bitte aufstehen, es ist dringend", flüsterte ich ihr zu.

„Oh weh, den kriege ich nicht so schnell wach", meinte die hübsche Blondine seufzend.

„Er wird schon aufstehen, wenn du ihm sagst, dass im Internet Nacktbilder von Harry die Runde machen", erwiderte ich lässig.

Perrie riss ihre blauen Augen weit auf, drehte ich sofort um und rannte förmlich auf das Doppelbett zu, in welchem Zayn seinen Dornröschenschlaf abhielt. Ohne Vorwarnung begann sie ihn zu schütteln und rief: „Zayn, steh sofort auf! Es gibt Nacktbilder von Harry!"

Unendlich langsam schlug Zayn seine dunklen Augen auf und murmelte vor sich hin: „Wenn du welche brauchst, ich hab die Dinger tonnenweise in meiner Nachttischschublade liegen."

Nun stemmte Perrie ihre Hände in die Hüften und fauchte ihn regelrecht an: „Das ist kein Witz! Sie werden im Internet verbreitet! Also bewege deinen Hintern aus dem Bett, denn deine Bandkollegen brauchen jegliche Unterstützung!"

Ich wusste ja, dass Perrie nicht gerade zimperlich war, wenn es um wichtige Dinge ging aber so hatte ich sie noch nicht erlebt. Zayn schien jedenfalls zu wissen, dass Alarmstufe rot herrschte und schälte sich schneller als gedacht aus dem Bett. Zu schnell für mich, denn als er die Bettdecke zurückschlug, klappte meine Kinnlade zum zweiten Mal an diesem Morgen nach unten. Er trug nicht einen Fetzen Stoff am Leib! Es war nicht so, dass Zayns nackter Körper mich erschreckte aber es war mir mega peinlich, ihn in diesem Moment so zu sehen. Doch Zayn blieb ganz cool.

„Krieg dich wieder ein, Bel", meinte er und marschierte an mir vorbei ins Badezimmer. S

o viel Nacktheit an einem Morgen war dann doch ein bisschen viel für mich, obwohl ich schon sehr viel lockerer geworden war, was diese Dinge betraf. Trotzdem fühlte ich mich im Moment ein wenig unwohl und verabschiedete mich ganz schnell von Perrie.

„Wir sehen uns gleich, wir treffen uns bei Liam und Sophia im Zimmer."

„Ok, Bel, bis dann."

Keine zehn Minuten später saßen wir alle in Liams und Sophias Zimmer auf dem Fußboden im Kreis. Harrys Gesicht wirkte nicht so entspannt wie gewöhnlich, vor allem nicht, als Louis ihm plötzlich die Frage stellte: „Sag mal, was hast du dir eigentlich dabei gedacht?"

Lockenköpfchen räusperte sich ein wenig und sagte zu meinem Erstaunen: „Nichts, ich wollte nackt in den Whirlpool gehen, was ich dann auch getan habe. Es war weit und breit keine Menschenseele in Sicht und ich kann nicht wissen, dass sich hier im Gebüsch irgendwelche Fans oder sogar Paparazzi versteckt hatten."

Hierbei handelte es sich wirklich um die Frage aller Fragen. Fans oder Paparazzi? Beide waren gefährlich, wenn es um so etwas ging und sie würden uns vor allem das Leben in dieser einen Woche zur Hölle machen, soviel stand fest.

„Mensch, Harry, warum musst du immer nackt rumlaufen?" Kopfschüttelnd schaute Liam nun zu ihm. Doch Harry zuckte nur mit den Schultern, während Niall etwas erwiderte.

„Nackt herumlaufen ist ja nicht schlecht, ich mache das auch gerne aber meistens nur in meiner Wohnung."

„Das will ich dir auch geraten haben", brachte ich spontan hervor.

„Also, was sollen wir jetzt tun?", stellte Zayn die Frage in die Runde.

Kaum hatte er das ausgesprochen, läutete Harrys Handy. Seinem Gesicht nach zu urteilen, war der Anrufer vermutlich jemand vom Management.

„Hallo Simon."

Ich hatte also Recht behalten, der Obermogul meldete sich nun zu Wort und verlangte wohl, dass Harry sein Handy auf Lautsprecher stellen sollte.

„Guten Morgen, Jungs und Mädels", begrüßte er uns dann. „Ich hoffe, ihr seid alle angezogen."

Simons Humor war manchmal etwas gewöhnungsbedürftig aber sehr subtil. Er brachte immer alles genau auf den Punkt. So auch dieses Mal.

„Also Leute und vor allem Harry, hört gut zu, was ich zu sagen habe. Normalerweise mische ich mich ungern in eure Privatangelegenheiten aber heute muss ich das kurz tun."

Wir hörten gespannt zu, was nun kommen würde.

„Ihr seid zwar im Urlaub aber ihr dürft nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die euch ständig nachspionieren. Natürlich ist ein Nacktfoto kein Beinbruch, da gibt es Schlimmeres und ich denke, dass die Bilder euren weiblichen Fans sehr gut gefallen werden aber wenn Harry das nächste Mal in den Whirlpool steigt, sollte er sich was überziehen."

Ich war platt, wie locker Simon die ganze Sache nahm und der Rest schien auch erleichtert zu sein. Aber er war scheinbar noch nicht ganz fertig mit seiner Rede, denn nach einem kurzen Räuspern fuhr er fort.

„Harry, du könntest ruhig deine Bauchmuskeln etwas besser trainieren, dann wären die Bilder noch viel perfekter."

Man konnte sich Simons Grinsen richtig vorstellen, als er das von sich gab und Harry murmelte nur: „Ich werde daran arbeiten."

Damit war die Angelegenheit erledigt. Simon wünschte uns noch einen schönen Urlaub und verabschiedete sich dann.

„Da hast du ja echt nochmal Glück gehabt", meinte El grinsend, als sie zu Harry schaute.

„Ja und ich möchte zu gerne wissen, wer diese Fotos geschossen hat", meinte er nun.

Die Jungs hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das in Erfahrung zu bringen. Während ich mit El, Perrie und Sophia nach einem überaus reichlichen Frühstück am Pool lag, sprachen sie mit dem Hotelmanager und diversen Angestellten. So wie die Sache aussah, waren die Fotos jedoch nicht von den Paparazzi gemacht worden. Dafür wirkten sie auch nicht professionell genug. Also mussten sich hier irgendwelche Fans herumtreiben, was sich nicht minder unangenehm für uns alle anfühlte. Ständig glaubten wir beobachtet zu werden und so kam es, dass Louis später vorschlug, ob wir nicht einen Ausflug machen sollten.

„Heute ist es zu spät dafür aber wir sollten echt überlegen, ob wir nicht morgen in die Everglades fahren wollen", schlug Niall vor.

„Was willst du denn dort?", fragte Zayn, der Perrie gerade den Rücken eincremte.

„Harry aussetzen, damit es keine Nacktbilder mehr gibt", antwortete Niall trocken und hatte damit alle Lacher auf seiner Seite.

Nachdem sich alle ein bisschen beruhigt hatten, konterte Harry: „Du bist ja nur neidisch, dass man dich nicht fotografiert hat, weil dein Körper nicht so sexy ist wie meiner!"

„Da muss ich dir wiedersprechen!", erwiderte ich sofort, was Niall mit einem Augenzwinkern quittierte. Anschließend gab er mir einen Kuss auf die Nase und legte seine Arme um mich.

„Ich bin also sexy", flüsterte er mir ins Ohr.

„Und wie", wisperte ich zurück.

Dann hörten wir Liam sagen: „Also gut, lasst uns morgen in die Everglades fahren aber ich möchte wenigstens heute Abend den Sonnenuntergang am südlichsten Punkt von Key West sehen. Im Reiseführer steht, dass man das unbedingt tun sollte."

Liam bekam am Abend seinen Willen, denn wir folgten alle seiner Empfehlung und schauten uns den unglaublich schönen Sonnenuntergang an. Dies wurde auf Key West regelrecht zelebriert. Hunderte von Menschen standen auf der Straße, um den Untergang des Gestirns zu bewundern.

Es sah auch wirklich toll aus, wie der große rote Ball im Meer versank, zumindest hatte man diesen Eindruck. Niall stand hinter, hatte seine Arme um mich gelegt und erweckte in mir den Wunsch, einfach hier bleiben zu können, für immer. Aber leider vereinbarte sich das nicht mit seinem Terminplan und auch nicht mit meinen Studienplänen. Und selbst hier war man vor den Fans nicht sicher, wie Harrys Nacktfotos bewiesen.

Nach diesem grandiosen Sonnenuntergang beschlossen wir, etwas zu Abend zu essen und suchten zu diesem Zweck ein Restaurant, welches sich gleich um die Ecke befand, auf. Dort gab es unter anderem, leckere Steaks mit Folienkartoffeln und Salat, also eines meiner Lieblingsgerichte. Während des Essens unterhielten wir uns ganz entspannt und machten unsere Planung für den morgigen Tag.

„Ich will aber nicht schon wieder so früh aufstehen müssen wie heute", beklagte sich Zayn, das Langschläfer-Model.

„Keine Sorge, du darfst deinen Schönheitsschlaf durchziehen", zog Liam ihn auf. „Es sind ungefähr drei Stunden Fahrt bis zu den Everglades und da es egal ist, wann wir zurückkommen, können wir auch ein bisschen später los, damit wir den Langschläfern entgegenkommen", setzte er grinsend hinzu.

„Es reicht dicke, wenn wir um zehn Uhr losfahren", meinte Louis, doch Niall äußerte sofort seine Bedenken.

„Da müssen wir aber unterwegs bald anhalten, weil ich Hunger bekommen werde!"

So kannte ich meinen Freund aber die anderen wohl auch.

„Nialler, wir werden schon dafür sorgen, dass du nicht verhungerst, ok?", warf Harry lachend ein.

Nach dem Essen suchten wir den hoteleigenen Club auf, in welchem schon heftig getanzt wurde. Die Jungs standen ja eher weniger auf Tanzen, es sei denn, sie hatten schon etwas getrunken. Da dies noch nicht der Fall war, mussten wir Frauen alleine auf die Tanzfläche gehen, während sie an der Bar standen und ihren Alkoholgehalt im Blut auffüllten. Ich hoffte, dass es schnell gehen würde, denn ich wollte gerne mit Niall tanzen, seine Hände an meinem Körper spüren und mich einfach nur von der Musik treiben lassen.

Mit geschlossenen Augen bewegte ich mich zum Rhythmus der Songs und vergaß Zeit und Raum. Als ich plötzlich zwei Hände spürte, welche sich sachte an meine Hüften legten, begann ich zu lächeln. Endlich war er da! Gerade als ich mich ein wenig nach hinten lehnen wollte, um auf Tuchfühlung zu gehen, vernahm ich eine Stimme, die mir zuflüsterte „Na, rothaarige Schönheit, bist du alleine hier?"

Irritiert stoppten meine Bewegungen, denn es war nicht Nialls Stimme, die soeben mit mir gesprochen hatte und somit waren es auch nicht seine Hände, die auf meinen Hüften lagen. Vor einem Jahr wäre ich total ausgerastet, doch heute reagierte ich relativ cool.

Ich legte meine Hände auf seine, drückte diese von meinem Körper weg und fragte, ohne mich umzudrehen: „Ist das deine Masche bei Frauen? Wenn ja, finde ich das ziemlich uncool. Also nimm gefälligst deine Pfoten von mir."

„Also das hat mir noch keine gesagt!", konterte er.

Sein Atem roch nach Alkohol, mir wurde beinahe schlecht. Schnell drehte ich mich um, denn ich wollte den Kerl loswerden, der sich so ohne jegliche Hemmungen an ein Mädchen heranschmiss, von dem er nichts wusste, vor allem nicht, dass sie mit ihrem Freund hier war.

Was dann geschah, löste eine Kettenreaktion aus, die ich so noch nie erlebt hatte. Als der Typ den Versuch startete, mich zu küssen, überraschte es mich nicht, dass Niall urplötzlich neben uns stand. Ihm entging nichts, was mich betraf und er hatte seine Augen immer auf mich gerichtet, wenn er in der Nähe war.

„Nimm gefälligst deine Drecksfinger von ihr!"

Ohne jegliche Vorwarnung riss er den Typen von mir weg und verpasste ihm mitten auf der Tanzfläche einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte.

„Lass dir nicht nochmal einfallen, meine Freundin anzufassen", keifte er mit zusammengekniffenen Augen.

Ich kannte diesen Blick, er setzte ihn immer auf, wenn er unter Alkoholeinfluss stand, was mich wissen ließ, dass die Jungs schon ordentlich getankt hatten. Auch Liam bahnte sich jetzt seinen Weg auf die Tanzfläche, denn der Typ war nun aufgestanden und wollte gerade auf Niall losgehen, doch bevor er etwas tun konnte, ging Liam dazwischen.

Binnen Sekunden verwandelte sich die Tanzfläche in ein Schlachtfeld, denn er Typ war wohl nicht alleine hier. Zwei seiner Kumpels kamen ihm nun zu Hilfe, stürzten sich auf Liam und Niall, was wiederum von Louis, Zayn und Harry bemerkt wurde. Letzterer schnappte mich einfach und brachte mich, sowie Perrie, El und Sophia in Sicherheit. Dann kehrte Harry erneut auf die Tanzfläche zurück, um den anderen Jungs zu Hilfe zu eilen.

Als ich mich ins Getümmel stürzen wollte, um nach Niall zu schauen, hielt Perrie mich energisch zurück. Sie umklammerte meinen Arm so fest, dass ich tief Luft holen musste. „Lass mich los, ich muss zu Niall!", brüllte ich ungehalten.

„Bel, du kannst da jetzt nicht hingehen!", sagte sie mit Nachdruck in ihrer Stimme. „Es hilft den Jungs nicht weiter, wenn du auch noch was abkriegst, außerdem haben die Leute an der Bar wohl schon das Sicherheitspersonal vom Hotel gerufen."

Gerade als Perrie diesen Satz ausgesprochen hatte, ging die Tür zum Club auf und sechs übergroße Muskelpakete in schwarzer Kleidung betraten den Raum. Innerhalb kürzester Zeit sortieren sie noch immer herrschende Chaos auf der Tanzfläche.

Der Typ, der mich begrapscht und angemacht hatte, wurde inklusive seiner beiden Kumpels nach draußen befördert, während Niall, Liam, Louis, Harry und Zayn langsam vom Boden aufstanden. Als ich bemerkte, dass Nialls Nase blutete, war ich nicht mehr zu halten. Ich stürzte auf die Tanzfläche, auf der noch zwei der Sicherheitsleute standen und warf mich buchstäblich in seine Arme.

„Oh Gott, Niall, du bist voller Blut!"

Er wischte sich das rote Sekret mit dem Handrücken aus dem Gesicht.

„Verdammte Scheiße", fluchte er vor sich hin.

Während ich nach einem Taschentuch suchte, kamen El, Sophia und Perrie angelaufen, um nach ihren Freunden zu sehen. Liam hatte ein blaues Auge davongetragen, doch der Rest schien ok zu sein, zumindest körperlich. .

„Warum nur kriegt mein Auge immer was ab, wenn Bel in der Nähe ist und ich mich mit Typen herumschlagen muss", versuchte Liam zu scherzen.

Immerhin nahm er es mit Humor. Das tat auch Zayn, dessen Hemdsärmel halb zerfetzt an seinem Arm hing, ebenso wie Louis, der nach seinem rechten Schuh suchte. Harrys Bandana schien ebenfalls abhanden gekommen zu sein, doch alles was ich sah war das Blut, welches immer noch aus Nialls Nase gelaufen kam.

Ich zitterte am ganzen Körper und wusste nicht, wie lange meine Beine mich noch tragen konnten. Es war ewig her, dass ich mich so schlecht gefühlt hatte und auch, dass ich mir um jemand solche Sorgen gemacht hatte, wie ich es gerade bei Niall tat.

„Ich bin ok, Bel, das ist nur ein bisschen Blut", hörte ich ihn murmeln, als er das Taschentuch auf seine Nase presste.

Zwei der Sicherheitsleute standen noch immer bei uns und fragten nach, ob alles in Ordnung sei. Als die Jungs nickten, verabschiedeten sie sich und gingen nach draußen. Wir hatten am heutigen Abend wirklich genug vom Tanzen und gingen nun in Richtung Zimmer.

Auf dem Weg dorthin bediente Liam sich an einer der großen Eismaschinen, welche riesige Eiswürfel auswarf. Diese würde er für sein Auge auch benötigen! Seufzend folgte ich Niall in unser Zimmer, nachdem wir den anderen eine gute Nacht gewünscht hatten.

„Es tut mir so leid, Niall", sagte ich kleinlaut.

Er schüttelte nur seinen Kopf. „Egal, ich hab dem Kerl ordentlich eins übergebraten. Wie kam er eigentlich dazu, dich so anzufassen?"

„Keine Ahnung, er ist ja von hinten an mich herangetreten, ich dachte zuerst, du wärst es, deshalb habe ich nichts unternommen. Aber dann, als er gesprochen hat, merkte ich, dass es nicht deine Stimme war... Ich hab ihm gesagt, dass er mich loslassen soll, da warst du auch schon da."

„Ich musste dich doch beschützen."

Nialls Stimme klang so süß, dass ich fast dahinschmolz. Überaus vorsichtig küsste ich ihn nun auf die Lippen, denn seine Nase hatte inzwischen aufgehört zu bluten. Tränen strömten aus meinen Augen, denn es tat mir so furchtbar leid, was geschehen war. Niall streichelte beruhigend über meinen Kopf.

„Es ist alles ok, Bel. Mir geht es gut aber ich fürchte, du hast dich ziemlich erschreckt."

„Nicht vor diesem Typen oder der Berührung aber davor, was mit dir passiert ist", gab ich mit zitternder Stimme zu.

Ich liebte ihn von ganzem Herzen und ich konnte nicht mitansehen, wenn er blutete oder Schmerzen hatte. Ich litt buchstäblich mit ihm.

„Komm, lass uns ins Bett gehen, wir haben morgen noch viel vor", vernahm ich seine leise Stimme, die in jenem Moment beruhigend auf mich wirkte.

Wenige Minuten später lagen wir im Bett und Niall hatte seine Arme um mich gelegt.

„Schlaf schön, süße", wisperte er in mein Ohr.

Am nächsten Morgen wurden wir relativ früh wach, da unsere Körper noch immer auf die europäische Zeit eingestellt waren. Es war kur nach halb sieben, als ich mich aus dem Bett erhob, um unter die Dusche zu springen. Aber zuerst vergewisserte ich mich, dass es Niall auch gut ging. Ich drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, worauf er zu lächeln begann.

„Guten morgen, mein kleiner Rotschopf", murmelte er leise.

„Hey, Blondie, geht es dir gut? Was macht deine Nase?", fragte ich sofort.

„Die ist noch dran, du kannst also ganz beruhigt sein", meinte er lässig.

Unser Tag schien somit gerettet zu sein. Auch den anderen ging es super, selbst Liam, dessen Auge eine grün-blaue Färbung angenommen hatte, war beim Frühstück bester Laune. Zayn erzählte, dass er das zerfetzte Hemd sowieso bald entsorgen wollte, was mir ein Schmunzeln entlockte. Die Jungs waren echt so süß, dass ich schon wieder ein schlechtes Gewissen bekam aber ich konnte doch nichts dafür.

„Du bist eben ein heißer Feger, Bel und wir müssen auf dich aufpassen", meinte Louis, als ich mich entschuldigen wollte.

„Genau und hör gefälligst auf, dich dafür zu entschuldigen", kam es von Harry, der leicht grinste.

„Also dieser Urlaub hat es echt in sich", meinte Niall nun. „Zuerst die Nacktfotos von Harry und dann eine Schlägerei in einem Club und das alles am ersten Tag!"

„Ja und ich bin gespannt, was uns sonst noch so wiederfahren wird", sagte Zayn grinsend.
„Hör auf, das reicht", kam es von Liam.

„Ach, die Everglades sind doch immer für eine Überraschung gut", warf Harry ein und erntete prompt einen Rippenstoß von Liam.

„Wollten wir dich nicht dort aussetzen?", stellte Louis seine Frage an Lockenköpfchen, der jedoch nur grinste.

„Ihr könnt doch gar nicht ohne mich sein, da fehlt euch doch was!", gab er kontra.

„Stimmt, uns fehlen dann die Nacktbilder!", zog El ihn auf.

Alle saßen lachend am Frühstückstisch, bis Liam zum Aufbruch mahnte. Brav wie wir alle waren, folgten wir ihm nach draußen. Auf jeden Fall würden uns in den Everglades keine Typen auflauern, die Mädchen anbaggerten und auf eine Schlägerei aus waren, da war ich mir ziemlich sicher. Aber wer wusste schon, was uns sonst noch so erwarten würde.

Eine Stunde später befanden wir uns auf dem Weg in die Everglades. Die Florida Keys entlang zu fahren, war ein Traum! Überall sah man dieses türkisblaue Wasser, das zum Baden einlud und die unzähligen Brücken, die wir passieren mussten, um auf das Festland zu gelangen. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt, als ich aus dem Fenster schaute. So verging die Fahrt bis zu unserem Ziel recht schnell, obwohl wir gar nicht so recht wussten, wo denn nun unser eigentliches Ziel lag.

Die Everglades waren riesig und es gab nicht wie in anderen Nationalparks einen Eingang oder einen Hinweis, dass man nun angekommen war. Schließlich bog Liam in eine Straße, welche zuerst noch geteert war, dann aber in Schotter überging. Niall fuhr ihm einfach hinterher und ich betrachtete die Landschaft mi gemischten Gefühlen. Vor allem, als ich feststellte, dass plötzlich ein Alligator über die Straße lief, den wir erst vorbeilassen mussten, bevor wir Liam folgen konnten.

„Oh mein Gott! Habt ihr das gesehen?", sagte ich zu Niall. „Wie schnell der gerannt ist? Ich dachte immer, die wären so langsam!", entfuhr es mir.

„Ja und vor allem dass die einfach so eine Straße überqueren", vernahm ich Els entsetzte Stimme.

Als Liam plötzlich den Wagen stoppte, musste Niall zwangsläufig auch anhalten. Wir stiegen alle aus und die Jungs liefen sofort auf den Graben zu, der sich links neben der Straße befand.

„Da liegen lauter Alligatoren!", hörten wir sie rufen.

Langsam näherte ich mich an Niall heran und dann erblickte ich tatsächlich mindestens zwanzig von diesen Tieren, die zwar träge wirkten, doch wir hatten mit eigenen Augen gesehen, wie schnell sie laufen konnten. Die Jungs holten sofort ihre Handys hervor, um die Alligatoren zu fotografieren.

„Geht nicht zu nahe ran", ermahnte Sophia unsere Freunde, was diese jedoch völlig ignorierten. Zumindest so lange, bis ein lautes „Platsch" zu hören war und einer dieser niedlichen Tiere, sich in den Graben wagte, um direkt auf uns zuzugehen. Panik machte sich in mir breit und ich begann in Richtung Wagen zu laufen. Gerade als ich die Tür erreichte, hörte ich Harry rufen: „Schnell, beeilt euch, er kommt aus dem Wasser!"

Die anderen rannten jetzt auch und binnen kürzester Zeit saßen wir alle wieder in den beiden Fahrzeugen.

„Warum fährt Liam denn nicht los?", fragte Niall erstaunt, nachdem er den Motor gestartet hatte. Kaum hatte er das ausgesprochen, klingelte sein Handy.

„Hey, Liam, was ist denn los?", hörte ich ihn fragen.

Seine Antwort ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. „Ich glaube, ich habe eine Reifenpanne."

Als ich nach draußen schaute, erblickte ich zwei Alligatoren, welche sich in unsere Richtung bewegten. Mein Herz schlug schneller und Harry rundete das ganze Drama ab, indem er sagte: „Showtime Leute! Sie denken, wir sind ihr Futter!"

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Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und würde mich über Kommentare freuen! :D Übrigens war ich selbst schon in den Everglades, in Florida und habe es erlebt, dass ein Alligator die Schotterstrasse überquert hat, auf welcher wir langgefahren sind. Die Tiere sind in dieser Beziehung völlig schmerzfrei.^^

LG, Ambi xxx

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