10. Unknown destination

„Wo hast du sie denn kennengelernt? Und wie sieht sie aus?", sprudelte es aus mir hervor.

Jonathan grinste, als er meine Fragen beantwortete. „Braune Haare, haselnussbraune Augen und wir haben uns durch meine Arbeitskollegen in einem Pub kennengelernt."

„Echt? Das ist ja cool! Stellst du sie mir mal vor?"

Nun erhielt ich eine Antwort, welche mich ziemlich überraschte.

„Natürlich, wenn ihr von eurer Reise zurückgekehrt seid, können wir uns gerne mal treffen."

Meine Kinnlade klappte überrascht nach unten. „Woher weißt du denn, dass ich verreise?", richtete ich sofort die Frage an ihn.

„Ich hab mit Niall über Twitter geschrieben", kam es zurück.

„Moment! Du schreibst mit meinem Freund über Twitter?" Ich konnte es nicht fassen. Aber vielleicht war das ja der Grund, warum Niall nicht mehr eifersüchtig auf Jonathan war. Er wusste mit Sicherheit schon, dass er eine Freundin hatte. Schön ausgetrickst hatten die beiden mich da!

„Männer!", schnaufte ich nur, was Jonathan zu einem herzlichen Lachen animierte.

„Ach, Bel, nimm es nicht so tragisch! Wir haben uns an deiner Geburtstagsparty so gut verstanden, fast schon wie alte Freunde."

Nun gut, mir sollte das recht sein, dann waren Eifersuchtsattacken endlich ausgeschlossen, zumindest wenn es um ein Treffen mit Jonathan ging. Wir verlebten eine schöne und lustige Zeit im Pub und Jonathan hörte aufmerksam zu, als ich ihm über meine Pläne bezüglich des Studiums und eines Jobs berichtete.

Er fand es gut, dass ich nebenbei arbeiten gehen wollte, vertrat aber auch den Standpunkt, dass man dies nicht übertreiben sollte. Zumindest durfte das Studium nicht darunter leider, so drückte er sich aus.

Nachdem wir das Essen konsumiert und bezahlt hatten (Jonathan lud mich ein, obwohl ich energisch dagegen protestierte), erhoben wir uns von den Plätzen. Als Jonathan mir wie ein Gentleman in den Mantel half, staunte ich erneut über seine guten Manieren. So etwas bekam man wirklich selten zu Gesicht.

Niall half mir zwar auch in den Mantel aber ich war ja auch seine feste Freundin. Jonathan hingegen war nur ein Kumpel, trotzdem behandelte er mich sehr respektvoll und überaus nett.

„Wie alt ist deine neue Eroberung eigentlich?", wollte ich wissen, als wir gemeinsam das Pub verließen, wobei er mir selbstverständlich die Tür aufhielt.

„Vierundzwanzig."

„Was? So alt schon?" Ich schaute ihn entgeistert an aber er lachte nur.

„Was ist denn so schlimm daran? Ich bin auch schon zweiundzwanzig", meint er.

„Du stehst also auf Ältere", stellte ich fest.

„Ach komm schon, Bel, zwei Jahre Altersunterschied ist echt nicht viel. Außerdem ist Niall auch älter als du."

„Ja, aber ich bin das Mädchen, verstehst du?"

Sein leichtes Augenzwinkern ließ mich wissen, dass ihn so etwas wohl überhaupt nicht interessierte.

„Na ja, wenn du glücklich mit ihr bist, dann ist es in Ordnung", lenkte ich nun ein.

„Eben, das ist doch das Wichtigste", erwiderte er und drückte mir dann zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

„Danke für die nette Gesellschaft, Bel und viel Spaß im Urlaub!"

„Ich danke dir auch und du weißt nicht zufällig wohin wir fliegen?", stellte ich meine Frage.

Nun begann er herzlich zu lachen. „Ich könnte es dir verraten aber dann wird Niall mich bei nächster Gelegenheit steinigen. Das möchte ich nicht riskieren!"

„Das ist ja wohl die Höhe!", entfuhr es mir.

Niall erzählte Jonathan also wohin unsere Reise ging. Momentan fragte ich mich wirklich, wie viel Kontakt die beiden miteinander hatten. Es war auf jeden Fall mehr, als ich es erahnen konnte.

„Aber eines kann ich dir verraten, Bel", sagte Jonathan dann, „ich bin wahnsinnig neidisch auf die schöne Reise, du ihr alle gemeinsam unternehmen werdet."

„Danke für die Auskunft."

Ich schlug ihm leicht auf den Hinterkopf, was er mit einem Grinsen quittierte.

„Bis dann, Bel und komm gut nach Hause."

„Bis dann, Jonathan."

Wir umarmten uns zum Abschied nochmals, dann entschwand er meinen Blicken. Langsam ging ich die Stufen zur U-Bahn hinab, ganz in meine Gedanken versunken. Ich bemerkte nicht, wie sich jemand von hinten näherte, erst als diese Person mir die Augen zuhielt, zuckte ich ein wenig zusammen.

„Rate wer ich bin", vernahm ich eine weibliche Stimme, die mir sehr bekannt vorkam.

„Carrie!"

„Ja!"

Sie nahm ihre Hände von meinem Gesicht und grinste mich freudestrahlend an.

„Was machst du denn hier?", fragte ich lächelnd. „Musst du nicht arbeiten?"

Sie schüttelte leicht ihren Kopf. „Ich habe heute frei."

„Das ist schön."

„Und was machst du hier?"

„Ich war mit einem guten Freund zum Mittagessen verabredet. Er arbeitet in der Regent Street", erklärte ich wahrheitsgetreu.

„Oh! Echt? Und Niall hat nichts dagegen, wenn du mit anderen Typen weggehst?"

„Er kennt ihn und er schreibt mit ihm sogar über Twitter", lautete meine direkte Antwort.

„Du hast echt Glück, dass du einen Freund hast, der nicht so eifersüchtig ist, Bel. Ich hatte mal einen, der mich ständig überwacht hat. Er kontrollierte sogar mein Handy."

„Das ist echt ätzend."

In jenem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich es niemals soweit kommen lassen würde. Kein Mensch durfte mich dermaßen kontrollieren und wenn ich ihn noch so sehr liebte, denn Vertrauen war das oberste Gebot in einer Beziehung. Nachdenklich beobachtete ich Carrie.

„Sag mal, hast du kurz Zeit? Wir könnten irgendwo einen Kaffee trinken gehen und ein bisschen quatschen."

Lächelnd stimmte sie zu. „Ja, klar, warum nicht."

So kam es, das wir ein kleines Café in einer Seitenstraße der Oxford Street aufsuchten, uns dort in der hintersten Ecke niederließen, um Kaffee und Kuchen zu bestellen und ein wenig zu reden. Eigentlich wusste ich immer noch nicht sehr viel über sie und so erkundigte ich mich nun ein wenig. Carrie erzählte mir bereitwillig, dass sie ihr Studium geschmissen habe, weil es doch nicht so das Wahre gewesen sei.

„Was hattest du denn studiert?", wollte ich wissen.

„Zahnmedizin, weil meine Eltern es so wollten."

Mir fiel in jenem Augenblick auf, dass sie unglaublich schöne Zähne besaß. Diese blitzten strahlendweiß und machten ihr Lächeln noch viel schöner, als dieses ohnehin schon war.

„Warum wollten deine Eltern das?", lautete nun meine nächste Frage.

Sie seufzte ein wenig. „Ich sollte irgendwann die Zahnarztpraxis meines Vaters übernehmen. Aber es ist einfach nicht mein Ding, in den Mündern von fremden Leuten herumzuwühlen."

Ich musste laut auflachen, weil sie das so plastisch erklärte. Aber ich konnte sie voll und ganz verstehen. Umso mehr liebte ich meine Eltern, die mich das tun ließen, was ich mir vorgestellt hatte.

Mein Vater wäre niemals auf die Idee gekommen, mich dazu zu zwingen, Jura zu studieren, um in seiner Anwaltspraxis einzusteigen. Er wusste, dass ich vollkommen anders tickte als er, was berufliche Dinge anging. Auch meiner Mutter wäre es nie in den Sinn gekommen, mich gegen meinen Willen in ihrer Galerie auszubilden. So gesehen war ich meinen Eltern unglaublich dankbar und ich konnte Carrie total verstehen. Man musste im Leben seinen eigenen Weg finden und diesen dann auch bis zum Ende gehen.

„Und jetzt arbeitest du in diesem Café", stellte ich fest.

„Ja aber das sollte eigentlich nur eine Übergangslösung sein. Vielleicht kann ich mich irgendwann dazu aufraffen, ein anderes Studium zu beginnen aber im Moment hänge ich lieber mit meinen Freunden ab. Ich wohne in einer WG mit einem Typen und mit einem Mädchen zusammen. Wir sehen das Leben ganz locker, weißt du?"

„Eigentlich sollte man es auch nicht so verbissen sehen", sagte ich nun.

Carrie macht mir gerade bewusst, wie viele unterschiedliche Menschen und Einstellungen zum Leben existierten. Als meine Gedanken zu den Jungs von One Direction wanderten, bemerkte ich, wie hart und wie unermüdlich diese eigentlich für ihren Erfolg arbeiteten. Klar hatten sie auch Spaß daran, aber der Stressfaktor war immer vorhanden und keiner beschwerte sich darüber.

Sie hatten ihren Weg gefunden, den sie auch konsequent durchzogen. Und ich war entschlossen, all die Dinge, die mir wichtig waren, ebenfalls durchzuziehen. Ich wollte Meeresbiologie studieren, nebenbei jobben gehen, um ein bisschen eigenes Geld zu verdienen aber im Moment wollte ich vor allem eines: Kathy Walker zeigen, dass sie sich nicht andauernd an meinen Freund heranschmeißen konnte. Vielleicht würde mir Carrie dabei helfen.

„Sag mal", begann ich meinen nächsten Satz, „wie würdest du reagieren, wenn sich ein weiblicher Fan andauernd an deinen berühmten Freund heranschmeißt, ihm in seinem Stammclub und Stammpub auflauert, um dort Fotos machen zu können?"

Ihre Antwort war ganz nach meinem Geschmack. „Ich würde ihr den Hals herumdrehen!"

Mein breites Grinsen war nicht mehr zu stoppen, denn so wie es aussah, hatte ich endlich eine Verbündete gefunden.

„Dann könntest du mir vielleicht behilflich sein, einer gewissen Kathy Walker einen Denkzettel zu verpassen", platzte ich heraus.

„Klar, warum nicht? Sag mir was ich tun soll und ich mache es."

Frauen verstanden sich eben untereinander, Carrie konnte durchaus nachvollziehen, wie ich mich fühlte, als ich ihr zunächst die Einzelheiten zu dem Fall Kathy schilderte. Jetzt mussten wir uns nur noch einen guten Plan einfallen lassen, dann konnte die Sache steigen.

„Peinliche Fotos auf Twitter fände ich spitzenmäßig", erklärte sie lachend, als ich ihr von meiner ursprünglichen Idee erzählte. „Und ich weiß auch schon, wie wir das hinkriegen. Aber dazu musst du mich in den Club einschleusen, wo ihr immer hingeht."

„Das ist ja wohl das kleinste Problem", erwiderte ich grinsend.

Als ich Carrie jedoch nach ihrem Plan fragte, bekam ich nur zur Antwort: „Überlass das ruhig mir, Bel. Du kannst mir echt vertrauen, was das angeht, du wirst die peinlichen Bilder bekommen, das garantiere ich dir."

Damit musste ich mich wohl oder übel zufrieden geben, schließlich half sie mir, ohne eine Gegenleistung zu verlangen und da ich nur daran interessiert war, dieser Kathy einen Denkzettel zu verpassen, konnte mir der Rest ziemlich egal sein.

Nachdem wir den leckeren Himbeerkuchen vertilgt hatten, bezahlten wir die Rechnung und verabschiedeten uns voneinander. Ich hatte Carrie inzwischen meine Handynummer gegeben, damit sie mich jederzeit erreichen konnte.

„Ich bin aber ab Montag für eine Woche im Urlaub, wir müssen das also danach durchziehen", klärte ich sie auf.

„Das passt ganz hervorragend, denn ich benötige ein bisschen Vorbereitungszeit", meinte sie mit einem leichten Augenzwinkern.

Natürlich war ich furchtbar gespannt auf das, was Carrie sich wohl ausdenken würde, trotzdem versuchte ich meine Neugierde zu unterdrücken. Für mich zählte einzig und alleine das Ergebnis: Peinliche Bilder von Kathy Walker auf Twitter.

Gut gelaunt fuhr ich nun zurück in Richtung Nialls Apartment, der mich dort schon freudestrahlend erwartete. Seine Haare waren frisch geschnitten und neu blondiert, zumindest das Deckhaar. Die Seiten waren dunkel geblieben, in seinem Naturton. Ich fand, dass ihm das super stand.

„Du siehst klasse aus, Blondie", sagte ich deshalb und drückte ihm anschließend einen herzhaften Kuss auf den Mund, welchen er erwiderte.

„Und wie war das Essen mit Jonathan?", lautete seine erste Frage.

„Ganz nett und ich kann dich jetzt doppelt beruhigen. Er hat nämlich ein Mädchen kennengelernt, die er mir demnächst vorstellen will."

„Ach, echt?!" Niall zog erstaunt und amüsiert zugleich seine Augenbrauen nach oben.

„Komm schon, Blondie, du wusstest das mit Sicherheit schon! Deshalb warst du auch nicht mehr eifersüchtig auf ihn", entgegnete ich grinsend.

Nialls Hände umfassten nun meine Taille und er zog mich zu sich heran. Als ich in seine blauen Augen schaute, begann mein Herz schneller zu klopfen.

„Ich wusste es nicht, ok? Aber ich bin trotzdem nicht eifersüchtig auf ihn."

Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht spürte ich seine Lippen auf meiner Nasenspitze. Ich hatte einfach den süßesten Freund der ganzen Welt.

„Und jetzt mein kleiner Rotschopf", hörte ich ihn sagen, „bereitest du dich innerlich darauf vor, dass wir heute Abend zum Golfen fahren."

Diese Aussage entsprach ganz meinen Vorstellungen. „Aber du hilfst mir, falls ich vergessen haben sollte, wie es funktioniert", erklärte ich augenzwinkernd.

„Na klar, aber glaube mir, du hast nichts vergessen. Das ist wie beim Sex, das verlernt man ja auch nicht."

Irgendwie musste ich ihm zustimmen.

Wir entschieden uns kurzfristig vor dem Golfen eine Kleinigkeit in einem Pub zu essen, welches jedoch außerhalb Londons lag. Zumindest würde Kathy uns dort nicht stören, denn das Pub lag ziemlich versteckt in einer Gegend, in welcher man nicht unbedingt einen Weltstar vermutete. Gott sei Dank tauchten keine Fans auf, was uns ermöglichte, das Essen in Ruhe zu genießen und dabei ungestört reden zu können.

„Morgen packe ich meinen Koffer für die Reise", erklärte ich, was Niall mit einem leichten Grinsen zur Kenntnis nahm.

Sogleich fiel mir ein, dass ich noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hatte. Immerhin hatte er Jonathan verraten, wo unsere Reise hinging.

„Warum weiß Jonathan eigentlich wohin wir fliegen?", fragte ich und versuchte dabei etwas pikiert zu klingen, was jedoch kläglich misslang, weil Niall mir gerade in jenem Moment in die Augen schaute.

Er grinste prompt und antwortete dann: „Weil ich ihm vertrauen kann. Ich war mir sicher, dass er nichts ausplaudern wird und wie ich gerade feststelle, lag ich wohl richtig damit."

„Wie oft schreibst du eigentlich mit ihm über Twitter?", erkundigte ich mich nun.

Nialls Grinsen wurde noch breiter, als er den unglaublichen Satz: „Bist du etwa eifersüchtig?", von sich gab.

„Auf einen Typen?" Ich musste laut lachen, was dazu führte, dass die Leute am Nachbartisch kurz zu uns herüberschauten. Deswegen senkte ich nun meine Stimme etwas. „Wieso sollte ich bitte auf ihn eifersüchtig sein? Dann könntest du genauso auf Carrie eifersüchtig sein, die ich übrigens heute zufällig getroffen habe."

„Zufällig?"

„Ja, wir waren noch ein einem Café, deswegen bin ich später als geplant nach Hause gekommen." Ich verschwieg ihm wohlweislich den Inhalt des Gesprächs, welches ich mit Carrie geführt hatte.

„Ist doch kein Problem, Bel."

Er küsste mich sanft auf die Wange, was ich mit einem Lächeln quittierte. Da wir bereits aufgegessen hatten, verlangte Niall nun die Rechnung. Keine fünf Minuten später befanden wir uns auf dem Weg zu seinem Range Rover, der um die Ecke parkte.

Als ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm, konnte ich nur noch an das Golfen denken. Es würde herrlich sein, diesen Sport endlich wieder ausüben zu können und noch dazu mit Niall, der immer so geduldig blieb, wenn ich die Bälle nicht richtig traf.

Wie so oft, musste ich an Mullingar denken, wo alles zwischen uns begann. Und plötzlich wünschte ich mir so sehr, in Irland zu sein. Ohne die ganzen Paparazzi, die aufdringlichen Fans, die Klatschpresse und all das Drumherum. Manchmal wollte ich einfach nur mit ihm in Mullingar spazieren gehen, wo uns keine Menschenseele störte.

Hoffentlich verging die Zeit bis Weihnachten ganz schnell, denn am ersten Weihnachtsfeiertag würde ich nach Irland fliegen, um einige Tage dort gemeinsam mit Niall zu verbringen. Den Flug dorthin hatte ich bereits gebucht.

Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir das Gelände von Top Golf, dessen Parcours mich wirklich beeindruckte. Am Eingang wurden wir sogleich freundlich begrüßt, denn jeder der Angestellten kannte Niall Horan. Schließlich suchte er hin und wieder das Top Golf Gelände auf, um seinem Lieblingssport nachzugehen.

Hochmotiviert versuchte ich nun mein Bestes auf dem Golfplatz zu geben und erhielt von Niall jegliche Unterstützung, die ich benötigte. Aber er hatte durchaus Recht; man verlernte es nicht wirklich. Zwar geriet man ein klein wenig aus der Übung aber die grundsätzlichen Dinge was diesen Sport anging, behielt man immer im Gedächtnis.

Es machte riesigen Spaß, mit Niall zu Golfen und ich konzentrierte mich so sehr, dass ich nicht eine Minute an irgendwelche Fans oder Paparazzi dachte, die uns das Leben schwer machten. Diese Zeit gehörte einfach nur uns.

„Süße, du stehst nicht richtig", vernahm ich Nialls sexy Stimme in meinem Ohr, als ich gerade den Ball in Richtung Ziel schlagen wollte.

Sekunden später spürte ich seine Hände an meinen Hüften, welche er nun sanft ein wenig zur Seite drückte. Unweigerlich wurde ich an unser erstes gemeinsames Golfen in Mullingar erinnert. Als er dies damals tat, hatte ich meinen Schläger fallen gelassen, ihn heftig von mir weggestoßen und sogar angeschnauzt. Heute wollte ich, dass er seine Hände nicht mehr wegnahm und hielt diese plötzlich fest.

„Wollten wir nicht golfen?", flüsterte er mir ins Ohr.

„Ja aber ich will auch die Zeit mit dir genießen", wisperte ich zurück.

Prompt bekam ich einen zärtlichen Kuss auf die Wange gedrückt und Sekunden später standen wir engumschlungen auf dem Golfplatz. Es war mir ziemlich egal, ob uns nun irgendwelche Leute sahen, fotografierten oder gar filmten, denn jeder durfte und sollte auch sehen, dass wir zusammen gehörten. Die Nähe und Wärme seines Körpers gaben mir wie immer das Gefühl einer großen Geborgenheit.

„Bel, ich liebe dich", flüsterte er mir nun ins Ohr, bevor wir uns langsam voneinander lösten.

„Ich dich auch, Niall."

Mit einem kleinen Seufzer stellte ich mich wieder in Position und versuchte den Ball in die korrekte Richtung zu schlagen. Nialls zufriedenes Grinsen ließ mich wissen, dass ich wohl alles richtig gemacht hatte. Er gewann zwar am Ende das Match aber das tat meiner guten Laune keinen Abbruch. Selbst der zum Schluss einsetzende Nieselregen konnte meine super Stimmung nicht beeinträchtigen.

In Gedanken saß ich nämlich bereits in einem Flugzeug mit unbekanntem Ziel. Eine Woche Urlaub mit Niall und all den anderen lag vor mir und dies stimmte mich mehr als nur fröhlich.

„Willst du mir denn wirklich nicht verraten, wo es am Montag hingeht?", wollte ich erneut wissen, als wir später im Range Rover saßen und in Richtung Innenstadt fuhren.

Nialls Schmunzeln hörte nicht auf, während er antwortete: „Also ich verrate dir, dass dort Palmen wachsen."

„Na toll, das konnte ich mir fast schon denken", schmollte ich nun ein wenig.

„Warum fragst du dann?", zog er mich auf.

„Werden wir lange unterwegs sein?", stellte ich eine Gegenfrage, welcher nur mit einem: „Na ja, ein paar Stunden schon", beantwortete.

Nun war ich zwar nicht schlauer als vorher aber eigentlich hatte ich auch nicht erwartet, dass er mir das Ziel verraten würde. Dafür kannte ich Niall wirklich gut genug. Wir ließen diesen Abend mit einer Runde kuscheln auf dem Sofa ausklingen, bevor Niall mich später ins Bett trug, weil ich eingeschlafen war, während wir einen Film schauten. Ich bekam nur am Rande mit, dass er mich fürsorglich zudeckte und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte.

„Gute Nacht, mein kleiner Rotschopf, schlaf schön", hörte ich ihn murmeln, bevor ich endgültig in das Reich der Träume wandelte.

Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug. Zwischen Koffer packen und einkaufen fanden wir noch genügend Zeit, uns am Samstag mit Liam und Sophia zu treffen. Der Sonntag hingegen gehörte nur uns beiden. Als dieser langsam zu Ende ging, konnte ich es kaum bis zum Montag erwarten. Niall hatte sogar die Flugtickets unter Verwahrung, damit ich das Ziel nicht sehen konnte. Dies steigerte meine Ungeduld, die Reise endlich antreten zu dürfen, umso mehr.

Warum machten es die Jungs nur so spannend? Ich schlief in der Nacht von Sonntag auf Montag nicht ganz so gut, erwachte zwischendurch immer mal wieder und kuschelte mich ganz nahe an Niall, der im Gegensatz zu mir, wie ein Murmeltier zu schlafen schien. Als dann endlich der Weckton meines Handys ertönte, kam mir das wie eine Erlösung vor. Schnell schlug ich die Bettdecke zurück und war Sekunden später schon auf den Beinen, obwohl ich eigentlich sonst eher zu den Morgenmuffeln zählte.

Ohne Zeit zu verlieren begab ich mich ins Badezimmer, nahm eine Dusche und erst als ich das große Badetuch um meinen Körper geschlungen hatte, um mich abzutrocknen, tauchte Niall aus seinem Dornröschenschlaf auf. Seine Haare standen in alle Himmelrichtungen vom Kopf und seine blauen Augen waren noch halb geschlossen, als er mir einen Kuss auf den Mund hauchte.

„Guten Morgen, mein kleiner Rotschopf", murmelte er.

„Guten Morgen, Blondie", erwiderte ich freudestrahlend.

Niall beäugte mich grinsend und meinte dann: „Da ist wohl jemand schon total aufgeregt, was die Reise angeht, oder?"

Ich versuchte möglichst cool zu bleiben. „Ach, das bildest du dir nur ein".

Niall begann laut zu lachen, denn er kannte mich viel zu gut und wusste, dass ich es kaum erwarten konnte, ins Flugzeug zu steigen.

Wir trafen die anderen um zehn Uhr am Flughafen London Heathrow, wo wir uns alle zunächst stürmisch begrüßten.

„Ich hätte beinahe zwei Koffer mitnehmen müssen, weil ich so viele Klamotten eingepackt hatte aber Zayn hat den zweiten dann kurzerhand wieder leergeräumt und meinte, das einer reicht", sprudelte es aus Perrie hervor.

„Wieso wolltest du denn so viel mitnehmen?", fragte El.

„Weil ich nicht weiß wohin es geht und man muss schließlich für alles gerüstet sein", erklärte Perrie grinsend.

„Ich hab sogar nur ein Paar Flip Flops dabei", entgegnete ich nun, was Sophia dazu veranlasste zu sagen: „Dann müssen wir wohl shoppen gehen."

Die Jungs grinsten sich einen ab, als sie unsere Gespräche belauschten.

„Ladies, ihr werdet uns noch dankbar für diesen Kurztrip sein", kam es dann von Liam, der nun seinen Arm um mich legte. „Und wenn Bel shoppen gehen will, kann ich ja den Aufpasser für sie spielen."

„So wie letztes Jahr in Melbourne, als du eins auf die Nase gekriegt hast?", flachste Niall.
„War das nicht das Auge?", meinte Harry grinsend und erntete prompt einen Rippenstoß von Liam, der sich dann an Niall wandte.

„Zu deiner Info: Das war in Perth und Harry hat Recht. Es war nämlich mein Auge, das erwischt wurde."

„Weißt du", mischte Louis sich nun ein, „Niall verwechselt das, weil er immer nur an das denken kann, was in Melbourne passiert ist."

„Was ist denn in Melbourne passiert?", wollte Sophia wissen.

„Da hatten er und Bel zum ersten Mal Sex."

Ich wollte Zayn am liebsten erwürgen, als er das aussprach und warf ihm einen beleidigten Blick zu, den er jedoch gekonnt ignorierte.

Sie hatten sich wirklich kein bisschen verändert! Aber ich fragte mich natürlich, ob Sophia auch alle Code Wörter kannte. Das würden wir in dieser einen Woche vielleicht herausfinden. Langsam schritten wir nun zum Schalter der British Airways und dann sah ich, wo uns die Reise hinführte. Miami.

„Wir fliegen echt nur nach Miami?" Perries enttäuschtes Gesicht ließ mich plötzlich laut auflachen. Sie war natürlich schon mehrfach dort gewesen, genau wie El.

„Wer sagt denn, das Miami auch unser Urlaubsort ist?", meinte Louis und blinzelte Zayn verschwörerisch zu.

„Vielleicht legen wir ja dort nur einen Zwischenstopp ein", fuhr Liam fort, was dazu beitrug, El, Perrie, Sophia und mich vollends zu verwirren.

Da jedoch kein weiteres Wort aus den Jungs herauszukriegen war, was unser Reiseziel anging, gaben wir es schließlich auf, sie mit Fragen zu nerven.

„Die können uns mal den Buckel runterrutschen", flüsterte ich El ins Ohr, als wir später gemeinsam ins Flugzeug stiegen. Natürlich flogen wir erster Klasse, wie sollte es auch anders sein.

Nachdem ich es mir neben Niall gemütlich gemacht hatte, der mir wie üblich den Fensterplatz überließ, schaute ich mich ein wenig um. El und Louis saßen direkt hinter uns, während Harry die beiden Sitze vor uns belegt hatte. So wie es aussah, konnte er sich breit machen, weil der Platz neben ihm wohl frei blieb. Liam und Sophia saßen genau wie Zayn und Perrie auf der anderen Seite des Gangs. Ich schaute nun zu Niall, der meine Hand nahm und mich anlächelte.

„Gleich geht es los, Süße."

„Ja und ich weiß immer noch nicht wohin."

„Es wird dir gefallen", wisperte er mir ins Ohr.

Nun lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und seufzte leicht. Vor uns lagen acht Stunden und fünfundvierzig Minuten Flug. Was würde danach kommen und vor allem, wo würde es uns hin verschlagen?

Ich hatte nicht die leiseste Ahnung und genau das ließ mich von Stunde zu Stunde aufgeregter werden. Auf dieser Reise zu einem unbekannten Ziel wurde mir plötzlich bewusst, dass es noch einige Dinge in meinem Leben gab, auf die ich zusteuerte und die sich genau so unbekannt anfühlten.

Ein Studium, das ich beginnen wollte, einen Job, den ich nebenbei ausüben wollte, ganz zu schweigen davon, dass ich nicht wusste, wie Jonathans Freundin aussah und vor allem, wie Carrie es schaffen wollte, peinliche Bilder von Kathy auf Twitter erscheinen zu lassen. Aber ich musste ihr vertrauen, genau wie ich mir selbst vertraute, alles in meinem Leben richtig zu machen, obwohl ich viele unbekannte Wege beschreiten würde.

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Klingt, als ob Bel in der nächsten Zeit viele unbekannte Wege beschreiten wird.... Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und bedanke mich für euren lieben Kommentare und Votes zum letzten Kapitel.

Für alle, die verzweifelt auf das Update von Black Room warten: Es kommt am Freitag!

LG, Ambi xxx

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