09. Surprises
„Belita? Was ist denn passiert?", vernahm ich Jonathans erstaunte Stimme.
„Ich rege mich gerade so auf, wegen dieser Kathy. Du weißt schon, dieses Fangirl."
„Du meinst, die, die Niall immer hinterher spioniert?", fragte er relativ gelassen.
„Ja, genau. Und heute hat sie es schon wieder getan! Er war mit Olly in seinem Stammpub essen und dreimal darfst du raten, welche Bilder nun auf Twitter kursieren", erklärte ich ungehalten.
Jonathan räusperte sich kurz, bevor er seine nächste Frage stellte: „Und wie kann ich dir jetzt helfen?"
Meine Atmung ging immer noch sehr rasch, doch langsam begann ich nachzudenken. Wie sollte Jonathan mir nun behilflich sein? Ich hatte ihn einfach so angerufen, was man durchaus als Handlung im Affekt bezeichnen konnte aber einen konkreten Plan besaß ich in diesem Augenblick nicht. Noch nicht, aber das sollte sich bald ändern.
„Hör zu, können wir uns jetzt treffen?", erkundigte ich mich.
„Leider ist meine Mittagspause schon zu Ende", erklärte er liebenswürdig. „Aber wenn du möchtest, können wir uns heute Abend irgendwo verabreden."
Das kam nun so gar nicht in Frage, da ich den Abend gemeinsam mit Niall verbringen wollte aber die morgige Mittagspause schien für mein Vorhaben perfekt zu sein. One Direction hatten nämlich einen Termin bei Lou zum Haareschneiden. Diese Zeit konnte ich durchaus nutzen, um mich mit Jonathan zu treffen.
„Also heute Abend geht leider nicht aber wie wäre es morgen in deiner Mittagspause?", fragte ich deshalb.
„Ja, klar, das geht", antwortete er sofort.
„Super! Ich freue mich schon und bis dahin habe ich auch sicher einen Plan", erwiderte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dass Jonathan jedoch nicht sehen konnte.
„Gut, Bel, dann bis morgen um halb eins in der Regent Street, ok?"
„Ok, ich werde pünktlich sein."
Mit einem kleinen Seufzer steckte ich das Handy in die Handtasche zurück und machte mich anschließend auf den Weg zur U-Bahn, um auf direktem Weg nach Hause zu fahren. Dort angekommen, betrat ich das Apartment mit gemischten Gefühlen. Einerseits kochte ich vor Wut und Eifersucht, andererseits konnte ich Niall keinen Vorwurf machen, denn das alle Jungs sich gegenüber ihren Fans sehr nett verhielten, war einfach oberstes Gebot. Aber es konnte nicht sein, dass es mir deswegen schlecht ging und ich darunter leiden musste.
Ich hatte nicht so ein dickes Fell wie El, die solche Sachen gekonnt ignorierte und ich besaß auch nicht Sophias Gutmütigkeit, geschweige denn Perries Selbstbewusstsein. Ich war eben ein bisschen anders, was diese Dinge anging, vielleicht hing es auch damit zusammen, dass Niall der erste Mann war, mit dem ich jemals geschlafen hatte.
Unmotiviert zog ich meine gefütterten Chucks aus und schlüpfte aus der warmen Jacke. Gott sei Dank war es im Apartment warm, denn Niall nahm in dieser Hinsicht große Rücksicht auf mich, obwohl er auch nicht gänzlich ohne Heizung leben konnte. Aber er rannte selbst im Winter nur mit einem Body Shirt oder T-Shirt bekleidet durch die Wohnung, wogegen ich natürlich nicht das Geringste einzuwenden hatte, denn der Anblick seines trainierten Körpers war schon eine Augenweide. Doch das war es nicht alleine, was mich so sehr zu ihm hinzog.
Niall war ein absolut liebevoller Mensch, der bis zum Kern meines Herzens und meiner Seele vorgedrungen war. Das hatte außer ihm noch keiner geschafft und somit würde er immer etwas Besonderes für mich sein, egal, wie viele Fans täglich an ihm wie die Kletten hingen. Wenn wir alleine waren, gehörte er mir.
Langsam lief ich nun durch den Flur, betrat dann das Schlafzimmer und wunderte mich, dass der Geruch von Nialls After Shave noch immer in der Luft hing. Zumindest so lange, bis ich von zwei starken Armen umfasst wurde. Als seine Hände zärtlich über meinen Körper glitten, begann ich innerlich zu taumeln.
„Hey, Süße", flüsterte er mir ins Ohr, „ich habe eine Überraschung für dich."
Ich küsste ihn sanft auf die Lippen, schaute dann in seine blauen Augen, die ein wenig schelmisch dreinblickten und fragte kokett: „Welche denn?"
Bevor er antwortete, überdeckte Niall mein Gesicht mit vielen zärtlichen kleinen Küssen.
„Du musst deinen Koffer packen. Wir fliegen am Montag weg."
„Was? Wohin denn?"
Nun war ich total überrascht. One Direction hatten zwar im Moment keine allzu großen Verpflichtungen, was das Show Business anging, aber an einen Urlaubs Trip hatte ich jetzt wirklich nicht gedacht. Fragend blickten meine grünen Augen zu Niall, der noch immer mit einem leichten Grinsen im Gesicht da stand.
„Eigentlich würde ich dich gerne damit überraschen, also werde ich dir nur verraten, dass du deine Winterklamotten zuhause lassen kannst. Dort, wo wir hinfliegen werden, ist es nämlich warm."
Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr mich das freute! Da ich die reinste Sonnenanbeterin war, kam mir diese Reise wirklich sehr gelegen. Aber ich musste zumindest wissen, wie lange unser Urlaub dauern würde. Als ich Niall danach fragte, bekam ich zur Antwort: „Eine Woche, Süße und die anderen kommen auch mit."
„Echt? Das ist toll!"
Eine Woche mit den Jungs und ihren Freundinnen unterwegs zu sein, stellte ich mir herrlich vor. Dass ich mit El gut klar kam, wusste ich seit der letzten Australien Tournee und Perrie und Sophia lagen ebenfalls auf meiner Wellenlänge. Aber in erster Linie ging es ja darum, dass ich Zeit mit Niall verbringen konnte, denn Zeit war unser wertvollstes Gut. Trotzdem ließ es mir keine Ruhe, das Ziel erfahren zu wollen, aber Niall hüllte sich in Schweigen.
„Die anderen Mädels wissen auch nicht, wohin es geht, also beschwere dich nicht und pack einfach ein paar nette Sommerkleidchen ein."
„Auch einen Bikini?"
„Klar aber für abends solltest du eine leichte Strickjacke mitnehmen."
Wo zum Teufel war es um diese Jahreszeit noch so warm? Europa schied auf jeden Fall aus, Australien war viel zu weit entfernt und Afrika konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen.
Nachdenklich holte ich meinen Koffer hervor und meinte plötzlich: „Du hast echt Glück, dass ich meine Sommerklamotten dabei habe, ansonsten hätten wir nämlich shoppen gehen müssen."
Nun begann Niall schallend zu lachen. „Das wäre auch nicht schlimm gewesen", sagte er, nachdem er sich wieder von seinem Lachanfall beruhigt hatte.
„Eine Woche", murmelte ich vor mich hin, während ich nach meinen Bikinis schaute. Der Korallfarbene musste auf jeden Fall mit, ebenso der Grüne, mein Lieblingsbikini.
„Ich hab nur noch ein Paar Flip Flops", stellte ich überrascht fest. „Das heißt, ich muss noch welche besorgen oder vielleicht kann ich auch dort welche kaufen."
„Ich würde dir empfehlen, den Kauf der Flip Flops an jenem Ort zu tätigen, den wir besuchen werden", kam es prompt von Niall.
„Und warum?" Neugierig schaute ich in seine hübschen blauen Augen, die mir zuzwinkerten.
„Weil sie dort billiger sind", antwortete er nun. „Und ich brauche übrigens deinen Reisepass."
„Pass auf, dass du nicht zu viele Informationen über den Urlaubsort ausplauderst", zog ich ihn auf, was ihn zu einem Grinsen animierte.
„Süße, dir wird es dort gefallen, das weiß ich mit Sicherheit", meinte er nur.
Seufzend griff ich nun nach meinem Handy, um El anzurufen. Ich wollte wissen, was sie alles mitzunehmen gedachte und mich daran ein bisschen orientieren. Nachdem Niall das Schlafzimmer verlassen hatte, konnten wir in aller Ruhe miteinander reden.
„Du weißt auch nicht, wo es hingeht, oder?", stellte ich meine Frage an El, was diese mit einem „Nein, leider nicht", beantwortete.
„Nun gut, dann packen wir eben ein paar Sommersachen ein."
„Genau und falls etwas fehlen sollte, werden wir an Ort und Stelle shoppen gehen. Natürlich mit den Kreditkarten unserer männlichen Begleiter", setzte El hinzu.
„Damit bin ich voll und ganz einverstanden", kam es von mir.
Wenn die Jungs schon so ein Geheimnis daraus machten, mussten sie auch mit den Konsequenzen leben. Aber da sie damit kein Problem hatten, finanziell für unsere neue Garderobe aufzukommen, würde es mit Sicherheit sehr lustig werden.
Nach dem Gespräch mit El suchte ich das Badezimmer auf, in welchem ich meine Sonnenmilch deponiert hatte. Diese war in Neuseeland gekauft worden und enthielt einen hohen Lichtschutzfaktor.
Für meine dortige Arbeit war das sehr wichtig gewesen und schon begannen sich die Erinnerungen an diese schöne Zeit in meinem Kopf zu formen. Sie flossen nur so dahin und vermittelten mir ein angenehmes Gefühl. Doch sie ließen mich auch ein klein wenig traurig werden, wenn ich an Joe dachte. Hoffentlich ging es ihm gut und er verirrte sich nicht mehr an den Strand, denn dieses Mal würde ich ihn nicht retten können. Das mussten dann andere tun.
Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht realisierte, wie Niall das Badezimmer betrat. Erst als er mich ansprach, bemerkte ich seine Anwesenheit.
„Hey, mein kleiner Rotschopf, du bist ja ganz weggetreten", stellte er fast schon besorgt fest.
„Ich hab gerade an Neuseeland denken müssen", gab ich ehrlich zu.
Nun lächelte er mich an. „Ich weiß. Das ist noch immer in deinem Kopf und es wird auch noch eine ganze Weile dauern, bis es verschwindet", sagte er dann.
So einen verständnisvollen Freund konnte andere sich nur wünschen aber ich hatte ihn wirklich. Er stand vor mir, schaute mich an und griff nach meiner Hand, welche er nun zärtlich drückte.
„Soll ich uns ein Bad einlassen?", fragte er mit einem leichten Augenzwinkern.
„Das wäre toll!"
Ich war sofort Feuer und Flamme, denn irgendwie hatte die eisige Kälte, die seit Tagen in London herrschte, sich in meinem Körper breit gemacht. Ein heißes Bad war nun genau das richtige Mittel, um diese zu vertreiben.
„Ich hätte gerne ein Bad mit viel Schaum", äußerste ich meine Wünsche ziemlich direkt, worauf Niall nickte.
„Weißt du was, Süße? Geh du ins Schlafzimmer, zieh deine Klamotten aus und ich erledige hier in der Zwischenzeit alles", forderte er mich auf.
„Ok, ich verlasse mich auf dich."
„Das solltest du auch."
Zwei Minuten später stand ich im Schlafzimmer, setzte mich auf das Bett und zog meine Socken und anschließend die Jeans aus. Dann kamen der Pullover, sowie die Unterwäsche an die Reihe. Ich zog nun meinen schwarzen Kimono aus Seide über, band den dazugehörigen Gürtel zu einer Schleife und kämmte meine langen Haare.
Anschließend suchte ich die Küche auf, um einen Schluck Wasser zu trinken, denn ich war ziemlich durstig. Eigentlich hielt ich mich länger als nötig in der Küche auf, denn ich wollte Niall genügend Zeit geben, um unser Schaumbad vorzubereiten. Ein kurzer Check auf Twitter war noch drin. Dort schickte ich eine Direktnachricht an Jonathan, mit der Bitte, dass er Kathy Walker folgen sollte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch immer keinen festen Plan, wie ich sie davon abhalten sollte, Niall ständig zu verfolgen aber es konnte nicht schaden, wenn Jonathan sah, was sie so alles postete. Sekunden später schaltete ich das Handy auf stumm, denn ich wollte in der nächsten Stunde ganz sicher nicht gestört werden, egal von wem.
Mit einem Lächeln im Gesicht ging ich langsam in Richtung Badezimmer, öffnete dort die Tür und blieb dann wie angewurzelt stehen, um den überaus schönen Anblick zu genießen. Niall saß bereits in der großen Badewanne, von einem gigantischen Schaumbad umgeben. Überall standen Kerzen, die als einzige Lichtquelle des Raums dienten und auf der Ablage aus Marmor, direkt neben der Wanne, standen zwei Gläser und eine Flasche Champagner. Alles war perfekt, genau wie er.
Niall grinste leicht, zwinkerte mir dann zu und sagte: „Ich habe hoffentlich alles nach deinen Wünschen hergerichtet."
„Und ob du das hast!"
Langsam öffnete ich nun den Gürtel des Kimonos, schlüpfte aus dem Kleidungsstück und ließ es Sekunden später einfach auf den Boden gleiten. Im gleichen Moment spürte ich seine Blicke auf mir, die mir immer das Gefühl vermittelten, etwas Besonderes für ihn zu sein und gleichzeitig eine Frau, die er begehrte. Vorsichtig tauchte ich nun meinen großen Zeh in das Schaumbad, während meine Augen zu Niall wanderten.
„Zu heiß?", lautete seine kurze Frage, welche ich nun mit einem: „Meinst du jetzt das Wasser oder dich?", beantwortete.
Er zog seine Augenbrauen erstaunt nach oben, begann jedoch zu grinsen und meinte mit seiner charmanten Art: „Das Wasser natürlich, denn ich kann ja wohl nicht heiß genug sein, oder?"
Genau in diesem Augenblick liebte ich sein leichtes Machogehabe, es zog mich total an. So ließ ich meinen Körper in das Badewasser gleiten und setzte mich mit dem Rücken zu ihm. Nialls Hände wanderten zu meinem Bauch und der drückte mich sanft zu sich. Ich legte den Kopf ein wenig zurück und bekam dafür ein zartes Küsschen auf den Mund.
„Champagner gefällig?", flüsterte er mir dann ins Ohr.
„Ja, natürlich."
Niall ließ mich kurz los, um nach der Flasche zu greifen und die beiden Gläser zu füllen. Eines davon überreichte er mir mit einem verschmitzten Grinsen.
„Dankeschön. Du bist der beste Freund, den man sich nur wünschen kann", sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen.
Er griff nun nach seinem Glas und wir stießen an.
„Auf was trinken wir eigentlich?", wollte ich wissen, bevor ich das Glas zu meinem Mund führte.
„Ich würde sagen, auf den bevorstehenden Urlaub und natürlich auf uns beide", kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Das klingt gut!"
Nach dem ersten Schluck Champagner fühlte ich mich bereits, als würde ich auf Wolken schweben, nur dass diese wie Schaum aussahen. Dieser Moment war einfach so perfekt. Ich hätte stundenlang mit Niall im warmen Badewasser sitzen können, einfach nur seine Hände an meinem Körper spüren und nichts weiter zu tun, als zu relaxen.
Mein Kopf lehnte an seiner Schulter, meine Augen waren geschlossen und ich spürte seine Lippen, die vorsichtig und zärtlich meine Wangen berührten. Seine starken Arme hielten mich fest, ich konnte nicht umfallen oder untergehen, er gab mir immer wieder das Gefühl der vollkommenen Sicherheit und Geborgenheit; selbst wenn es nur in einer Badewanne war.
„Niall?"
„Hm?"
„Haben wir im Urlaub auch so eine große Badewanne?"
Ich konnte sein Grinsen förmlich spüren, als er antwortete: „Nein, Süße, die brauchen wir aber auch nicht, weil es dort ja warm ist. Aber das Hotel besitzt einen großen Whirlpool, der unseren Ansprüchen sicher genügen wird."
Meine Freude über den bevorstehenden Urlaub vergrößerte sich immer mehr, falls das überhaupt noch möglich war.
„Hoffentlich ist bald Montag", seufzte ich leise.
Nialls linke Hand streichelte nun über meine Wange. „Und bis dahin, mein kleiner Rotschopf, lassen wir es uns noch super gut gehen. Was hältst du davon, wenn ich nach dem Bad etwas zu Essen von Nandos ordere?"
„Das wäre spitze!"
Niall spürte, dass ich heute einfach nur kuscheln wollte und auf den Sex gut verzichten konnte und kuscheln in einem warmen Schaumbad hatte echt was. Es war nichts Alltägliches, nichts, was man ständig tat; es war einfach etwas Besonderes. Natürlich trugen der Kerzenschimmer und auch der Champagner dazu bei, dass dieses Erlebnis sich ein bisschen außergewöhnlich anfühlte.
Als wir später die Badewanne verließen, griff Niall nach einem großen Badetuch und hüllte mich darin ein.
„Damit du nicht frierst und dich nicht erkältest, Bel", sagte er lächelnd.
Er war immer noch so fürsorglich wie am ersten Tag, was ich ihm hoch anrechnete. Meine beiden Freundinnen aus Deutschland beschwerten sich hin und wieder bei mir, dass ihre langjährigen Freunde ihnen lange nicht mehr die Aufmerksamkeit schenkten, wie zu Beginn der Beziehungen. Das konnte ich von Niall wirklich nicht behaupten.
Mit Sicherheit trug natürlich unsere lange räumliche Trennung dazu bei, dass wir das Gefühl nicht verloren, dem anderen nahe sein zu wollen und uns zu zeigen, wie sehr wir einander liebten. Aber ich war der festen Überzeugung, dass unsere Beziehung sowieso anders verlief, als die der meisten jungen Leute unseres Alters.
Nialls Job trug unweigerlich dazu bei, dass man jede Minute gemeinsam auskosten wollte. Wir konnten uns glücklich schätzen, dass die nächste Tour erst Ende Februar des darauffolgenden Jahres beginnen würde und wir bis dahin unsere gemeinsame Zeit verbringen konnten. Selbst wenn One Direction während dieser Phase nach Amerika fliegen sollten, konnte ich Niall begleiten.
Während meine Gedanken hin und her wanderten, verließ Niall das Badezimmer. Er brauchte seine Haare nicht unbedingt zu föhnen, so wie ich und lief nur mit einer Boxer Short bekleidet, durch die Wohnung. Ich wusste, dass er nun das Hühnchen bei Nandos ordern würde und beeilte mich dementsprechend mit dem Haare föhnen, weil ich wusste, wie schnell das Restaurant für gewöhnlich das Essen auslieferte.
Es dauerte auch gar nicht lange, ich schlüpfte gerade in eine bequeme Jogginghose, als es an der Tür läutete. Ich vernahm Nialls Schritte, hörte wie er mit jemandem sprach, sich bedankte und dann in Richtung Küche marschierte. Der Duft des Hühnchens drang sofort in meine Nase, als ich das Schlafzimmer verließ. Ich hatte wirklich einen Bärenhunger aber ihm ging es genauso.
Gut gelaunt ließ ich mich auf einen Stuhl fallen, denn Niall hatte bereits den Tisch gedeckt. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als zu essen und zu trinken. In Windeseile verputzten wir das Hühnchen und redeten zwischendurch über die Pläne für das Wochenende.
„Was hältst du davon, wenn wir beide mal wieder Golf spielen gehen?", schlug Niall plötzlich vor, was ich mit einem erfreuten Nicken quittierte.
Da ich den Mund gerade voller Essen hatte, konnte ich nicht gleich antworten aber er merkte an meiner Reaktion, dass ich total begeistert von dieser Idee war. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich zum letzten Mal Golf gespielt hatte, denn in Neuseeland war ich leider nicht dazu gekommen.
„Das fände ich super aber ich habe bestimmt alles verlernt", meinte ich, nachdem ich den Bissen hinuntergeschluckt hatte.
„Ach, Unsinn! So schnell verlernt man das nicht und außerdem bin ich ja da", kam es von Niall.
„Da hast du allerdings Recht. In Mullingar hat es ja auch geklappt, als du mit mir über den Golfplatz gelaufen bist."
Es war eine wunderbare Erinnerung, denn auf besagtem Golfplatz hatte ich Niall damals mein Herz geöffnet und über mein Trauma berichtet, bzw., darüber was der Auslöser für dieses gewesen war. Er hatte so verständnisvoll reagiert, wie ich es mir nie hätte vorstellen können und seit diesem Tag sah ich Niall mit anderen Augen.
Meine Sehnsucht nach Mullingar, dort wo alles begann, wurde plötzlich riesengroß und so fragte ich: „Wann fliegen wir eigentlich wieder nach Irland?"
„Also ich fliege an Weihnachten nach Hause aber ich glaube deine Eltern würden sicher gerne dieses Fest mit dir verbringen", erwiderte Niall, der gerade das letzte Hühnchenteil gegessen hatte.
Nachdenklich entgegnete ich: „Das glaube ich auch. Aber weißt du, ich muss eigentlich nur am Heiligen Abend anwesend sein. Da kommt immer die ganze Familie zusammen. Bestimmt haben meine Eltern nichts dagegen, wenn ich am ersten Feiertag nach Irland fliege."
Seine blauen Augen blitzten erfreut auf. „Das wäre echt super!", kam es von ihm.
„Gut, dann regele ich das so schnell wie möglich", lautete meine enthusiastische Antwort.
Der Rest des Abends verlief relativ entspannt. Wir schauten uns einen Film an und kuschelten auf dem Sofa, bevor wir zu Bett gingen. Ich träumte von den Buckelwalen, so ganz waren sie noch nicht aus meinem Gedächtnis verschwunden.
Am nächsten Morgen begann der Tag für uns mit einem gemeinsamen Frühstück. Ich checkte währenddessen mein Handy und bemerkte, dass eine Nachricht von Jonathan eingegangen war.
„Ich folge Kathy Walker jetzt auf Twitter. Bis später, Gruß J."
Wir waren zum Mittagessen verabredet und ich wollte es Niall eigentlich nicht verschweigen. Er musste mir einfach vertrauen, was die Freundschaft mit Jonathan anging, denn ich sah in diesem wirklich nur einen Kumpel. Außerdem hatten die Jungs ihn an meiner Geburtstagsparty dermaßen in die Zange genommen, dass er es bestimmt nicht wagen würden, mich anzugraben.
So fasste ich mir ein Herz, auch auf die Gefahr hin, dass Niall jetzt wieder eine seiner Eifersuchtsattacken bekam und sagte: „Blondie, ich möchte, dass du mir jetzt zuhörst, ohne gleich auszurasten."
Nun besaß ich zumindest seine volle Aufmerksamkeit. „Ich höre", sagte er nur.
„Ich bin heute Mittag mit Jonathan zum Essen verabredet", erklärte ich.
Nialls einzige Reaktion war, seine Augenbrauen ein wenig in die Höhe zu ziehen und zu sagen: „Na wenigstens verheimlichst du es heute nicht vor mir. Ich wünsche euch viel Spaß und wenn du einen Tipp bezüglich des Essens brauchst, um die Ecke von der Regent Street gibt es ein ausgezeichnetes Pub."
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. „Du..., du regst dich jetzt nicht darüber auf?", lautete meine überraschte Frage.
Ein Schulterzucken war die Antwort. „Warum sollte ich? Verhindern kann ich es sowieso nicht, also was soll's."
Ich konnte es nicht fassen. Warum blieb er plötzlich so cool? Wieso wurde er nicht eifersüchtig?
„Ach, vertraust du mir etwa?", fragte ich ein wenig unsicher nach.
„Ich hab dir schon Mal gesagt, dass ich dir vertraue", erwiderte er nur.
„Und was ist mit Jonathan? Ihm hast du nicht vertraut, oder? Warum tust du es jetzt plötzlich?"
Niall schenkte mir ein zuckersüßes Lächeln, als er antwortete: „Das wirst du irgendwann schon selbst herausfinden, denke ich."
Was war das denn für eine Antwort? Wollte er mich damit verarschen? Stirnrunzelnd blickte ich nun zu Niall, der noch immer grinste.
„Also gut, dann hast du in Zukunft wohl nichts gegen eine lockere Freundschaft zwischen ihm und mir einzuwenden", lautete nun meine Schlussfolgerung.
„Du hast es erfasst."
Ich konnte nicht fassen, dass er so cool reagierte. Dies erklärte ich auch Jonathan, als wir uns pünktlich um halb eins vor dem Bankgebäude in der Regent Street trafen. Doch Jonathan lachte nur darüber und meinte: „Es ist doch toll, dass er gegen unsere Freundschaft nichts einzuwenden hat."
Wir befolgten sogar Nialls Rat und suchten das Pub um die Ecke auf. Die Speisekarte war wirklich nicht zu verachten. Es hätte mich auch schwer gewundert, wenn es anders gewesen wäre, denn Niall liebte gutes Essen nach wie vor. Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben hatten, lenkte ich das Gespräch auf das Thema, welches mir am Herzen lag.
„Danke, dass du Kathy auf Twitter folgst", begann ich meinen Satz.
„Bitte, auch wenn ich den Sinn nicht so ganz verstehe. Was hast du denn vor und wie um Himmels Willen soll ich dir dabei helfen?"
Gott sei Dank war mir mittlerweile eine Idee gekommen, wie man dieses Fangirl vielleicht davon abhalten konnte, in der Zukunft Bilder mit Niall zu posten.
„Hör zu, Jonathan. Ich kann dir sagen, welchen Club sie an den Wochenenden besucht, weil es der Stammclub der Jungs ist. Wie wäre es, wenn du mit ein paar Kumpels dort aufkreuzt, sich an sie ranschmeißt, ihr vielleicht ein paar Drinks ausgibst und dann ganz plötzlich tauchen peinliche Fotos von ihr auf Twitter auf. Sie wird dann mit Sicherheit erstmal Abstand davon nehmen, Bilder von sich und Niall zu posten, weil jeder sie erkennt."
Jonathans blaue Augen schauten mich total überrascht an, als er sagte: „Dass so eine kleine Furie in dir steckt, hätte ich wirklich nicht vermutet."
„Eine Furie? Du hast noch nicht erlebt, wenn ich zur Furie werde", erklärte ich lachend. „Also was ist? Kriegst du das hin?"
„Die Frage ist: Will ich es hinkriegen?", kam es nun von ihm.
„Jonathan, es kann doch gar nichts passieren! Ich will ihr nur einen Denkzettel verpassen, ok?"
Er schüttelte leicht den Kopf und sagte seufzend: „Tut mir leid, Bel, aber ich verarsche keine Mädchen und Frauen. Dafür habe ich viel zu viel Respekt vor ihnen. Ich fürchte, du musst das mit jemand anderem durchziehen."
Nun war ich zwar etwas enttäuscht, doch ich merkte auch, dass Jonathan wirklich ein guter Kerl zu sein schien.
„Ok", sagte ich dann, „ich bin dir jetzt nicht böse und ich werde ganz sicher einen anderen Weg finden, um Kathy in die Schranken zu weisen."
„Es ist schön, dass du mir nicht böse bist", erwiderte er lächelnd.
Da die Bedienung gerade unser Essen brachte, unterbrachen wir kurzzeitig das Gespräch. Mein Blick fiel plötzlich auf Jonathans Krawatte, die mir sehr gut gefiel. Er war überhaupt immer super gut gekleidet, was natürlich mit seinem Job bei der Bank zusammenhing.
„Deine Krawatte gefällt mir", sagte ich nun, was ihn erneut zu einem Lächeln animierte.
„Danke, die habe ich erst gestern gekauft."
„Sie passt super gut zu deinem Hemd und zu deinem Anzug. Du könntest bestimmt auch als Modeberater tätig werden", stellte ich fest.
„Wenn du das sagst", meinte er grinsend.
„Ja, das sage ich."
Bevor ich meine Gabel in das Essen eintauchte, stellte ich ihm noch eine Frage.
„Hast du eigentlich in London schon ein nettes Mädchen kennengelernt, an dem du vielleicht Interesse hättest?"
Er grinste verschmitzt und schaute mir in die Augen, als er antwortete: „Ja, ich habe jemanden kennengelernt."
Nun war ich überaus gespannt.
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Seid ihr auch gespannt, wen Jonathan wohl kennengelernt haben mag? Und was haltet ihr davon, dass er Bel nicht helfen will, was Kathy betrifft?
Vielen Dank für die Kommentare zum letzten Kapitel!
Ich möchte dieses Kapitel einer Leserin widmen, die heute Gebutstag hat.
Happy Birthday @HorsePonyLove !
LG, Ambi xxx
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