07. Blindfolded

Mein Atem ging rascher, als er plötzlich hinter mir stand.

„Mach die Augen zu, ganz fest", hörte ich seine Stimme, die eine gewisse Dominanz ausstrahlte.

Ich tat, was er von mir verlangte. „Meine Augen sind jetzt zu", sagte ich klar und deutlich.

„Gut." Als er das aussprach, wusste ich genau, dass er grinste.

Und dann geschah alles blitzschnell. Ich spürte wie Niall, der seinen Körper jetzt fast schon an meinem gepresst hatte, eine Stoffbinde auf meine Augen legte, welche er mit einem Ruck an meinem Hinterkopf fest zusammen zog. Ich konnte absolut nichts mehr sehen und war von einer vollkommenen Dunkelheit umgeben. Mein Herz schlug wie wahnsinnig, jedoch nicht vor Angst, sondern vor Aufregung. Ich war ihm praktisch hilflos ausgeliefert, doch genau das machte sie Sache so interessant.

„Bel?", flüsterte er mir ins Ohr.

„Ja?", hauchte ich.

„Hast du Angst?"

Meine Antwort erfolgte binnen Sekunden und ohne darüber nachzudenken. „Nein, denn ich vertraue dir."

Nun küsste er mich sanft in den Nacken, meine erogene Zone. Ich zog hörbar die Luft ein, was ihn zu einem leisen Lachen animierte.

„Jetzt kann der Spaß beginnen, Süße", vernahm ich seine sexy klingende Stimme.

Langsam versuchte ich mich innerlich zu orientieren. Irgendwo hatte ich einmal gelesen, dass der Mensch den Verlust einer oder mehrerer Sinne ausgleichen konnte, indem die anderen, übriggebliebenen besser ausgeprägt wurden. Jemand, der nicht mehr sehen konnte, besaß einen erweiterten Tastsinn, außerdem war das Gehör besser ausgeprägt. Dies musste ich nun versuchen umzusetzen, so gut es ging.

Mein Atem ging ein wenig rascher, als ich spürte, wie seine Finger sich vorsichtig am Reißverschluss meines Kleides zu schaffen machten. Langsam und überaus vorsichtig zog er diesen nun hinunter. Sofort setzte ein heftiges Bauchkribbeln bei mir ein, denn ich hatte keine Ahnung, was nun auf mich zukommen würde. Alles in mir schien sich plötzlich nach innen zu kehren, mein Tastsinn übernahm die Führung und ließ mich wissen, dass Niall nun das Kleid zu meinen Füßen gleiten ließ. Es fühlte sich gut an.

„Heb deine Füße hoch", raunte er mir ins Ohr.

Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, damit dem Kleid nichts passierte und dann spürte ich instinktiv, dass ich vor dem Bett stand.

„Nicht weiter gehen", hörte ich ihn flüstern.

Gleichzeitig berührten seine Hände mein Gesicht und dann fühlte ich seine zärtlichen Lippen auf meinen. Seine sanften Küsse, welche er dann über meinem ganzen Gesicht platzierte, ließen mich innerlich taumeln. Verdammt, ich hätte jetzt so gerne in seine blauen Augen geschaut, doch das war nicht möglich. Aber wollte ich das überhaupt? Wollte ich nicht viel mehr diesen Moment erforschen und genießen?

Ich konnte Niall nicht sehen, doch umso mehr genoss ich jegliche Art seiner Berührungen. Seine Finger machten sich nun am Verschluss meines BHs zu schaffen und öffneten diesen spielend. Meine Ohren nahmen nun ein leises Geräusch wahr; instinktiv wusste ich, dass er diesen nun zu Boden warf. Irgendwie empfand ich es plötzlich als sehr reizvoll, nichts sehen zu können und alles, was passierte nur über meinen Tastsinn und über mein Gehör erfahren zu können.

Nialls Hände streichelten zärtlich über meinen Rücken und wanderten dann immer tiefer an meinen Hüften und dann an meinen Beinen entlang. Er musste jetzt vor mir knien, denn plötzlich griffen seine Hände nach meinen Pumps, die ich noch immer trug, um diese auszuziehen. Vorsichtig hob ich zuerst meinen rechten und dann den linken Fuß, damit Niall sein Werk vollenden konnte. Jetzt fehlten nur noch die Strümpfe und mein Slip. Doch auch das erledigte Niall sehr langsam und genüsslich.

Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, spürte ich sein Grinsen irgendwie, was mich unweigerlich schmunzeln ließ.

„Na, Bel, hast du Spaß?", wisperte er leise. Er stand jetzt wieder vor mir, beugte seinen Kopf jedoch ein wenig nach rechts, denn ich hörte seine Stimme in meinem rechten Ohr.

„Ja aber ich hätte noch mehr Spaß, wenn du auch ausgezogen wärst", kam es prompt von mir.

„Das kannst du sofort ändern."

Kaum vernahm ich seine verführerische Stimme, spürte ich auch schon, wie er nach meinen Händen griff, um diese an seinen Oberkörper zu führen. Sie lagen jetzt genau auf seiner Brust.

„Knöpf mir das Hemd auf."

Sein leises Wispern brachte mich fast um den Verstand. Es löste in jenem Augenblick so viel mehr in mir aus, als ich jemals zu träumen gewagt hätte und so begann ich mit zitternden Händen, die Knöpfe des Hemdes zu öffnen. Dass ich dabei nichts sehen konnte, gab mir einen ungeheuren Kick und sein leises Atmen, welches meine sensiblen Ohren wahrnahmen, verstärkte unweigerlich mein Bauchkribbeln.

Langsam und vorsichtig ließ ich nun das Hemd zu Boden gleiten. Anschließend fuhren meine Hände an seinem nackten Oberkörper entlang. Meine Finger malten Kreise an jener Stelle, wo sie das Brusthaar fühlen konnten. Dann platzierte ich einen vorsichtigen Kuss an seinem Hals.

„Bel", hörte ich ihn flüstern, „du machst das verdammt gut."

Grinsend ließ ich meine Hände nun nach unten gleiten, bis zum Bund seiner Jeans. Meine Finger tasteten nach dem Verschluss und als sie diesen gefunden hatten, begann ich ihn langsam zu öffnen. Niall zog hörbar die Luft ein.

„Was haben wir denn da?", fragte ich mit neckisch klingender Stimme. „Eine Beule in der Hose?"

„Es ließ sich leider nicht vermeiden", stieß er nun mit leicht gepresster Stimme hervor, was mein Herz schneller klopfen ließ.

Es war so einfach für mich, ihn in diesen Zustand der Erregung zu versetzen aber umgekehrt funktionierte das schließlich ebenso. Ich konnte nicht beschreiben, was in jenem Augenblick in mir vorging, nur, dass ich Nialls Idee, mir die Augen zu verbinden, einfach nur grandios fand.

Jede einzelne Berührung empfand ich zehnmal stärker als sonst, zumindest kam es mir so vor. Meine Beine begannen plötzlich zu zittern und fühlten sich an wie Wackelpudding, als ich die Jeans nach unten zog. Niall half ein wenig mit, diese endgültig auszuziehen, da sie an den Beinen recht eng war. Nun stand er nur noch in einer Boxer Short bekleidet vor mir.

Obwohl ich es nicht sehen konnte, tauchte automatisch dieses Bild in meinem Kopf auf. Sein schlanker aber dennoch trainierter Körper, mit den leichten Bauchmuskeln, über welche ich nun meine Hände gleiten ließ. Niall schien das sichtlich zu genießen, denn er schnurrte wie ein Kätzchen in mein Ohr.

Doch ganz plötzlich, ohne Vorwarnung, packten seine starken Arme zu und ehe ich mich versah, lagen wir beide auf dem Bett. Diese Überraschungsangriffe machten die Sache deutlich interessanter und ließen mich gleichzeitig wissen, dass ich mit allem rechnen musste.

„Und jetzt, Süße, ziehst du mir die Boxer Short aus", flüsterte er plötzlich in mein Ohr.

Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und ich benötigte auch nicht meine Sehkraft dazu, um dies zu tun. Meine Hände konnten schließlich alles ertasten und handelten sofort nach Nialls Anweisung.

Keine Minute später lagen wir beide vollkommen nackt auf dem Bett. Nun war ich gezwungen mich ganz und gar auf meine inneren Gefühle und den Tastsinn zu verlassen. Mein Körper schmiegte sich vertrauensvoll an seinen, als Niall mich zu küssen begann. Unsere Zungen spielten zunächst sehr zärtlich, dann etwas heftiger miteinander und meine Hände wühlten nun in seinen dichten blonden Haaren.

Das Gefühl, von ihm geküsst und berührt zu werden, ohne die Augen öffnen zu können, ließ mich fast verrückt werden, jedoch im positiven Sinne. Meine innere Erregung wuchs binnen Sekunden in eine beträchtliche Höhe und ließ meine Atmung beschleunigen, ebenso wie meinen Pulsschlag. Als seine Lippen kurze Zeit später meinen Hals berührten, drückte ich reflexartig meinen Unterleib gegen seinen.

„Du bist ziemlich ungeduldig, mein kleiner Rotschopf", hörte ich ihn murmeln, was mich innerlich nur noch stärker zittern ließ.

Ich spürte, wie seine Lippen nun ihren Weg nach unten antraten über das Schlüsselbein hinab zu meinem Busen. Alles, was er tat, fühlte sich so unglaublich zärtlich und gleichzeitig aufregend an.

„Niall", hauchte ich schwach.

„Was?"

„Bitte lass mich nicht so lange warten..."

Ich konnte sein Grinsen förmlich spüren, als er antwortete: „Du wirst so lange warten müssen, wie ich es für richtig halte."

Natürlich durfte sein leichtes Machogehabe nicht fehlen, das war ja klar. Aber genau dieses brachte mich noch näher an den Punkt, an dem ich glaubte innerlich verglühen zu müssen. Alles in mir sehnte sich nach dieser einen, seiner einzigartigen Berührung, auf die ich nicht länger warten wollte.

Leicht gequält stöhnte ich auf, als ich seine Zunge in meinem Bauchnabel fühlte, während seine Hände nun an den Innenseiten meiner Oberschenkel entlang streichelten. Er wusste verdammt nochmal ganz genau, wie sehr mich das erregte und er kostete es aus bis zur letzten Sekunde.

Inzwischen lagen seine Lippen wieder auf meinen, doch genau in jenem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich zwar nichts sehen konnte, aber dazu im Stande war, meine Hände, meine Beine und den kompletten Körper zu bewegen. Es war Teil dieses Spiels, nichts sehen zu könnend doch dafür alle anderen Sinne und Körperteile einzusetzen. Das hatte ich nun begriffen.

Blitzschnell umschlangen meine Beine nun seine Hüften und drückten diese automatisch zu mir. Ich konnte Nialls überraschtes Schnaufen hören, was ein kleines verschmitztes Lächeln auf mein Gesicht zauberte.

„Hey, Süße, du gehst ja ganz schön ran", flüstert er mir nun ins Ohr.

Meine Atmung ging rascher, als ich spürte, dass er kurz davor war in mich einzudringen.

„Sag es", wisperte er mit rauer Stimme.

„Niall", keuchte ich mit letzter Kraft, „ich will dich. Jetzt."

Sekunden später spürte ich den sanften Stoß seiner Hüften und schon waren unsere Körper vereint. Ich war nicht in der Lage zu beschreiben, was dieses Gefühl nun in mir auslöste. Da mein Tastsinn über allem dominierte, empfand ich es viel stärker als sonst. Es fühlte sich einfach unbeschreiblich an, seine Bewegungen in mir zu spüren, die immer heftiger wurden, weil ich danach verlangte.

Gleichzeitig griffen seine Hände nach meinen und unsere Finger verschränkten sich ineinander. Mir wurde unendlich heiß, doch ich wollte jenen Moment in dem wir uns alles voneinander gaben, so lange wir nur möglich hinauszögern. Aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Empfindungen immer stärker hochgepuscht wurden, dass mein Verstand schließlich kapitulierte und die Gefühle den Sieg davon trugen. Mein Körper wurde zu einer einzigen großen Welle, die sich zu einem Orkan formte, der all meine Sinne erfasste.

Als ich Nialls geflüsterte Worte vernahm, wusste ich, dass der Augenblick gekommen war. „Bel, lass los."

Er meinte damit, dass ich meine Gefühle herauslassen sollte und das tat ich dann auch. Unsere Hüften konnten nicht aufhören, sich zu bewegen, unsere Finger umklammerten sich so fest, dass ich glaubte, wir würden sie einander brechen und unsere Atmung beschleunigte ins Unermessliche, genau so wie der Schlag unserer Herzen. Mein Unterleib zog sich so heftig zusammen, dass es mir kurz den Atem nahm und als ich Nialls Keuchen hörte, spürte ich ein immenses Glückgefühl in mir aufsteigen.

Er war der einzige Mann, dem ich alles von mir gab und mit dem ich genau diese Gefühle immer wieder teilen wollte. Es war wie eine Erlösung, als die Anspannung aus unseren Körpern wich und nur noch ein Zittern übrig blieb.

Vorsichtig bettete ich meinen Kopf auf Nialls Brust, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten und er legte sofort seine Arme um mich, was mir das Gefühl gab, beschützt zu werden. Das tat er immer, wenn wir miteinander geschlafen hatten und es war wichtig für mich. Er war der Mensch, dem ich am meisten vertraute und der mir immer wieder bewies, dass er dieses Vertrauen auch verdiente.

Minuten später, als wir noch immer völlig ausgepumpt auf dem Bett lagen, befreite er mich endlich von der Augenbinde. Ich blinzelte zunächst ein wenig, doch da das Schlafzimmer nur schwach beleuchtet war, tat meinen Augen die Helligkeit nicht weh.

Lächelnd blickte ich nun in Nialls verschwitztes Gesicht, sah in seine blauen Augen und wusste in jenem Moment, warum ich ihm so sehr vertraute. Ich liebte ihn über alles und bekam diese Liebe um ein Vielfaches zurück. Nun lächelte er mich an und sagte leise: „Das hast du toll gemacht, Bel. Ich hatte ehrlich gesagt, ein bisschen Angst, dass die Sache schief gehen würde."

„Aber warum denn?" Forschend und gleichzeitig erstaunt blickten meine grünen Augen in sein Gesicht.

Niall zögerte kurz mit seiner Antwort, doch dann sagte er: „Weil ich dachte, du würdest vielleicht Angst bekommen, wenn du nichts mehr siehst. Aber du hast das so toll hingekriegt, ich bin echt stolz auf dich."

Als er mein Gesicht streichelte, begann ich zu lächeln. „Ich hab mich einfach auf meine restlichen Sinne verlassen", erklärte ich nun.

„Das habe ich gemerkt", erwiderte er grinsend und flüstert mir dann ins Ohr: „Du warst kaum zu bändigen, ich dachte schon, ich schaffe es nicht mehr rechtzeitig."

Ich küsste ihn auf die Lippen, um dann zu sagen: „Das wird nie passieren, denn unsere Herzen sind aufeinander abgestimmt. Die steuern das Ganze, weißt du?"

Niall musste prompt lachen. „Wenn du das sagst, mein kleiner Rotschopf, dann muss es ja stimmen."

Nach dieser einzigartigen Nacht schliefen wir am nächsten Tag bis kurz vor elf und sprangen dann gemeinsam unter die große Dusche. Dort seiften wir uns gegenseitig ein, doch uns blieb nicht viel Zeit etwas miteinander anzustellen, da wir mit meinen Eltern und Geschwistern um ein Uhr zum Essen in einem Restaurant verabredet waren. Auch das hatte Niall arrangiert, denn es gehörte noch zu meiner Geburtstagsüberraschung.

Natürlich stylte ich mich dementsprechend, was die Kleidung anging, außerdem legte ich ein dezentes Make-up auf. Das Taxi holte uns pünktlich ab, denn Niall wollte mit uns anstoßen und somit blieb sein Range Rover zuhause stehen, was durchaus vernünftig war.

Im Restaurant angekommen, wurden wir bereits von meiner Familie begrüßt, die allesamt anwesend waren und ihre Plätze am Tisch eingenommen hatten. Glücklicherweise saßen wir in einer Art Nische, die nicht den Blicken der übrigen Gäste ausgesetzt war. Somit hatten wir unsere Ruhe und konnte diese kurze Zeitspanne in einer entspannten Atmosphäre genießen. Bevor das Essen serviert wurde, stießen wir mit Champagner nochmals auf meinen Geburtstag an. Als die Vorspeise gereicht wurde, bemerkte ich, dass Gaby, Günthers Freundin hin und wieder zu Niall schaute.

„Der ist echt süß, Bel", flüsterte sie mir zu. „Darf ich ihn als kleinen Bruder haben?"

„Du kannst ruhig lauter reden, soviel Deutsch versteht er nicht", entgegnete ich grinsend, was Niall dazu veranlasste aufzuschauen. Er musste wohl bemerkt haben, dass wir uns über ihn unterhielten.

Als ich ihm übersetzte, was Gaby von sich gegeben hatte, begann er zu grinsen und meinte: „Ich hätte nichts gegen eine ältere Schwester einzuwenden."

Gaby wurde prompt rot, doch ich sagte nur: „Lass das Greg nicht hören, sonst wird er noch eifersüchtig."

„Unsinn! Greg hätte auch nichts gegen eine jüngere Schwester einzuwenden", kam es von Niall.

„Woher weißt du denn, dass Gaby jünger ist als dein Bruder?", fragte ich erstaunt.

Niall grinste verschmitzt, als er antwortete: „Das sieht man doch."

„Oh mein Gott, Komplimente machen kann er auch noch, ich glaube mein Tag ist gerettet", sagte Gaby trocken und alle begannen zu lachen, auch Niall, denn sie hatte dieses Mal Englisch gesprochen.

Alle außer Nelia waren an diesem Tag bester Laune. Sie hingegen trauerte, weil Darragh heute Morgen hatte nach Hause fliegen müssen. Er schrieb am morgigen Tag eine sehr wichtige Klausur für das College. Da ich meine kleine Schwester jedoch über alles liebte, versuchte sich sie ein wenig aufzumuntern, während meine Brüder sich mit Niall über das Golfen unterhielten.

„Sei doch froh, dass du Darragh überhaupt sehen konntest, ich habe acht Monate auf Niall verzichten müssen", meinte ich lässig, als ich das Eis, welches zum Nachtisch gereicht wurde, in mich hineinschaufelte.

Nelia seufzte laut vor sich hin. „Jetzt sehe ich ihn erst an Weihnachten wieder und du bist jeden Tag mit Niall zusammen. Du hast gut reden."

Als ich Nelia eingehend betrachtete, kam ich mir plötzlich so erwachsen vor. Die letzten acht Monate hatten mich wirklich heranreifen lassen, ich war kein Teenager mehr und auch kein kleines Mädchen, dem man das Leben erklären musste.

Ich hatte acht Monate auf eigenen Füßen gestanden, auf einem Kontinent, der weit entfernt von meiner Heimat lag, umgeben von Fremden, die nach und nach zu Freunden bzw. zu meiner Ersatzfamilie wurden. Meine Beziehung zu Niall hatte diese lange Trennung überstanden, ich liebte ihn nach wie vor, auch wenn er sich vielleicht erst daran gewöhnen musste, dass ich meine Berührungsängste fast komplett abgelegt hatte. Aber das würden wir schon noch hinkriegen, ich dachte in dieser Hinsicht optimistisch.

Die Stimme meiner Mutter riss mich augenblicklich aus meinen Gedanken.

„Kann ich kurz unter vier Augen mit dir sprechen, Bel?", fragte sie freundlich.

„Natürlich."

Ich erhob mich schnell, nachdem ich Niall ins Ohr geflüstert hatte, dass ich gleich wieder zurückkommen würde und folgte meiner Mutter anschließend zur Bar des Restaurants. Dort nahmen wir auf zwei Barhockern Platz, sie bestellte Cappuccino für uns und begann dann zu reden.

„Du siehst glücklich aus, Bel und ich bin froh, dass du diese Zeit in Neuseeland so gut überstanden hast", begann sie.

„Das bin ich auch aber jetzt freue ich mich total, bei Niall sein zu können", erwiderte ich ehrlich.

„Das glaube ich dir." Sie räusperte sich ein wenig, bevor sie erneut sprach. „Hast du dir denn schon überlegt, wie deine Zukunft aussehen soll?"

Diese Frage musste ja irgendwann kommen, umso besser war es, dass ich bereits darauf vorbereitet war.

„Ja, das habe ich." Meine Antwort klang so entschlossen, dass meine Mutter erstaunt aufschaute, denn das hatte sie gewiss nicht erwartet.

„Ich möchte gerne studieren, am liebsten etwas mit Meeresbiologie", fuhr ich nun unbeirrt fort.

„Das hört sich doch gut an."

Meine Mutter rührte den Cappuccino um, welchen der Kellner uns gerade serviert hatte.

„Und wo möchtest du gerne studieren?", lautete ihre nächste Frage.

Auch darauf war ich vorbereitet gewesen und so antwortete ich wie aus der Pistole geschossen: „In London natürlich. Wenn Niall nicht auf Tour ist, könnten wir uns immer sehen und wenn er weg ist, bleibe ich eben im Wohnheim des Colleges. Außerdem hat die Tournee immer Unterbrechungen und während dieser Zeit hält er sich auch in London auf. Du siehst, das ist der perfekte Ort für meine Pläne."

Meine Mutter begann zu lächeln, bevor sie ihre nächste Frage stellte.

„Und wie denkt Niall darüber?"

Ich musste zugeben, dass wir uns darüber noch nicht wirklich unterhalten hatten, denn andere Dinge, wie die körperliche Nähe zueinander, standen nach acht Monaten Trennung noch zu sehr im Vordergrund.

„Hör zu, wir haben uns darüber noch nicht eingehend unterhalten aber Niall möchte natürlich, dass ich in London bleibe", erwiderte ich nun.

Ich wusste, dass das der Wahrheit entsprach. Schließlich wartete er nicht acht Monate auf mich, um mich dann nach München zurückgehen zu lassen. Das würde absolut keinen Sinn ergeben.

„Also gut", sagte meine Mutter, „wenn du in London studieren möchtest, würden wir dir das natürlich ermöglichen aber du musst auch deinen Teil dazu beitragen. Du kennst die Einstellung deines Vaters."

„Ja, natürlich."

Ich strahlte in jenem Moment wie ein Honigkuchenpferd. Meine Eltern würden mich unterstützen, das war alles, was ich wollte.

„Ich werde mir einen Job suchen, damit ich etwas dazu beisteuern kann", versprach ich sofort.

„Das klingt gut und dein Vater wird sich sehr darüber freuen, wenn ihm das zu Ohren kommen wird."

Ein klein wenig seufzend erwiderte ich nun: „Habe ich Zeit bis zum neuen Jahr oder muss es gleich sein?"

Immerhin wollte ich die restlichen Wochen bis zum Jahresende gemeinsam mit Niall verbringen, da One Direction frei hatten. Meine Mutter schien das jedoch zu verstehen und sagte darauf nur: „Das geht klar, Bel. Mach dir keine Gedanken und genieße deine Zeit mit Niall. Es ist wirklich schön mit anzuschauen, wie gut ihr beiden euch nach wie vor versteht."

Der Ansicht war ich auch aber nun stand zumindest meine Aufgabe für das neue Jahr fest: Einen Studienplatz suchen und sich um einen Job kümmern.

Wie Niall das wohl finden würde?

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Ja, wie Niall das wohl findet? Wie fandet ihr das Kapitel? Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen!

Das nächste Update kommt am Wochenende!

LG, Ambi xxx

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