01. Goodbye New Zealand

Zuerst hatte ich die Monate gezählt, irgendwann die Wochen, dann die Tage und jetzt die Stunden. Es waren etwas weniger als achtundvierzig, bis ich Niall endlich sehen und seine Umarmung spüren konnte.

Als ich vor acht Monaten nach Neuseeland aufgebrochen war, um bei der Whale Rescue Organisation mitzuarbeiten, wusste ich, dass ich ihn mehr als nur vermissen würde. Niall hatte mir den Weg in ein anderes Leben gezeigt, mit viel Geduld, Liebe und Vertrauen. Und obwohl ich am anderen Ende der Welt lebte, brachen wir unsere Beziehung nicht ab. Viele andere hätten das sicher getan, doch diese Menschen wussten nicht, was es bedeutete, jemandem ein neues Leben gegeben zu haben oder in meinem Fall, von jemandem ein neues erhalten zu haben. Genau das hatte Niall für mich getan und dafür war ich ihm noch immer unendlich dankbar.

Während meiner Abwesenheit schrieben die Zeitungen viel Müll über meinen berühmten Freund. Angeblich hatten wir uns getrennt und ich sei nach Neuseeland gegangen, um das alles besser zu verkraften. Außerdem wurden ihm verschiedenen Affären angedichtet.

Er hatte mich davor gewarnt, so glaubte ich nichts von dem, was die Medien berichteten. Trotzdem konnte ich natürlich nicht verhindern, dass hin und wieder eine gewisse Eifersucht in mir aufkeimte. Doch jedes Mal, wenn wir eine Unterhaltung über Skype führten, spürte ich, dass Niall, genau wie ich, unter unserer räumlichen Trennung litt. Aber das hielt uns nicht davon ab, unsere Beziehung weiter zu führen, so gut es eben ging.

Skype, Twitter und unsere Handys leisteten uns dabei gute Dienste, obwohl ich die körperliche Nähe zu ihm natürlich sehr vermisste. Schließlich war er der erste und einzige Mann mit dem ich jemals geschlafen hatte.

Seufzend klappte ich meinen Koffer zu, ich hatte noch immer nicht alles eingepackt und musste mich nun beeilen, um pünktlich bei Keith zu sein, der nur wenige Minuten von mir entfernt mit seiner Frau und den beiden Töchtern lebte. Wir frühstückten jeden Morgen zusammen, die Mädchen warteten schon voller Freude auf mich und umarmten mich heftig, als ich wie üblich durch den Hintereingang, die Tür an der Veranda, ins Haus ging.

„Bel!"

Kim hing sofort an mir und kurz darauf gesellte sich Julie auch dazu.

„Stopp! Ihr erdrückt sie ja noch! Dann kriegt ihr Ärger mit Niall", vernahm ich plötzlich die tiefe Stimme von Keith, meinem Boss bei der Whale Rescue Organisation.

„Schickst du uns Autogramme von den Jungs, wenn du wieder zuhause bist?", fragte Julie, die Ältere der beiden.

„Klar, ich hab's euch doch versprochen."

Die Mädchen waren die größten Directioner, die man sich nur vorstellen konnte, die Wände in ihren Zimmern waren übersäht von Postern der Jungs. Glücklicherweise standen sie jedoch auf Harry und Zayn und nicht auf Niall.

Zu dritt gingen wir nun in Richtung Frühstückstisch, der bereits gedeckt war. Chrissie, Keith' Frau hatte das bereits erledigt. Auch sie begrüßte mich an diesem Morgen besonders herzlich, denn wir verstanden uns wirklich gut. Keith und Chrissie hatten mich gleich am ersten Tag, als ich in Neuseeland angekommen war, in ihre Familie aufgenommen. Das hatte den Vorteil, dass ich meine Mahlzeit nicht alleine einnehmen musste und auch sonst jederzeit bei ihnen vorbeischauen konnte.

Da ich in der gleichen Schicht wie Keith tätig war, hatten wir auch gemeinsam frei. Oftmals unternahmen wir alle zusammen etwas, einen Ausflug zum Strand oder in das Landesinnere. Neuseeland war wirklich wunderschön, das konnte ich nach acht Monaten Aufenthalt bestätigen. Doch jetzt freute ich mich total auf London und vor allem auf Niall.

„Gibst du mir bitte die Cornflakes, Bel?", hörte ich Kim fragen.

„Klar."

Nachdem ich das erledigt hatte, griff ich nach frisch getoasteten Bagel, den ich mit Butter und Marmelade beschmierte.

„Ich kann es nicht glauben, dass ich morgen schon nach Hause fliege", sagte ich plötzlich.

„Ich kann es auch nicht glauben, dass wir auf dich verzichten müssen", hörte ich Keith sagen.

Ich wusste, dass er das als Kompliment meinte, denn ich war die einzige Person, außer ihm, die mit Walen sprechen konnte, eine seltene Gabe, welche nur wenige Menschen beherrschten.

„Wenn du Joe nochmal sehen solltest, dann grüße ihn von mir", brachte ich hervor. Gleichzeitig spürte ich Tränen in meinen Augen, die ich hinunterschluckte.

Als wir Joe vor sieben Monate am Strand fanden, war ein hilfloses Baby gewesen. Ein Baby, das ich aufgezogen hatte und als er soweit war, dass ich ihn in die Weiten des Ozean zurückschicken konnte, tat ich das. Ich ließ ihn gehen, so wie Niall mich damals hatte nach Neuseeland gehen lassen.

Vor zwei Tagen war Joe zurückgekehrt. Wale sahen zwar alle gleich aus, aber nicht für mich. Ich wusste, dass er es gewesen war, denn er hob seinen mächtigen Kopf, einschließlich der Flossen aus dem Wasser und winkte mir zu, als ich am Strand stand. So, als ob er sich bei mir bedanken wollte.

„Ich glaube, Joe wird nicht mehr zurückkommen, weil er spürt, dass du fort gehst", meinte Keith, was ich mit einem traurigen Nicken zur Kenntnis nahm.

Meine Zeit in Neuseeland war vorüber, ich musste dieser Tatsache ins Auge sehen und trotzdem hatte der Abschied ein Gutes. In ziemlich genau 48 Stunden würde ich meinen heißen Freund, Niall James Horan, Sänger von One Direction, endlich wieder sehen.

Chrissie unterbrach plötzlich meine Gedanken an Niall, in dem sie sagte: „Der große Schuhladen in der Stadt hat heute jede Menge Sonderangebote. Du solltest dort vorbeischauen, Bel, wenn du gleich mit Keith losfährst."

Diese Aussage ließ mein Herz höher schlagen, denn meinen Schuhtick hatte ich selbst in Neuseeland nicht abgelegt. Direkt nach dem Frühstück ging es auch schon los. Während Chrissie die beiden Mädchen zur Schule fuhr, stieg ich zu Keith ins Auto, der mit mir ein letztes Mal in die nahegelegene Kleinstadt brauste.

Inzwischen kannte ich dort alle wichtigen Leute, einschließlich der Geschäfte, Restaurants und Kinos. Mr Silver, der einen Zeitschriftenladen besaß, begrüßte mich freundlich, als ich dort Lesestoff für meinen Langstreckenflug besorgte. Obwohl man in der ersten Klasse natürlich immer mit Zeitschriften versorgt wurde, hatte ich doch gerne meine eigenen dabei.

Als ich daran dachte, dass Niall mein Flugticket kurzerhand von Economy in First Class umgebucht hatte, musste ich innerlich grinsen. Nach wie vor tat er alles für mich, was mir zeigte, dass selbst die große Entfernung und acht Monate Trennung, unserer Liebe nichts hatte anhaben können.

Unseren nächsten Stopp legten wir beim Surf- und Tauchladen hin, denn Keith wollte sich neue Surfschuhe besorgen. Während er mit Antony, dem Ladenbesitzer plauderte, fing Tom, Antonys einziger Angestellter, ein Gespräch mit mir an. Wie üblich flirtete er dabei, was mich jedoch nicht störte. Man konnte Tom durchaus als gutaussehend einstufen und sein Körper war absolut super trainiert, aber er war nicht mein Typ. Eigentlich war keiner mein Typ, außer Niall.

Ich fand es nur lustig, wie Tom sich seit mehreren Monaten bemühte, bei mir zu landen, obwohl er wusste, dass ich wieder zurück nach Europa gehen würde. Er gehörte zu jener Sorte Mann, die keine Chancen bei mir hatten. Seinen Spaß im Bett haben wollen aber sonst nichts weiter.

Trotzdem unterhielt ich mich mit ihm, einfach weil es mein Ego stärkte. Es gab Männer, die sich für mich interessierten und das fühlte sich toll an. Vor mehr als einem Jahr wäre ich schreiend davon gelaufen, vor allem, als Tom mir seinen Arm um die Schulter legte, um mich zu den Taucherbrillen zu führen, welche neu eingetroffen waren. Doch heute sah ich grinsend darüber hinweg. Berührungen von männlichen Wesen konnten mir schon lange nichts mehr anhaben.

Wenn man bei der Whale Rescue Organisation arbeitete, verlor man seine Ängste dahingehend zwangsläufig. Obwohl ich Niall den Großteil hiervon zu verdanken hatte, musste ich das letzte Stück dieses Weges alleine gehen. Dies war mir gelungen und das rief einen gewissen Stolz in mir hervor.

„Wann fliegst du eigentlich nach Hause?", erkundigte sich Tom liebenswürdig.

„Mein Flug nach Sydney geht morgen Nachmittag um zwei und der Anschlussflug nach London mit Zwischenstopp in Dubai geht um siebzehn Uhr", erwiderte ich lächelnd.

„Wie lange hast du denn Aufenthalt in Dubai?", wollte er wissen.

„Zwei Stunden und fünfzehn Minuten", kam es wie aus der Pistole geschossen von mir.

Die Flugzeiten befanden sich seit mehreren Tagen in meinem Kopf, genauer gesagt, seit Niall das Ticket umgebucht hatte.

„Dann pass mal auf, dass du nicht von irgendeinem Ölscheich angegraben wirst", meinte Tom grinsend, worauf ich schallend zu lachen begann.

„Wie kommst du denn auf sowas?", fragte ich, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte.

„Na ja, die stehen doch auf hübsche Frauen und ganz besonders auf rothaarige."

Sein leichtes Augenzwinkern ließ mich schon wieder grinsen.

Fünf Minuten später verließen wir das Geschäft und fuhren direkt zum Schuhladen. Es kam wie es kommen musste, ich fand nicht nur ein Paar, welches mir zusagte, sondern gleich drei, was Keith nur ein Schmunzeln entlockte. Nachdem ich die Schuhe an der Kasse bezahlt hatte, folgte ich Keith zu seinem Wagen.

„Brauchst du noch irgendetwas oder können wir nach Hause fahren?", fragte er.

„Ich brauche noch ein Geschenk für Niall", erwiderte ich.

Seit Tagen spuckte ein Gedanke in meinem Kopf umher. Ich wollte ihm ein neues Lederarmband mitbringen, es sollte jedoch ein besonderes sein, am besten mit einer Gravur. Keith setzte ich direkt vor dem kleinen Geschäft ab, welches solche Armbänder verkaufte und auch entsprechende Gravuren anfertigte.

Das Aussuchen des Armbandes fiel mir nicht weiter schwer. Es musste ein Schwarzes sein, in glattem Leder. Als es dann um die Gravur ging, überlegte ich nur kurz, dann mir kam sofort etwas sehr Treffendes in den Sinn. Forever Yours sollte darauf stehen, denn ich war für immer sein, weil unsere Herzen sich immer finden würden, davon war ich überzeugt.

Da es ungefähr eine Stunde dauerte, bis die Gravur fertig war, gingen Keith und ich noch etwas essen, bevor wir später das Armband abholten, um dann nach Hause zu fahren.

Am späten Nachmittag, nachdem ich meinen Koffer endlich fertig gepackt hatte, machte ich einen Spaziergang zum Strand, um mich von meinen Kollegen zu verabschieden. Diese freuten sich über mein Erscheinen und ließen mich wissen, dass am heutigen Abend ein Barbecue anlässlich meiner Verabschiedung geplant sei. Natürlich freute ich mich riesig darüber, denn ich war mit allen gut ausgekommen.

So verlief mein letzter Abend in Neuseeland sehr lustig und entspannt. Bevor ich mich ins Reich der Träume begab, skypte ich kurz mit Niall, der sich total freute, weil wir uns bald wiedersehen würden.

„Hast du schon Sehnsucht nach mir, Bel?", fragte er mit einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht.

„Und wie!", antwortete ich lachend. „Ich hoffe doch, dass das bei dir genauso aussieht!"

„Darauf kannst du wetten! Ich werde bestimmt morgen Nacht keine Auge zutun und habe schon überlegt, ob ich durchmachen soll."

„Wenn du das bis sechs Uhr zwanzig am Morgen schaffst, soll es mir recht sein", entgegnete ich vergnügt. „Aber nicht, dass du dann schlapp machst, wenn ich deinen heißen Body genießen will", setzte ich noch hinzu.

Niall begann zu lachen. „Was hast du denn vor, Süße?", erkundigte er sich mit neckisch klingender Stimme.

Seine Stimme klang so sexy, sie brachte mich jedes Mal um den Verstand, ganz gleich ob er nun redete oder sang und ich konnte es kaum erwarten, mit ihm zu schlafen.

„Lass dich einfach überraschen."

Seit Tagen schwebte eine Idee in meinem Hinterkopf, die mich nicht mehr los ließ. Acht lange Monate hatte ich auf Niall verzichten müssen und ich würde es keine weitere Stunde aushalten, sobald ich in London eingetroffen war, das wusste ich mit Sicherheit. Dafür waren meine Gefühle zu stark. Aber ich blieb dahingehend schweigsam und ließ ihn einfach zappeln. Wir redeten noch ungefähr eine halbe Stunde miteinander, bevor wir uns verabschiedeten.

„Hab einen guten Flug, Süße", sagte er und warf mir anschließend eine Kusshand zu.

„Ich werde bestimmt vor Langeweile umkommen", lautete meine überzeugte Antwort.

Vierundzwanzig Stunden Flug waren nicht unbedingt ein Kinderspiel und meine Sehnsucht nach Niall verbesserte die Situation nicht wirklich.

Am nächsten Morgen frühstückte ich ein letztes Mal gemeinsam mit Keith und seiner Familie. Anschließend lief ich zum Strand, um endgültig Abschied von Neuseeland zu nehmen. Dabei gingen mir die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf.

Auf der einen Seite fühlte ich mich traurig, weil ich keine Wale mehr retten konnte, auf der anderen Seite wollte ich so schnell wie möglich zurück nach London. Niall hatte einfach Vorrang vor allen und da meine Eltern es vorgezogen hatten, vor zwei Tagen eine Transatlantik Kreuzfahrt zu starten, konnte ich mir auch den Umweg nach München sparen. Eigentlich war ich recht froh darüber, denn er war nach wie vor der wichtigste Mensch in meinem Leben.

„Goodbye Neuseeland", murmelte ich vor mich hin, als ich mein Blick über die Wellen des Ozeans schweifen ließ.

Dann drehte ich mich um und lief mit schnellen Schritten zu Keith' und Chrissies Haus zurück, wo bereits mein Gepäck darauf wartete, in den Wagen geladen zu werden. Keith erledigte dies umgehend, während ich mich von seiner Frau und den Kindern verabschiedete. Wie zu erwarten, heulten Kim und Julie herzzerreißend, denn auch wir waren gute Freunde geworden.

„Wir skypen", versprach ich den beiden schließlich, worauf ihre Tränen ein klein wenig versiegten.

„Bel, wir müssen los, sonst verpasst du noch deinen Flieger", mahnte Keith.

Das war ungefähr das Letzte, was ich wollte und so sprang ich förmlich in seinen Wagen, nachdem Chrissie mich ein letztes Mal an sich gedrückt hatte.

Die Fahrt nach Christchurch ging schnell vorüber und als ein Song von One Direction im Radio gespielt wurde, brachte mich dieser sofort zum Träumen. Nialls Solo in You and I war einfach sagenhaft, es brachte die sanfte Seite seiner Stimme so richtig zur Geltung. Leise summte ich vor mich hin und bekam gar nicht mit, dass wir bereits den Flughafen erreicht hatten.

„Aussteigen Bel", hörte ich Keith plötzlich sagen, der mich aus meiner Trance riss.

Da er zu den netten Menschen gehörte, brachte Keith meinen Koffer bis zum Check-in für die First Class Passagiere. Eigentlich hätte ich diesen auch alleine dorthin rollen können, doch er ließ es nicht zu und wartete sogar, bis ich das Gepäckstück aufgegeben hatte.

„So, Bel, ich verabschiede mich nun und wünsche dir alles erdenklich Gute für deine Zukunft."
Er umarmte mich, was ich sofort erwiderte. Als Keith mich vor zwei Monaten gefragt hatte, ob ich nicht verlängern wollte, war meine Antwort ein klares Nein gewesen, denn weitere Monate ohne Niall hätte ich nicht durchgestanden.

Er verstand das sehr wohl und so ließ er mich ziehen, obwohl es für ihn und die Organisation ein großer Verlust sein musste. Außer Keith gab es jetzt niemanden dort, der mit den Walen sprechen konnte.

„Wenn du irgendwann mal zurückkommen willst, werden wir dich mit offenen Armen empfangen", sagte er zum Schluss.

„Ich werde das in meinem Hinterkopf behalten", erwiderte ich grinsend.

Dann küsste ich ihn leicht auf die Wange. „Mach's gut, Keith. Ich melde mich, wenn ich in London angekommen bin."

Der Weg zum Security check dauerte nur einige Minuten, doch kurz bevor ich dort ankam, prallte ich mit einem jungen Mann, etwa in Nialls Alter zusammen, der mit seinem Handy herumspielte, anstatt nach vorne zu schauen. Diese Situation kam mir verdammt bekannt vor, doch heute reagierte ich anders als damals.

„Sorry, tut mir leid, ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er sofort.

Seine leuchtend blauen Augen schauten ein bisschen erschrocken auf.

„Ich bin ok aber beim nächsten Mal trete ich dir zur Strafe auf die Füße", gab ich grinsend zur Antwort, was ihn laut auflachen ließ.

„Endlich mal eine Frau mit Humor", sagte er mit einem leichten Augenzwinkern.

Vor vierzehn Monaten wäre ich verbal über ihn hergefallen, wenn ich die gleiche Situation erlebt hätte aber heute konnte ich darüber lachen.

„Darf ich dich zu einem Drink einladen oder hast du es eilig?", fragte er plötzlich.

„Du kannst mich gerne zu einem Drink einladen, wenn wir den Security check passiert haben", gab ich zur Antwort.

„Ok, das klingt gut."

Nachdem wir den Security check hinter uns gebracht hatten, begaben wir uns in die Lounge.

„Mein Name ist übrigens Jonathan", stellte der sich vor, nachdem wir Platz genommen hatten.

„Ich bin Belita", erwiderte ich und streckte ihm meine Hand entgegen, welche er sogleich ergriff.

„Freut mich, dich kennenzulernen, Belita. Wo kommt dein Name her?"

„Aus Spanien, ich bin halb spanisch, halb deutsch."

„Oha, dafür sprichst du aber perfekt Englisch und fast völlig akzentfrei."

Sogleich begannen wir ein lockeres Gespräch, in welchem ich ihn darüber aufklärte, dass ich acht Monate in Neuseeland bei der Whale Rescue Organisation zugebracht hätte. Jonathan fand das äußerst interessant und berichtete im Gegenzug, dass er für ein Jahr Europa unsicher machen wollte.

„Und wo in Europa willst du dich aufhalten?", erkundigte ich mich neugierig.

„In London. Ich habe dort einen Job gefunden und beginne am Montag zu arbeiten."

„Wir kommen samstags an, da hast du noch einige Stunden Zeit, um dich einzugewöhnen", erwiderte ich schmunzelnd.

„Vielleicht kannst du mir ja dabei helfen", grinste er, doch ich schüttelte nur energisch den Kopf.

„Sorry, mein Freund und ich haben uns acht Monate nicht gesehen, ich bin an diesem Wochenende für niemanden erreichbar", lautete meine ehrliche Antwort.

„Acht Monate? Wow! Wenn man eine Trennung so lange übersteht, dann muss das wahre Liebe sein", meinte er mit einem gewissen Respekt in seiner Stimme.

„Ja, das ist es."

Als ich an Niall dachte, spürte ich wieder diese Ungeduld in mir. Wie gerne würde ich jetzt in seinen Armen liegen und in seine blauen Augen schauen. Seufzend griff ich nach meiner Cola und schaute kurz auf die Uhr.

„Oh mein Gott, wir müssen uns beeilen!"

Auch Jonathan sprang auf, keine Minute zu früh, denn unser Flug wurde gerade aufgerufen. Keuchend trafen wir am Gate ein, wo wir uns jedoch trennen mussten, denn er gehörte nicht zu den First Class Passagieren. Dafür begegneten wir uns in Sydney am Flughafen, wo wir kurz miteinander sprachen und auch gemeinsam zum Gate liefen.

„Sag mal, bist du eigentlich Millionärin?", fragte er grinsend.

Erstaunt zog ich meine Augenbrauen ein wenig nach oben „Wie kommst du denn darauf?", wollte ich wissen.

„Na wegen deinem Flugticket. Welcher normale Mensch kann sich ein erste Klasse Ticket von Neuseeland nach London leisten?"

„Mein Freund hat das Ticket bezahlt, er verdient ganz gut", erwiderte ich lässig, was natürlich vollkommen untertrieben war.

Niall zählte durchaus zu den Multimillionären aber Jonathan musste ja nicht unbedingt wissen, mit wem ich zusammen war. So gut kannten wir uns dann doch nicht. Trotzdem fand ich ihn sehr nett und als er mich fragte, ob wir uns vielleicht an einem anderen Tag ganz unverbindlich in London treffen könnten, willigte ich kurzerhand ein.

Ich wusste aus eigener Erfahrung wie es sich anfühlte, in ein total fremdes Land zu reisen, in welchem man keinen Menschen kannte. Und Jonathan würde nicht wie ich, das Glück haben, einen Boss mit Familienanschluss zu finden.

Wir tauschten unsere Handynummern aus, bevor wir unsere Plätze im Flugzeug einnahmen. Vierzehn Stunden Flug nach Dubai standen mir jetzt bevor und ich hoffte, dass ich wenigstens in der Lage dazu sein würde, einige Stunden zu schlafen. Ich hatte tatsächlich Glück, denn nach einem ziemlich guten Abendessen, fielen mir irgendwann die Augen zu.

Ich verschlief einen großen Teil des Fluges und erwachte erst kurz vor dem Zwischenstopp in Dubai. Dort hatten wir zwei Stunden und fünfzehn Minuten Aufenthalt, welchen ich selbstverständlich mit Jonathan verbrachte.

Das war mir auch ganz Recht, denn Dubai war nicht Sydney oder London. Hier hielten sich tatsächlich jede Menge Ölscheichs auf, zumindest sahen sie danach aus und der ein oder andere warf mir neugierige Blicke zu. Wahrscheinlich hätten sie mich auch angesprochen, wenn Jonathan nicht neben mir gesessen hätte. Jeder hielt ihn wohl für meinen Freund. Trotzdem sah ich mich gezwungen, ihn einige Minuten alleine zu lassen.

Ich wollte die Toiletten aufsuchen, um die Vorbereitungen für London zu treffen. Anders als in Dubai war es dort nämlich relativ kühl aber ich hatte vorgesorgt, was die Kleidung betraf. In meinem Handgepäck befanden sich jene Kleidungsstücke, welche ich nun auf der Toilette des Flughafens anzog.

Ich tauschte mein kurzärmeliges T-Shirt gegen eine schwarze, durchsichtige, langärmelige Bluse und zog eine graugemusterte Strickjacke darüber. Meine Jeans musste dem dazu passenden Minirock aus Strick weichen. Damit meine Beine nicht zu frieren brauchten, zog ich schwarze Overknee Strümpfe an und meine Füße steckten zum Schluss in schwarzen Ankleboots. Alles passte perfekt zusammen, einschließlich der Unterwäsche, welche ebenfalls farblich angepasst war.

Als ich von den Toiletten zurückkehrte, warf Jonathan mir einen überraschten und gleichzeitig anerkennenden Blick zu.

„Du siehst toll aus, Belita", meinte er lächelnd.

„Danke". Ich errötete ein wenig, wie ich es noch immer tat, wenn ein Mann mir Komplimente machte.

Und dann hörten wir die Durchsage: „Ein Hinweis für die Passagiere gebucht für den Flug QT31. Dieser wird sich um ca. zwei Stunden verspäten. Wir bitten um Ihr Verständnis."

Das konnte echt nicht wahr sein! Ich sollte noch zwei Stunden länger warten, bis ich Niall endlich sehen konnte? Pfeilschnell schoss ich aus meinem Sitz hoch und verkündete mit angepisster Stimme: „Ich gehe jetzt zum Schalter und frage nach, was da los ist! Die können uns doch nicht einfach so abspeisen und nicht mal bekannt geben, warum der Flug sich verspätet."

Jonathan folgte mir unaufgefordert und hörte zu, als ich mit der Dame am Infoschalter der Fluggesellschaft sprach.

„Könnte Sie mir bitte sagen, warum der Flug nach London sich verspätet?" Noch klang meine Stimme höflich, doch das änderte sich schnell, als sie mir eine schnippische Antwort erteilte: „Nein, das kann ich leider nicht sagen, dazu bin ich nicht befugt."

Mein spanisches Temperamten kam sofort zum Vorschein, als ich losfauchte: „Und warum sitzen Sie dann am Infoschalter? Das ist ja wohl das Letzte! Ich möchte verdammt nochmal eine Auskunft haben und wenn Sie nicht fähig dazu sind, mir diese zu erteilen, dann sollten Sie darüber nachdenken, den Job zu wechseln!"

„Nun werden Sie mal nicht frech junge Dame!", kam es sofort zurück. „Sie sollten sich ein Beispiel an ihrem Freund nehmen, er benimmt sich wenigsten so, wie es sich gehört!", erwiderte sie nun spöttisch.

Jetzt reichte es mir wirklich. „Er ist nicht mein Freund, kapiert?! Mein Freund ist Niall James Horan von One Direction! Und er erwartet mich morgen Früh um sechs Uhr zwanzig in London Heathrow! Er hat jede Menge Geld für das First Class Ticket ausgegeben und ich erwarte dafür eine anständige Behandlung!"

Ihre braunen Augen schauten ein klein wenig überrascht zu mir. „Vielleicht könnten Sie das bitte noch einmal in Englisch wiederholen, damit ich Sie verstehen kann." Natürlich hatte ich in meiner Aufregung wieder einmal Spanisch gesprochen. Also wiederholte ich alles, dieses Mal in gemäßigter Stimmlage.

„Und was soll ich jetzt Ihrer Ansicht nach tun?", fragte sie.

„Ganz einfach. Buchen Sie meinen Flug um, auf die nächste Maschine, die nach London fliegt! Und ich erwarte natürlich, dass ich in der First Class sitze!"

First Class Tickets waren einfacher zu bekommen, als Economy, es gab meistens noch Plätze, während der Rest des Fluges ausgebucht war.

„Sie haben Glück, es sind noch zwei Plätze in der First Class verfügbar, ich benötige nur kurz Ihre Reisepässe und die Flugnummer des bisherigen Fluges, damit wir Ihr Gepäck switchen können", sagte sie, nachdem sie im Computer nachgeschaut hatte.

Dann ging alles relativ schnell. Wir bekamen neue Tickets und somit verschob sich die Ankunftszeit sogar ein Stück nach vorne, da dieser Flug nicht um 2 Uhr 55, sondern schon um 2 Uhr 15 startete. Also musste ich Niall Bescheid geben, dass ich etwas früher eintreffen würde.

Da wir keine Zeit mehr hatten, nach einem WLAN Spot zu suchen, holte ich mein Handy aus der Tasche und drückte die eins auf der Favoritenliste. Kurze Zeit später vernahm ich ein Rascheln und dann hörte ich seine leicht besorgte Stimme.

„Hey, Bel, alles in Ordnung?"

„Ja, Blondie, mach dir keine Gedanken. Ich komme nur vierzig Minuten früher an."

„Abgesehen davon, dass ich das toll finde, kannst du mir auch sagen, warum?"

Schnell erklärte ich ihm, was vorgefallen war, worauf Niall laut lachen musste.

„Du hast meinen Promistatus dazu benutzt, deinen Flug umzubuchen, so kenne ich dich", meinte er mit lustig klingender Stimme.

„Nicht nur meinen, auch den von Jonathan."

„Wer bitte ist Jonathan?" Nialls Stimme klang erwartungsgemäß ziemlich überrascht.

„Ein Typ, den ich am Flughafen in Christchurch kennengelernt habe."

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Würdet ihr jetzt auch zu gerne Nialls Gesicht sehen? :D Ich schon ^^

Woah, danke für die übr 200 reads und über 50 votes nach dem Prolog! Ihr seid irre!

Wann wollt ihr das nächste Update haben? Ist Dienstag zu früh?

LG, Ambi xxx

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