Noch immer gibt sie keinen Ton von sich. 

Noch immer hab ich sie im Arm.

Und noch immer weint sie.

"Prinzessin sag mir jetzt bitte was los ist",fordere ich sie erneut auf. "Ich...ich...ich bin schwanger",sagt sie und bricht in Tränen aus.

Ich bin schwanger.

Ich.

Bin.

Schwanger.

Diese Worte zersprengen meine Ohren. 

Sie reißen mich auseinander. 

Sie ist schwanger.

Miranda ist schwanger.

Und das von mir.

Ihrem Stiefbruder. 

Sie weint. 

Sie schluchzt.

Sie krallt sich in mein Shirt  um die Angst zu unterdrücken.

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich nehme ihre Hand in meine und versuche meine Angst in ihren Händen zu verlieren. Aber sie kann mir meine Angst nicht abnehmen. Sie hat mehr Angst als ich. Das merke ich. "Leon es tut mir leid",sagt sie unter Tränen. "Prinzessin, dir muss rein gar nichts leid tun. Ich bin der, dem es leid tun sollte.",antworte ich und halte sie fester. Sie weint noch immer. Und es macht auch nicht den Anschein, als würde sie aufhören. "Miranda bist du dir ganz sicher?",frage ich um nochmal sicher zu gehen. Sie befreit sich aus meinem Griff und holt das Stäbchen hervor. Zwei Striche. Schwanger. Fuck. Sie setzt sich wieder und nimmt ihr Gesicht in ihre zarten Hände. Das ist alles meine Schuld. "Willst..willst du's behalten?",frage ich. Sie nickt. Ich atme aus. Ich will auch nicht, dass sie abtreibt. Keine Ahnung wieso. Andere Jungs in meinem Alter würden ihren Freundin überreden, das Kind abzutreiben. Ich nicht. Ich will kein Leben von einem Lebewesen beenden. Sie auch nicht. Wieder eine Gemeinsamkeit. 

-Miranda's Sicht-

Ich bin schwanger. Schwanger. Leon hat mich aus dem Bad getragen. Ich war so fertig, dass ich mich nicht mehr auf Beinen halten konnte. Wir sitzen auf meinem Bett und denken beide nach. "Wir müssen es unseren Eltern sagen",sagt Leon und sieht mich eindringlich an. Ich nicke. Ich kann nicht sprechen. Zumindest nicht viel. "Am besten heute",sagt er und ich nicke erneut. Er nimmt mich in den Arm und löscht meine Tränen. 

"Prinzessin ich weiß wir sind noch so jung. Aber wir können das schaffen. Wir zwei zusammen. Das wird das glücklichste Baby der ganzen Welt werden. Und ich bin mir ganz sicher, dass uns unsere Eltern auch helfen werden.Aber auch wenn nicht, wir schaffen das auch zu zweit. Weil wir uns haben"-"Wir schaffen das Leon",antworte ich und küsse ihn. "Das ist mein Mädchen"

"Leute wir müssen mit euch reden",sagt Leon und Derek setzt sich ebenfalls zu uns an den Esstisch. Ich atme tief ein. Ich weiß, dass Leon es sagen wird. Er weiß, dass ich es nicht kann. Er atmet tief ein. "Was ist denn?",fragt Derek ungeduldig.  "Miranda ist schwanger....von mir. Und wir sind zusammen.",sagt er und ich habe das Gefühl die Zeit bleibt stehen. Niemand sagt etwas und alles ist still. Die Stille ist so laut, dass ich glaub' ich werde taub. Leon nimmt meine Hand. Mum schaut zwischen mir und ihm hin und her. Derek auch. Er jedoch steht auf und verschränkt seine Hände hinter seinem Kopf. Derek stößt mehr Luft aus als er je eingeatmet haben kann. "Und wie stellt ihr euch das vor?",fragt er und unterbricht somit die grausame Stille. "Sie will es bekommen",sagt Leon und ich bin so froh, dass er für mich spricht. Ich kann nämlich nicht..und das weiß er. "Ok naja. Ist zwar nicht meine Traum Vorstellung, aber es ist sowieso schon passiert. Ändern können wir das nicht mehr. Wir werden das schon schaukeln ",sagt meine Mum und in diesem Moment liebe ich sie ein bisschen mehr. "Natürlich war es nicht meine Traumvorstellung, dass meine Tochter mit 18 Mutter wird. Aber so ist es jetzt. Und du willst es bekommen nicht wahr?",fragt sie mich nochmal. Ich nicke. Leon drückt meine Hand fester. Ich merke, dass er erleichtert ist. Derek sagt ebenfalls, dass wir es schaffen werden, jedoch ist er nicht so aufmunternd wie Mum. Wir reden noch eine Weile über die Zukunft. Wie Leon und ich uns alles vorstellen. Die ersten Jahre. Ob wir weiter hier wohnen möchten. Und wie wir unser weiteres Leben mit dem Baby vorstellen. Derek ist eher still. Er denkt viel nach. Mum ist hingegen total offen. Leon und ich sind beide total erleichtert, dass die beiden es so aufgefasst haben. Leon lächelt mich ein paar Mal an. Lächeln kann ich nicht. Aber ich freue mich. Ja ich freue mich. Auf das Baby. Auf die Zukunft. Auf uns. Leon und mich. Und außerdem freue ich mich, dass wir jetzt nichts mehr geheim halten müssen. Wir sind jetzt zusammen. Ganz offiziell. 

Und dann gehe ich in mein Zimmer. Mit Leon. Als offizielles Paar. 

Ich schlafe ein. In Gedanken an meine wundervolle Familie. Die verständnisvollste die es gibt. Und in Gedanken an das Baby. Unser Baby.