Kapitel 6


Dennis •

Natürlich habe ich keinen Termin bei RedBull.

Der war erfunden, damit ich aus der Situation entfliehen konnte.
Aber, wieso wollte ich das eigentlich?

Jack hat sich wirklich so liebevoll um mich gekümmert und nicht mal den Kakao habe ich getrunken.
Der Kakao hat mich dann aber auch wieder an Jack Selbst erinnert.

Seufzend lasse ich mich nach vorne fallen.

Das ist doch alles scheiße.
Wieso handle ich denn nie nach Verstand?

Der setzt in Jacks Nähe anscheinend im Moment immer öfter aus.
Das wiederum hat zu zwei oder auch drei, man weiß es nicht, unheimlich guten Orgasmen geführt, aber auch zu meiner Trennung mit Jessica.

Frustriert lege ich meinen Kopf auf dem Lenkrad meines gestellten Wagens ab.
Nur Pech, dass meine Stirn genau die Hupe trifft.

Erschrocken schrecke ich hoch, als ich das laute Geräusch höre.
Wenn es richtig peinlich wird, dann schaut Jak Gleich noch aus der Wohnung heraus.
Bevor das passiert, mache ich hier einen schnellen Abgang.

Vollkommen in meinen Gedanken versunken fahre ich also den Weg von Oxford zurück nach Milton Keynes.
Die eine Stunde Autobahn geradeaus ist wirklich langweilig und lädt nur zum Denken ein.

Jack hat mich wirklich so liebevoll behandelt, was ich gar nicht verdient habe, gerade nach Samstag.
Aber vielleicht ist das auch einfach nur seine Art.
Vielleicht behandelt er jeden so.

Ich ziehe an so vielen Autos vorbei und doch kann nichts mich von Jack fern halten.
Seit gerade ist er und nur noch er in meinen Gedanken.

Mein Blick fällt auf den Beifahrersitz und was ich dort sehe, bringt mich ebenfalls zum Aufseufzen.
Das Alpine-Shirt liegt noch genau da, wo ich es heute morgen hingelegt habe.

Ich habe es also nicht mal mehr abgegeben...

Also bin ich fast umsonst zu Jack gefahren.
Fast.

Die erneute Nummer mit ihm, hat mir in einigen Dingen Klarheit verschafft, beziehungsweise mich weiter gebracht.
Nur habe ich auch ein großes Problem, denke ich zumindest.

Zuhause angekommen nehme ich mir das Shirt von Sitz und schmeiße es erstmal in die Waschmaschine, denn ich bin zuvor einfach nicht dazu gekommen, es zu waschen.
Vielleicht ist es auch ganz gut so, dass ich es ihm erst beim nächsten Rennen in Monaco geben kann.
Eigentlich müsste ich jetzt auch trainieren, aber ich fühle mich im Moment nicht dazu im Stande.

Also schmeiße ich mich mit dem noch nassen Shirt aus der Waschmaschine in mein Bett und vergrabe mich dort.
Die letzten Stunden waren doch alle ein wenig viel Input für mich, meine Gedanken und meinen Körper.

Ich habe Jessica verloren, dafür die Erkenntnis gewonnen, dass Männer vielleicht doch gar nicht so übel sind und ich durch Jack das beste Beispiel bekommen habe.

Aber wieso haben mich meine Wege gerade zu Jack geführt?
Ich weiß von so vielen anderen im Paddock, dass sie auf Männer stehen.

Arthur zum Beispiel, Oder auch Jak und Ollie, welche seit der letzten Saison ein Paar sind.
Wieso also gerade bei Jack?

Jack, der so fürsorglich, so liebevoll ist.
Der mir auch noch helfen will, obwohl ich in einer kompletten absurden Situation stecke.

Das habe ich nicht verdient.
Vielleicht bedeute ich ihm doch mehr, als er durchschauen lässt?

Eventuell bedeutet er mir auch einiges mehr, als ich zugeben mag.
Aber wieso kommt das so plötzlich?

Er ist aber auch extrem attraktiv.
Die blauen Augen und die braunen Haare...

Verzweifelt klammere ich mich an das T-Shirt und vergrabe mein Gesicht in diesem.
Sofort stiegt mir der Geruch des Australiers in die Nase, welcher mir Tränen in die Augen stiegen lässt.

Vielleicht sollte ich einfach mal wirklich zur Ruhe kommen und dann vielleicht mit einer Außenstehenden Person reden, damit ich alle Gedanken richtig einordnen kann.

Ja, vielleicht sollte ich das wirklich machen.

Auf diesen Gedanken hin drücke ich das Shirt an mich und schließe meine Augen.
Irgendwie Wird das schon werden.

Drei Tage später

„Boah, Dennis, du siehst scheiße aus",tritt Arthur über meine Türschwelle.

„Danke Arthur, sehr nett von dir",gähne ich und schließe die Tür hinter mir.
Der Monegasse streitet derweil durch in mein Wohnzimmer, wo er sich in meinen Sessel fallen lässt.

„So Dennis, was gibt es denn? Du klangst extrem angespannt gestern am Telefon",wendet er sich direkt mir zu, als ich mich auf meinem Sofa niedergelassen habe.

„Wie viel Zeit hast du?"

„Auf jeden Fall Zeit für die ganze Geschichte",klatscht er in die Hände und lehnt sich mir entgegen.

„Okay, dann fangen wir mal ganz vorne an",runzle ich meine Stirn,"Letzten Samstag im Sprintrennen, da hatten Jack Doohan und ich einen Unfall"
„Ja, das weiß ich. Falls es dir entfallen ist, ich war hinter euch",lacht Arthur auf.

„Auf jeden Fall wollte ich kurz danach noch nicht einsehen, dass ich schuld war und bin dann, vollkommen außer mir vor Wut, in sein Hotelzimmer gestürmt, mir dem Ziel, ihn zur Schnecke zu machen. Das hat auch gut geklappt, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir, beide hart, auf seinem Bett lagen.

„Ach, und dann gab es sozusagen Versöhnungssex oder wie?",wackelt Arthur mit seinen Augenbrauen.

„Nein, soweit gingen wir dann doch nicht, die Hände haben schon gereicht.", meine ich weiter.

„Aber, hast du nicht noch Jessica? Dann hast du sie doch in dem Moment betrogen! Dennis, das macht man aber nicht",will Arthur schon empört zu einer Moralpredigt ansetzen, doch ich schneide ihm das Wort ab.

„Ich weiß. Ich weiß das doch, aber ich hatte meine Emotionen einfach nicht unter Kontrolle und dann war es einfach zu spät. Das Problem dabei..."

„Ach, neben der Tatsache, dass du Jessica betrogen hast, gibt es noch etwas oder wie?"

„Ja, ja. Also es hat, es hat..."

„Sag nicht es hat dir gefallen?", schaut Arthur mich aus großen Augen an.

Doch ich nicke langsam.
In den letzten drei Tagen hatte ich genug Zeit zum Grübeln, Nachdenken und noch noch mehr Grübeln.
Jack Hand um mich fühlte sich alleine schon so viel besser an, als Jessicas es jemals getan hat.

„Oh man Dennis. Ich wusste gar nicht, dass du auch auf Männer stehst.",zieht Arthur die Augenbrauen hoch.

„Ich auch nicht Arthur. Das glaube mir mal",vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen, fahre dann aber fort,"Auf jeden Fall habe ich dann am Folgetag zu Jack gesagt, dass es auf jeden Fall nur eine einmalige Sache gewesen ist. Naja, das hielt dann wahrscheinlich nur einige Stunden."

„Ihr wart noch ein zweites Mal im Bett?",werden Arthurs Augen wieder größer.

„Ich vermute es. Nach der Party im Club Sonntagabend. Weder Jack noch ich wissen alles genau, aber ich bin mit dem hier..."

Kurz ziehe ich mein Shirt hoch, wo man noch immer den Knutschfleck sehen kann, jedoch bei Weitem nicht mehr so stark.

„Aufgewacht und hatte ein Alpine-Shirt an. Da Jack mein Shirt hatte kann man eins und eins zusammenzählen".

„Und dann?"

„Ja, dann bin ich nach Hause. Also nach Norwegen, wo ich auch eigentlich jetzt sein sollte. Jessica ist über Jack hergezogen, daraufhin bin ich wütend aus der Wohnung verschwunden, ein paar Stunden später wiedergekommen, nur um sie eine Stunde später wieder Single zu verlassen."

„Hast du ihr etwa gesagt, dass du Sie betrogen hast?",fragt Arthur neugierig weiter.

„Nein, die hat es Selber gesehen. Mir ist das Shirt hochgerutscht und dabei hat sie den Knutschfleck gesehen. Das T-Shirt hatte sie sowieso schon in der Hand und ab dann war es gegessen. Ich konnte nicht verneinen, dass ich sie betrogen habe und da hat sie es beendet und mich rausgeschmissen. Sofort bin ich nach England, wollte ein wenig Abstand zu Norwegen."

„Ach Dennis. Das tut mir leid, aber..."

„Ich bin selber Schuld, ich weiß und auch die Art, wie es gelaufen ist, ist wirklich doof gewesen. Ich hätte es ihr dann lieber persönlich gesagt.",gebe ich zu.

„Hättest du es ihr gesagt?"

Verwundert schaue ich Arthur an.
Was denkt er denn von mir?
„Am ersten Tag vielleicht nicht. Wenn dann in Ruhe. Aber so war es einfach nur doof. Passte aber irgendwie gut in die Situation.",atme ich traurig aus.

Ja, es nimmt mich dann doch schon ein wenig sehr mit, aber da muss ich jetzt durch.

„Umarmung?"

Stumm nicke ich und werde im nächsten Moment schon in die Arme meines besten Freundes gezogen.

Einige Minuten sitzen wir schweigend da, ehe Arthur das Gespräch wieder aufnimmt:"Das ist ja alles schon sehr viel."

„Wenn das schon alles wäre..." lache ich ironisch auf.

„Wie, da gehts noch weiter?",schaut Arthur mich erschrocken an,"Dennis..."

„Ich.. ich weiß auch nicht. Dienstag bin ich dann zu Jack gefahren."

„warte, du bist was?"

„Ja, ich wollte das Shirt abgeben und meins wieder abholen. Hat jedoch nicht so geklappt. Irgendwie sind wir auf meine Freundin gekommen und ehe ich mich versehen habe, stand ich in seinem Flur zu flennen. Er hat sich danach wirklich liebevoll um mich gekümmert. Dabei sah er so attraktiv aus, Arthur und da habe ich ihn gefragt ob..."

„Ob was? Sag jetzt nicht...ihr hattet dieses Mal..."

„Nein, aber wir sind im Endeffekt wieder im Bett gelandet. Als ich ihn da so habe liegen sehen, eingewickelt in seine Denke mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen..."

„Man, sich hat es wirklich erwischt Dennis",unterbricht der ältere mich.

„Meinst du?",lege ich meinen Kopf schief,"Ich war noch nie in einen Mann verliebt. Ich weiß nicht, wie man das erkennt."

„genauso, wie bei einer Frau",lacht Arthur wieder,"Als gäbe es dort einen Unterschied"

„Also ich war in dem Moment so überwältigt, dass ich mit der Ausrede ein Meeting zu haben abgehauen bin."

„Nicht dein erst?"

Arthur entlässt mich aus seiner Umarmung und schaut mich empört an.

„Was hätte ich denn machen sollen?"

„Reden Dennis, reden. Aber du scheinst ja eher mit deinem Schwanz zu denken.",schaut Arthur mich durchdringend an.

„Es ist nicht so leicht, wie es sich anhört",murmle ich.

„Oh doch, dass ist es",beteuert Arthur,"Guck mal, in Monaco redest du mit ihm und fragst ihn, ob ihr mal etwas zusammen unternehmen wollt. Am besten, ohne zum Schluss im Bett zu landen. Einfach nur ein wenig Zeit zusammen verbringen und sich besser kennenlernen. Dann kannst du auch sicherer sehen, ob du verliebt bist oder nicht. Wie fändet du das?"

„Also Zeit verbringen würde ich gerne mit ihm",gebe ich zu und fange an, meine Hände zu kneten.

Na das kann dann ja etwas werden.

„Okay, dann frage ihn einfach."

„Was ist, wenn er nein sagt?"

„Wieso sollte er? Hat er dich jemals abgewiesen?"

Kurz überlege ich.

„Nein, nein hat er nicht."

„Also, wieso sollte er es dann?"

„Weil es nur Befriedigung für ihn ist?",argumentiere ich

„Ist es das für dich denn nicht? Ich meine, du bist ja immer abgehauen",redet Arthur auf mich ein.

„Stimmt.",überlege ich."Vielleicht sollte ich es einfach machen."

„Ja Dennis. Einfach mal machen. So schwer ist das nicht und wenn alles glatt läuft, dann könnte doch echt was draus werden.",macht er mir Mut.

„Das wäre schön",gebe ich das erste Mal offen und ehrlich zu.

„Im Bett scheint es dann ja auch Schon gut zu laufen, also wieso machst du dir überhaupt so viele Gedanken?"

Da ist der typische Arthur schon wieder.

„Du kannst es auch echt nicht lassen",boxe ich ihn.

„Nein,aber ich wäre ja auch nicht ich, wenn es nicht so wäre",grinst der Monegasse, ehe ich ihn noch einmal in meine Arme ziehe.

„Danke Arthur. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte".

TBC •

So, so langsam wird es ja was.
Das Gespräch mit Arthur hat ja anscheinend Wirkung gezeigt 💛

Ich wünsche euch allen einen Schönen Donnerstag 💛

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