Kapitel 5


Jack •

Verschlafen richte ich mich auf und richte meinen Blick auf mein Handy.

Neun Uhr morgens....
So lange wollte ich doch gar nicht schlafen.

Brummend bewege ich mich vom Schlafzimmer in Richtung Bad, wo ich mir erstmal durch die braunen Haare fahre.

Fettig, aber ich wollte sowieso joggen gehen, dann kann ich danach auch besser duschen.
Also mache ich mich kurz frisch, ziehe mir dann Sportklamotten an, schnappe mir Handy und Kopfhörer und mache mich auf den Weg auf meine typische Joggingstrecke in Oxford.

Es ist wirklich schön, auch mal wieder hier zu sein.
In England ist es immer ein wenig frischer als in Frankreich oder Italien, wo ich sonst gewohnt habe.
Auch sind hier immer viele Parks und man kommt Generell schnell in die ländlichen Gebiete, ohne sich zu weit von der Wohnung zu entfernen.

Also auch angenehmer zum Joggen.
Da mir der Abend von Sonntag auf Montag immer noch ein wenig in den Knochen steckt, mache ich eine kleinere Runde als sonst. Vielleicht ist ein Home-Workout dann doch die bessere Alternative.

Der kalte Wind rauscht durch meine Haare und lässt mich doch ein wenig frösteln.
Da das eigentlich nicht so sein sollte, mache ich mich dann wirklich wieder auf den Weg zurück in meine Wohnung, wo ich erstmal schaue, ob ich neue What's-Apps habe.

Tatsache und das ausgerechnet von Dennis.

„Ich bringe dir es heute einfach vorbei "

Stimmt.
Die Shirts habe ich ganz vergessen.

Ich war wirklich ziemlich verwirrt, als ich Montagmorgen mit dem RedBull Shirt im Arm aufgewacht bin.
Allein.

Komplett verwirrt war ich, da ich mich schon gefragt habe, wie das Shirt in meinen Besitz gekommen ist.
Oder wem es überhaupt gehört.

Als ich dann aber HAUGER auf dem Rücken gelesen habe, war die Frage natürlich geklärt.
So konnte ich mir auch zusammenreimen, wer mich auf die Tanzfläche gezogen hat.

Das muss Dennis gewesen sein.
Danach habe ich eine große Lücke, bis zum Morgen halt.

Zu meinem Glück musste ich mich nicht übergeben oder dergleichen.
Das wäre ekelhaft gewesen.

Jedoch wusste ich dann nicht, wie ich Dennis überhaupt finden, geschweige denn gegenübertreten soll.
Das wir wieder was miteinander hatten liegt ja auf der Hand.

Das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen. Das ist auch eine Nummer.

Es ist, als hätten wir uns um Club wie zwei Magneten angezogen.

Seufzend fahre ich mir übers Gesicht.
Das ist doch alles zum Verzweifeln.

Hat Dennis nicht sogar eine Freundin?
Dann hat er diese doch mit mir betrogen oder nicht?

Sofort macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit.
So wie ich Dennis Samstag erlebt habe, wird er mir sicherlich vorwerfen, dass ich an der Trennung, sollte sie stattgefunden haben, schuld bin.

In Gedanken vertieft schließe ich meine Wohnungstür auf, kicke meine Turnschuhe in eine Ecke und mache mich dann schnell auf den Weg ins Bad.

Der ganze Schweiß muss jetzt auch mal weg.

Also mache ich schnell die Dusche an und stelle mich unter den warmen Wasserstrahl.
Das tut mal wieder gut.

Nach dem ganzen Reisen, Feiern und im Endeffekt dann auch Joggen musste es auch mal wieder sein.

Also lasse ich mir dieses Mal auch wirklich Zeit, damit ich wirklich jeden Tropfen Schweiß von mir herunterbekomme.
Gerade, als ich aus der Dusche heraustrete, klingelt es and er Tür.

Eilig binde ich mir ein Handtuch um die Hüften und rausche zur Tür, mache sie ruhig auf.
Vielleicht ist es ja das Paket, was ich schon seit langem erwarte.

Nach einem kurzen Kontrollblick kann ich verstellen, dass es kein Postbote mit meinem Paket ist, sondern Dennis, welcher mir ja mein T-Shirt Bringen wollte.

Verlegen gucke ich auf meine Fußmatte, ehe ich zu sprechen beginne.
„Ich hätte nicht so früh mit dir gerechnet, komm doch rein"

Wortlos tritt Dennis neben mir in meine Wohnung, sagt jedoch nichts.

Erst jetzt wage ich einen Blick nach oben und sehe Dennis, der mich anstarrt.
Verdammt, ich habe ja wieder nur ein Handtuch an.

Kennen wir diese Situation nicht?
Irgendwie fühlt es sich ja an, wie ein Deja-Vu.

Seine Augen sind auf meinen Oberkörper gerichtet und wandern langsam nach unten.
Schluckend starre ich ihn ebenfalls an.

Noch einmal mich streiten will ich mich nun wirklich nicht.

Da Dennis immer noch nichts sagt, führen meine Augen mich auf sein Gesicht, welches einfach nur kaputt aussieht.

„Alles okay?" erkundige ich mich deshalb, denn kein Mensch sollte so aussehen.

„Hast du Erinnerungen an vorletzte Nacht?",fragt Dennis leise.

„Nein, nicht wirklich, du denn?",werde auch ich nun leise.
Irgendwas an Dennis Stimmlage gefällt mir gar nicht.

„Nicht viel. Nur Ausschnitte. Dafür habe ich aber das hier",hebt Dennis sein T-Shirt ein wenig hoch und ich sehe einen riesigen Knutschfleck.

„Mein Werk?",schlucke ich.

„Denke ich mal. Ich habe ihn gar nicht bemerkt",hebt Dennis nun seinen Blick und schaut mir direkt in die Augen.
Das braun scheint immer und immer dunkler zu werden

„Aber?",mache ich, denn sein Ton verrät, dass er eigentlich mit seinem Satz noch nicht fertig ist.

„Meine Freundin, entschuldige, Ex-Freundin hat es bemerkt",schaut Dennis auf seine Schuhspitzen.

Oh.

Also ist genau das passiert, was ich mir gedacht habe.

„Das tut mir leid Dennis",gehe ich einen Schritt auf ihn zu und nehme ihn in meine Arme.

Dieses Mal gibt es keinen Widerstand.
Er lässt sich einfach in meine Arme fallen.

Sowas stelle ich mir immer schwer vor.

„Gestern Abend wurde ich aus der Wohnung geworfen, bin dann nachts nach England geflogen und habe bis vor einer Stunde geschlafen."bibbert er in meinen Armen.

„Dennis, ich, das tut mir wirklich leid.",bin ich ein wenig sprachlos. Wieso ich plötzlich Mitleid mit dem Norweger habe, weiß ich nicht, aber mein Herz zieht sich bei dem traurigen Blick auf Dennis Gesicht ebenfalls schmerzvoll zusammen.

„Es ist ja auch meine Schuld gewesen, also..und irgendwann wäre es eh rausgekommen",schnieft der Norweger an meiner Schulter.

Darauf weiß ich jetzt auch keine Antwort.

„Komm erstmal mit rein, ich ziehe mich um und dann mache ich dir einen Tee",drücke ich ihn in meinen Wohnbereich auf die schwarze Couch.

„Danke Jack",schaut er aus tränennassen Augen zu mir auf und lächelt schlaff.
„Kein Problem Dennis. Ich bin gleich wieder da", meine ich und mache mich schnell auf den Weg, um mir eine Jogginghose und einen Pulli überzuziehen.

„Was willst du denn?",stehe ich wieder vor Dennis.

„Hast du Früchtetee oder Kakao?",werde ich fragend angeschaut.

„Ja, wenn du Kakao willst, dann kann ich dir auch einen machen",lächle ich ihn aufmunternd an, da er immer noch todtraurig aussieht.

„Das wäre wirklich lieb von dir".

Nickend lasse ich den Norweger allein im Wohnzimmer und mache mich auf den Weg in die Küche, wo ich Kakaopulver mit Milch aufgieße und im Endeffekt noch heißes Wasser drüber kippe. Das kommt dann noch eine Minute in die Mikrowelle und schon stelle ich die Tasse vor Dennis ab, welcher diese mit wässrigen Augen betrachtet.

„Danke Jack",murmelt dieser und umgreift die Tasse mit beiden Händen.
Schweigend lasse ich mich neben ihm nieder und beobachte ihn dabei, wie ihm die Tränen nur so von den Wangen rennen.

Zu gerne würde ich irgendwas unternehmen können, damit er nicht mehr so weint.

„Kann ich sonst noch etwas für dich tun?",murmle ich mehr zur Tischplatte als zu meinem Gast.

Langsam wendet er seinen Blick von der Tasse, die er bis gerade in seinen Händen hat kreisen lassen ab und schaut mich traurig an.

„Jack, Samstag, also..."

Ah, jetzt geht es wieder darum.

„Ja?",will ich, dass er fortfährt.

„Also du, du konntest das echt gut. Hast du das schon öfter gemacht? Also, was ich damit meine, bis du, also...",stammelt er vor sich hin, was dazu führt, dass mir ein Mundwinkel in die Höhe schießt.

„Du fragst, ob ich schwul bin?",spreche ich direkt aus, was der Norweger so schön versucht hat zu umschreiben.

„Ja",wandert das Paar rote Augen zu mir.

„Achso, ja",zucke ich einfach mit den Schultern. Ich habe nie ein großes Geheimnis draus gemacht, wieso auch?

„Und, wie, wie hast du das gemerkt?",fragt Dennis weiter.

„Ach, das war einfach schon immer so. Ich war halt nie an Frauen interessiert."

„Achso"

Schon herrscht wieder Stille zwischen uns.

Dennis scheint sehr in seinen Gedanken versunken zu sein, denn er fängt wieder an, die Tasse in seinen Händen leicht kreisen zu lassen.
Wundert er sich vielleicht selber, ob er nicht nur auf Frauen steht?

„Ich muss aber sagen, du hast Samstag bewiesen, dass du ein Naturtalent bist",versuche ich ihn ein wenig aufzumuntern.,"Denn so grob, wie du warst, was übrigens nicht okay war, so hat es nicht sehr krass wehgetan und du hast mich erstaunlich schnell zum Kommen gebracht.

„Findest du? Und ja, ich, ich weiß auch nicht, wie das passiert ist und es tut mir wirklich leid, wenn ich das wieder gutmachen kann, dann sag Bescheid wie, denn es tut mir echt leid."

Schüchtern streicht er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ja, das finde ich",gebe ich zu und kann ich verhindern, dass ich leicht erröte,"Und sonst, lass es gut sein. Ich denke, du hast deine Lektion gelernt."

„Danke",lächelt Dennis leicht und stellt die Tasse auf dem Tisch ab,"Und das, das stimmt".

Was anderes hätte ich auch nicht gesagt, jedoch ist jetzt wieder diese Stille zwischen uns.

Was mache ich überhaupt hier?

Es ist doch irgendwie alles verrückt.

„Jack, darf ich etwas, naja, ausprobieren?",flüstert Dennis leise in meine Richtung.

„Was denn?",bin ich dann doch neugierig, denn ich will jetzt nicht gleich die Feuerwehr oder so rufen müssen.

Ohne, dass ich einen Antwort bekomme, merke ich, wie sich warme Lippen an meinem Hals festsaugen.
Ach das also.

„Da ist jemand wohl unersättlich oder wie sieht's aus?",grinse ich leicht, lege meinen Kopf aber ein wenig zur Seite, damit der Norweger mehr Angriffsfläche hat.

Also Antwort darauf knabbert Dennis an meinem Ohrläppchen, was mich dann doch dazu bringt, meine Augen zu schließen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass beide schon wissen, worauf das hier hinausläuft.

Aber ich bin ungebunden und wieso nicht ein bisschen Spaß haben?
Als Reaktion greife ich nach Dennis Hüften und ziehe ihn auf meinen Schoß.

Mit großen Augen schaut er mich an, saugt sich dann jedoch an meinem Hals fest.

Also, ein Naturtalent ist er allemal.

Derweil mache ich mich an seinem Shirt zu schaffen.
Mehr Angriffsfläche ist doch immer toll.

Sanft fahre ich mit meinen Fingern das Tattoo an seiner linken Seite nach, was ihn erschauern lässt.

Also wenn ich er wäre, dann könnte ich mir die Frage, die er sich wahrscheinlich stellt, schon lange beantworten.
Eigentlich bin ich schon nach Samstag davon ausgegangen, dass er schon mal etwas mit einem Mann hatte.

Als schließlich auch ich meinen Pulli verloren habe, hebe ich den Norweger hoch, und trage ihn ins Schlafzimmer.

„Ist bequemer",ist meine Stimme noch sehr ruhig.

„Stimmt".

Dennis Stimme ist da schon hektischer.

Unser Zusammenspiel endet ähnlich, wie am Samstagabend.

Keinen Sex, kein Kuss, keine Liebe, einfach nur simple Befriedigung.

„Besser?".frage ich Dennis, welcher immer noch ein wenig neben sich ist.

„Ja, danke",murmelt er in mein Kissen.

„Und hat es geholfen?"

Verwirrt werde ich angeschaut.

„Ja, du wolltest doch etwas ausprobieren. Hat es dich weiter gebracht?",bin ich neugierig, was Dennis eigentliches Ziel gewesen ist.

Tief schaut er mir in die Augen, was mich nur noch ein wenig mehr verwirrt.
„Ein bisschen.",schaut er auf und dieses Mal nicht auf mich, sondern auf die Wanduhr,"Scheiße"

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaue ich ihn an.

„Ich habe in einer halben Stunde einen Termin bei RedBull und Milton ist eine Stunde hier weg",springt der Norweger auf und wirft sich schnell in seine Sachen.

Derweil beobachte ich die Szenerie mit wachsamen Augen.

Täusche ich mich, oder scheint der Jüngere ein wenig nervös zu sein?

Ganze drei mal hat er versuchen müssen, seinen Reisverschluss der Hose zuzumachen, ehe er es geschafft hat.

„Okay, aber wenn was sein sollte, dann melde dich bitte bei mir",meine ich noch, ehe ich mich ein wenig enger in meine Decke einwickle.

„Mache ich, versprochen",schaut Dennis auf und betrachtet mich.
Für den Bruchteil einer Sekunde kann ich in seinen Augen ein Funkeln wahrnehmen, jedoch ist es zu schnell wieder weg, dass ich es genauer identifizieren kann.

„Okay, komm gut nach Hause",lege ich meinen Kopf schief.

„Werde ich",wendet er sich ab, dreht sich dann aber beim Herausgehen noch einmal um,"Danke Jack".

Stumm nicke ich und schaue dann Dennis hinterher, welcher in meinem Flur verschwindet.

Seufzend lasse ich mich, zeitgleich mit dem Zufallen meiner Haustür, immer noch eingewickelt in meine Decken, in mein Bett zurückfallen und schließe meine Augen.

Was ist das denn jetzt schon wieder gewesen?

• TBC •

Die Frage stellt sich bestimmt nicht nur Jack..
Und damit wünsche ich euch einen schönen Donnerstag.💛

Bei den beiden ging es ja schon wieder rund...
Mal sehen, was dieser Moment wohl so nach sich ziehen wird...

Vielen Dank an alle, die Voten, kommentieren und mitlesen 💛

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