7|| AMATEUR TANZKURS


Amanda

Am Sonntagmorgen glaube ich, von einem Schulbus überrollt zu sein. Die Müdigkeit und Erschöpfung ist beklemmend, aber meine Laune dafür auf Höchstwerten.
Ein seliges Lächeln ziert meine Lippen, als ich die schläfrigen Augen hebe und mich im Bett aufrichte.

Die gestrigen Erinnerungen halten mich über Wasser und ich bin von ihnen geleitet so gut drauf, dass ich summend das Badezimmer stürme und sogar meine morgendliche Muffeligkeit für einen Moment vergesse.

Meine blonden Haare stehen spröde in alle Richtungen ab und meine Augen zieren dunkle Augenringe, weil ich eindeutig zu früh auf einen Sonntag aufgewacht bin.
Nach einer Dusche kann ich darüber aber hinwegsehen und mit einem Turban auf dem Kopf schwebe ich die Treppe hinab.

Es ist ein Lied vom gestrigen Abend, das ich leise singe, als ich die Küche betrete und mich zur Kaffeemaschine begebe.
Es ist das Lied, das lief, als Carter mich auf die Tanzfläche direkt in seine Arme zog.
Und es wird den ganzen Tag über ein sicherer Ohrwurm bleiben.

»Guten Morgen, Baby.«
»Guten Morgen!«
Ich grinse in die Runde und gebe Leo einen nassen Wangenkuss, ehe ich mich neben Mum auf einen der Lederstühle in der Küche setze.
Von meinen Familienmitgliedern scheint niemand mit meiner guten Laune umgehen zu können.
Mum ist zu überrascht, Daddy viel zu müde, um sie wirklich zu realisieren, und Leo ist zu beschäftigt damit, meinen Kuss von ihrer Backe zu rubbeln.

Ich lasse mich deswegen nicht unterkriegen.
In meinem Kopf tanzt der gestrige Tag, den ich anfangs so verabscheut habe und der sich zuletzt zu einem der besten und erfolgreichsten entpuppt hat, die es in meinem Leben je gab.
Und ich bin einfach glücklich.
Glücklich und dankbar für Carter, der mich als erster nicht einfach ignoriert hat, auf einer sonst so langweiligen Party.
Ich hatte unermesslichen Spaß und das werde ich diesen Tag spüren lassen. Es gibt nichts, was mir die Laune verderben soll.

Als der Kaffee durchgelaufen ist, erhebe ich mich und fülle mir eine Tasse mit dem braunen Lebenselixier.
Meine Lippen summen noch immer leise ihr Lied, als ich von der Oberfläche schlürfe und mich gegen die Küchenzeile lehne.

Nach dem ersten Schluck fühle ich mich beobachtet.
Als ich den Blick hebe, weiß ich wieso. Mum, Dad und Leo beobachten mich mit ungläubigen Mienen und scheinen nicht glauben zu können, dass ich tatsächlich so aufgetan bin zu dieser Uhrzeit.

»Was ist?«, frage ich und wippe taktvoll mit dem Kopf, während ich am Kaffee nippe.
Mum beginnt zu grinsen.
»Nichts, Schatz. Wir sind nur überrascht und angetan von deinem ganz offensichtlich erfolgreichen gestrigen Tag«, spricht Mum und wendet sich wieder ihrem Brötchen zu.
Leo nickt bekräftigend.

»Ja, du bist nie so gut drauf am Morgen. Liegt das an deinem neuen Ehemann?«, fragt meine kleine Schwester und steht von ihrem Sitzplatz auf, um mich das aus der Nähe zu fragen.
Ihre goldigen Haare sind in den Spitzen gelockt und sie trägt ein buntes Stoffkleid mit einem bedruckten Pferd, das ich aus meiner eigenen Kindheit kenne.
Ich habe dieses Kleid geliebt, als ich so alt war, wie Leo heute.
Sie sieht reizend aus und auch ihre Frage ist reizend und süß.

Ich sollte mir Sorgen, um mich selbst machen.

Morle scheint denselben Gedanken mit mir zu teilen, als sie in ihrer schwarzen Pracht die Küche betritt.
Ich sehe sie aus dem Augenwinkel, wie sie uns vier mustert und es ist, als könnte ich sie innerlich den Kopf schütteln sehen.

Dads Reaktion auf Leos Frage kommt einige Sekunden zu spät, aber irgendwie doch auch rechtzeitig.
Das Wort ›Ehemann‹ löst einen kräftigen Hustenreiz in ihm aus und während er nach Luft ringt, wiederholt Leo ihre Frage immer und immer wieder, bettelnd und drängelnd, dass ich nicht anders kann, als sie kichernd auf meinen Arm zu heben.
Armer Daddy ...

»Nun sag schon, Motti! Ist er ein Prinz? Oder ein König? Oder ein Ritter? Oh, bitte sag, dass er ein Prinz ist!«, bettelt Leo und zupft an meinem Pyjama.
Ich zucke mit den Schultern.
»Ich weiß es leider nicht genau, Leo. Er hat mir nicht verraten, ob er adliger Abstammung ist. Aber falls ich ihn nochmal sehe, werde ich ihn fragen«, verspreche ich meiner kleinen Schwester und lächle sie an.
Sie ist ein Schatz.
»Ich wette, er ist ein Prinz und du wirst seine Prinzessin!«, beteuert Leo weiter und lächelt versonnen.
Sie hat eindeutig zu oft Cinderella und Dornröschen gesehen.

»So weit würde ich nicht gehen, aber wir können ja hoffen«, schlage ich vor und begebe mich mit ihr am einen und meiner Kaffeetasse am
anderen Arm zurück zum Esstisch.
Dad hat sich mittlerweile von seinem Hustenanfall beruhigt und sieht nur noch puderrot im Gesicht aus.
Ich habe bereits erwähnt, das Jungen für ihn ein sehr schwieriges Thema zum Besprechen sind.

»Ich will nicht hoffen, ich weiß, dass er ein Prinz ist. Ich weiß es einfach!«
Ich grinse. So euphorisch war Leo schon lange nicht mehr.
»Was macht dich darin denn so sicher?«, mischt sich Mum in die Diskussion ein und sieht schmunzelnd zu ihrer jüngsten Tochter.

»Alles! Er sah schon so toll aus wie ein Prinz und wie er mit Motti getanzt und gelacht hat, muss er einfach ein Prinz sein! Oh, Mummy, ich möchte auch einen Prinzen heiraten!«
Leo setzt einen Dackelblick auf und krallt sich an Mums Arm, als könne sie so schnell einen Prinzen herzaubern.
»Hier wird niemand, irgendjemanden so schnell heiraten«, gibt Daddy brodelig bei und ballt seine Hand zur Faust.
Ich kann nur noch mehr grinsen.
»Ach, Daddy, wir machen doch nur Spaß. Beruhige dich. Carter und ich haben gestern nur getanzt und uns amüsiert. Ich bin jung, ich darf das. Für eine Hochzeit ist es viel zu früh«, beruhige ich ihn und trinke meine Kaffeetasse leer.
Er scheint dadurch gesänftigt, Leo hingegen deutlich weniger.
»Heißt das, du willst ihn nicht heiraten?« Sie sieht beinahe empört aus.
»Ach, Leo. Zum Heiraten gehört ein wenig mehr, als ein Tanz. Man muss sich erstmal richtig kennenlernen und einander vertrauen. Das ist ein Prozess, der Zeit beansprucht.«
»Und wieso heiratet Cinderella den Prinzen dann, nach einem Tanz?« Sie verschränkt die Arme vor der Brust und atmet beleidigt aus.
»Weil ...« Ich beiße mir auf die Zunge. Leo ist noch klein. Und ich will ihr nicht die märchenhaften Träume von wahrer Liebe und einem Blick zerstören. Das könnte ich nicht einmal. Denn tief in mir drinnen, sehe ich mich selbst als kleines Mädchen mit großen Hoffnungen und Träumen.

»Weißt du was, Leo? Wenn du größer bist, bin ich überzeugt, dass du deinen zukünftigen Mann nach nur einem Tanz triffst. Er wird dir gar nicht widerstehen können.«
Ihre Augen beginnen zu glitzern.
»Werde ich dann auch so ein wunderschönes Kleid tragen, wie du gestern?«
»Deines wird noch viel schöner!«, sage ich versichernd und streiche ihr die verlorenen Haare aus dem
Gesicht. Ich liebe sie. Und sie soll so lange mein kleines träumendes Baby bleiben, wie eben möglich.

»Oh, ja! Mummy, können wir ein Kleid kaufen gehen!«
Wir lachen alle auf. Diese verrückten Fantasien.

»Und was ist mit einem Tanzkurs? Ich meine, wenn du wie Cinderella sein willst, musst du noch ein bisschen üben!«, schlägt Mum in den kleinen Traum ein und bringt ihre Tochter damit zum Nachdenken.
»Motti, kann mir doch helfen. Sie konnte gestern so schön tanzen.«

Also da habe ich aber andere Erinnerungen.

»Übst du mit mir, Motti? Bitte, bitte, bitte!«
Bettelnd springt Leo an der Armlehne meines Stuhls hoch und ruiniert damit augenblicklich die Möglichkeit auf ein ausgewogenes Frühstück.
Bei ihrer Laune und Ausgelassenheit bleibt einem nicht mehr übrig, als genau das zu tun, was sie von einem verlangt.
Und in diesem Fall sieht es wohl so aus, als würde ich heute meine linken Beine zum Einsatz bringen müssen.
Mal wieder ...

***

Nach dem Frühstück kann ich mich freudlos dazu begeistern mit Leo in den Garten zu gehen und dort mit ihr das zu üben, was Carter gestern mir versuchte beizubringen.

Es ist ein trockener, leicht sonniger Vormittag und das Gras daher auch barfuß zu ertragen.
In einer violetten Blümchenleggins und einem weißen Top trete ich auf die Holzterrasse, die an unser Wohnzimmer grenzt und schließe für Sekunden die Augen, um die ferne Seeluft zu genießen, die mich umweht.

Als Leo endlich mit Umziehen fertig ist und in einem Jeanskleid die wenigen Treppen hinunter auf die Rasenfläche hüpft, folge ich ihr erbärmlich und stelle mich vor sie auf das weiche Gras.

»Und du bist dir sicher, dass du von mir tanzen lernen willst?«
Ich würde es verkraften, wenn sie jetzt den Kopf schütteln würde, aber leider ... tut sie das nicht.
»Ja!« Sie kreischt euphorisch und steckt mich mit einem Lächeln an.
»Na ... dann ...«
Ruckartig hebe ich sie auf meine Arme und wirble mit ihr über den Rasen.
Leo schwebt über mir und kreischt lachend um die Wette. Ich drehe sie wilde Runden um mich herum, ehe ich sie wieder auf die Beine lasse.
Sie hat beinahe vergessen, wofür wir überhaupt in den Garten gekommen sind, aber ich mache jetzt keinen Rückzieher.

»Also, Leo. Es ist meistens so, dass der Mann seine Dame bei der Hand nimmt und zu einem Tanz auffordert.
In etwa so.«
Ich beuge mich leicht vor, wie Carter gestern, und strecke grinsend meine Hand aus.
»Du als Dame hast die freie Wahl, ob du willst oder nicht.«
Sie fasst nach meiner Hand und lächelt.
»Ich will! Ich will!«
Ich pickse sie lachend in die Seite, dass sie glucksend aufspringt.
»Bei einem Tanz kreischt man nicht, Leo.«

Sofort wird sie ruhiger.

»Also ...«

Was würde Carter tun?

»Wenn die Dame dann tanzen will, fasst der Mann sie üblicherweise an der Taille. Und die Dame legt ihre Hände an seine Schultern oder um den Nacken. Ganz locker.«

Weil Leo viel kleiner ist als ich, hebe ich sie auf meinen Arm.
Ihre Beine umschlingen meine Taille, während ich sie halte und sie ihre Arme, wie ich es gesagt habe, um meinen Hals legt.

»Und dann?«

»Dann ... ähm ...«

Ich kenne keinen einzigen Tanz.
Keine Bewegung.
Kein Lied.
Keinen Schritt.
Tja ... und dann sieht man so hilflos aus, wie ich gerade.

»Und dann lässt man sich treiben. Es ist wie ... Fliegen, nur viel schöner. Wenn die Tänzer aufrichtig und vertraut sind oder zwischen ihnen die Chemie stimmt, dann fühlt man einfach, was zu tun ist.
Tanzen ist wie Singen. Es geht wie eine Welle durch den Körper und ist man einmal im Rhythmus, trifft man jeden Ton. Man muss es nur zulassen. Zulassen zu schweben.«

Mein Mund steht offen, als seine Stimme vom Nachbargrundstück tönt und kurz darauf sein Lockenkopf über den Zaun späht.
Carters grüne Augen treffen auf meine und mir stockt der Atem, so überwältigt bin ich von unserem Wiedersehen.
Was ist das bloß für ein Mist?

Mir fehlen tatsächlich die Worte.
So viele Worte ...

»Bist du der Prinz, der gestern mit Motti getanzt hat?«
Leo ist sofort Feuer und Flamme. Sie himmelt ihn mit weit aufgerissenen, strahlenden Augen an und lächelt angetan.
Ich vermag kurz im Boden zu versinken.
Hat er unsere ganze Tanzparade mit angesehen?
Und wie sehe ich überhaupt aus?
Ich hätte mich eventuell aus meinem Sonntagsoutfit schälen sollen, dann wäre der Moment weniger peinlich.

An seinem Blick lässt sich nicht festmachen, wie lange er schon draußen steht und uns beobachtet. Er sieht einfach nur freundlich aus und dazu, in meinen Augen, auch noch unheimlich hübsch.
Sein schwarzes Haar ist frisch gewaschen und vom Wind wohlig geformt. Im Gegensatz zu gestern trägt er heute einen grauen Rollkragenpullover, der sich eng um seinen muskulösen Oberkörper schmiegt.

Ich bin einfach fasziniert von seinem Anblick. Mein Herz schlägt schneller und mir wird warm im Gesicht mit jedem
Wort, das Leo an ihn wendet.

»Ich bin nicht ganz sicher, aber wenn du mit Motti deine Schwester meinst, dann ist sie wohl gestern meine Tanzpartnerin gewesen, ja.«
»Oh, mein Gott, Amanda! Sieh doch! Er ist ein Prinz! Er hat ja gesagt!«, kreischt Leo und rekelt sich in meinen Armen, um zurück auf den Boden gelassen zu werden.
Wild springt sie dann umher, tollt über die Wiese, als sei das alles, was sie sich gewünscht hatte.

»Nein, Leo, du hast da bestimmt etwas falsch verstanden. Carter ist kein Prinz. Er ist einfach ein netter, zuvorkommender Gentleman.«

Wie bitte?

Leo hält einen Moment inne und sieht dann zu mir auf.
»In den Filmen sagen sie zu den guten Männern auch immer, dass sie Gentlemans sind! Oh, Motti, glaub mir doch, er ist ein Prinz!«

»Ich ... Es ...«

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Zum Einen schäme ich mich, weil ich gerade ganz offensichtlich ausgesprochen habe, wie höflich und nett ich Carter finde. Zum Anderen ist Leos Freude über Carters, angebliche, Identität so ansteckend und schön, dass ich ihr nichts kaputt machen möchte.

Hilflos sehe ich zur Seite.
Er ist so still geworden.
Aber er ist noch immer da.
Mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen und dem Kinn auf dem Gartenzaun abgestützt, sieht er zwischen Leo und mir hin und her und scheint sich prächtig zu amüsieren.
Unsere Blicke treffen sich erneut und während ich krampfhaft versuche mein Herz zu kontrollieren, wird sein Lächeln noch unwiderstehlicher.

So ein ...

»Findest du diese Diskussion etwa lustig? Nein, nein, Carter. Zusehen und lachen ist ein Teil des Gesterns. Komm lieber zu uns herüber und zeig meiner Prinzessin, wie sie zu tanzen hat. Ich kann es nicht.«
Er lacht und richtet sich auf.
Ich bin überrascht, mit welch einer Entschlossenheit und mit welchem Mut ich diese Worte über meine Lippen gebracht habe.

Will ich denn wirklich, dass er herüberkommt?
Was habe ich nur wieder angestellt?

»Versuchst du dich etwa der Pflicht zu entziehen? Rosie, was bekomme ich, wenn ich dir diesen Wunsch erfülle? Ganz ehrlich, dein Preis muss viel wert sein, immerhin habe ich mehr zu lachen, wenn ich euch zwei nur beobachte.«

Er zwinkert kokett und hält in der Bewegung inne.
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Er ist nicht dumm.
Es vergehen einige Sekunden, in denen wir uns mit Schlitzaugen betrachten – okay, ich betrachte ihn so – dann rege ich mich und denke ehrlich an einen Gegenzug und Nutzen zu seinen Gunsten.

»In Anbetracht dessen, dass sowohl meine Schwester, als auch ich nur übliches Volk sind und du, mein Lieber, ein Prinz bist, denke ich, dass es deiner Güte gelegen ist, uns zu helfen. Sie sollte Preis genug sein.«
Er legt amüsiert den Kopf schief.
Ich setze noch einen drauf.
»Außerdem ist es viel eher eine Strafe zu sehen, wie ich Tollpatsch den Rasen zertrample. Das solltest du mit Freuden verhindern oder ... dir zumindest aus direkter Nähe ansehen.«

Ich hebe herausfordernd den Kopf und höre es in meinen Ohren rauschen. Solche Wortgewandtheit und diesen Mut habe ich mir selbst nicht zugetraut.
Was ich gesagt habe, scheint allerdings zu wirken.

Ergeben lächelt Carter, verbeugt sich erdigen und springt dann mit so einer Leichtigkeit über den Gartenzaun, dass ich ein wenig zurückzucke.
Leo hingegen ist hin und weg.
Mit offenen Armen rennt sie Carter entgegen und krallt sich an seine dunkle Jeans, kaum das sie ihn erreicht hat.

»Zeigst du mir, wie man so leicht darüber springt?«
Er wirkt kein Bisschen ratlos.
Mindestens das hatte ich ihm angezweifelt. Aber Carter kann gut mit kleinen Kindern und das beweist er mir den ganzen Nachmittag über.

Es ist die Art und Weise, wie er mit Leo spricht, wie sanft er ist, wie er sich zu ihr hinabbeugt, wenn sie reden, wie er sie bei der Hand nimmt.
Ich kann von der Schaukel aus nur staunen, wie nahezu perfekt Carter ist.

Leo scheint ihm verfallen.
Nein, sie himmelt ihn an, vergöttert ihn!
Ich bin glatt neidisch.

Bestimmt zwei Stunden sind Carter und Leo in ihren Tanzschritten verschwunden. Ich hingegen entziehe mich dem Gefecht und bequeme mich irgendwann mit einem Buch auf die Terrasse.
Ich wollte Carter nicht absichtlich die ganze Arbeit überlassen, aber ... er macht das ganz gut.

Ich weiß nicht, wie spät es ist, als Leo euphorisch ins Haus sprintet und mich somit mit Carter im Garten alleine lässt.
Ich bin nur sofort abgelenkt von seiner Präsenz, die sich neben mir auf die Stufen der Terrasse niederlässt und von der Seite wärmt.
Mir wird heiß.
Und mein Herz ... kann man vergessen.

»Muss ich gekränkt sein, weil du mir deine Tagesaufgabe zugeschoben hast und mich mit deiner Schwester förmlich allein gelassen hast?«
Ich grinse.
»Nein, brauchst du nicht. Leo zu dienen ist schließlich eine Ehre und ich habe dich nicht allein gelassen. Ich war nur so fasziniert von ... euren Tanzbewegungen, dass ich in aller Stille Gesellschaft geleistet habe.«
Er lacht leise.
»Damit komme ich klar.«

»Dann schulde ich dir nichts?«
Ich hebe amüsiert eine Augenbraue.
Er schüttelt den Kopf.
»Merk dir eines, Rosie: Mir wirst du niemals etwas schulden. Nichts, was ich nicht aus Spaß sage.«

Ich sehe seines Ernstes wegen auf und verharre beim Anblick seiner treuen, schönen Augen.
Wie kann ein junger Mann nur so hübsch sein?

Die Stille legt sich für einige Minuten, dann setze ich auch zu Worten an.

»Dann merk du dir bitte, dass ich dir auf ewig dankbar sein werde. Unheimlich dankbar.«

Er kneift fragend die Augen zusammen.
»Wofür dankbar? Was habe ich denn getan?«
»Das kannst du dir aussuchen.«

Ich erhebe mich und drehe mich in der ersten Dämmerung zum Haus um. Ich höre Carter hinter mir sich ebenfalls erheben und als ich schon fast bei der Tür bin drehe ich mich noch einmal um.

Seine attraktive Gestalt steht einige Meter von mir entfernt und ich nähere mich ihm noch einmal.
Sein Haar glitzert und einzelne Strähnen hängen an seinen Wangen hinab.
Ich sehe kleine, wenige Sommersprossen auf seiner Haut glitzern und bin einfach nur ... hin und weg ...

»Bis bald, Carter! Und danke, dass du Leos Prinz bist.«

Mutig – wie noch niemals zuvor – trete ich zurück und gebe ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.

Dann bin ich schneller weg, als das er eine Chance hätte etwas zu erwidern.
Als die Tür hinter mir schließt, atme ich angespannt aus, als sei ich einen Marathon gelaufen.

Morle starrt mir verständnislos entgegen.
Sie sitzt mit zusammengezogenen Augen auf der Couchlehne.
Ich ignoriere sie.
Viel zu sehr beschäftigt mich mein Atem und all die Worte, die ich eben ausgesprochen habe.

Was für ein verrückter Tag.

Und danke ... dass du auch irgendwie mein Prinz bist, Carter.

——————

Das geht ja ganz schön schnell ...

Was ist Euer erster Eindruck?
Von Carter?
Von Amanda?
Familie Vine?

Noch einen schönen Abend!

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