Zweiter Shot, 25.07.2021

Zweiter Shot

Vom Weglaufen und bunten Farben


„Lauf!“

Tze, das musste er ihr nicht sagen. Nadja wusste selbst, dass sie laufen musste, um nicht geschnappt zu werden. Gut, dass sie zuhause geübt hatte, ihren Rucksack in Windeseile zu packen, denn so brauchte sie nicht lange um die Spraydosen zu verstauen. Während sie den Rucksack schulterte, schnappte sie sich ihr Skateboard und rannte. Der Junge war mittlerweile neben ihr. Er trug ebenfalls einen Rucksack und sagte ihr unnötigerweise nochmal, dass sie laufen sollte. Sie rollte mit den Augen, er hatte gar nicht gecheckt, dass sie schon neben ihm lief. Es war vielleicht das erste Mal, dass sie eine Wand besprüht hat, aber sie war ja nicht dumm: Wenn die Polizei auftaucht, rennt man weg. Der Punkt stand an zweiter Stelle bei den Sprayer-Verhaltensregeln. Möglichst so sprayen, dass man nicht erwischt wird und wenn man erwischt wird, rennt man. Die wichtigste Regel ist allerdings die, dass man nicht die Graffitis von andern übersprayed. Außerdem konnte man auch nicht einfach jede x-beliebige Wand einfach besprühen, sondern musste auf die Territorien, der anderen achten.

In ihrer Stadt gab es momentan vier Gruppierungen, die die trostlosen Wände verschönerten. Die am längsten existierende Gruppe waren definitiv die Weirdogs. Überall in der Stadt hinterließen sie ihre Zeichen: Hunde, die ziemlich verwirrt drein blickten, Pfotenabdrücke oder Hundegebisse. Den Weirdogs gehörte die Stadt, jedenfalls in dieser Szene und sie wurden von allen respektiert, also abgesehen von der Polizei und Personen, die Graffitis nichts abgewinnen konnten.

Als nächstes waren die Nightfoxes in der Stadt aufgetaucht. Ihnen gehört der Süden und ihre Symbole waren Füchse mit Monden in verschiedenen Phasen. Wenn man genau darauf achtete, konnte man sogar erkennen, dass sie mittels dieser Monde Botschaften vermittelten. Sie teilten ihren Mitgliedern Informationen über die Polizei mit. Ein Vollmond hieß, dass man hier in Ruhe sprayen konnte, ohne auf Komplikationen zu stoßen und je mehr der Mond abnahm, desto gefährlicher wird es für die Sprayer.

Im Osten befanden sich die Jadedrachen. Ihre Gruppe war am größten und überall in ihrem Stadtteil zierten die verschiedensten Drachen die öden Wände. Von chinesischen Drachen, die über die Wände tanzten bis hin zu tief grünen europäische Drachen, die ihre Schwingen spreizten, war alles dabei. Und auch die Jadedrachen hatten Symbole und Codes, die damit verbunden waren. Die Augen der Drachen hatten verschiedene Farben mit verschiedenen Bedeutungen. Wenn die Augen einen Braunton hatten, war die Umgebung zum sprayen gut, wenn die Augen allerdings rot waren, sollte man gar nicht erst auf die Idee kommen zu sprayen. Es gab noch weitere Farben, die zwischen den Extremen lagen, aber ehrlich gesagt hatte Nadja die Aussagen der Farben noch nicht richtig verstanden.

Die jüngste Gruppierung der Stadt befand sich im Westen. Die Gruppe existierte erst seit knapp einem Jahr, hatte in dieser Zeit, aber viele Mitglieder für sich gewonnen und würde wohl bald zur größten Gruppe werden. OuttaSpace verteilte in ihrem Stadtteil Planeten, Sterne, sowie außerirdische Lebewesen in den verschiedensten Farben. Von den vier Gruppen war OuttaSpace definitiv die bunteste und natürlich hatten sie auch Symbole. Jedem neben Kunstwerk befand sich die Kassiopeia, ein Sternenbild, das einigen wohl eher als Himmels-W bekannt ist und immer ein Stern aus der Konstellation war farblich hervorgehoben. Nadja wusste noch nicht genau was die Position des bunten Sternes aussagte, aber sie war sich sicher, dass die Farben dabei keine große Rolle spielten. Es ging nur um die Position und sie hatte die Vermutung, dass der Stern in der Mitte des W's bedeute, dass die Gegend einen mittleren Gefährlichkeitsgrad hatte, allerdings hatte sie keine Ahnung welche Seite des Sternenbildes für "sicher" stand, also hielt sie sich eher aus dem Gebiet raus.

Die wichtigsten Symbole waren allerdings die der Weirdogs. Die Pfotenabdrücke, die überall in der Stadt verteilt waren, gaben nämlich an, wer an dieser Wand sprühen durfte. Neben den Gruppierungen, die den Osten, Westen und Süden für sich beanspruchten, gab es noch den Norden in dem die No-Names sprayten. Die No-Names waren keine Gruppe, sondern einzele Leute, die sprühten worauf sie Bock hatten und die es ziemlich störte sich an die Grenzen der Gruppen zu halten. Aus diesem Grund hatten die Weirdogs angefangen Wände für Gruppen oder No-Names zu reservieren. Ein Pfote, die nur einen Zehballen zeigte, bedeutete, dass die Foxes diese Wand besprühen durften. Zwei Zehballen waren für die Drachen, drei für die OuttaSpace's und wenn es vier waren, dann gehörte diese Wand den No-Names. Der Sohlenballen repräsentierte dabei die Weirdogs selbst, sie waren immer präsent. Das System erleichterte es den Gruppen neue Mitglieder zu finden. Die Anführer betrachteten nämlich regelmäßig die Kunstwerke der No-Names an den Wände und boten den Künstlern an ihnen beizutreten. Es war eine Ehre, wenn eine der Gruppen einen aufnahm und zusätzlich zu dieser Ehre, konnte man sogar den Weirdogs begegnen. Die Weirdogs übernahmen nämlich die Kommunikation zwischen den Gruppen und vorallem die Kommunikation zwischen den No-Names und den Gruppen. Auch wenn niemand genau wusste wie die Weirdogs überhaupt den Überblick bewahren konnten, schließlich hatte sie nur acht Mitglieder und schienen auch wenig daran ändern zu wollen.

Nadja selbst war eine No-Name und hatte gerade angefangen ihre Wand zu besprühen, als ein anderer No-Name auftauchte und sie völlig überraschte, denn hinter ihm lief ein Polizist her. Jetzt rannte sie neben diesem Idioten her und verfluchte innerlich eine weitere wichtige Verhaltensregel unter den Sprayern: Niemals einen Sprayer zurücklassen. Wegen dieser Regel hielt sie ihr Skateboard nämlich nur in den Händen, anstatt damit zu fliehen. Es war echt blöd mit einem Board zu rennen, aber was anderes blieb ihr nicht übrig und das alles nur weil dieser Spast zufällig in ihre Richtung gelaufen ist. Wieso hasste das Universum sie eigentlich so?

„Hier lang!“, rief der Junge und plötzlich spürte sie wie sich ein Hand um ihr Handgelenk legte und im nächsten Moment wurde sie in eine Seitengasse gezogen. Er rannte und sie versuchte Schritt zu halten, stolperte ihm aber eher hinterher. Mit Maske zu rennen, war ätzend, allerdings schütze die Maske sie vor den Dämpfen der Farbe und auch ihre Identität wurde so etwas verschleiert. Der Polizist war immer noch hinter ihnen und jetzt richtete sie ihre Augen nach vorne und sah die hohe Mauer, die ihnen den Weg versperrte. Es gibt so verdammt viele Seitengassen und er zerrte sie ausgerechnet in eine, die in einer Sackgasse endete? Wundervoll. Er beschleunigte seine Schritte und es fiel ihr immer schwerer ihr Skateboard zu halten. Sie hatte zwar keine Lust geschnappt zu werden, aber ihr Skateboard wollte sie auch nicht verlieren. Zu ihrem Erstaunen griff der Junge nach dem Board, ließ ihre Hand los und sprintete nach vorne. Was zur Hölle?! Bevor sie den Dieb lautstark verfluchen konnte, sprang er die Mauer hoch und streckte ihr das Board als Griff entgegen. Hatte sie schon gesagt, dass Niemand wird zurücklassen die beste Regel war?

„Los! Nicht langsamer werden!“, rief er und durch die Schutzmaske, die er trug, klang es etwas gedämpft. Mühsam beschleunigte sie ihre Schritte, dann sprang sie, hielt sich am Board fest und der Junge schaffte es seine Balance zu halten und sie sicher nach oben zu ziehen. Allerdings hatten sie keine Zeit zu verschauffen, denn der Polizist käme die Mauer bestimmt mühelos hoch, also sprangen sie die Mauer runter. Gut, dass sie eine Skaterin war, denn wenn sie das nicht wäre, wäre sie bei dem Sprung bestimmt nicht instinktiv so weit in die Knie gegangen, um ihn zu dämpfen. Sie befanden sich auf einem Parkplatz, der wahrscheinlich für das Casino gedacht war, dass sich gut 50 Meter entfernt von ihnen befand. Der Junge sprintete los und sie folgte ihm, allerdings wurde sie langsamer. Zum einen, weil ihr langsam aber sicher die Puste ausging und zum anderen, weil er auf das Casino zusteuerte.

„Ich-“, fing sie an, „bin nicht alt genug um-“, wurde aber unterbrochen.

„Ich auch nicht, aber ich kenne den Besitzer“, versicherte er und tatsächlich kamen sie ins Innere des Gebäudes. Nadja hatte leider nicht genug Zeit, um die bunten Spielautomaten zu betrachten die Jackpots versprachen, denn der Junge hatte wieder ihr Handgelenk ergriffen und zog sie schnellen Schrittes hinter sich her. Er kam vor einer unscheinbaren Tür zum stehen, öffnete sie und ging hinein. Sie folgte ihm notgedrungen und zog die Tür hinter sich zu, weil er sie darum gebeten hatte.

Der Raum, in dem sie jetzt waren, war überraschenderweise recht groß. Sie schienen in dem Büro oder dem Überwachungsraum des Casinos zu sein, denn auf dem großen Schreibtisch standen mehrere PC-Bildschirme. An der Wand stand ein Regal mit Ordnern und sie versuchte zu erkennen was auf diesen stand, aber sie konnte es nicht erkennen, dafür müsste sie schon näher rangehen und-

„Was soll das?“, riss eine angepisste Stimme sie aus ihren Gedanken. Suchend sah sie sich im Raum um und hinter den großen Bildschirmen saß jemand. Unglaublich, dass sie den Mann vorher nicht gesehen hatte, aber sie hatte halt mehr auf die Räumlichkeit geachtet. Er tippte irgendwas auf der Tastatur. „Wie oft muss ich dir sagen, dass du nicht hier herkommen sollst, Si-“, der Mann unterbrach sich, als er aufblickte und sah, dass eine Fremde anwesend war. Er schüttele seinen Kopf. „Und jetzt bringst du auch noch deine Freundin mit? Ernsthaft, lass die scheiße. Ich bekomme noch Ärger mit der Polizei, wenn du dich immer hier versteckst.“

„Ich bin nicht-“, seine Freundin, wollte Nadja sagen, wurde aber unterbrochen.

„Jaja, sorry sorry, aber ging nicht anders“, erwiderte der Junge unbeeindruckt. Der Mann wollte etwas sagen, aber da klingelte das Telefon. Er seufzte.

„In der Garage steht dein Fahrrad, bring deine Freundin nachhause und pass gefälligst besser auf“, plötzlich klang der Mann müde, so als ob er diese Unterhaltung schon öfter geführt hatte. Er sah erschöpft aus und deswegen wies Nadja ihn nicht daraufhin, dass sie nicht die Freundin des Jungen war. Es war auch unnötig das zu erwähnen, schließlich würde sie den Mann eh nie wieder sehen. Erneut klingelte das Telefon und der Mann nahm den Hörer ab. Mit einer Handbewegung, gab er den beiden zu verstehen, dass sie gehen sollten, ehe er sich gänzlich auf sein Telefonat konzentrierte. Der Junge deutete eine stumme Verabschiedung an und Nadja bewegte ihrem Mund um ein stummes "sorry" zu bilden. Der Mann lächelte sie schwach an und er schien zu verstanden haben, was sie sagen wollte. Der Junge war schon dabei durch die Tür zu verschwinden, also folgte sie ihm schnell.

Er betrat wieder die große Halle und ging auf eine gegenüberliegende Tür zu, die -der langen Treppe nachzuurteilen- scheinbar in den Keller führte. In ihrem Inneren läuteten kleine Alarmglocken, da sie gerade mit einem fremden Jungen in einen Keller ging, aber sie rollte nur mit den Augen. Sie war einfach etwas paranoid, das war alles. Am Ende der Treppe war eine Tür durch die sie ebenfalls gingen und jetzt standen sie in einer Halle. Auch hier standen Casinoautomaten, die scheinbar repariert wurden, denn überall verteilt lagen Werkzeuge und sie waren auch nicht alleine hier unten.

„Ach, biste mal wieder von den Bullen gejagt wurden, Silber?“, fragte eine gehässige Männerstimme und zustimmendes Gelächter erfüllte den Raum. Aber das war nicht der Grund warum Nadja erstarrte. Silber. Sie kannte diesen Namen oder viel mehr diesen Spitznamen. Jeder in der Szene kannte den Namen: Silberchan. Eine unbekannte Person, die an den riskantesten Orten Kunstwerke hinterließ. Naja, jetzt nicht mehr ganz so unbekannt. Nadja sah zu Silber, der ebenfalls erstarrt war, da er sich vermutlich denken konnte, das er gerade aufgefolgen ist. „Hat's dir die Sprache versch-“, der Mann, der gerade mit einer Zange in der Hand hinter einem Automaten hervorkamm, stoppte als er Nadja erblickte. „Oh“, machte er. „Du bist ja gar nicht Silber. Was habt ihr hier unten zu suchen?“, unternahm er den Versuch Silbers Identität noch irgendwie geheim zu halten. Er war sich vermutlich bewusst, dass es zwecklos war.

„Wir sind gleich weg“, sagte Silber stumpf und drehte sich vom Mann weg, um sich auf ein geschlossenes Garagentor zuzubewegen. Nadja folgte ihm. Das war also Silber. Sie betrachte ihn wieder. Er war ein gutes Stück größer als sie. Der oversized Hoddie, den er trug, versteckte wahrscheinlich trainierte Arme, schließlich hatte er Nadja über die Mauer geholfen. Da musste er einfach trainerte Oberarme haben, wahrscheinlich ging er in ein Fitnessstudio oder so. Vielleicht reichte das Weglaufen vor der Polizei auch als Training, denn so mühelos wie er die Mauer hochgekommen ist, muss er das öfter machen. Aber kein Wunder, schließlich war Silber dafür bekannt in den gefährlichsten Gebieten zu sprühen. Das musste zwangsläufig bedeuten, dass er alle Codes der Gruppen kannte, also konnte er ihr die Codes erklären. Das wäre der absolute Hammer! Silber öffnete, während Nadja in ihren Gedanken vertieft war, das Garagentor und schob das Fahrrad, das an der Wand lehnte, Richtung Ausgang.

„Willst du aufsteigen?“, bot er zögernd an, aber Nadja schüttelte ihren Kopf und hob wackelnd den Arm, der ihr Skateboard hielt.

„Ich skate lieber“, teilte sie ihm mit und er nickte. Scheinbar hatte er trotzdem vor sie nachhause zu begleiten, was sie nett aber auch irgendwie etwas gruselig fand. Sie kannte den Jungen nicht und er fuhr lässig neben ihr her, als würden sie sich ewig kennen. Sie musste zugeben, dass die Stille, die zwischen ihnen herrschte angenehm war, außerdem war ihr aufgefallen, dass an Silbers Rucksack an einer kleinen Kette Merchandise von ihrem Lieblingskünstler hing. Als sie das kleine Symbol gesehen hatte, musste sie sofort lächeln. Es war immer schön Leute zu treffen, die diegleichen Interessen hatten, zumal der Künstler noch recht klein war. „Sag mal“, durchbrach Nadja die Stille und stellte irgendwie glücklich fest, dass Silbers blaue Augen sie augenblicklich aufmerksam musterten. „Kannst du mir die Codes der OuttaSpace und der Drachen erklären?“

„Codes?“, fragend sah er sie an und Nadja traute ihren Ohren nicht. Abrupt bremste sie ab und sah schockiert zu dem Jungen, der jetzt ebenfalls erstaunt bremste. „Was für Codes?“

„Du bist dafür bekannt in den gefährlichsten Gebieten zu sprayen und du kennst die Codes nicht?“, fassungslos sah sie ihn an. Entsprach sein Ruf nur einem Zufall? War er gar nicht so ein Draufgänger, der die Gefahr liebte, wie alle behaupteten?

„Die einzigen Codes, die ich kenne sind die der Weirdogs“, teilte er ihr mit und musterte sie jetzt interessiert. „Was für Codes gibt es denn?“ Amüsiert fing sie wieder an zu skaten und erklärte ihm was sie wusste. Es tat gut endlich mal mit jemanden über ihre Erkenntnisse und Theorien sprechen zu können und Silber hörte ihr interessiert zu. Irgendwann hatte sie nach seiner Schulter gegriffen, um entspannt neben ihm herfahren zu können, ohne permanent ihr Board antreiben zu müssen. Silber schein damit kein Problem zu haben und hörte ihr weiterhin gebannt zu. Er fing an ihr von seinen Erlebnissen zu erzählen und von den Symbolen, die ihm dabei aufgefallen waren. Irgendwie kamen sie viel zu schnell bei ihr Zuhause an.

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„Und als Hausaufgabe macht ihr bitte die Aufgabe 5 komplett“, direkt nach diesem Satz der Lehrerin klingelte es, weswegen alle Anwesenden ihre Sachen packten. Nadja schulterte ihren Rucksack, nachdem sie ihre Mathesachen mit sehr viel Liebe in diesen gestopft hatte. Sie hatte jetzt eine Freistunde und danach hatte sie noch eine Stunde Deutsch. Aber jetzt würde sie sich erstmal mit Lars treffen, denn so wie sie ihn kannte, müsste er die Hausaufgaben für Deutsch noch machen und dabei konnte sie ihm ebenso helfen wie in Chemie. Dafür half er ihr bei Mathe und Religion. Es war ein fairer Deal.

Ihre Freunde fanden es seltsam, dass sie plötzlich Zeit mit Lars verbrachte und sich mit ihm angefreundet hatte. Lars war dieser Schüler, um den sich die seltsamsten Gerüchte rankten. "Er soll sich mit Studenten geprügelt und gewonnen haben" oder "Mein Bruder hat mal gesehen wie er Keta genommen hat" oder "Er soll seine Freundin mit einem Typen betrogen haben" waren ein paar Beispiele für diese Gerüchte und Nadja musste so lachen, da sie im Gegensatz zu allen anderen wusste, was hinter diesen Gerüchten steckte. Er hatte sich nicht mit Studenten geprügelt, sondern hatte mit ihnen zusammen gesoffen und dabei waren die fünf scheinbar auf die Idee gekommen ihre Selbstverteidigungsmethoden vorzuführen. Lars hatte ihr ein Video von dem Abend gezeigt und es war wahnsinnig amüsant den Besoffen bei ihren Versuchen zuzusehen und es war klar, dass sie sich dabei verletzt hatten, aber das war nicht Lars Schuld gewesen. Und das mit dem Keta? Lars hatte eine Wette verloren und musste Brause schniefen, auch davon hatte sie das Video gesehen, allerdings nicht von Lars selbst, sondern von seinem Kumpel John, als Lars mal krank war. Und das letzte Gerüchte war einfach nur mega dumm. Die sogenannte Freundin ist seine Cousine und hat ihm den Typen geklärt, weil Lars sich mal ausprobieren wollte. Die einzigen Gerüchte, die stimmten, waren die, die sich um ihn und die Polizei drehten. Allerdings ging es dabei nie um Drogen, sondern darum, dass Lars einer der bekanntesten Sprayer der Stadt ist und dementsprechend oft weglaufen musste, wenn die Polizei auftauchte.

Es war schon witzig, als sie nichts ahnend durch ihre Schule gelaufen ist, weil sie mal wieder zu spät war und plötzlich Silber vor ihr stand. Er ging auf ihre Schule und war in ihrer Parallelklasse. Sie kannte ihn nicht wirklich, sonst hätte sie ihn schon in der Garage als ihren Mitschüler entlarvt. Sie verbrachten mehr Zeit miteinander, teilten mittlerweile auch etliche Kurse miteinander und verstanden sich wahnsinnig gut. Ihr Freunde zogen sie schon damit auf, dass sie einen Freund hatte, was sie mit einem Augenrollen abtat, obwohl der Gedanke ihr sehr gut gefiel. Sie hatte sich schon irgendwie in Lars verliebt. Nur leicht, aber die Gefühle waren da und wurden immer stärker.

„Nad!“, riss Lars sie aus ihren Gedanken und sie blicke in die Richtung seiner Stimme. Lars winkte ihr überschwänglich zu, um dann mit seiner Hand auf den freien Stuhl neben ihm zu schlagen. Lächelnd bewegte sie sich auf Lars zu der von John genervt betrachtet wurde.

„Bring deinen Freund mal unter Kontrolle“, sagte John zu ihr, woraufhin er einen Schlag von Lars und ein Lachen von Nadja erntete. Es war doch ein gutes Zeichen, dass der beste Freund von Lars so Witze machte, oder? Ihre Chancen standen vielleicht gar nicht so schlecht. Aber jetzt würde sie sich erstmal auf ihre Mathehausaufgaben konzentrieren, während sie Lars ihr Deutschheft reichte.

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„Wieso eigentlich Silberchan?“, fragte Nadja, als Lars gerade seinen Schriftzug auf der nun bunten Wand beendete.

„Wieso was?“, fragte Lars irritiert und stoppte in seiner Bewegung, um Nadja zu mustern.

„Na wieso hast du dich Silberchan genannt?“, formulierte Nadja ihre Frage um.

„Ach so, das willst du wissen“, gab Lars von sich, während er damit anfing seine Dosen in den Rucksack zu räumen. „Naja, ich mag Silber-“

„Offensichtlich“, warf Nadja amüsiert ein und deutet auf die große silberne Eule mit eisblauen Augen, die sich auf eine Maus stürzte.

„Außerdem“, fuhr Lars unbeirrt fort, „ist es ein Anagram meines Namens. Das müsste dir als Deutsch LK doch aufgefallen sein, hm?“ Ein Anagram also. Sie betrachte den Namenzug auf der Wand und tatsächlich: Wenn man die Buchstaben neu ordnete kam Lars Chenbi heraus.

„Du bist auch im LK, du Idiot“, lachte Nadja. „Aber so ein Anagram hätte ich dir gar nicht zugetraut“, neckte Nadja Lars und wurde von dem Jungen  als Idiot bezeichnet.

„Idiotin, wenn ich bitten darf“, verbesserte Nadja und jetzt kam Lars auf sie zu. Sie wusste was jetzt kommt und auch wenn sie immer so tat, als ob sie es hasste, war sie sich ziemlich sicher, dass Lars eigentlich wusste, dass sie es mochte. „Wag es dich nicht“, drohte sie lachend, aber es war schon zu spät, denn Lars wuschelte ihr schon unnachgiebig durch die Harre.

Sie wollte sich gerade bei ihm auf dieselbe Art revanchieren, als sie plötzlich Stimmen hörten. Sofort schalteten sie ihre Taschenlampen aus, schließlich würden diese nur ihre Position verraten. Möglichst leise sammelten sie alles ein und machten sich schon darauf gefasst wegzurennen, als sie hören konnten was die Stimmen sagten.

„Es ist aber hier, Nee-chan“, sagte die eine Stimme.

„Dein Orientierungssinn ist genauso beschissen wie meiner und das weißt du auch“, erwiderte die andere Stimme, die wohl Nee-chan gehörte. Jetzt waren die Person schon in Sichtweite, allerdings entspannten sich Nadja und Lars wieder, denn die beiden trugen Skateboards und das taten Polizisten eher weniger. Plötzlich wurde der Lichtkegel einer Handy-Taschenlampe auf sie geworfen.

„Ha! Da sind sie“, triumphierte, die erste Stimme und Nee-chan murmelte nur irgendwas von wegen ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn, allerdings beachtete die andere diese Bemerkung gar nicht, sondern ging auf Nadja und Lars zu. „Seit ihr Silberchan und Tigereye?“ Nadja und Lars nickten überfordert. Wer waren die beiden und wieso wussten sie wer sie waren? „Perfekt. Gleich mehrere Sprayergruppen wollen euch in ihrer Gruppe haben. Sprayerpaare sind immer sehr beliebt.“ Jetzt drehte die Person die Taschenlampe etwas und jetzt konnten Nadja und Lars erkennen, dass zwei Mädchen vor ihnen standen, die ungefähr im gleichen Alter sein mussten, wie sie selbst.

„Wir- wir sind kein Paar“, stellte Nadja klar und die beiden Mädchen wechselten einen Blick.

„Komisch“, murmelte das erste Mädchen. „Taschfa irrt sich bei sowas eher selten.“

„Taschfa sieht doch überall Paare, genau wie du, Silber“, erwiderte Nee-chan unbeeindruckt. „Nehmt die Shipperin neben mir nicht ernst“, wandte Nee-chan sich an Nadja und Lars.

„Du heißt auch Silber?“, fragte Lars und das Mädchen nickte.

„Kommt bei mir allerdings von Silberschwingen“, und jetzt wusste Nadja wer vor ihnen stand. Es waren die Gründer der Weirdogs. „Und du heißt wirklich Silberchan? Hast du zufällig mit Taschfa geredet?“ Silberschwingen schien amüsiert zu sein während Nee-chan sich darüber aufgeregte überall diesen Shipnamen lesen zu müssen, was auch immer das bedeutete.

„Der Name ist ein Anagram, das ich mir ausgedacht habe“, stellte Lars klar.

„Anagramme sind so cool! Kennst du-“, das Mädchen wurde von Nee-chan unterbrochen.

„Hör auf dich hier zu verquatschen. Erledige deine Aufgabe!“, forderte Nee-chan Scheinbar verquatschte das andere Mädchen sich öfter mit anderen, sonst wäre Nee-chan nicht so genervt.

„Oh stimmt“, das Mädchen zog einen Zettel samt Stift aus ihrer Hosentasche und schrieb etwas. Sie nutzte dafür ihr Skateboard als Unterlage. Den fertigen Zettel reichte sie Lars. „Schreibt mir, wenn ihr wisst in welche Gruppe ihr wollt.“ Das Mädchen lächelte sie freundlich an.

„Danke“, sagte Nadja glücklich. Es war eine Ehre den beiden gegenüber zustehen.

„Bitte, bitte. Jetzt komm Silber die andern warten schon auf uns, es ist Samstag“, drängte Nee-chan und die beiden verabschiedeten sich. Lars und Nadja blickten ihnen noch eine Weile nach.

„Das waren Weirdogs, oder?“, fragte Lars vorsichtshalber nach und Nadja nickte nur. „Puh, okay“, irgendwie wirkte Lars nervös. „Ich hab mir was vorgenommen, falls ich mal Weirdogs treffen sollte.“

„Was denn?“, hakte Nadja nach und Lars lächelte sie an und verfluchte dieses Lächeln sollte verboten sein, denn irgendwann würde er sie damit noch umbringen.

„Ich hab mir vorgenommen dir was zu sagen“, flüsterte Lars und Nadjas Herz schlug schneller. Fühlte er dasgleiche wie sie? Hatte sie wirklich dieses Glück? „Also irgendwie“, fing er an, „hab ich mich in dich verliebt und ich würde gerne mit dir zusammen sein.“ Verlegen betrachte er den Boden und schien sich innerlich dafür zu verfluchen alles kaputt gemacht zu haben.

„Ich hab' mich auch in dich verliebt“, gestand Nadja leise und trat etwas näher an Lars heran, was dieser auch sofort als Anlass sah sie zu küssen. Nadja löste sich kichernd. „Lass uns mal lieber nachhause fahren, hm?“, schlug Nadja vor, schließlich standen sie immer noch vor der frisch besprühten Wand und Lars nickte zustimmend. Sie waren mit Lars Fahrrad hier, weil Nadja diese Methode des Transports dafür nutze Lars näher zu sein, aber jetzt brauchte sie das Fahrrad dafür wohl nicht mehr. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen sich an Lars zu drücken, als dieser mit ihr durch die Nacht fuhr.

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Zu benutzende Wörter:

- [x] Fahrrad
- [x] Rucksack
- [x] Stift
- [x] Garage
- [x] Farbe

- [x] Merchandise
- [x] Telefonat
- [x] Bild
- [x] Kette
- [x] Silberchan

- [x] Casino
- [x] Maske
- [x] Jackpot
- [x] Skateboard
- [x] Taschenlampe

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Als ich die Wörter gelesen hab, kam mir Instant diese Sprayer-Idee und es hat mir so viel Spaß gemacht mir Gangs auszudenken. Es hat auch mega Spaß gemacht unseren DC Server miteinzubauen xD

Es war zwar etwas komisch mich selbst in der Story zu erwähnen, aber ich finde es auch witzig. Was denkt ihr so? XD

Ich bin übrigens mal wieder die letzte, die hochläd und das obwohl ich gut ein Drittel dieses OS gleich am ersten Tag geschrieben habe. Da ich den OS eben erst beendet hab, sind safe Fehler drin, weil ja auch niemand beta liest. Normalerweise macht das ja Nee-chan, aber da sie selbst an der Challenge teilnimmt geht das nicht so gut xD

Ich bin mal gespannt was Nee_chan_ffs, LittleMadStar und missladyzombie so geschrieben haben, also schaut auch bei den dreien vorbei! ✨

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