Erdwunde

Alleine stand er auf dem rotbraunen Felsen, neben ihm zu beiden Seiten die steilen Wände, welche beinahe auseinanderzufallen drohten, so brüchig war der Stein, aus welchem sie geschaffen waren.

Wasser unterspülte den Grund der Schlucht und trat an manchen Stellen hervor, von dem aufgewirbelten Staub rot gefärbt.

Es sprudelte aus dem Boden wie Blut aus einer Wunde, umgab die umgefallenen Blutbuchen, welche sich wie Adern von der einen Seite der Schlucht zur anderen zogen.

Der Wind wirbelte winzige Steine auf, trug sie davon oder ließ sie neben ihn fallen, doch er stand unerschütterlich an seinem Platz, sah in den Himmel hinauf, welcher von den Wolken grau verfärbt war.

Die Hitze drückte seinen Körper nahezu auf den Felsen, die Luft brodelte beinahe; er spürte das nahende Gewitter in seinen Knochen.

Die ersten Tropfen fielen fast zögerlich, bahnten sich ihren Weg in die Schlucht und rissen dabei kleine Gesteinsbrocken mit.

Der folgende Wolkenbruch raubte ihm jedoch fast den Atem, das Wasser floss in Wasserfällen in die Wunde der Erde und füllte sie mit Steinen und nassem Staub, während er unberührt auf dem Felsen stand.

Seine Haare klebten ihm im Gesicht wie seine Kleider an seinem Körper.

Der Regen wurde vom Staub verfärbt, fiel wie Blut auf seine Haut und hinterließ rote Spuren, während die Felsbrocken um ihn herum immer rascher zu Boden fielen und die Erde erschütterten.

Er selbst stand immer noch am gleichen Ort, den Blick starr in den Himmel gerichtet wie die Statue eines Helden.

Erst als das Gewitter nachließ, der Sturm weiterzog, sah er sich um und kletterte über die Steine aus der verschütteten Schlucht.

Nachdenklich sah er ein letztes Mal über seine Schulter auf die Verwüstung, auf die winzige Stelle in der Mitte, auf den Ort, wo er gestanden hatte.

Auf die Narbe, welche die Menschheit hinterlassen hatte.

Mit einem leichten Nicken wandte er sich ab und ging über den noch immer nassen Boden weiter, der nächsten Wunde entgegen.

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