#12 'Corona-Blues' (Filmempfehlungen)
Was hatte Rika nicht alles für ihren einwöchigen Urlaub geplant? Am 2. Oktober in den warmen Süden, eine ehemalige Schulfreundin besuchen, die ihren Lebensmittelpunkt nach Rosenheim verlegt hat. Dort das, erst einmal getragene, Dirndl auspacken und mit besagter Freundin zusammen einen Abstecher auf die ausklingende Wiesn tätigen. Anschließend am Mittwoch nach Stuttgart, wo zwei weitere Schulfreunde warten und dort gleich mal den persönlichen Premierenbesuch auf der Cannstatter Wasen abhalten. Von dort aus wiederum, Richtung Wochenende, zur buckeligen Verwandtschaft des Partners, in ein winzig kleines Dörfchen in Rheinland Pfalz und Samstagabend/Sonntagmorgen wieder in das heimelige Zuhause im Norden zurück.
Die Bahntickets lagen bereits griffbereit, die Koffer mussten nur noch gepackt werden, doch dann kam der Samstagmorgen. Nase verstopft, der Hals verschleimt - Corona-Test: positiv - bei beiden; der Autorin und ihrem Partner.
Wunderbar! Folglich alles abgesagt, die Hausapotheke und sämtliche Taschentuchvorräte geplündert und auf der Couch eingerichtet. Statt geselliger Volkfest-, gab es traute Zweisamkeitsstimmung. Und während man die Zeit mit Serien und Filmen totschlug (anstatt an der eigenen, brachliegenden Geschichte weiterzuarbeiten), wuchs in mir die Idee für DAS hier.
Es existieren doch so einige Filmperlchen da draußen, die ein unberechtigtes Nischendasein fristen. Also hat Rika sich mal ein paar Gedanken gemacht und einige ihrer, ganz persönlichen, Filmempfehlungen notiert. Tatsächlich hatte ich das, vor einiger Zeit einmal, für ein fremdes Wattpad-Projekt angefangen aber nie vollendet.
Wer also gerade ebenfalls mit Corona oder einem anderweitigen Wehwehchen zu kämpfen hat, sowie/oder partout nicht aus dem Bett oder von der Couch herunterkommt, der findet hier ja vllt. etwas für sich:
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7 Minuten nach Mitternacht (2016 – Fantasy – FSK: 12 – mit u.a. Felicity Jones, Sigourney Weaver)
Connor, ein zwölfjähriger Außenseiter, der bei seiner schwerkranken Mutter lebt, wird sieben Minuten nach Mitternacht, von einem riesigen Monsterbaum aufgesucht. Dieser verspricht ihm drei Geschichten, wenn Connor ihm anschließend die Wahrheit über seinen belastenden, ständig wiederkehrenden Alptraum erzählt.
Fantasiereicher und sehr emotionaler, wie berührender Film über Leben, Tod, Liebe und das Erwachsenwerden. Wer nah am Wasser gebaut ist, so wie ich, sollte einige Taschentücher bereithalten.
11:14 (2003 – schwarze Komödie – FSK: 16 – mit u.a. Hilary Swank, Patrick Swayze)
Um genau 11:14 Uhr geschehen in einer amerikanischen Kleinstadt mehrere Unfälle, die, in ihrer Entstehung, allesamt auf teils skurrilste Art und Weise, miteinander verbunden sind. Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht das Mädchen Cheri, die sich, mehr oder weniger, für den ganzen Schlamassel verantwortlich zeichnet.
Erst in den nacheinander, wie rückblickend erzählten, Einzelepisoden setzt sich für den Zuschauer ein Gesamtbild der Geschehnisse zusammen. Kurzweilige schwarze Komödie, die nicht eine Minute in den Leerlauf schaltet und dabei eine herrlich schräge Geschichte erzählt.
A Christmas Story (1983 – Komödie – FSK: 6 – mit u.a. Peter Billingsley, Darren McGavin, Melinda Dillon)
Ein Vorort in den USA der 1940er: Der junge Tagträumer Ralphie wünscht sich nichts sehnlicher als ein Luftgewehr. In der Vorweihnachtszeit schöpft er praktisch all seine bescheidenen Möglichkeiten aus, damit Santa Claus ihm diesen Wunsch erfüllt.
Zeitloser Weihnachtskultklassiker in den USA, der bei uns leider so gar nicht diesen Status genießt. Ein warmherziger Film, der retrospektiv erzählt wird und dabei genau die richtige Prise schwarzen Humor und Gesellschaftskritik einstreut, die ein solcher Film vertragen kann.
Anonymous (2011 – Historiendrama – FSK: 12 – mit u.a. Rhys Ifans, Vanessa Redgrave, David Thewlis)
In Zeiten des Machtkampfes um die Krone, in den letzten Regierungsjahren der britischen Königin Elisabeth der Ersten, erlangt der einfache Bühnendarsteller William Shakespeare große Berühmtheit als Autor. Doch war der vermeintlich funktionale Analphabet wirklich der Urheber jener großen Werke wie „Hamlet" oder „Romeo und Julia"?
Ein opulentes, leider jedoch wenig beachtetes Drama des deutschen Hollywood-Regisseurs Roland Emmerich. Wer der tollen Ausstattung, den Szenenbildern und Kostümen nicht frönen mag und der Zelebrierung des Theaters eher wenig abgewinnen kann, der erfreut sich stattdessen an (höfischen) Ränkespielen und Intrigen und einer Geschichte über unerwiderte Liebe.
Beasts of the Southern Wild (2012 – Drama/Fantasy – FSK: 12 – nur Laiendarsteller)
Die sechsjährige Hushpuppy lebt mit ihrem Vater in dem fiktiven Örtchen Bathtub in den Sümpfen Louisianas. Ihre Lebensgemeinschaft wird nicht nur von Naturkatastrophen bedroht, sondern auch von riesigen, urzeitlich Auerochsen, die unentwegt auf Bathtub zumarschieren.
Ein herzerwärmender Coming-of-Age-Film, der aus der kindlich-naiven Sicht der Hauptperson erzählt ist und dabei vielschichtige Themen wie Kultur, Gemeinschaft, Umwelt, Liebe, Familie, aber auch den Tod behandelt.
Bedknobs and Broomsticks (1971 – Fantasy – FSK: 0 – mit u.a. Angela Lansbury, David Tomlinson)
Inmitten des zweiten Weltkriegs werden drei, aus London evakuierte, Geschwister bei der exzentrischen Miss Caroline Price auf deren Landsitz untergebracht. Bald müssen die zwei Jungen und das Mädchen erkennen, dass es sich bei der Frau um eine Hexe handelt – allerdings keine besonders fähige Hexe.
Vielleicht der am meisten unterschätzte Disney-Realfilm, den ich kenne. Ein großartiges, zeitloses Abenteuer, dass die zunächst ungleichen Charaktere durch Welten reisen lässt, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Für einen über fünfzig Jahre alten Film funktionieren die zahlreichen Spezialeffekte auch heute noch erstaunlich gut.
Brimstone (2016 – Western/Drama – FSK: 16 – mit u.a. Dakota Fanning, Guy Pearce, Kit Harrington)
Die stumme Liz lebt mit ihrem Mann, ihrer leiblichen Tochter und dem Stiefsohn auf einem Gehöft in einer kleinen Gemeinde im wilden Westen. Als eines Tages ein neuer Reverend in der örtlichen Kirche eintrifft, ruft dieser Angst und Schrecken bei Liz hervor. Aus gutem Grund, denn die beiden scheinen sich zu kennen.
Ein dreckiger, unbarmherziger wie auch brutaler Western über religiösen Fanatismus und menschliche Abgründe, der oftmals an die Substanz geht. Wirklich nichts für zartbesaitete Gemüter. Doch auch bei allen anderen wird der Streifen sicherlich noch etwas länger nachwirken.
Cloud Atlas (2012 – Abenteuer – FSK: 12 – mit u.a. Tom Hanks, HalleBerry, Ben Whishaw)
Ein Anwalt, der während einer Schiffsreise erkrankt. Ein homosexueller Komponist, der bei seinem großen Vorbild anheuert. Eine junge Reporterin, die sich mit einem großen Energiekonzern anlegt. Ein alternder, erfolgloser Verleger, der plötzlich in den Genuss eines unerwarteten Erfolges kommt. Eine Duplikantin, die sich langsam ihrer eigenen Unfreiheit bewusst wird und ein Ziegenhirte, der sich nicht nur einem verfeindeten Kannibalenstamm, sondern auch inneren Dämonen stellen muss.
Sechs Geschichten, die einen Zeitraum von etwa 500 Jahren umspannen, über sechs verschiedene Charaktere, die jedoch allesamt mit- und untereinander verbunden sind. Ein treibender wie auch furioser Mix aus Drama, Thriller, Comedy, Science-Fiction, Fantasy und Dystopie – so noch nicht gesehen. Nach dem gleichnamigen Bestseller von David Mitchell.
Final Cut of the Dead (2022 – Komödie – FSK: 16 – mit u.a. Matilda Lutz, Romain Duris)
Regisseur Rémy dreht einen Low-Budget-Zombiestreifen in einem verlassenen Fabrikgebäude. Bald treten jedoch echte Zombies auf den Plan. Chaos bricht am Filmset aus, doch der Kameramann hält weiter drauf.
Der Film hält nicht was er verspricht, denn die o.g. Ausgangssituation erweist sich bald als roter Hering. Zeitnah erwartet den Zuschauer nämlich eine simple, aber geniale Wendung in der Story. Ich wollte nach fünfzehn Minuten schon ausschalten, weil mir der Film zu trashig daherkam, doch selbst das ist nur Schein. Wer sich also mal positiv überraschen lassen möchte, dem kann ich dieses französische Remake eines japanischen Originals nur empfehlen.
Identität (2003 – Mysterythriller – FSK: 16 – mit u.a. John Cusack, Ray Liotta, John C. McGinley)
Mitten in der Nacht erzwingt Psychiater Dr. Malick eine Eilsitzung mit den Staatsanwälten und dem Richter, der seinen Mandanten, den Serienmörder Malcolm Rivers, zum Tode verurteilt hat. Er möchte, mittels eines neuen Beweisstückes, dessen Begnadigung erwirken. In einem zweiten Handlungsstrang hängen, während eines Unwetters, zehn Menschen in einem Motel fest – einer von ihnen ist vermeintlich ein Killer.
In diesem Kammerspiel scheint niemand der zu sein, für den er sich ausgibt. Es ereignen sich Unfälle und Zufälle und schon bald kann sich niemand, nicht einmal mehr der Zuschauer, sicher sein, ob hier überhaupt noch etwas mit rechten Dingen zugeht. Währenddessen zieht sich die Spannungsschraube unbeeindruckt weiter an. Einer meiner definitiven Lieblingsfilme.
Moonrise Kingdom (2012 – romantische Komödie – FSK: 12 – mit u.a. Bruce Willis, Edward Norton, Bill Murray)
Erzählt über zwei junge Außenseiter, das zwölfjährige Problemkind Suzy und den gleichaltrigen Waisen Sam, die gemeinsam aus ihrem Leben ausbrechen und von nun an in der Wildnis leben wollen. Dort kommen sie sich näher. Mit dieser, scheinbar ungleichen, Beziehung sind jedoch so einige nicht einverstanden.
Der Film stammt vom Schöpfer des ebenso großartigen, wie oscarprämierten „Grand Budapest Hotel". Wer dessen Humor mag und/oder generell ein Herz für verschrobene „Helden" hat, muss diesen so liebevoll inszenierten Film, seine Detailüberladenheit und die skurrilen Figuren einfach mögen.
mother! (2017 – Psychothriller – FSK: 16 – mit u.a. Jennifer Lawrence, Javier Bardem)
Ein Schriftsteller mit massiver Schreibblockade und seine junge Partnerin leben in einem einsamen Landhaus. Eines Abends verirrt sich ein Arzt vor ihre Tür, da man ihm wohl fälschlicherweise mitgeteilt hat, es handele sich bei dem Haus um ein „Bed & Breakfast". Gerade als er wieder gehen möchte, lädt der Schriftsteller den Mann zum Übernachten ein. Es soll der Startschuss für alles folgende Unheil sein.
Ein Film voller Allegorien, der das starke Beklemmungsgefühl seiner POV (der jungen Frau) auf den Zuschauer überträgt und ungebremst auf ein erschütterndes Finale zusteuert. Nichts für schwache Nerven.
Mr. Nobody (2009 – Drama – FSK: 12 – mit u.a. Jared Leto, Diane Kruger, Juno Temple)
Der neunjährige Nemo steht vor einer schwierigen Entscheidung. Soll er sich dazu entschließen, bei seinem Vater zu bleiben oder mit seiner Mutter zu gehen? Nemo ist jedoch kein normaler Junge. Von den „Engeln des Vergessens" vor seiner Geburt übersehen, besitzt er die Gabe, alle möglichen Szenarien auf einmal zu durchleben.
Der Film ist ein einziges Ideenfeuerwerk, welches sich nicht nur mit der o.g. Was-wäre-wenn-Frage, sondern auch mit der Chaostheorie auseinandersetzt und zeitgleich viele weitere philosophische Fragen aufwirft. Zugleich vereint er Elemente des Coming-of-Age, Science Fiction und Fantasy in sich.
Pans Labyrinth (2006 – Drama/Fantasy – FSK: 16 – mit u.a. Ivana Baquero, Sergi López)
Kurz nach dem Sieg des faschistischen Franco-Regimes im spanischen Bürgerkrieg, heiratet die Mutter der jungen Ofelia den Hauptmann Vidal. Die Abneigung des Mädchens gegen ihren kalten, brutalen Stiefvater beruht auf Gegenseitigkeit. So flüchtet sich Ofelia aus der harten Realität in eine scheinbare Traumwelt, voller magischer Geschöpfe.
Auch wenn die Prämisse auf einen Kinderfilm hindeutet, ist er, aufgrund einiger brutaler Szenen, eher ein Märchen für Erwachsene. Für mich ein absolut magischer Film von Guillermo del Toro, bei dem ich am Ende geheult habe wie ein kleines Kind. Sicherlich der bekannteste Film in dieser Auswahl, aber für den Fall, dass ihn jemand verpasst haben sollte...
The Florida Project (2017 – Drama – FSK: 12 – mit u.a. Willem Dafoe, Brooklyn Prince, Bria Vinaite)
Die kleine Moonee lebt mit ihrer arbeitslosen Mutter in einem Motel nahe Walt Disney World. Die quietschbunten Fassaden täuschen jedoch über die prekären Lebenssituationen der Bewohner hinweg. Moonee und ihre Freunde trotzen der Armut mit einer riesigen Menge an Optimismus.
Ein Film der Kontraste zeigt den täglichen Kampf von Mutter und Tochter gegen die Armut. Eine großartige, wie gelungene, Milieustudie über den sog. White Trash, welche, da aus der Sicht der Kinder erzählt, nie mahnend mit dem ausgestreckten Zeigefinger operiert.
The killing of a sacred deer (2017 – Thriller – FSK: 16 – mit u.a. Colin Farrell, Nicole Kidman, Alicia Silverstone)
Der Vater des jungen Teenagers Martin stirbt auf dem OP-Tisch des Herzchirurgen Steven, weil dieser zu jenem Zeitpunkt betrunken war. Aufgrund von Schuldgefühlen versucht Steven dem Halbwaisen eine Art Vaterfigur zu sein und lädt ihn auch zu seiner Familie bestehend aus Frau, Sohn und Tochter ein. Bald erkranken Stevens Kinder schwer und niemand scheint in der Lage, deren genaues Leiden zu diagnostizieren. Bis auf vermeintlich eine Person.
Ein Film, der doch tatsächlich auf der griechischen Sage der Iphigenie, Tochter des mykenischen Königs Agamemnon basiert. Auch wer mit dem Stoff nicht vertraut ist, wird den Hauptprotagonisten Steven bei einer nervenaufreibenden Tour de Force begleiten und dabei an dessen, wie auch der eigenen Hilflosigkeit schier verzweifeln wollen. Ein filmischer Wahnsinn über Schuld, Sühne, Rache.
Triangle (2009 – Mystery – FSK: 16 – mit u.a. Melissa George, Liam Hemsworth)
Jess, alleinerziehende Mutter eines autistischen Sohnes, unternimmt mit fünf Freunden einen Segelturn. Das Boot gerät jedoch in einen Sturm und kentert. Die Überlebenden retten sich auf einen Ozeandampfer, der menschenleer zu sein scheint. Offenbar ist jedoch ein maskierter Killer an Bord, der unvermittelt Jagd auf die Ankömmlinge macht.
Was sich zunächst wie ein 08/15-Horrorfilm liest, entwickelt sich rasch zu einem Mindfuck, in der nicht nur die Hauptprotagonistin unter fortwährenden Déjà-vus leidet. Diese kleine australische Perle mit der intelligenten, wie erfrischenden Story bleibt spannend und wendungsreich bis zum Schluss.
What we do in the shadows (2014 – Mockumentary – FSK: 12 – mit u.a. Taika Waititi, Jermaine Clement)
Ein neuseeländisches Kamerateam erhält Zugang zu einer Vampir-WG und begleitet fortan die vierköpfige, mehrere hundert Jahre alte Gemeinschaft bei ihrem Alltag. Dieser besteht nicht nur aus WG-Treffen und Nahrungsbeschaffung, sondern auch aus dem Nightlife und allen damit verbundenen „Vampir-Problemen".
Ein origineller, witziger Streifen, im Stile einer Dokumentation, inklusive Interview-Einspieler, der das Vampir-Genre mitsamt aller seiner Klischees persifliert. Die chaotische, aber liebenswürdige Vampirtruppe diente auch als Inspiration für eine gleichnamige, mehrstaffelige Serie, in der die Filmdarsteller jedoch nicht mitwirken.
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