Der schwarze Tag im bunten Herbst

Wie stellt ihr euch den Herbst vor? Was für Bilder entstehen in euren Köpfen?

Ich kann euch ja mal von meinem Bild erzählen. Aber ihr müsst gut zuhören, ja?

Bevor ich euch aber von den Bildern, vor meinem geistigen Auge, erzähle, stelle ich mich mal vor, denn ich und meine Familie sind in diesen Bildern und in diesen Erinnerungen sehr wichtig und spielen eine entscheidende Rolle. Sie sind ein überaus wichtiger und großer Teil in meinem Leben.

Ich. Das ist ein Junge, im Alter von 16 Jahren. Ein Junge, welcher den Herbst liebt und schätzt. Ein Junge, der eine etwas andere Lebensgeschichte hat, als manch anderer, in seinem Alter. Ein Junge, welcher die meiste Zeit seines Lebens im Krankenhaus verbrachte und die Zeit dort mit liebgewonnenen Freunden verbrachte, welche er dort kennengelernt hatte. Ein Junge, dessen Lebenserwartung bei 8 Jahren gelegen hatte, welche er nun schon um weitere 8 Jahre überlebte. Ein Junge, namens Jay. Jay Haydn Porter.

Ich weiß auch nicht, was meine Eltern damals mit den "Y's" hatten, aber vielleicht wollten sie einfach einen außergewöhnlichen Namen haben, welcher in Erinnerung bleiben würde, auch, wenn es der Namensträger nicht lange auf der Welt aushalten wollte. Oder nicht aushalten durfte.

Meine Eltern kamen jeden zweiten Tag zu mir. Ich war stabil und konnte mich ohne besondere Hilfsmittel fortbewegen. Doch verschlechterte sich in letzter Zeit mein Zustand rapide. Dabei hatte ich doch gerade erst die wundervolle Lucia kennengelernt, welche ich gerne noch länger zu Gesicht bekommen würde. Meine Eltern verkürzten schließlich ihren Besuchsabstand.

Jeden Tag standen sie hier auf der Matte. Die Ärzte erzählten jeden Tag aufs Neue, dass es um mich nicht gut stand. Doch meinen Humor hatte ich trotzdem noch nicht verloren. Vielleicht auch, weil ich damit versuchen wollte, das Ende meines Lebens zu verdrängen.

Es war Herbst. Draußen fielen bunte Blätter von den Bäumen, wurden von den Winden in jede nur erdenkliche Himmelsrichtung geweht. Zwischendurch klatschte mal ein Blatt an die Fenster. Der Regen prasselte leicht und entspannend und man fühlte sich, als würde man in einem Zelt liegen. Ich genoss dieses Wetter, ich liebte den Herbst, ohne wirklich sagen zu können, weshalb.

Meine Mutter hatte mir Zuhause, wenn ich dort mal war, immer Kakao mit Marshmallows gemacht, wenn es draußen regnerisch und kalt war. Vermutlich lag die Liebe zum Herbst daran, denn im Herbst war es draußen ja oft so; Regen, Wind, kalt, trotzdem frische Luft und fallende, wunderschöne, bunte Blätter.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang in dieser Bunten Welt, gab es immer den geliebten Kakao mit Marshmallows. Dazu ein warmer Kamin und die Vertrautheit, die Liebe, der Familie. Ein Traum.

Und mit diesen Gedanken schlief ich ein.

Ich. Das ist ein Junge, im Alter von 16 Jahren. Ein Junge, welcher den Herbst liebt und schätzt. Ein Junge, der eine etwas andere Lebensgeschichte hat, als manch anderer, in seinem Alter. Ein Junge, welcher die meiste Zeit seines Lebens im Krankenhaus verbrachte und die Zeit dort mit liebgewonnenen Freunden verbrachte, welche er dort kennengelernt hatte. Ein Junge, dessen Lebenserwartung bei 8 Jahren gelegen hatte, welche er nun schon um weitere 8 Jahre überlebte. Ein Junge, namens Jay. Jay Haydn Porter.

Ein Junge, der seine Lebenserwartung um 8 Jahre überschritt und nun, bei den Gedanken, an den Herbst und die für ihn damit verbundene Geborgenheit, für immer eingeschlafen war.

Der Grund dafür? Ein zu großes Herz.

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