Teddybär

Jeden Abend sitzt sie am Fenster und lauscht dem Rauschen des Meeres. Sie liebt das Geräusch, wenn die Wellen auf die Klippen treffen. Es ist schön anzuschauen, wie sich der Mond auf der Wasseroberfläche spiegelt. Das Meer lebt. Niemals steht es still und es lässt sich nichts befehlen. Immer kann es machen, was es gerne möchte. Mal ist es glatt, dann rau und aufgewühlt. Auf eine mystische, bedrohliche Art schön. Geheimnisvoll. Wasser ist frei. Sie liebt es. Beobachtet, wie das Meer sich verändert. Träumt vom tauchen. Ihr Teddy sitzt auf dem Bett neben ihr und sieht ebenfalls auf das dunkle Meer hinaus. Seine schwarzen Glasaugen leuchten im Mondlicht. Sein zerfetzten Ohr zeigt ihr, dass er auf sie aufpasst. Er wird sie immer beschützen. Mit einem Lächeln auf den Lippen schaut sie an den Horizont. Ihr Lächeln verschwindet urplötzlich. Eine riesige Wand aus schwarzem Wasser rollt unaufhaltsam auf sie zu. Ein ängstlicher Laut kommt aus ihrer Kehle uns sie läuft aus dem Zimmer um ihre Eltern zu wecken. In allergrößter Eile flieht die Familie aus dem Haus. Das Mädchen schluchzt. Ihr Teddy sitzt noch immer auf dem Bett. Sie weint jetzt, will, dass ihn jemand holt, doch es kehrt niemand um. Sie laufen um ihr Leben. Keiner kümmert sich um den Bären. Tränen schimmern in ihren Augen. Sie vergräbt das Gesicht in der Schulter ihrer Mutter. Die Welle reißt alles mit sich fort. Das Haus, die Möbel und ihren Teddybären. Traurig sieht sie dem Wasser nach, das sich langsam ins Meer zurückzieht. Sie kann ihren Teddy nicht sehen, weiß nicht, ob er schwimmen kann. Etwas zerbricht in ihrem kleinen Herzen.

               Jahre später schlendert das Mädchen zusammen mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann am Meer entlang. Sie erzählt ihnen von der Nacht der Flut und von ihrem Teddybären. Ihre Kinder umarmen sie und ihr Mann gibt ihr tröstend einen Kuss. Sie nickt nur. Das Loch in ihrem Herzen ist noch immer da. Die beiden Kinder laufen ein Stück des Weges voraus, spielen Fangen. Plötzlich schreit das ein laut auf vor Verwunderung. Es deutet auf etwas, dass am Boden liegt. Seine Eltern schließen zu ihnen auf um zu erkennen, was die Kinder so in Aufregung versetzt hat. Vor ihnen liegt ein kleiner Teddy mit schwarzen Glasaugen und einen zerfetzten Ohr. Die Augen strahlen noch immer und seine Arme hält der Bär offen. Voller Liebe schaut er dem Mädchen in die Augen. Sie lächelt. Nach langer Zeit. Es ist nicht aufgesetzt wie so viele Male davor. Dieses Lächeln ist echt und voller Hoffnung.

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