Straßenrand
Wieder sitzt sie hier. Starrt auf vorbeifahrende Autos. Ihre Augen zucken jedem Fahrzeug hinterher; schnellen dann zurück zu einem anderen. In ihrem Blick liegt jedoch keine Begeisterung. Sie hasst jeden, der in einem Wagen sitzt und einfach weiter fährt, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Den Blick wie gebannt auf die Straße vor ihnen fixiert. Als würden sie vorbildlich fahren. Nur wenn sie sie sehen, schauen sie auf den Asphalt, der vor ihnen den Weg bedeckt. Sie haben Angst zu ihr hinüber zu sehen. Versuchen auszublenden, dass sie dort sitzt. Dafür hasst sie sie. Ihre Eltern haben immer gesagt, sie solle etwas für die Schule machen. Ein Leben sollte sie haben. Jahre hat sie dafür weggegeben. Jeden Tag gelernt. Doch was hat sie jetzt? Nichts. Gar nichts. All die Jahre, pure Verschwendung. Sie hätte etwas sinnvolleres tun sollen. Geld verdienen.
Sie hasst Sonnenschein. Sie kann dann nie sehen, wer auf der anderen Seite der Straße steht. Kann nicht erkennen, ob sie beobachtet wird. Sie hasst auch Regen. Sie friert dann immer so. Ihre Sachen trocknen nicht so schnell. Sie wird dann immer krank. Krank ist schlecht. Wie soll sie dann hier sitzen? Wenn sie krank ist? Mühevoll schleppt sie sich hierher. Sie muss hierher kommen. Sonst verhungert sie. Oder sie verdurstet. Eher verhungern. Wasser findet man immer. Im Notfall ist es egal, wie sauber es ist. Es kann auch nur eine Pfütze sein. Das reicht. Sie stiehlt nicht. Sie würde verhungern.
Alle starren sie an. Angewidert. Ihre Kleidung ist alt, dreckig, zerrissen. Es war mal ihr allerliebstes Kleid. Voller Farbe. Jetzt ist es grau.
Ihr ist eiskalt. Nicht weil es regnet. Weil es allen anderen so egal ist. Sie haben alles. Leben in einem Haus oder in einer Wohnung. Haben immer genug zu essen. Schlafen in einem Bett. Es kümmert sie nicht, dass es anderen schlechter geht. Sie klagen noch über die zu kleine Unterkunft, ein dreckiges Bad. Ihnen fällt nicht auf, dass man helfen sollte. Es ist ihnen einfach nur egal. Aber es kann ihnen auch passieren. Ein Unfall reicht und dann haben sie nichts mehr. Kein Geld, kein Haus, kein Bett. Dann übernachten sie auf der Straße, müssen um Essen betteln oder um Geld. Erst dann wird ihnen klar, wie schnell alles geht. Aber dann ist es zu spät und sie werden es wissen. Ihnen wird auch niemand helfen. Es ist ein ewiger Teufelskreis.
Mit kalten Fingern streicht sie über ihr Kleid. Sie denkt an ihr Leben, das sie hätte haben können. Schon früher hat sie darüber nachgedacht, aber jetzt wo sie es sicher weiß, ist alles noch viel wichtiger. Liebevoll legt sie ihre Hand auf den Bauch. Dieses kleine Wesen, das dort heranwächst, soll ein Zuhause haben. Egal wie sie es anstellen muss. Ein kleiner Herzschlag. Ein großes Versprechen. Ihr Kind würde nicht auf der Straße aufwachsen müssen und sie wird alles tun, um das zu erreichen. Alles.
Hey hey ihr lieben Leser. Das ist so fantastisch, dass dieses Buch bald 1k reads hat. Ich danke euch dafür so sehr. Vielen vielen Dank. Ich hoffe diese Kurzgeschichte gefällt euch. Außerdem wollte ich euch beten mir einmal Themen in die Kommentare zu schreiben über die ich einmal schreiben soll. Danke. GLG miracleworld
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