Schwarze Tränen

Warum sind denn alle schwarz gekleidet? Das sieht doch traurig aus. "Mama warum trägst du nicht eine deiner bunten Blusen, die du doch sonst immer so gerne anziehst?" Warum antwortet sie mir denn nicht? Habe ich etwas falsch gemacht? "Mama?" Oh. Da kommt Papa. Er trägt auch etwas schwarzes. Das ist komisch. "Papa? Warum hast du dir denn ein schwarzes Hemd angezogen?" Papa antwortet mir auch nicht. Ist es, weil ich gestern die Vase auf den Boden geworfen habe? Aber sie ist doch noch heil. Jetzt winkt Papa mit dem Autoschlüssel. Es geht los. Wohin fahren wir eigentlich? Ich sage lieber nichts mehr. Das Auto will wieder einmal nicht angehen. Papa flucht aber nicht, so wie sonst. Jetzt springt es an. Die ganze Fahrt über schweigen Mama und Papa sich an. Mit mir sprechen sie auch nicht. Was habe ich denn falsch gemacht? Fahren wir etwa in ein Heim? Wollen sie mich nicht mehr haben? Bin ich ihnen zu böse? "Mama?" Keine Antwort. Ich habe Angst. Dann halten wir. Es ist ein Friedhof. Deshalb trägt Mama schwarz. Ist Oma gestorben? Bitte nicht. Von meinem Freund die Oma ist auch gestorben. Er hat ganz doll geweint. Papa muss Mama stützen. Sie sieht krank aus. Bestimmt hat sie nicht gut geschlagen, weil sie so traurig ist. Ich nehme ihre Hand. "Du musst nicht traurig sein Mama. Oma geht es doch bestimmt gut." Sie antwortet mir wieder nicht. Schaut nicht einmal zu mir herunter. Wir gehen zu einem der vielen Gräber. Das vor dem wir stehen, ist noch nicht geschlossen. Es stehen schon andere Menschen davor. Onkel, Tante, Opa und Oma. Oma ist also nicht gestorben. Warum ist Mama dann so traurig. Ein Mann den ich nicht kenne ergreift das Wort. Er spricht ganz lange. Er spricht über mich. Warum? "Mama? Was erzählt der Mann da?" Dann sagt er, dass ich leider heute nicht hier sein kann und Mama schluchzt ganz laut. "Aber Mama! Ich bin doch hier!" Ich greife nach ihrer Hand, aber sie scheint es gar nicht zu bemerken. "Mama!" Mir läuft eine Träne über mein Gesicht. Ich will nicht, dass Mama weint. Ich fühle mich so hilflos. "Mama ich bin hier!" Sie sieht mich nicht. Papa weint jetzt auch. Sie treten einen Schritt vor, um eine Blume in das Grab zu werfen. Dort steht ein Sarg. Mama zittert. "Ist dir kalt Mama?" Andere treten vor und nehmen Abschied. Dann wird das Grab geschlossen. Ganz viele Blumen werden auf die Erde gelegt. Alle weinen. Ich sehe auf den Grabstein. Dort steht ein Name und davor auf einem Zettel warum diese Person gestorben ist. Autounfall. Ein betrunkener Mann hat den kleinen Jungen angefahren. Jetzt weine ich auch. Ich versuche Mama zu umarmen, aber sie bemerkt es nicht. Sie kann es gar nicht bemerken. Der Name ist meiner.

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