Kranke
Sie starren mich an. Immer. Jede Sekunde. Ihr Augen funkeln. Es ist als wollten sie mich mit ihren Blicken töten. Als würden sie mich hassen. Ihre Gedanken sind widerwärtig. Sie überlegen sich, wie sie mich am besten auffressen können. Ich hasse jeden von ihnen. Mit solchen Menschen will ich mich nicht abgeben. Wie eklig sie sind. So unmenschlich. Abartig. Mit ihrem Starren versuchen sie mich auszusaugen, da bin ich mir sicher. Meine Gedanken und Gefühle sind ihre Nahrung. So widerlich. Schon einmal habe ich mich gewehrt, habe jemanden erstochen. Das Blut hat an dem Messer geklebt und ich konnte die Panik sehen. Es war so schön zu wissen, dass ich nicht hilflos bin. Alle hier sind krank. Nur ich bin noch gesund. Sie machen jetzt einen großen Bogen um mich, aber ihre Blicke sind immernoch so feindselig. Ich glaube sie wollen eigentlich gar nicht mit mir sprechen, aber sie sind aus irgendeinem Grund dazu gezwungen. Sogar nett müssen sie sein; dürfen sich nicht über mich beschweren oder mich beleidigen. Es ist ihnen verboten. Anlächeln müssen sie mich; freundlich sein. Das verabscheue ich. Lieber sollen sie mir ehrlich sagen, dass sie mich hassen und mich töten wollen. Diese Heuchelei ist eine ewige Fassade, die jeder durchschauen kann. Menschen mit weißen Kitteln schleichen immer um mich herum, nur auf die beste Gelegenheit wartend. Immer und immer wieder murmeln sie mir unverständliche Sätze. Vielleicht eine andere Sprache. Manchmal verdoppeln sie sich und kreisen mich ein und ziehen sich wie eine Schlinge um mich herum. Kurz bevor sie mich erreichen, kann ich sie aufhalten indem ich schreie. Die Doppelgänger verschwinden und nur wütend glühende Augen bleiben zurück. Ich sitze hier, irgendwo auf einem Fensterbrett und starre auf einen Zettel. Mit schwarzen Buchstaben steht dort ein einziger Satz: Nur, weil du krank und unheilbar bist; psychisch nicht zurechnungsfähig; schwimmend in einer Woge aus Verwirrung, solltest du nicht die Angst darüber verlieren, dass ich SIE rächen werde. Ich zerreiße den Zettel und werfe die Schnipsel hoch in die Luft. Wie Schnee fallen sie herunter. Vor mir steht eine Frau. Sie weint. Leise murmelt sie etwas: "Dich habe ich nicht verdient. Du hast diese Krankheit nicht verdient. Warum darfst ausgerechnet du dein Leben nicht so normal leben wie jeder andere auch. Warum musst ausgerechnet du denken, dass alle dich töten wollen? Womit haben wir das verdient?" Ich starre sie an; verständnislos. Was sie erzählt ist dumm. Sie soll mich ablenken, damit mir jemand von hinten die Kehle durchschneiden kann. Schnell wirbele ich herum, doch niemand ist da. Glück gehabt. Wieder drehe ich mich um. Vor mir liegt ein neuer Zettel. Er ist gelblich von den vielen Tränen, die ihn durchweicht haben. Wenige Worte; die Tinte ist verlaufen, doch die Buchstaben sind noch zu erkennen: << Ich liebe dich trotzdem, meine geliebte Tochter. Gib niemals auf, auch, wenn es so aussieht als hätten dich alle aufgegeben. Ich glaube immer an dich und bin für dich da, egal was du tust. Niemals werde ich die Hoffnung aufgeben, dass du einmal zu mir zurück kommst. Ich liebe dich.>>
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