Die Sonne wärmt meinen Pelz und kleine Kinderhände ziehen an meinem Schwanz. Ist es so schwer, mich einfach schlafen zu lassen? Es gab Zeiten, da habe ich sehr gern mit ihnen gespielt, aber auch ich werde alt. Meine Beine sind gebrechlicher als die eines frisch geschlüpften Vogels und mein Gehör ist so schlecht wie noch nie. Selbst als Junges habe ich mehr gehört. Natürlich habe ich die Kinder und ihre Eltern ins Herz geschlossen. Sie haben mir all die Jahre über ein Zuhause und ihre Liebe geschenkt. Als das erste Kind auf die Welt kam, war ich genauso aufgeregt wie der Vater. Wir haben zusammen das neue Haus erkundet als wir umgezogen sind. Mara hat mich gefüttert, als ich krank war und Tim hat mich zum Tierarzt gebracht, als ich mir mein Bein gebrochen hatte. Ich durfte ein Teil der Familie sein, aber jetzt bin ich sehr alt. Schon zu alt, wenn man mich fragt. Niemals wollte ich sterben, aber ich spüre, dass meine Zeit gekommen ist. Ich bin dankbar für mein Leben, für alles, was ich erleben durfte, für die liebevolle Familie, die mich aufgenommen hat und jetzt bin ich bereit irgendwann zu gehen. Ich möchte einfach nur schlafen, noch ein bisschen Ruhe haben. Manche Katzen gehen weit weg, um zu sterben, aber ich will einfach hier liegen, einschlafen und nicht wieder aufstehen. "Mara. Tim. Kommt her. Kater brauchen auch mal Ruhe!" Ich bin dankbar für die ruhige Stimme, die mir meine ersehnte Einsamkeit verschaffen wird. Für einen kurzen Moment liegt eine Hand auf meinem Kopf und ich schnurre noch einmal zum Abschied. "Auf Wiedersehen mein Freund." Auf Wiedersehen, denke ich kuschele mich in das warme Kissen meines Korbes.