Schimmernd im letzten Licht des Tages, fällt der Regen leise auf die Erde. Jeden einzelnen Tropfen spüre ich auf der Haut und ein Prickeln flammt an der Stelle auf, an der das Wasser sie berührt. Eiskalt und doch wärmend. Ich halte meine Gesicht zum Himmel. Meine Augen schließe ich und dann träume ich mich einfach davon, weit weg in eine Welt in der das Wasser noch frei ist. Ein Ort an dem riesige Wassermassen von Bergen stürzen und mit ihrem Rauschen alle anderen Geräusche übertönen. Ein Land in dem der Dampf des Sees noch aufsteigt und das Licht zu einem leuchtenden Regenbogen bricht. Dort gibt es kein Stress, kein Hass, keine Angst und keinen Schmerz. Ich stelle mir vor, wie sich mein Gesicht in der Wasseroberfläche spiegelt und wie sich das kühle Nass auf meiner Haut anfühlt, wenn ich hinein springe. Das Plätschern der Wellen hallt leise in meinen Ohren und ich glaube den Geruch von weißem, feinem Sand in meiner Nase zu haben. Vor mir sehe ich mich selbst, wie ich über grüne Wiesen laufe und mit meinen Fingern durch die hüfthohen Halme streiche. Das Kribbeln auf meinen Fingerkuppen kann ich schon spüren und es lässt mich lachen. Schwungvoll drehe ich mich im Kreis und beobachte mein buntes Kleid, wie es sich um meine Beine schmiegt. Alles ist so schön, so perfekt. Nichts kann mir etwas anhaben und diese Welt zerstören, wenn es sie doch nur gebe. Traurig öffne ich meine Augen wieder. Wassertropfen perlen von meinen Wimpern und um mich herum ist wieder der graue Himmel und der trübe Nebel, den der Regen verursacht. Als helle Lichtpunkte flackern die Scheinwerfer der Autos und die Geräusche der lauten, genervten Hupen dringen langsam wieder in mein Bewusstsein. Ich versperre ihnen den Weg. Sie wollen nach Haus, zurück in ihr stressiges, trauriges Leben und das Mädchen auf der Straße hält sie auf. Ich ringe mir ein Lächeln ab und winke ihnen zu. Sie verdrehen nur die Augen, aber ich weiß, dass sie irgendwann über diesen Moment lachen werden. Dann wenn sie ihre eigene Welt haben in der sie träumen können.