Gefangenschaft
Zu diesem Text empfehle ich das Lied Shatter me im Hintergrund laufen zu lassen (Lindsey Stirling). Wer das Musikvideo kennt noch besser.
Es fühlt sich an wie ein Käfig. Stahl, der einen an Ort und Stelle hält und sich nicht verbiegen lässt. Man kann die Welt um sich herum durch die Gitterstäbe sehen, sieht, wie toll alles ist, aber man kann nicht dabei sein. Es ist eine Qual; Folter. Man sieht die Menschen lachen, weinen, leben. Sich selbst sieht man nicht, weiß nicht, wie man gerade reagiert hat, aber man weiß, dass man anders reagieren wollte. Die Gefühle verraten es einem. Sie fliegen vorbei und flüstern, dass man etwas falsch gemacht hat. Was, das weiß man nicht genau. Man versucht verzweifelt, wütend, erbittert zu entfliehen. Man stämmt sich mit aller Kraft gegen die Gitterstäbe und sie bewegen sich dennoch nicht. Man schreit und weint und hofft, dass einen jemand hört und einen befreit, doch es kommt niemand. Man versucht Tag um Tag einen Schlüssel zu finden oder zu bauen, um heraus zu kommen. Ohne Erfolg. Immer spürt man die unsichtbaren Fäden, die an einem ziehen und einem befehlen, was man machen soll. Sie bewegen deine Arme um jemanden zu begrüßen, deine Beine um an einen Ort zu gehen, deinen Kopf um zu nicken, deinen Mund um zu sprechen. Dein Körper gehorcht ohne Widerrede. Dein Verstand nicht. Noch nicht. Du hast die Wahl. Entweder du kämpfst weiter, obwohl du eigentlich weißt, dass du dich nicht befreien kannst und dass jede Situation vorbestimmt ist, egal wie sehr du dich dagegen zu wehren versuchst. Du kannst aber auch aufgeben und die Fäden ganz allmählich vergessen und deinen Verstand betäuben, damit du in Ruhe leben kannst mit dem Glauben daran, dass du alles selbst entscheiden kannst, weil du den Zwang vergessen hast. Den Zwang, der dir auferlegt wurde und dem du dich immer wirst beugen müssen. Zuviele entscheiden sich für das Aufgeben. Es ist leichter, schöner, angenehmer. Man muss nicht kämpfen, muss sich nicht quälen oder verzweifeln. Aber es ist nicht richtig. Es ist zu leicht. Das sind nicht mehr wir, das ist nicht menschlich. Irgendwann muss es einem doch gelingen zu entfliehen. Aber was passiert dann? Man selbst kann machen, was man für richtig hält, aber egal wie man sich verhält, andere halten einen für verrückt. Man wird als psychisch labil oder durchgeknallt eingestuft. Es gibt keine Rechtfertigung, die ihnen erklären könnte, dass man es nicht ist, dass man normal ist und sie nicht. Sie sind und bleiben Marionetten. Es wird ihnen weis gemacht, dass die, die frei sind, verrückt sind. Dass diese Menschen krank sind. Die Fäden lassen sie so dastehen. Führen die Gedanken der anderen. Sie müssten einem leid tun. Es ist besser verrückt zu sein als eingesperrt. Lieber sollte man sich darüber freuen, wenn der Käfig zerbricht und zersplittert. Sollen die anderen einen doch für verrückt halten, aber man ist frei. Nicht wie sie. Sie bleiben für immer gefangen. Gefangen in ihrem eigenen Körper.
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