Wolfswandler and broken girl

Inspiration:
Tatsächlich hab ich keine Ahnung mehr, was die Inspiration hierfür war...das war meine erste Kurzgeschichte, also Well....no idea😅

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"Was stimmt nicht mit dir?!"

Wütend geht der Krieger vor mir auf und ab. Seine Fäuste sind so geballt, dass die Knöchel weiß hervortreten. Bestimmt beherrscht er sich nur mit Mühe und Not, mich nicht zu schlagen. Oder zu schütteln. Zugegeben, ich würde es verdienen. Meine Aktion war leichtsinnig, ja, vielleicht sogar dumm. Aber jedes Mal, wenn ich mich in einer lebensgefährlichen Lage befinde, und mein Herz heftig in meiner Brust trommelt, Energie durch meine Adern fließt, da...da fühle ich mich einfach lebendig.
Blitze der Aufregung und des Glücks scheinen dann durch mich zu schießen. Etwas, das ich sonst nicht fühle. Seit ihrem Tod nicht mehr. Ich brauche das hier einfach. Dass ich dabei beinahe sterbe...tja, zugegeben, das ist ein unangenehmer Nebeneffekt.

Er wirbelt zu mir herum. Seine braunen Augen von der Farbe des Waldbodens wie der um uns herum blitzen mich wütend an.

"Ich frage mich wirklich, warum ich mir noch die Mühe mache und dich rette", knurrt er.

Vermutlich will er mir Angst machen. Seine Erscheinung allein ist schon einschüchternd. Sein Körperbau ist zwar schlank, aber man kann die Muskeln unter seinem eng anliegenden T-Shirt erkennen, sowie unter der Jeans. Seine Armmuskeln kommen besonders gut zur Geltung, schließlich hat er sie gerade ziemlich angespannt. Und dann seine scharfe Kieferlinie, die gerade Nase und die hohen Wangenknochen, sowie die tiefen Augenbrauen...selbst sein dunkles Haar scheint zu seiner gefährlichen Aura mit beizutragen. Und zu seiner attraktiven Ausstrahlung.

Ich hole tief Luft, während ich immer noch die Hand auf die Wunde an meinen Bauch presse, wo der Bär mich getroffen hat. Es sind nur paar oberflächliche Kratzer und dennoch nicht gerade angenehm.

"Du brauchst mich nicht zu retten", presse ich schließlich heraus, während ich ihm trotzig in die Augen blicke.
"Ich komm allein zurecht."

Er zieht die Augenbrauen hoch und verschränkt die Arme vor der Brust. Er braucht die Worte nicht auszusprechen, ich kann sie nur zu deutlich an seinem Blick ablesen:
Das hat man ja gesehen, wie gut du allein zurecht gekommen bist.

Ich wollte es mir selbst nicht eingestehen, aber er hatte Recht. Dieser Bär hätte mich tödlich verwundet, wäre er nicht gekommen. Aber das braucht er nicht zu wissen. Das bisschen Stolz, das mir noch geblieben ist, rebelliert dagegen, ihm das noch unter die Nase zu reiben.
Ich antworte nicht auf seine stumme Provokation, sondern nehme meine Hand von meinem Bauch und ziehe mit angehaltenem Atem das blutbesudelte Shirt weg. Darunter sehe ich ebenfalls mit meinem Blut bedeckte Haut, aber es quillt nichts mehr aus den Wunden. Gut.
Der Krieger vor mir seufzt.

"Lass mich das heilen."

Ich versteife mich. Nicht, dass das Heilen unangenehm wäre. Im Gegenteil. Es ist sogar ziemlich angenehm. Und genau das ist das Problem. Denn so sollte es nicht sein. Ich sollte nicht von ihm angezogen werden, von seinem Geruch nach Humus und dem herben Duft von Blättern und Pflanzen. Ich sollte mir nicht wünschen, dass er näher kommt. Tatsächlich sollte ich gar nicht erst in seiner Nähe sein. Und vor allem sollte er mich nicht heilen.
Wir brechen hier Dutzende Regeln. Ich weiß, warum ich es tue. Aber er? Bisher habe ich es nie gewagt, ihn das zu fragen, feige, wie ich bin.

Er verwandelt sich, ohne meine Antwort abzuwarten. Und plötzlich steht ein dunkelbrauner Wolf vor mir. Denn das ist es, was der Krieger ist: ein Wolfswandler. Und damit so etwas wie ein Feind.

Er nähert sich mir auf seinen leisen Pfoten, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich spanne mich nur noch mehr an und Blut tritt wieder aus meinen Wunden. Dann senkt er schon die Schnauze und leckt quer über meinen Bauch. Denn es ist der Speichel von Wolfswandlern, der heilend wirkt.
Schon spüre ich das Prickeln, das mit einer Heilung einhergeht und kaum habe ich die Luft angehalten bei der ersten nassen Berührung seiner Zunge, spüre ich auch schon, wie es passiert. Die Ränder der Wunden wandern aufeinander zu und schließen sich. Dennoch leckt der Wolf über meine Wunden, um mich vom Blut zu säubern.

Dann hört er auf und verwandelt sich wieder in den distanzierten Krieger zurück. Ich versuche mein Bestes, ein Zittern zu unterdrücken, als er wieder Abstand zwischen uns bringt. Prompt vermisse ich seine Wärme und seinen betörenden Duft. Ich ignoriere es. Stattdessen nicke ich nur, während ich auf meine nun heile Haut starre und murmle ein Dankeschön.
Einen Moment ist Stille. Dann höre ich ein schweres Seufzen.

"Du solltest nicht mehr herkommen, Welpe. Es ist nicht sicher."

Bei dem Wort "Welpe" beiße ich die Zähne zusammen. Ich weiß, was er damit sagen will. Dass ich leichtsinnig bin, naiv, so wie ein kleines Kind. Vermutlich hat er sogar Recht damit. Nein, ich weiß, dass er Recht hat. Aber das ändert nichts.

"Ich versuche mein Bestes", murmle ich, so wie jedes Mal. Und jedes Mal komme ich wieder. Ich kann nicht anders. Dabei ist es verboten, das Dorf zu verlassen und so tief in den Wald einzudringen, wie ich es tue. Und früher hatte ich mich an dieses Verbot gehalten. Doch dann war sie gestorben. Und nichts machte mehr einen Sinn.

"Weißt du…", meinte er leise, "manchmal habe ich wirklich das Gefühl, du legst es darauf an, zu sterben."

Ich zucke zusammen, denn er kommt der Wahrheit ziemlich nahe. Nicht, dass ich aktiv versuche, mich umzubringen. Aber ich wäre auch nicht traurig, wenn es endlich passieren würde.

Schließlich stehe ich auf und blicke den Krieger vor mir endlich an.
"Denkst du nicht, dann würde ich eine angenehmere Art und Weise suchen zu sterben?", frage ich.

Er legt den Kopf schräg, während er mich nachdenklich betrachtet.
"Ich weiß nicht….würdest du?"

Ich funkle ihn böse an.
"Halt einfach die Klappe", zische ich und drehe mich um.
Für heute ist mein Ausflug beendet.

Nichts warnt mich auf das Folgende, nichts außer das leise Knurren hinter mir. Aber bevor ich reagieren kann, ist er auch schon bei mir und drückt mich gegen einen Baum.
Überrascht schnappe ich nach Luft, als sich die Rinde in meinen Rücken bohrt. Seine dunklen Augen blitzen mich wütend an und so nah bei mir kann ich die kleinen goldenen Sprenkel in ihnen erkennen. Ich schlucke schwer, als er sich noch näher zu mir beugt, sodass uns nur noch Zentimeter trennen. Sein Duft überschwemmt mich, hüllt mich völlig ein und weckt ein Verlangen in mir, das ich panisch zu unterdrücken versuche.
Der Baumstamm ist so dick, dass seine zwei Hände perfekt neben meinem Kopf an die Rinde passen. Mit gefährlich leiser Stimme sagt er:
"Ich mein es ernst. Was du machst, ist nicht gesund. Du solltest damit aufhören. Vor allem, da…"

Er stockt. Ich verenge die Augen.

"Was?", frage ich.

Sein Kiefer arbeitet, während er mich wortlos anblickt und offensichtlich überlegt, ob er die Worte aussprechen soll, die ihm fast entschlüpft waren. Nach einem Moment entscheidet er sich.

"Glaub mir einfach, wenn ich sage, dass du in nächster Zeit den Wald meiden solltest."

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