Wie wird es enden?

Furchtbar nervös stand ich vor dem Spiegel im Badezimmer und überlegte fieberhaft, was ich anziehen und wie ich mich schminken sollte. Paul hatte tatsächlich meinem Vorschlag zugestimmt, mit mir die Mittagspause gemeinsam zu verbringen. Heute war der Tag, an dem ich endlich Antworten auf all meine Fragen bekommen würde. Wieso er nicht mehr mit mir schrieb und nur noch meine Nachrichten laß, aber nicht antwortete? Wie er sich seine Zukunft vorstellte? Und vieles mehr.

Ich entschied mich schließlich für eine mittelblaue Hose und einem langärmligen schwarzen Oberteil, das so aussah, als hätte es noch eine dünne Jacke mit einem Muster aus weißer und roter Farbe. Ich beschloss mich ganz dezent zu schminken und nur Concealer und Wimperntusche aufzutragen.

Dann musste ich auch schon los zur Schule. In den ersten zwei Stunden hatte ich Mathe und langweilte mich zu Tode. Eigentlich sollte ich aufpassen, weil wir in zwei Tagen Klausur schrieben. Aber das war mir zu diesen Zeitpunkt egal.

Die nächsten zwei Stunden vergingen noch langsamer, denn ich hatte Latein. Doch auch diese Stunden gingen zu Ende. Noch zwei Stunden Sport, dann würde ich ihn endlich treffen.

Erstaunlicherweise verging Sport ohne irgendwelche Komplikationen und ich kam pünktlich in die Umkleide zum Umziehen. Nach zwei Minuten war ich fertig und stürmte die Treppen zum Lehrerzimmer hinauf, wo wir uns treffen wollten.

Schwer atmend blieb ich stehen. Mein Schulzeug hatte ich beim vorbei laufen vor meinem nächsten Klassenzimmer angestellt. Nun hatte ich nur noch meine Jacke und mein Pausenbrot in der Hand und etwas Geld in der Jackentasche.

Unruhig trat ich von dem einen Bein aufs andere. Ich hätte mich gar nicht so beeilen müssen, es war erst fünf nach eins und um zehn nach eins würden wir uns hier treffen.

Also nutzte ich die Zeit, um nochmal schnell aufs Klo zu gehen. Oh Gott, war ich nervös. Kein Wunder. Heute würde sich alles herausstellen. Ob er mich leiden konnte oder vielleicht sogar mehr für mich empfand. Ein angenehmes Gribbeln machte sich in meiner Bauchgegend breit und ein seliges Lächeln umspielte meine Lippen.

"Hey"

Hörte ich plötzlich eine tiefe, sanfte Stimme hinter mir.

Schnell drehte ich mich zu ihm um und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, welches er sogleich erwiderte.

"Lass uns doch etwas nach draußen gehen", schlug ich vor.

Er nickte zustimmend und so verließen wir das Schulgebäude und steuerten eine weniger belebte Gegend der Stadt an.

Wie passend, so konnten wir uns prima unterhalten, ohne, dass uns jemand stören würde.

"Magst du vielleicht etwas von dir erzählen, damit wir uns besser kennenlernen", schlug ich schüchtern vor.

"Klar! Also, dass ich Paul heiße, weißt du ja schon"

Ich nickte zustimmend und sah ihn abwartend an.

"Ich bin sehr an Medizin interessiert und übernehme auch gerne freiwillige Aufgaben, um Menschen zu helfen. Die Zeit, die übrig bleibt, die reicht gerade so für die Schule"

Er lächelte verlegen.

"Und was machst du so in deiner Freizeit?"

"Ich lebe ganz und gar für die Kunst, manchmal leidet sogar die Schule darunter"

Diese Aussage brachte ihn zum schmunzeln und ich lächelte zufrieden in mich hinein.

Plötzlich spürte ich ein Schwindelgefühl aufkommen und blieb kurz stehen und schloss meine Augen.

"Ist alles okay?", nahm ich die tiefe Stimme etwas entfernt von mir wahr.

Schnell öffnete ich meine Augen und nickte kurz. Dann ging ich schnell weiter, um ihn einzuholen.

"Was möchtest du denn mal werden?", erkundigte er sich freundlich.

"Also ich..."

Oh Gott, wieso musste mir genau jetzt schwindelig werden?

"...ich hab..."

Meine Stimme begann verdächtig zu zittern. Was war mit mir los? Lag es vielleicht daran, dass ich heute morgen meine Tage bekommen hatte?

Ich hörte, dass er näher zu mir her kam.

"Irgendwas stimmt doch mit dir nicht!"

"Mir ist so...schwindelig", stöhnte ich mit zitternder Stimme.

Sofort legte er seine Arme um mich und sorgte somit dafür, dass ich nicht umfallen konnte.

"Alles ist gut, ich halte dich, dir kann nichts passieren", sagte er leise in mein Ohr.

Ich gab nur ein kleines Wimmern von mir, denn es verschwam alles immer mehr um mich herum.

Aus weiter Ferne nahm ich seine Stimme wahr, doch sie schaffte es nicht bis mir durch zu dringen.

Wenig Minuten später...

Ich hörte ein leisen Schnaufen direkt neben meinem Ohr. Und plötzlich fiel mir alles wieder ein. Ich hatte tatsächlich das Bewusstsein verloren und das ausgerechnet bei dem Date mit meinem Schwarm. Oh Gott war das peinlich. Sowas passierte natürlich auch nur mir. Das war typisch ich.

Langsam und mit angehaltenem Atmen öffnete ich die Augen und realisierte, dass Paul mich fest umschlungen hatte und sein Gesicht direkt neben meinem lag, was auch erklärte, woher das Schnaufen vorhin kam.

"Paul?"

Erschrocken richtete er sich auf, sah mich kurz verlegen an, fasste sich jedoch gleich wieder und grinste.

"Ist dir immer noch schwindelig?", erkundigte er sich dann aber besorgt.

Ich schüttelte den Kopf und sah ihn nachdenklich an.

"Hast du eine Ahnung warum dir schwindelig wurde?", fragte er vorsichtig und zog fragend eine Augenbraue hoch.

Ich zögerte. Sollte ich ihm die Wahrheit erzählen?

Anscheinend merkte er mein Zögern und umarmte mich fester.

"Du kannst es mir doch sagen. Auch wenn es dir unangenehm ist!", meinte er leise.

"Wegen meinen Tagen", erwiderte ich dann und senkte bedrückt meinen Blick.

Augenblicklich löste er sich von mir. Hatte ich etwas falsches gesagt?

"Deswegen bist du umgekippt", wollte er neugierig wissen.

Ich nickte und war nicht in der Lage ihm in die Augen zu sehen.

"Das ist doch nicht schlimm! Das kann jedem Mädchen passieren", sagte er sanft und hob vorsichtig mein Kinn, sodass ich ihm in die Augen sehen musste.

"Ja schon", begann ich zögerlich. "Aber wieso musste es gerade jetzt und hier passieren und vor dir?"

"Mach dir deswegen keine Sorge, dass es dir passiert ist, als ich dabei war"

"Das mach ich mir aber"

"Brauchst du nicht!", wisperte er leise.

Dann berührte er mit seinen Lippen sanft die meinen.

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