blutrot 1/3

Max

Er wirft einen gehetzten Blick auf die Uhr seines Wagens. Verdammt. Um halb sieben wollte er sie abholen. Sein Date. Wie schön das klingt, er muss automatisch lächeln. Hoffentlich freut sich Mara über die roten Rosen. Sie sind dunkelrot, fast wie Blut von der Farbe her. Der pralle Strauß liegt direkt neben ihm auf dem Beifahrersitz, er hat ihn in seiner Mittagspause bei dem kleinen Blumenladen gekauft, der direkt neben dem Büro liegt. Anschließend hat er die Blumen sogar noch in Wasser gestellt, damit sie auch ein paar Stunden später noch schön sind.

Hoffentlich ist sie nicht allzu sauer, weil er zu spät ist. Sein Lächeln, das ihm bei dem Gedanken an Mara gekommen ist, erlischt und er tritt aufs Gaspedal. Warum musste ihm seine Chefin auch ausgerechnet heute noch einen extra Stapel Akten auf den Schreibtisch legen? Heute Abend brauche ich die fertig zurück. Na danke. Zudem ist die Autobahn dermaßen verstopft, wie es nur sein kann, wenn er es eilig hat. Als hätte sich die gesamte Welt gegen ihn verschworen. Hupend überholt er einen Lkw, der viel zu langsam fährt.

Dann schweifen seine Gedanken zu seinem Date zurück. Ganz romantisch wollte er Mara zum essen ausführen. Italienisch, damit konnte man nichts falsch machen, hatte er gehofft. Doch jetzt muss er schon hoffen, dass Mara überhaupt noch auf ihn wartet. Immerhin weiß sie nicht, dass bei ihm im Büro die Hölle los war, für sie ist er einfach nicht zum Date erschienen... Anrufen! Warum ist er nicht schon früher auf diese Idee gekommen? Er muss Mara anrufen und ihr Bescheid geben, dass er noch kommt. Und vor allem, warum er so viel später dran ist.

Den Blick weiter auf die Straße gerichtet, tastet er mit einer Hand nach seinem Handy. Das müsste irgendwo auf dem Beifahrersitz unter den Rosen- "Aua, verdammt!" Warum müssen Rosen Dornen haben? Fluchend ertastet er endlich einen glatten Gegenstand, sein Smartphone. Warum kann seine Schrottkarre auch nicht mal eine Freisprechanlage haben? Stimmt ja, weil er sein hart verdientes Geld lieber in eine ordentliche Wohnung gesteckt hat, als sich einen schicken Wagen zu kaufen. Das war auch die richtige Entscheidung, dennoch, er ist zunehmend genervt von der Klapperkiste, die er seinen fahrbaren Untersatz nennt. Lieber hätte er Mara in einem schicken, schnellen Auto abgeholt als in seinem alten Fiat.

Apropos Mara. Sein Handy zu entsperren schafft er blind, doch um ihren Kontakt zu suchen, muss er immer wieder zwischen Straße und Smartphone hin und her schauen. Normalerweise versucht er ja auch, nicht während der Fahrt zu telefonieren, aber das hier ist ein Notfall. Wenn Mara sauer auf ihn ist oder schlimmer, ihn gar nicht mehr sehen will...

Endlich, da hat er ihre Nummer. Ein Blick auf die Straße, einen auf den grünen Hörer, den er drückt. Ein knallgelber Sportwagen überholt ihn, es tutet. Dann, endlich, Maras Stimme.

"Max?" Glücklich. So fühlt er sich. Wenn sie noch rangeht, hat sie ihn nicht direkt wegen dem verpatzten Date abgeschrieben.
"Endlich! Wo zur Hölle bleibst-"
Ein Motorrad.
Er kann nicht mehr bremsen, reißt nur in letzter Sekunde das Lenkrad herum.
Die roten Rosen rutschen vom Sitz, die Leitplanke ist da.
Aufprall.
Blutrot.
Ein schriller Piepton in den Ohren.
Schwärze.

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